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Beständeübersicht

Bestand

20380 Rittergut Eythra mit Mausitz

Datierung1527 - 1930
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)14,80

Geschichte des Ritterguts Eythra[01]
Das Dorf Eythra lag westlich von Zwenkau (1445: Pflege Groitzsch; bis 1816: Amt Lützen; bis 1856: Amt Leipzig; ab 1856: Gerichtsamt Zwenkau; 1875: Amtshauptmannschaft Leipzig; 1952: Landkreis Leipzig; 1994: Landkreis Leipziger Land; 1999 Anteil: Kreisfreie Stadt Leipzig / Landkreis Leipziger Land; 2008: Kreisfreie Stadt Leipzig). 1983 wurde die Gemeinde Eythra wegen eines Braunkohlentagebaus aufgelöst. Die Landflächen gehören seit 1994 zu Kulkwitz, seit 1999 anteilig zu Zwenkau und zu Leipzig.

Die Besitzgeschichte des Ritterguts Eythra weist noch erhebliche Unklarheiten auf. Bekannt ist, dass das Rittergut seit 1405 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts in den Händen der Familie Pflug war. Allerdings existierte in Eythra zu dieser Zeit wohl noch ein vom Rittergut unabhängiges Vorwerk, dessen lehnrechtliche Zuordnung noch nicht geklärt ist. Mit diesem Gut belehnte Bischof Michael zu Merseburg 1551 Georg von Scheplitz zu Eythra und seine Nachkommen. Bevor dieses Gut wohl im 17. Jahrhundert an das Rittergut fiel, war es noch im Besitz der Familien von Draschwitz und von Bölicke.

Das Rittergut Eythra selbst gehörte, wie beschrieben, viele Jahrzehnte der Familie Pflug. Berühmte Persönlichkeiten wie der spätere Bischof von Naumburg, Julius Pflug, gehörten zu den Besitzern von Eythra. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Rittergut so überschuldet, dass es versteigert werden musste. Es gelangte zunächst in den Besitz der Familie von Werthern bevor es über eine Erbschaft an Rahel Freifrau von Rechenberg, geb. Werthern, und somit an die Familie von Rechenberg kam. Im 18. Jahrhundert gehörte Eythra erneut den von Werthern. Über die verschwägerte Familie Senft von Pilsach kam das Gut 1819 an David Anger und dessen Familie. Letzter Besitzer des Rittergutes war ab 1931 Alfred Binsack, bevor das Gut 1945 mit der Bodenreform enteignet wurde.

Immer wieder eng verbunden mit Eythra war das Rittergut Mausitz, oft gehörten beide Güter einer Person bzw. Familie. Nach den Pflugs ging Mausitz um 1650 kurzzeitig an Anna Margaretha von Carlowitz, bevor sie es an Dietrich Graf von Werthern, den Besitzer von Eythra, verkaufte. Im 19. Jahrhundert gehörte Mausitz der Familie von Anger (wie Eythra), in deren Besitz es wohl bis 1945 blieb.

Das Rittergut Eythra besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Eythra und Bösdorf sowie über Teile von Imnitz, Rüssen und Zwenkau. 1660 wurde sein Wert mit fast 73.600 Gulden veranschlagt. Mausitz verfügte die Gerichtsbarkeit über Brösen, Cöllnitz, Droßkau, Großdalzig, Kleinstolpen, Kleinwischstauden, Langenhain, Löbschütz, Mausitz, Obertitz, Pödelwitz, Schnaudertrebnitz und Tellschütz. Sein Wert betrug im selben Jahr rund 55.000 Gulden.

Teile der Dörfer Großdalzig, Eythra und Bösdorf waren von Gebietsabtretungen an Preußen nach dem Wiener Kongress betroffen.

Aufgrund der Weiterführung des Tagebaues Zwenkau wurde 1970 die Abbaggerung der Orte Bösdorf und Eythra endgültig beschlossen. Zwischen 1982 und 1986 wurde Eythra ausgesiedelt und von 1990 bis 1999 systematisch abgebaggert.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Am 18. April 1855 trat Alexander Anger die Gerichtsbarkeit der Rittergüter Eythra und Mausitz an den Staat ab. Die Gerichtsbarkeit des Rittergutes Eythra über Eythra und Bösdorf sowie über Teile von Imnitz, Rüssen und Zwenkau wurden dem Königlichen Gericht Zwenkau übergeben. Die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Mausitz über Brösen, Cöllnitz, Droßkau, Kleinstolpen, Kleinwischstauden, Langenhain, Obertitz, Pödelwitz und Schnaudertrebnitz ging an das Justizamt Pegau, über Großdalzig, Löbschütz, Mausitz und Tellschütz ebenfalls an das Königlichen Gericht Zwenkau.

Der Bestand ist zwischen 1954 und 1969 vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet worden. Außerdem kamen 1954 weitere 64 Akteneinheiten vom Rat des Kreises Leipzig. Einige Akten stammen aus Privathand.

Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei (mit Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 - 546). 1999 wurden sechs Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen "Königliches Gericht Zwenkau", "Gerichtsamt Pegau" und "Gerichtsamt Zwenkau" zugeführt, es entstanden Fehlsignaturen.

Die Findkartei genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend, der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar. Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde sowie 10 Akten erstmals erschlossen wurden. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten einige der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.

Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Eythra, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Zwenkau" befinden.

Im Rahmen einer Rückübereignung im Jahr 2000 sind 13 Archivalieneinheiten, darunter fünf Urkunden, an die Berechtigten übergeben worden. Diese Unterlagen wurden verfilmt und stehen unter der Filmnummer 10988 dem Benutzer zur Verfügung. Im Jahr 2012 erfolgte die Rückführung dieser Unterlagen ins Staatsarchiv auf der Basis eines Archivvertrags. Der Bestand konnte darüber hinaus 2018 durch 15 Akten aus Privathand ergänzt werden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 682 Verzeichnungseinheiten, einschließlich der 123 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1527 bis 1930. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten zu Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.

Unter dem Gliederungspunkt "Gewerbeangelegenheiten" findet man zahlreiche Akten, die den Versuch von Handwerkern, sich im ländlichen Raum anzusiedeln, widerspiegeln.

Von Interesse für die Forschung dürften auch die Auswirkungen der Gebietsabtrennungen nach 1815 auf das Rittergut sein.

Zahlreiche Unterlagen berichten über Kirchen- und Schulangelegenheiten.

Das Familienarchiv enthält vor allem Material der Familien von Werthern und Anger.

Hinweise zur Benutzung


Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.

Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20380 Rittergut Eythra Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20009

Amt Leipzig

20016

Amt Pegau

20078

Königliches Gericht Zwenkau

20103

Gerichtsamt Pegau

20113

Gerichtsamt Zwenkau

20139

Amtsgericht Zwenkau

20439

Rittergut Knauthain





Jens Kunze

August 2012


Besitzer des Ritterguts Eythra

1482 - 1653

Familie Pflug

1482

Caesar Pflug

1486

Hans und Nickel Pflug

nach 1499

Julius Pflug

-1524

Andreas Pflug

vor 1558 - 1570

Andreas Pflug auf Mausitz

ab 1570

Caesar Pflug und Agnes Pflug, geb. Löser

ab 1649

Dietrich Graf von Werthern

1658

Rahel Freifrau von Rechenberg, geb. Werthern und Johann Georg Freiherr von Rechenberg

ab 1696

Georg Freiherr von Rechenberg

ab 1701

Louise Freifrau von Rechenberg

ab 1719 - 1768

Georg Reichsgraf von Werthern

1770

Georg Heinrich und Jacob Friedemann Grafen von Werthern

1790 - 1806

Jacob Friedemann von Werthern und Johanna Luise, geb. vom Stein

ab 1806

Henriette Louise Senfft von Pilsach, geb. Werthern

1819

David Anger

1829

Alexander Anger

1885

Familie Anger-Coith

1931 - 1945

Alfred Binsack



[01] Im Elsterland zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2002, S. 60 - 65, 82 - 83; Pfeiffer, Paul, Die Geschichte Eythras und Bösdorfs. Anfänge - 17. Jahrhundert, Ms., o. O. ca. 1955.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Gutsherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Werthern und Anger.
Das westlich von Zwenkau gelegene schriftsässige Rittergut Eythra zählte ursprünglich zum Amt Lützen, nach 1815 zum Kreisamt Leipzig. In enger Verbindung mit diesem Rittergut stand seit etwa 1700 Mausitz, ein wirtschaftlich starkes, altschriftsässiges Rittergut ohne Dorf. Besitzer beider Güter waren u. a. die Herren von Pflug, von Werthern, von Rechenberg, Gräfin Senfft von Pilsach und die Leipziger Kaufmannsfamilie Anger. Am 18. April 1855 trat Alexander Anger die den Rittergütern Eythra und Mausitz zustehende Jurisdiktion an den Staat ab. Die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Eythra über Eythra und Bösdorf sowie über Anteile von Imnitz, Rüssen und Zwenkau wurde dem Königlichen Gericht Zwenkau übertragen. Die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Mausitz über Brösen, Cöllnitz, Droßkau, Kleinstolpen, Kleinwischstauden, Langenhain, Obertitz, Pödelwitz und Schnaudertrebnitz ging an das Justizamt Pegau, über Großdalzig, Löbschütz, Mausitz und Tellschütz ebenfalls an das Königliche Gericht Zwenkau.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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