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Beständeübersicht

Bestand

20715 VEB Leipziger Arzneimittelwerk

Datierung1923 - 1989
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)7,90

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Zur Geschichte des VEB Leipziger Arzneimittelwerk

Ende 1948 wurde gegen die Mitinhaber der Dr. Willmar Schwabe K.G. in Leipzig, Dr. Willmar und Dr. Wolfgang Schwabe vor dem Landgericht Leipzig Anklage erhoben: sie
wurden Vorwürfen ausgesetzt, den NS-Staat gefördert zu haben. Die bis dahin vorgenommenen Veränderungen der Vermögensverhältnisse innerhalb der Firma Schwabe bezeichnete man als Manipulation. Das in Abwesenheit der Brüder erst 1951 gefällte Urteil der 1. Kleinen Strafkammer des Landgerichtes bot offenbar die Handhabe zur Enteignung nach Kontrollratsdirektive Nr. 38.[01] Trotz schwieriger Beweisführung wurde die Revision des Urteils am 19. Dezember 1951 vom 1. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Dresden zurückgewiesen. In diesem Zusammenhang setzte die Stadtverwaltung am 7. Mai 1949[02] den Kaufmann Willy Parche als Treuhänder ein. In der Folge ruhte die Vertretungsbefugnis von Frau Dr. Margarete Schwabe für die Firma; sie verließ 1949 die DDR.

Als einen "rein bürokratischen Vorgang" bezeichnete der Treuhänder die ins Grundbuch vorgenommene Eintragung der zu diesem Zeitpunkt schon in Auflösung begriffenen Vereinigung Volkseigener Betriebe Pharma am 20. April 1951 als Eigentümer des Treuhandbetriebes. Mit dem Rechtsträgernachweis vom Amt zum Schutz des Volkseigentums der Landesregierung Sachsen vom 7. Mai 1952 wird der Betrieb rückwirkend zum 1. 1. 1952 unter der Bezeichnung "VEB Homöopharm Dr. Willmar Schwabe, Leipzig" verstaatlicht und der neugegründeten Verwaltung Volkseigener Betriebe Pharmazeutische Industrie, Halle (Saale), unterstellt. Als Werkleiter wurde der bisherige Treuhänder Willy Parche eingesetzt und von der Hauptverwaltung Pharmazie beim Ministerium für Gesundheit im Dezember 1954 bestätigt.[03]

Das Produktionsprofil beinhaltete neben homöopathischen Ursubstanzen und Kombina-
tionspräparaten vor allem biologische und medizinische Erzeugnisse sowie Kosmetika.
Zu den Produkten gehörten beispielsweise Hautschutzsalben oder Puder, Babypflegemittel wie die Elasan- Pflegeserie oder Stomatologika.[04] Die Produktionspalette erreichte zeitweise einen Umfang von bis zu 600 Artikeln.[05] Wie die Firma Dr. Willmar Schwabe unterhielt auch der volkseigene Betrieb eine eigene Gärtnerei für "Heilpflanzen, die ansonsten schwer zu beschaffen waren".[06]

Die Betriebsbezeichnung lautete ab 1957 " VEB Leipziger Arzneimittelwerk " (LAW). 1958 wurde das LAW der VVB Pharmazeutische Industrie, Berlin, unterstellt. Zu diesem Zeitpunkt war das LAW Leitbetrieb für den VEB Ysat Bürger Wernigerode und für die phytochemische Produktion des VEB Arzneimittelwerk Dresden.[07]

Zum 1. Jan. 1960 erfolgte die Fusion[08] mit dem VEB Dentalchemie Leipzig [09] in der Max-Liebermann-Straße, in deren Folge es zu Veränderungen bei der Produktion kam. Das LAW sollte in den 1960er Jahren stärker Konfektionierungsbetrieb, d. h. fabrikmäßiger Herstellungsbetrieb werden, da der Bedarf an homöopathischen Produkten stark zurückgegangen war.[10] Der Anteil an biologischen, biologisch-chemischen Produkten des Betriebes nahm zu. Die Zahl der Arbeitskräfte, die für die Gärtnerei arbeiteten sollten, wurde durch die VVB Pharmazeutische Industrie, Berlin, auf drei Stellen begrenzt.

Im Jahr 1965 fand die Zusammenführung mit dem VEB Pharmazeutisches Werk Leipzig
(vorm. Vasenolwerk Leipzig[11] ) in der Wittenberger Straße statt . Insgesamt wurden sieben Betriebe in den VEB Leipziger Arzneimittelwerk eingegliedert , darunter auch der bekannte Betrieb VEB Krügerol Leipzig[12] und der VEB Chemidropha-Werk Chemnitz.[13]

Die 1970 erfolgte Unterstellung des Leipziger Arzneimittelwerkes unter das Kombinat VEB Arzneimittelwerk Dresden, das seinen Sitz in Radebeul hatte, bedeutete für das Werk die juristische Unselbständigkeit. Mit der Bildung des VEB Pharmazeutisches Kombinat GERMED Dresden 1978 wurde der Betrieb zwar wieder juristisch selbständig, blieb aber Kombinatsbetrieb.[14] 1990 nahm die Geschäftsleitung des LAW die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft "Leipziger Arzneimittelwerk GmbH " vor und seit 1992 gehört diese zur amerikanischen Wyeth- Gruppe.

Der VEB Chemidropha-Werk Chemnitz war aus der H. Th. Böhme A. G., Chemnitz, hervorgegangen und im Dezember 1945 landeseigener Betrieb Sachsens geworden.[15] Nachdem 1947 bereits eine Änderung der Betriebsbezeichnung in "Industrieverwaltung 27 Chemie Chemnitz, Zweigbetrieb Fettchemie II" vorgenommen worden war, wurde der Betrieb am 1. 7. 1948 der VVB ( Z ) "Pharma" unterstellt.[16] Mit Rechtsträgernachweis vom 18. Februar 1953 erfolgte die Verstaatlichung zum " VEB Chemidropha-Werk Chemnitz", Moritzstr. 29.[17]Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Im Mai und Juni 1990 fanden zwei Archivgutübernahmen mit einem Umfang von 9 lfm aus der Leipziger Arzneimittelwerk GmbH statt. Das Schriftgut wurde von der LAW GmbH unerschlossen, ohne Ablieferungsverzeichnisse oder andere Findhilfsmittel übergeben.

Ab 1955 existierte zwar ein neuer Aktenplan für den volkseigenen Betrieb, dennoch war es nicht möglich den alten Registraturzusammenhang wieder herzustellen. 8 lfm des Bestandes wurden 1994/95 auf der Grundlage der OVG [18] in Form einer handschriftlichen Findkartei erschlossen. Die Vergabe der Archivsignaturen erfolgte ordnungsunabhängig. Kassiert wurden nur Mehrfachüberlieferungen. Die abschließende Erschließung erfolgte 1996.
2013 wurden 94 Akteneinheiten dem Bestand 20715 entnommen und gemäß ihrer Provenienz dem Bestand 20706 Willmar Schwabe Arzneimittel Leipzig hinzugefügt. Darüber hinaus erfolgte eine Überarbeitung der Gliederung.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung ist in weiten Teilen bruchstückhaft, so u. a. auch im Bereich Leitung und Organisation. Allerdings sind hier die Protokolle der Werkleitungssitzungen von 1952 bis 1988 mit wenigen Ausnahmen überliefert. Umfangreichere Unterlagen existieren zu den Komplexen Wettbewerb und Neuererwesen, aber auch zur Betriebsgewerkschaftsleitung und zur SED-Betriebsorganisation. Hier finden sich auch mehrere, in denen sich die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen während des Herbstes 1989 widerspiegeln.

Der Bestand enthält auch einige Unterlagen eingegliederter Betriebe, wie z. B. des VEB Homöopharm - Dr. Willmar Schwabe, des VEB Vasenolwerk Leipzig und des VEB Chemidropha - Werk Chemnitz.

Hinweise für die Benutzung

Das Findbuch ist nach folgendem Schema geordnet:

Signatur
Aktentitel
Zeitlicher Umfang


Bei Bestellungen sind stets der Name des Bestandes sowie die Signatur der Verzeichnungseinheit anzugeben.
Zitierbeispiel: StA-L, VEB Leipziger Arzneimittelwerk, Nr. 8

Verweise auf korrespondierende Bestände
20706	Willmar Schwabe Arzneimittel Leipzig 



Antje Brekle

Leipzig 1996




[01] StA-L, VEB LAW , Nr.105, in Verbindung mit Befehl 201/48.
[02] StA-L, VEB LAW, Nr.105, laut amtlicher Bekanntmachung v. 10.06.1949.
[03] Betriebspaß VEB Homöopharm, Dr. Willmar Schwabe.
[04] StA-L, VEB AMW, Nr. 423: Liquida-, Salben-, Synthese-, Puderprodukte.
[05] Gespräch 1995 mit Geschäftsführer der LAW GmbH.
[06] StA-L, VEB LAW, Nr. 423.
[07] StA-L, VEB LAW, Nr. 110.
[08] StA-L, VEB LAW, Nr. 127
[09] laut Betriebspaß 1950 verstaatlicht.
[10] StA-L, VEB LAW, Nr. 96.
[11] laut Betriebspaß 1946 verstaatlicht.
[12] StA-L, VEB LAW, Nr. 354 und 355.
[13] dieser Betriebsteil hatte 1950 44 Beschäftigte.
[14] StA-L, VEB LAW, Nr. 368.
[15] StA-L, VEB LAW, Nr. 454.
[16] StA-L, VEB LAW, Nr. 450.
[17] StA-L, VEB LAW, Nr. 455.
[18] Ordnungs-und Verzeichnungsgrundsätze, Potsdam 1964.

Weil, Francesca: Herrschaftsanspruch und soziale Wirklichkeit: Zwei sächsische Betriebe in der DDR während der Honecker-Ära. Böhlau, 2000.
A 994/2000
Werkleiterberatungen.- Bilanzen.- Rentabilitätsanalysen.- Betriebskollektivverträge.- Wettbewerb.- Neuererwesen.- Konsumgüterproduktion.- Betriebsgewerkschaftsleitung.- Grundorganisation der FDJ.
Zum 1. Mai 1952 wurde die Dr. Willmar Schwabe KG unter Umbenennung in VEB Homöopharm Dr. Willmar Schwabe verstaatlicht und der Verwaltung Volkseigener Betriebe Pharmazeutische Industrie, Halle (Saale), unterstellt. Die Betriebsbezeichnung lautete ab 1957 VEB Leipziger Arzneimittelwerk. Zum 1. Januar 1960 erfolgte die Fusion mit dem VEB Dentalchemie Leipzig. Das Produktionsprofil prägten neben homöopathischen zunehmend biologische bzw. biologisch-chemische Erzeugnisse. 1965 fand die Zusammenführung mit dem VEB Pharmazeutisches Werk Leipzig statt. Insgesamt wurden sieben Betriebe in den VEB Leipziger Arzneimittelwerk eingegliedert, darunter die VEB Krügerol Leipzig und VEB Chemidropha-Werk Chemnitz. 1990 wandelte sich das Unternehmen in die Leipziger Arzneimittelwerk GmbH um und gehört seit 1992 zur US-amerikanischen Wyeth-Gruppe.
Der Bestand enthält auch Schriftgut der Provenienz Vasenol-Werke Leipzig, Volkseigene Betriebe Sachsens, Industrie-Verwaltung 26 Chemie.
  • 1996 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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