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Beständeübersicht

Bestand

20693 Continental Gummiwerke AG, Niederlassung Leipzig

Datierung1938 - 1950
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,87

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1967. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank AUGIAS-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Die im Findbuch von 1967 verwendete Terminologie, welche auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bearbeitung widerspiegelt, blieb folglich unberührt. Dies gilt sowohl für die einzelnen Verzeichnungseinheiten als auch die Findbucheinleitung. Eine - fachlich wünschenswerte - Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1967 wider.

Geschichte der Continental Gummiwerke AG

Die Continental Gummiwerke AG ist ein imperialistischer Großkonzern. Ihre Produktionsstätten befinden sich zum größten Teil in Hannover. Dort werden technische und medizinische Gummierzeugnisse produziert, insbesondere Schläuche und Decken für Kraftfahrzeuge. Weiterhin wird die Bereifung von Flugzeugen hergestellt. Auf diesem Gebiet war das Unternehmen Hauptlieferant der deutschen Rüstungsproduktion, was auch das Auffinden der 2835 Flugzeugreifen im Auseichlager Falkenau bei Annaberg nach 1945 beweist. Des Weiteren fertigt der Konzern auch Treibriemen, Förderbänder und andere technische Gummierzeugnisse, sowie medizinische Erzeugnisse, wie sie in Krankenhäusern und Instituten Verwendung finden.
Zum Vertrieb seiner Produkte gründete das Unternehmen eine eigene Vertriebsgesellschaft, die "Continental Caoutchouc GmbH". Ihr Hauptsitz befand sich ebenfalls in Hannover. Sie verfügte über ein Netz von Niederlassungen im gesamten ehemaligen deutschen Reichsgebiet. Auf dem Gebiet der 1945 gebildeten sowjetischen Besatzungszone lagen vier dieser Niederlassungen: Leipzig, Dresden, Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) und Magdeburg. Leipzig entwickelte sich zu einer Art Leitniederlassung für die sowjetische Besatzungszone. Die Aufgaben des Vertriebs wurden von Obervertretern und Vertretern wahrgenommen. Im Zuge von Strukturveränderungen des Konzerns Continental Gummiwerke AG wurde im März 1946 die "Continental Chaoutchouc GmbH" aufgelöst. Ihre Aufgaben wurden nun wieder von dem Unternehmen selbst übernommen. An der Organisation der Verkaufsgesellschaft änderte sich nichts. Selbst das gesamte Personal der "Continental Chaoutchouc GmbH" wurde übernommen. Die Niederlassung führte ihre Arbeit unter neuer Firmenbezeichnung unverändert weiter. Noch 1945 lassen sich Bestrebungen zur Aufrechterhaltung der Beziehungen zur SBZ erkennen. Doch allmählich wurden im Zeitraum von 1945 bis 1950 die Warenlieferungen in die sowjetisch besetzte Zone eingestellt. So übernahm 1950 die kurz zuvor gegründete DHZ Gummi und Asbest in vollem Umfang die den vier Niederlassungen der Continental Gummiwerke nach 1945 übertragene Verteilerfunktion. Damit lösten sich 1951 die Niederlassungen des Konzerns auf dem Territorium der DDR auf. Als letzte legte die Niederlassung Leipzig ihre Arbeit nieder.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Schriftgut der vier Niederlassungen wurde im Oktober 1966 als Gesamtbestand durch das Staatsarchiv Leipzig vom Verwaltungsarchiv des Rates der Stadt Leipzig übernommen. Der Bestand umfasst Akten aus dem Zeitraum 1943 – 1951. Die vorgefundenen Registraturverhältnisse waren denkbar schlecht. Das Material war zum Großteil ungeordnet, es gab keine geregelte Aktenbildung. Zu geringem Teil war das Schriftgut kaufmännisch oder alphabetisch abgelegt. Akten- und Strukturpläne sowie Abgabeverzeichnisse waren nicht vorhanden. Eine Registraturordnung lag ebenfalls nicht zu Grunde.
Insgesamt wurden von 2 lfm Schriftgut 0,5 lfm kassiert, da sie als nicht archivwürdig bewertet wurden. 1,5 lfm wurden als archivwürdig bewertet und übernommen. Der Bestand wurde bis auf einige Ausnahmen einfach verzeichnet. Diese Ausnahmen beziehen sich auf die Akten, die Auskunft über Organisation und Entwicklung des Unternehmens geben.
Der vorliegende Bestand weist insgesamt nach der durchgeführten Kassation 43 Akteneinheiten auf, die laufend durchnummeriert wurden. Das Schriftgut der Continental Gummiwerke AG wurde als Ganzes gewertet, wobei die einzelnen Bestände der Niederlassungen eine Hauptgruppe bilden. Der zusammengefasste Bestand Continental Gummiwerke AG wurde im Staatsarchiv Leipzig im Jahre 1967 erstmalig und abschließend bearbeitet.

Bestandsanalyse

Der Bestand Continental Gummiwerke AG umfasst Akten aus dem Zeitraum 1943 bis 1951. Sie beinhalten vor allem Schriftwechsel, sowohl zwischen der Zentrale in Hannover und den Niederlassungen untereinander als auch mit dem weit verzweigten Kundenkreis des Unternehmens. Aus Katalogen ist das umfangreiche Sortiment der vom Unternehmen produzierten Waren ersichtlich. Einen Einblick in die Betriebsorganisation gewähren die aus den Jahren 1948 bis 1950 überlieferten Betriebsmitteilungen, die Blätter des "Nachrichtendienstes – Vertraulich –" (l. Num. 12). Sie geben Auskunft über innerbetriebliche Anordnungen und Vorgänge, über Betriebskrankenkasse und Zahnstation. Es sind Mitteilungen über Veränderungen im Bestand der Mitarbeiter, im Kontenplan und den Kostenstellen der Betriebsabrechnung erhalten. Wichtige Hinweise über Änderungen in der Sozialversicherung nach dem Sozialversicherungs-Anpassungsgesetz vom 01.06.1949, der Rentenversicherung der Lohn- und Gehaltsempfänger und der Arbeitslosenversicherung sind im Heft 10 vom 15.06.1949 abgedruckt. Weiterhin weist der Geschäftsbericht 1947 (l. Num. 36) auf Schwierigkeiten in der Weiterführung des Betriebes hin. Es ist aber auch zu entnehmen, dass ein finanzieller Erfolg erarbeitet wurde, der es ermöglichte, die Kriegsschäden innerhalb von zwei Jahren durch Reingewinne abzudecken.
Der Schriftverkehr der Niederlassungen mit der Konzernzentrale in Hannover gestattet Einblicke in die Verhaltenseisen eines der großen imperialistischen deutschen Unternehmen in den Jahren 1943 bis 1950. Es lässt sich sowohl die bereitwillige Unterstützung der faschistischen Kriegsführung durch rigorose Drosselung der Zivilproduktion, als auch das allmähliche Einstellen der Warenlieferungen in die sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1950 erkennen. Auch die langsame Wiederbelebung des Produktions- und Vertriebsapparates ist ersichtlich.
Vereinzelt sind in den Akten Hinweise über die soziale Betreuung der Arbeiter und Angestellten enthalten, aber auch über unlautere Schieber- und Kompensationsgeschäfte der leitenden Angestellten wird berichtet. Von den insgesamt 43 Akteneinheiten entfallen auf:

Niederlassung Leipzig|-----|Nr. 1 – 24
Niederlassung Dresden|-----|Nr. 25 – 34
Niederlassung Chemnitz|-----|Nr. 35 – 42
Niederlassung Magdeburg|-----|Nr. 43 Elisabeth Heller
1967

Nachbemerkung zur Bearbeitung 2015

Im Zusammenhang mit der Retrokonversion des Findbuchs erfolgte im Interesse der Verbesserung der Übersichtlichkeit des Findbuches eine teilweise Überarbeitung der Systematik des Bestandes. An die Übernahme und Bearbeitung der Verzeichnungsangaben schloss sich die Indizierung der in Aktentiteln und Enthält-Vermerken vorkommenden juristischen und natürlichen Personen und Orte an. Damit soll insbesondere den Benutzern des papiernen Findmittels ein zusätzliches Werkzeug für die Recherche an die Hand gegeben werden.
Aus inhaltlichen, lagerungstechnischen und Gründen der Bestandserhaltung wurden zahlreiche Verzeichnungseinheiten geteilt und die Teile unter neuen Signaturen verzeichnet. Diese Veränderungen sind in der folgenden Konkordanzliste dokumentiert, die alten Archivsignaturen sind im Findbuch mit ausgewiesen:

Alte Archivsignatur
Neue Signatur (l. Num.)
011
011
011
044
010
010
010
045
025
025
025
046
015
015
015
047
015
048
015
049
015
050
015
051
015
052
028
028
028
053
029
029
029
054
039
039
039
055
040
040
040
056
040
057



Neu hinzugekommen sind zuvor nicht erschlossene Produktkataloge, eine Kundenkartei, Artikelnummern- und Preislisten im Umfang von 0,2 lfm, die unter den Signaturen 58, 59, 60, 61 und 62 verzeichnet worden sind.

J. Thiele

Juli 2015
Organisation und Verwaltung der Niederlassungen.- Grundstücksverwaltung.- Steuern.- Kundenkorrespondenz und Kundenkartei.- Warensortimente und Preislisten.- Betriebskrankenkasse.
Die Continental Gummiwerke AG, Hannover, gründete 1926 zum Vertrieb ihrer Erzeugnisse eine eigene Vertriebsgesellschaft, die Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie, Hannover (später Continental Caoutchouc Compagnie GmbH, Hannover). Diese verfügte über ein Netz von Niederlassungen in ganz Deutschland. Auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone befanden sich die Niederlassungen Leipzig, Dresden, Chemnitz und Magdeburg. Leipzig entwickelte sich zur Leitniederlassung in der SBZ. Im März 1946 wurde die Vertriebsgesellschaft aufgelöst, ihre Aufgaben übernahm die Continental Gummiwerke AG selbst. Im Zeitraum von 1945 bis 1950 wurden allmählich die Warenlieferungen in die SBZ eingestellt. 1950 übernahm die eben gegründete Deutsche Handelszentrale Gummi und Asbest in vollem Umfang die den vier Niederlassungen nach 1945 übertragene Verteilerfunktion. 1951 lösten sich die Niederlassungen auf dem Gebiet der DDR auf, als letzte die Niederlassung Leipzig.
  • 2015 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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