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Beständeübersicht

Bestand

20640 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain

Datierung1887 - 1953
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)18,01

Bestand enthält auch 9 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1990. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert.
Das vorliegende Findbuch ist nur in sehr geringem Maße Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1990 wider.

Zur Geschichte der ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain

Die ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Dresden, begann 1937 bei Espenhain, nordwestlich der Gemeinde Mölbis, mit der Erschließung von Braunkohlentagebauen und dem Bau von Brikettfabriken, Schwelereien, Anlagen zur Teerverarbeitung und Schwefelgewinnung sowie eines Großkraftwerks. Da sie die enormen Investitionen nicht allein aufbringen konnte, gründete sie gemeinsam mit dem Deutschen Reich 1940 die Aktiengesellschaft für Kraftstoff-Anlagen (AKA), Dresden. Bis 1941/42 folgten die Errichtung von Brikettfabrik, Schwelerei mit Nebenanlagen, etwas später Teerverarbeitungsanlage und Schwefelgewinnung. Gleichzeitig wurde ein Großkraftwerk in zwei Ausbaustufen errichtet (Kraftwerk I Espenhain und Kraftwerk II Mölbis).[01] Das Unternehmen wurde nach einem Verbundsystem errichtet, d. h. der Rohstoff Braunkohle sollte möglichst vollständig direkt im Werk veredelt werden. Die ASW pachtete das Werk Espenhain von der AKA:

• "Ab 1.1.1941 erhält der Bau und Betrieb der Espenhainer Grossanlagen (jetzt Bauleitung Espenhain) die Bezeichnung Aktiengesellschaft Sächsische Werke Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain, Kurzzeichen: BKW Esp."
• "Das Eigentum an den gesamten Espenhainer Anlagen mit allem Zubehör und mit dem erforderlichen Grundbesitz und Grubenfeld liegt bei der AKA."
• "Die AKA überlässt die Espenhainer Anlagen einschließlich der Grundstücke und Zubehör sofort nach ihrer Inbetriebsetzung – und zwar gesondert für jede Betriebsanlage – der ASW pachtweise zum Betrieb und zur Nutzung. Der unmittelbare Besitz an den Espenhainer Anlagen steht daher der ASW zu."
• "Die ASW führt den Betrieb der Espenhainer Anlagen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung".[02]

In kürzester Zeit entstand eines der größten Werke seiner Art im damaligen Deutschland. Zeitweilig besaß der damals aufgeschlossene Tagebau die größte Abraumförderbrücke in Europa. Für den Aufbau und Betrieb des Braunkohlewerkes wurden zahlreiche ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. 1943 zeigte es folgendes Produktionsprofil:

1. Rohkohleförderung
2. Abgabe der Rohkohle an Brikettfabrik (ca. 90%) und Kraftwerk (ca. 10%)
3. Brikettfabriken I und II: Briketterzeugung, davon Deputat und Eigenverbrauch sowie Abgabe an Schwelerei (ca. 95%)
4. Schwelerei I und II: Erzeugung von Teer-, Leichtöl- und Schwelkoks-Erzeugnissen, Schwelgas (wurde wiederum abgegeben an Destillation, Kraftwerk 1 und 2, Schwefelgewinnung, Rohsäurefabrik und Teerverarbeitung)[03]

Die Betriebsanlagen wurden durch Befehl Nr. 187 des Chefs der SMA des Landes Sachsen vom 19. Juli 1946 auf Konto der Reparationen Deutschlands durch die UdSSR übernommen. Dabei wurde das Werk Espenhain auf zwei SAG´s aufgeteilt: Die Kraftwerke 1 und 2 gingen zum 1. August 1946 in das Eigentum der Sowjetischen Elektrotechnischen AG über. Die beiden Kraftwerke erzeugten 1946 28% des Stroms des Landes Sachsen. Sie firmierten im Oktober 1946 als Kraftwerke "Espenhain" der Sowjetischen AG der Kraftwerke und wurden von einem Generaldirektor Andrejew geleitet. Sehr wahrscheinlich ebenfalls zum 1. August 1946 entstand das Kombinat Espenhain der SAG für Brennstoffindustrie in Deutschland. Es umfasste die Bergbau-Bereiche des ehem. Espenhainer ASW-Betriebes.[04]

1947 erfolgte die Liquidation der AKA. Die ASW befand sich ab 11.03.1947 in Liquidation. Zur Abwicklung der Firma wurde bei der Landesregierung Sachsen, Ministerium der Finanzen eine Verwaltung des Sondervermögens der ASW gebildet, die 1952 ihre Arbeit beendete.

In einem Rundschreiben vom 13. Juni 1947 wurde mitgeteilt, dass die Kraftwerke Espenhain I und II ab sofort unter Sowjetische Staatliche AG für Brennstoffindustrie "Brikett" Kraftwerke I und II firmierten.[05] Der Wiederaufbau erfolgte über einige Jahre, 1950 konnte das schwer beschädigte Kraftwerk wieder angefahren werden. Ab 1954 firmierte das Werk als VEB Kombinat Espenhain, zwischen 1968 und 1990 folgten weitere Umbenennungen und Reorganisationen. Nach 1990 wurden die Werksteile sukzessive stillgelegt und bis zum Jahr 2003 rückgebaut.


Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Das Staatsarchiv Leipzig übernahm das Archivgut der ASW, Braunkohlen- und Großkraftwerke Espenhain weitgehend im August 1977 vom Verwaltungsarchiv des VEB Braunkohlenkombinat Espenhain. Weitere Abgaben kleineren Umfangs folgten in den Jahren 1987 und 1990, letztere von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Diese Unterlagen wurden 1990 erschlossen und in einem Nachtrag zum Findbuch aufgeführt. Die hiermit vorliegende Findbucheinleitung wurde erst nach der 2010 erfolgten Retrokonversion des Findbuchs von 1990 ergänzt.

Im Zuge der einer technischen Bearbeitung des Bestandes waren im Jahr 2004 mehrere Akten unter jeweils einer Signatur zusammengefasst worden, wodurch 20 im Findbuch verzeichnete Signaturen entfielen. Diese Veränderungen wurden in der folgenden Konkordanzliste dokumentiert und bei der Retrokonversion berücksichtigt:


alte Archivsignaturneue Archivsignatur
005/1
005
167/1
167
181/1
181
181/2
181
181/3
181
202/1
202
283/1
283
414/1
414
417/1
417
419/1
419
468/1
468
470/1
470
482/1
482
483/1
483
486/1
486
486/2
486
486/3
486
486/4
486
490/1
490
498/1
498


Zuwachs erhielt das Findmittel durch die Verzeichnung der bisher nicht erschlossenen Akteneinheit Nr. 647.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand enthält aussagekräftige Unterlagen über Betriebsentwicklung und Betriebsorganisation, Vermögensnachweise, die Verwaltung des Grundbesitzes, die Forschung zur chemischen Verarbeitung von Braunkohle, Braunkohlenerkundung, Wasserwirtschaft, zum Werkswohnungsbau und zum Einsatz von Fremdarbeitern und Zwangsarbeitern.


Verweise auf korrespondierende Bestände

Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig:

20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen

20680 SAG Brikett Kombinat Espenhain

20681 VEB Braunkohlenveredlung Espenhain

Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden:

11605 AG Sächsische Werke (ASW)Quellen und Literatur

StA-D, Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft, Nr. 1541: Enthalten sind Informationen über das Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain

10 Jahre Deutsche Demokratische Republik. 10 Jahre Aufbau des VEB Kombinat Espenhain, Hrsg. VEB Kombinat Espenhain, [Espenhain] 1959

Veredlungsstandort Espenhain 1938-1996, Hrsg. Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, Länderbereich Westsachsen / Thüringen, [Leipzig, ca. 1996]Thekla Kluttig

Mai 2011[06]

[01] Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20681 VEB Braunkohlenveredlung Espenhain, Nr. 280.
[02] StA-L, 20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen, Nr. 1145.
[03] StA-L, 20680 SAG Brikett Kombinat Espenhain, Nr. 165.
[04] StA-L, 20680 SAG Brikett Kombinat Espenhain, Nr. 17.
[05] StA-L, 20680 SAG Brikett Kombinat Espenhain, Nr. 78.
Veredlungsstandort Espenhain 1938 - 1996, hrsg.: Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH >Berlin<, [Konzeption: Karin Franke], Leipzig 1996. ( A 2002/67)
Betriebsentwicklung und Betriebsorganisation.- Vermögensnachweise.- Verwaltung des Grundbesitzes.- Forschung zur chemischen Verarbeitung von Braunkohle.- Braunkohlenerkundung.- Wasserwirtschaft.- Werkswohnungsbau.- Einsatz von Fremdarbeitern und Zwangsarbeitern.
Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW), Dresden, begann 1937 bei Espenhain mit der Erschließung von Braunkohlentagebauen und dem Bau von Brikettfabriken, Schwelereien, Anlagen zur Teerverarbeitung und Schwefelgewinnung sowie eines Großkraftwerks. Da sie die enormen Investitionen nicht allein aufbringen konnte, gründete sie gemeinsam mit dem Deutschen Reich 1940 die Aktiengesellschaft für Kraftstoff-Anlagen (AKA), Dresden, von der sie die 1942 im Wesentlichen fertiggestellten Anlagen anschließend pachtete. Das Werk nannte sich ASW, Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain. Die Betriebsanlagen wurden durch Befehl Nr. 187 des Chefs der SMA des Landes Sachsen vom 19. Juli 1946 auf Konto der Reparationen Deutschlands durch die UdSSR übernommen. Die Kraftwerke gingen zum 1. August 1946 in das Eigentum der Sowjetischen Elektrotechnischen AG über. Die Bergbau-Bereiche übernahm die SAG für Brennstoffindustrie in Deutschland als Kombinat Espenhain. 1947 erfolgte die Liquidation von ASW und AKA.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
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