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Beständeübersicht

Bestand

20707 Zieger & Wiegand AG, Gummiwarenfabrik, Leipzig

Datierung1897 - 1950
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,53
Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1984. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank AUGIAS-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1984 wider.

Geschichte der Zieger & Wiegand AG, Leipzig

Ernst Gustav Zieger und Ernst Emil Wiegand gründeten im April 1897 die offene Handelsgesellschaft ''Zieger und Wiegand zur Herstellung nahtloser Gummiwaren". 1906 schied E. Zieger aus gesundheitlichen Gründen aus der Firma aus und verstarb wenige Jahre danach. Beide Begründer der Firma trugen durch eigene Entwicklung von Verfahren und Methoden wesentlich zum Aufschwung dieses speziellen Zweiges der Gummiindustrie bei. Ein Hauptprodukt wurde der auf dem Chirurgenkongress von 1898 durch den Arzt Friedrich vorgestellte Operationshandschuh. Dieser in den Operationssälen aller Erdteile unentbehrliche Handschuh wurde von Zieger & Wiegand fabrikmäßig hergestellt, was für die damalige Zeit eine besondere Leistung darstellte, da das Herstellen von Gummiwaren mit vielfältigen technischen und materialmäßig bedingten Problemen verbunden war. Für dieses Produkt konnte auf der internationalen Hygieneausstellung in Dresden eine japanische Auszeichnung entgegengenommen werden.
1921 erfolgte die Umbildung der Firma in eine Aktiengesellschaft.[01] In den Jahren 1934 – 1936 wurde in Wien eine Zweigniederlassung unterhalten, die aber wegen Unrentabilität wieder aufgegeben werden musste. Hatte man im Jahre 1897 mit 10 Arbeitskräften begonnen, so waren es in den 1920er und 30er Jahren zwischen 110 und 160 Mitarbeiter. Seit 1939 wurde neben nahtlosen Gummiwaren auch Regenbekleidung aus Igelit gefertigt. Dies brachte eine Erweiterung der Produktionskapazität um 50% mit sich. Als Gegenstand des Unternehmens war im Leipziger Handelsregister die "Herstellung und der Vertrieb von Gummiwaren und diesem Geschäftszweig naheliegenden Waren sowie der Erwerb, die Errichtung und Verpachtung von Anlagen, die zur Erreichung und Förderung dieses Zweckes geeignet sind" vermerkt.
Bei den Bombenangriffen im Jahre 1943 wurde das Werk stark zerstört. Nach Kriegsende wurde die Produktion nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen. 1946 wurde im Handelsregister vermerkt, dass der langjährige Vorsitzende Dr. Alfred Bleicher aus dem Vorstand nicht mehr Mitglied des Vorstands sei; zum Vorstand wurde der Leipziger Kaufmann Horst Mirus bestellt. Es folgte die Sequestrierung des Werkes und 1948 die endgültige Überführung in Volkseigentum.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde im Rahmen der Erfassung von Archivgut kleiner Wirtschaftsunternehmen aus der Zeit des Kapitalismus im Verwaltungsarchiv des VEB Elguwa Leipzig ermittelt, dort unter Anleitung des Staatsarchivs Leipzig bearbeitet und 1984 übergeben. Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (OVG). Vorwiegend wurden einfache Aktentitel gebildet, die, wenn notwendig, durch Enthält-Vermerke bzw. Untertitel ergänzt wurden. Die innere Ordnung der Akteneinheiten wurde beibehalten. Nach der redaktionellen Überarbeitung der Verzeichnungsangaben erfolgte die innere Ordnung des Bestandes auf der Grundlage des ''Ordnungsmodell für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe", Potsdam 1979.
Die Ordnung erfolgte primär sachlich und innerhalb der Sachverhalte chronologisch. Als Bestandsbezeichnung wurde der Name des Betriebes gewählt, ergänzt durch die Branche und den Ort. Die wenigen über das Abgrenzungsdatum hinausreichenden Akteneinheiten wurden im Bestand belassen, um Zusammenhänge nicht zu zerstören und den Übergang in Volkseigentum anzudeuten. Der Nachfolgebetrieb wurde nicht als historisch wertvoll eingestuft.

Nachtrag: Im Rahmen der Retrokonversion des Findbuchs von 1984 im Jahr 2014 erfolgte zwecks größerer Übersichtlichkeit eine teilweise Überarbeitung der Systematik des Bestandes. An die Übernahme und Bearbeitung der Verzeichnungsangaben schloss sich die Indizierung der in Aktentiteln und Enthält-Vermerken vorkommenden natürlichen und juristischen Personen sowie Orte an. Damit soll insbesondere den Benutzern des papiernen Findmittels ein zusätzliches Werkzeug für die Recherche an die Hand gegeben werden. Aus Gründen der Bestandserhaltung wurde die Verzeichnungseinheit Nr. 73 geteilt und der zweite Teil unter der bisher nicht belegten Nr. 183 verzeichnet. Einige Verzeichnungseinheiten, die zuvor nur summarisch erfasst worden waren (z. B. Preislisten), wurden in Nachbearbeitung der Retrokonversion im Sommer 2014 durch den Auszubildenden zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienst Marc Zschunke genauer verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung ist relativ gut, ohne dass Vollständigkeit erreicht würde. Der Gründungsvorgang von 1897 ist nicht überliefert, aber die Umbildung im Jahre 1921 zur Aktiengesellschaft. Angaben über die Entwicklung des Betriebes und eine kleine Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen lassen die Geschichte der Firma erkennen. 28 Bände beinhalten Dokumente des Aufsichtsrates und 13 Bände lassen seine Beziehungen zum Staat und zu Verbänden deutlich werden. Sie führen bis an die Übernahme in Volkseigentum heran. Der zweite Gliederungspunkt "Lage und Kampf der Arbeiter und anderen Werktätigen im Betrieb" enthält nur Angaben zu Personalangelegenheiten, Lohn und Gehalt, wobei die Nr. 148 Spuren über die Meldung einer Arbeiterin an die Gestapo enthält. Der Gliederungspunkt "Finanzen und Vermögen" ist mit 96 Bänden der umfangreichste. Vor allem in den Bilanzen und Prüfungsberichten lässt sich die ökonomische Seite der Betriebsentwicklung verfolgen. Die weiteren Gliederungspunkte sind nicht sehr groß. Sie umfassen Informationen über den Operationshandschuh, das Hauptprodukt der Firma, die Produktionsverfahren und Rezepte der Gummibereitung, die Auflagen für Reparationsaufträge und einiges über die Kunden der Firma sowie Warenzeichen. Prospekte und wenige Fotos ergänzen die Überlieferung.
Einzelne Akten zur Firma Zieger & Wiegand befinden sich zudem in folgenden Beständen: 20124 Amtsgericht Leipzig, 20140 Arbeitsgericht Leipzig, 20206 Oberfinanzpräsident Leipzig, 20225 Arbeitsamt Leipzig, 20242 Kreis-Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens, 20705 Vulkan, Weiss und Baessler AG, Gummiwarenfabrik, Leipzig sowie 21018 Dresdner Bank in Leipzig.
Oktober 1984

R. Franke

[Ergänzung T. Handke, 2014]



[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 11.
Aufsichtsrat.- Beziehungen zu Wirtschaftsverbänden.- Personal.- Lohn und Gehalt.- Bilanzen und Prüfungsberichte.- Produktionsverfahren und Rezepte.
Die Firma wurde im April 1897 als offene Handelsgesellschaft zur Herstellung nahtloser Gummiwaren gegründet. 1921 erfolgte die Umbildung in eine Aktiengesellschaft. Ein 1934 gegründetes Zweigwerk in Wien musste 1936 wegen Unrentabilität wieder aufgegeben werden. Bei Bombenangriffen im Jahr 1943 wurde das Werk stark zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma zunächst sequestriert und 1948 in das Eigentum des Landes Sachsen überführt. Die neue Firmenbezeichnung lautete Zieger & Wiegand Industrieverwaltung 28 Gummi und Asbest, Landeseigene Betriebe Sachsen.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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