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Beständeübersicht

Bestand

10279 Grundherrschaft Hermsdorf bei Radeberg

Datierung1583 - 1937
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)10,80
Bestandsgeschichte und Verzeichnung
Der heutige Bestand Grundherrschaft Hermsdorf bei Radeberg gelangte in zwei Teilen ins Hauptstaatsarchiv Dresden. Ein Teil befand sich im Jahr 1945 noch im Schloss Hermsdorf, wurde durch die Gemeindeverwaltung geborgen und gelagerte 1947 ins Hauptstaatsarchiv. Aus diesen Akten wurde der Bestand Gutsarchiv Hermsdorf bei Radeberg gebildet. Als nicht archivwürdig eingestufte Akten wurden der Gemeinde Hermsdorf zu musealen Zwecken überlassen.[01] Der zweite Teil existierte nur in Form einer Findkartei. Die dazugehörigen Akten befanden sich in der so genannten Lagerungsgemeinschaft "Lokale Verwaltungs- und Justizbehörden bis 1856", die vor allem Ämterakten, aber auch Überlieferung der Grundherrschaften, Stadtgerichte, Landgerichte bis 1856, Königlichen Gerichte und verschiedene andere Bestandssplitter enthielt.
Diese Lagerungsgemeinschaft entstand durch die Aktenabgaben der Amtsgerichte an das Hauptstaatsarchiv seit etwa 1900, in denen sich auch die Akten ihrer Vorgängerinstitutionen befanden, also vor allem die der Ämter und Grundherrschaften. Diese Ablieferungen wurden nach dem jeweils abgebenden Amtsgericht gelagert und verzeichnet. Die Herauslösung und provenienzgerechte Lagerung der Akten der eigentlichen Amtsgerichte ist seit 1986 abgeschlossen. Die Akten der Ämter, Grundherrschaften, Stadtgerichte, Königlichen Gerichte usw. verblieben hingegen in der Lagerungsgemeinschaft. Die Trennung der unterschiedlichen Provenienzen erfolgte nur in den Findkarteien.
Ziel war es, nun auch diesen Komplex aufzulösen und die Akten nach ihrer Provenienz zu lagern. Dazu wurden die Akten des Bestandes Grundherrschaft Hermsdorf bei Radeberg zunächst nach der vorhandenen Findkartei aus der Lagerungsgemeinschaft herausgelöst und mit dem bereits bestehenden Bestand Gutsarchiv Hermsdorf bei Radeberg vereinigt. Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich allerdings nicht um eine Neuerschließung, sondern um eine Erschließungsverbesserung durch Konversion der vorhandenen Findkartei einschließlich Revision und ggf. Ergänzung/Korrektur der Aktentitel.
Die Gerichtsbücher der Grundherrschaften befinden sich zusammen mit den Gerichtsbüchern anderer Provenienzen in einer weiteren Lagerungsgemeinschaft, deren Entstehung ebenfalls auf die Ablieferungen der Amtsgerichte zurückzuführen ist. Die gesonderte Lagerung kam durch das von den Akten abweichende Format der Gerichtsbücher zustande. Diese Lagerung soll erhalten bleiben, da die Benutzung jahrzehntelang nach den bestehenden Signaturen erfolgte und die vorhandenen Mikrofilme der Gerichtsbücher auch nach diesen Signaturen zu bestellen sind. Außerdem sprechen die genannten lagerungstechnischen Gründe weiterhin für die Erhaltung des jetzigen Zustandes. Verzeichnet sind die Gerichtsbücher im Bestand 12613 Gerichtsbücher. Dieser enthält auch diejenigen der Proveniez Grundherrschaft Hermsdorf bei Radeberg. Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind sie aus Bestandserhaltungsgründen nur über Mikrofilme benutzbar


Literatur
Blaschke, Karlheinz: Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 82, 1965. [Ka 88][02]

Blaschke, Karlheinz (Hrsg.): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Neuausgabe), bearbeitet von Susanne Baudisch und Karlheinz Blaschke. Bd. 1, Leipzig 2006, S. 319. [R 201b]

Brozowsky, Wolfgang: Die Entwicklung der ostdeutschen Gutsherrschaft und die besonderen Formen des ländlichen Klassenkampfes im 17. u. 18. Jahrhundert dargestellt am Beispiel der Gutsherrschaft Frauenhain, Frauenhain/Riesa, 1957. [AA 508 a]

Eichler, Ernst (Hrsg.); Hellfritzsch, Volkmar (Hrsg.); Walther, Hans (Hrsg.); Weber, Erika (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Berlin, 2001, Bd. 1, S. 414. [R 215]

Flügel, Axel: Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680 - 1844). Göttingen, 2000. [X 1956 c]

Groß, Reiner: Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Untersuchung zum Problem des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus in der Landwirtschaft. Weimar, 1968 (Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden, Bd. 8). [U 365 dI]

Groß, Reiner; Wilde, Manfred (Mitarbeit); Blaschke, Karlheinz (ein Beitrag): Herrschaftliche Güter bis zur bürgerlichen Agrarreform. Dresden, 2004 (Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Beiheft zur Karte B II 1). [R 959]

Hofmann, H. L.: Die Rittergüter des Königreichs Sachsen. Ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischen und statistischen Nachrichten über sämtliche Rittergüter. Dresden, 1901. [X 1955]

Samuel, J. (Hrsg.); Haenel, Oswald (Hrsg.); Adam, C. Bruno (Hrsg.); Gurlitt, Cornelius (Hrsg.): Sächsische Herrensitze und Schlösser. Dargestellt in Ansichten, Grundrissen, Situationsplänen und einem erläuternden Text. Dresden, 1885. [Vk 631]

Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Zwickau 1817, Bd. 4, S. 6-8. [R 200]

Schwineköper, Berent; Staatliche Archivverwaltung im Staatssekretariat für Innere Angelegenheiten (Hrsg.): Das "Gutsarchiv" als Archivtypus. In: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Otto Meisner. Berlin, 1956 (Schriftenreihe der staatlichen Archivverwaltung, Nr. 7). [La 183]

Wilde, Manfred; Andrian-Werburg, Klaus, Freiherr v. (Hrsg. im Auftrag der Stiftung Deutsches Adelsarchiv): Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen. Ihre verfassungsrechtliche Stellung, ihre Siedlungsgeschichte und ihre Inhaber. Limburg, 1997 (Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Bd. 12). [X 1956]


[01] 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 4709, Bl. 180ff.
[02] Bei den in eckigen Klammern stehenden Angaben handelt es sich um die Bibliothekssignaturen im Hauptstaatsarchiv Dresden.

Gerichtsprotokolle.- Steuerwesen und Abgabenwesen.- Grundsachen und Hypothekensachen.- Kirchensachen und Schulsachen.- Ablösungen und Dismembrationen.- Nachlasssachen und Erbsachen.- Wasserbauangelegenheiten.
Für Hermsdorf, nordwestlich von Radeberg gelegen, wurde erstmals 1449 ein Vorwerk und 1552 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Zur Grundherrschaft gehörten Friedersdorf, Gomlitz, Lausa, Wahnsdorf und Weixdorf.

Nachweislich zählte Hermsdorf 1378 zum castrum Dresden und 1696 zum Bezirk des Amtes Dresden. Seit 1856 unterstand es dem Gerichtsamt Radeberg und ab 1875 der Amtshauptmannschaft Dresden.

Im Jahr 1500 verkaufte die Familie von Carlowitz das Rittergut an die Familie von Zschieren. Das zugehörige Schloss brannte 1561 zu einem großen Teil ab. Im Jahr 1603 kaufte es Kurfürst Christian II. Mit kurzen Unterbrechungen blieb es beim kurfürstlichen Haus bis 1657. Entscheidend umgebaut wurde das Schloss unter Kurfürst Johann Georg II. 1630. Im Jahr 1657 überließ er es seinem Hofmarschall Georg Freiherr von Rechenberg. Im Jahr 1699 erwarb Adam Heinrich von Flemming das Schloss. Im Jahr 1729 brannte es bis auf das Erdgeschoß ab. Am Wiederaufbau war u. a. George Bär beteiligt. Neben dem Schloss ließ Flemming einen großen Lustgarten und eine Fasanerie anlegen. Nach Flemmings Konkurs kaufte 1756 die Gräfin Charlotte Sophie von Hoym das Anwesen. Ihr Schwiegersohn Peter August von Schönberg ließ einen Park nach englischem Vorbild anlegen. Er war der erste seiner Art in Sachsen. Im Jahr 1808 erbte Burggraf Heinrich Ludwig von Dohna das Schloss, der dann an Ernst Gottlob von Heynitz verkaufte. Im 19. Jahrhundert wechselten oft die Besitzverhältnisse. Um 1860 besaß die Familie von Wallwitz Rittergut und Schloss Hermsdorf.

Weitere Angaben siehe 6. Herrschaften.
  • 2011 | elektronisches Findmittel
  • 2015 | Findbuch
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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