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Beständeübersicht

Bestand

20704 Vasenolwerke Dr. Arthur Köpp, Leipzig

Datierung1912 - 1964
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,88
Vorbemerkung



Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1987.

Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Die im Findbuch von 1987 verwendete Terminologie, welche auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bearbeitung widerspiegelt, blieb folglich unberührt. Dies gilt sowohl für die einzelnen Verzeichnungseinheiten als auch die Findbucheinleitung. Eine - fachlich wünschenswerte - Überarbeitung konnte aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen. Lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Außerdem erfolgte im Interesse der Verbesserung der Übersichtlichkeit des Findbuches eine Überarbeitung der Systematik des Bestandes.

Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1987 wider.


Firmengeschichte



In seinem Bemühen, Archivgut von Betrieben möglichst vieler Branchen zu sichern und als Geschichtsquelle aufzubereiten, gelang es dem Staatsarchiv, auch die erhalten gebliebenen Dokumente der einst sehr bekannten Vasenolwerke zu übernehmen. Der Betriebsgründung - 1903 in Leipzig-Lindenau - lag die Entdeckung von Dr. Arthur Köpp zu Grunde, wasserabweisende organische Fette wasseraufnahmefähig zu machen und auf chemischem Wege Stoffe herzustellen, die sich als Hautpflegemittel eigneten und bewährten. Die zunächst im Labor entwickelten pharmazeutischen und kosmetischen Präparate wurden schließlich industriell gefertigt und unter dem Namen "Vasenol" mit einem ebenso großen wie geschickten Werbeaufwand in entsprechender zweckmäßiger Verpackung besonders in der Säuglingspflege populär. Bekannt waren die Vasenol-Creme und der entsprechende Puder. Körperpflege, Sport, Beanspruchung in der Fabrikarbeit ließen den Bedarf an diesen Präparaten rasch steigen. Die Vasenolwerke - 1930 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt - erreichten eine marktbeherrschende Position, die in den 20er Jahren weit über Deutschland hinausgriff. In Berlin und Hamburg entstanden Filialen, Produktionsstätten wurden in Aussig (Usti), Wien, München, Saarbrücken und Danzig unterhalten (vor 1933). Die Zahl der Beschäftigten lag infolge der rationellen, auf wenige Produkte spezialisierten Produktion insgesamt nur bei 300 (1933), wurde aber bei enger Verbindung der Unternehmer zu den Nationalsozialisten noch wesentlich gesteigert. Rüstung und Krieg ließen den Bedarf an medizinischen Salben, Brandbinden usw. ungeheuer steigen. Im Zuge der Okkupation dehnte sich die Firma bis nach Norwegen, Dänemark, Frankreich und in andere besetzte Gebiete aus. Dr. Heinrich Köpp floh 1945 nach dem Westen und wurde in der amerikanischen Zone verhaftet. Im Aufsichtsrat saß u. a. Fritz Thorer von dem gleichnamigen Rauchwarenunternehmen. Der Leipziger Betrieb war in erweiterter, modernisierter Form von Lindenau in die Wittenberger Straße verlegt worden. Der Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 hat das Leipziger Werk fast total zerstört.

Ein Rest an Produktion ist nach Röcknitz verlegt worden. Rittergut und Schloß gehörten der Familie Köpp.

In der Bodenreform enteignet, dienten Herrenhaus und Nebengebäude dem unter Treuhandverwaltung stehenden und im Volksentscheid enteigneten Betrieb auch nach 1945, bevor die Rückverlagerung nach Leipzig erfolgen konnte.



Bestandsgeschichte und -bearbeitung



Der Bestand reicht nicht bis in die Gründungszeit zurück, hauptsächlich sind die 30er Jahre und die Kriegszeit dokumentiert.

Ein Endarchiv vermag nur das als Bestand zu formieren und zu erschließen, was schon in der Registratur über lange Zeit aufbewahrt wurde. Eine geschlossene, homogene Überlieferung ist von vornherein nicht zu erwarten. Bemerkenswert ist, daß Schriftgut 1943 nach Röcknitz verlagert war. Welche Einwirkungen trotzdem Kriegsschäden in Leipzig, der Eigentumswechsel und die Rückführung nach Leipzig hatten, läßt sich nicht näher erkennen. Immerhin erweckt die dokumentarische Überlieferung den Eindruck, daß es sich um eine Schicht von reichlich einem Jahrzehnt und um das handelt, was nach den bürgerlichen Rechtsvorschriften zeitweilig aufzuheben, aber auch für die Leitung des Betriebes nötig und nicht zuletzt rechtserheblich war: die Bilanzen, Hauptbücher, Steuer- und Versicherungsunterlagen, Feststellungen zu den Bombenschäden; Dokumentation zur Forschung und zu Patenten; Akten über internationale Verbindungen, Warenzeichen, Werbung, Kunden.

Daß sogar persönliche Unterlagen der Unternehmerfamilie (Nachlaßteile im Betriebsbestand) sowie Reiseberichte und die Unternehmensgründung in der Schweiz enthalten sind, deutet wie in anderen Fällen auf den Rang als ausgesprochenes Leitungsschriftgut und nicht auf eine periphere Überlieferung hin. Dokumente zur Belegschaft, Lohnunterlagen, zur Beschäftigung von Fremdarbeitern usw. fehlen dagegen ganz.

Der historische Wert der Überlieferung geht über die Geschichte des Betriebes hinaus, reicht bis in die Entwicklung der Leipziger pharmazeutischen-kosmetischen Branche hinein.

L. Herfurth

Leipzig, Mai 1987
Bilanzen.- Hauptbücher.- Steuern und Versicherungen.- Kriegsschäden.- Forschung, Patente.- Internationale Verbindungen.- Warenzeichen.- Werbung.- Kundenbeziehungen.- Reiseberichte.- Familiengeschichtliche Unterlagen.
Am 1. Oktober 1903 wurde in Leipzig die Firma Dr. Arthur Köpp als Unternehmen zur Herstellung und zum Vertrieb von Säuglings- und Hautpflegepräparaten gegründet. Sie benannte sich 1925 in Vasenolwerke Dr. Arthur Köpp um. 1930 besaß sie Niederlassungen bzw. Produktionsstätten in Aussig, Berlin, Danzig, Hamburg, München, Saarbrücken und Wien. Die Firma erlosch am 10. September 1930 unter gleichzeitiger Übertragung ihres Vermögens an die neu gegründete Vasenolwerke Dr. Arthur Köpp AG. 1937 erfolgte ihre Umwandlung in die Vasenolwerke Dr. Arthur Köpp KG. Ein Bombenangriff am 4. Dezember 1943 zerstörte das Leipziger Werk fast vollständig. Die Produktion wurde daraufhin nach Röcknitz verlagert. Nach 1945 erfolgte die Rückverlagerung nach Leipzig. 1945 zunächst unter Treuhandverwaltung gestellt, wurde die Firma auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 enteignet und in Volkseigentum überführt. Sie nannte sich danach Vasenol-Werke Leipzig, Industrieverwaltung 26 Chemie.
  • 2009 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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