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Beständeübersicht

Bestand

20723 VEB Teerverarbeitungswerk Rositz

Datierung1917 - 1966
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,00

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1989. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben (Einleitung und Verzeichnungsangaben) mit geringfügigen inhaltlichen Veränderungen in die digitale Form überführt.


Zur Geschichte des VEB Teerverarbeitungswerkes Rositz

Das ehemalige Mineralölwerk Rositz war ein Teilbetrieb des Monopolunternehmens "Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft" mit ihrem Hauptsitz in Berlin-Schöneberg. Das Werk wurde von Oktober 1916 bis März 1918 erbaut, um die in der Rositzer Braunkohle enthaltenen Bitumenmengen als Braunkohlenteer zu gewinnen. Die infolge des 1. Weltkrieges über Deutschland verhängten Einfuhrbeschränkungen versuchte man durch Eigenproduktion zu überwinden. Im Vordergrund stand die Herstellung von Heiz- und Treiböl für die deutsche Kriegsmarine und die beiläufige Gewinnung von Paraffin.

Bei den am 16. August und 7. Oktober 1944 sowie am 14. Februar und 2. März 1945 erfolgten anglo-amerikanischen Bombenangriffen wurde die Teerraffinerie nebst Generatoranlage Fichtenhainichen durch Brände zu 80 % vernichtet. Acht Werksangehörige fanden dabei den Tod. Beim Anrücken der amerikanischen Truppen am 13. April 1945 waren die Treibstoffraffinationsanlagen soweit instandgesetzt, dass die Benzinherstellung aus Leichtöl möglich war. Die amerikanische Besatzung erteilte der Direktion der Mineralölwerke Rositz den Auftrag, den Bedarf an Treibstoff, insbesondere Fahrbenzin, für den Stadt- und Landkreis Altenburg zu decken. Am 1. Juli 1945 erfolgte die Ablösung der amerikanischen Truppen durch die Rote Armee. Gemäß Befehl Nr. 9 des sowjetischen Militärkommandanten Deutschlands waren in der damaligen sowjetischen Besatzungszone Deutschlands alle Kraftstoffe erzeugenden Fabrikationsanlagen (einschließlich der Schwelwerke) mit Wirkung vom 15. August 1945 wieder in Betrieb zu nehmen. Für das fast total zerstört gewesene Werk Rositz war das unmöglich, weshalb der Termin werksseitig auf Mitte Oktober festgelegt war. Vom sowjetischen Militärkommandanten wurde dann Mitte September als endgültiger Fertigstellungstermin festgesetzt. Der Inbetriebnahme des Werkes mit dessen produktionstechnischen Einrichtungen sowie den Energieverbindungen über und unter der Erde, welche auf ca. 2 Kilometer Länge zerrissen und verschüttet waren, standen fast unüberwindbare Schwierigkeiten entgegen. So war es eine enorme Leistung, dass zu dem vorgegebenen Zeitpunkt sowohl die Spaltanlage II als auch die Treibstoffbetriebe ihre Erzeugung wieder in vollem Umfang aufnahmen und bis Ende des Jahres 1945 15.500 Tonnen Teer und Waschteer verarbeiten konnten. Sowohl die Spaltanlagen als auch die Raffination und die Nebenanlagen arbeiteten trotz der weiterhin bestehenden außerordentlichen Schwierigkeiten sehr gut, so dass die im Plan festgelegten Sollziffern von Anfang an nicht nur erreicht, sondern sogar überboten werden konnten. Die Belegschaft und die Leitung des Werkes Rositz wurden aus diesem Anlass auf der am 9. Oktober 1945 in Altenburg stattgefundenen Tagung des Präsidenten der damaligen Zentralverwaltung für Brennstoffe belobigt und mit einer Prämie für gute Leistungen ausgezeichnet.

Die zur Durchführung der auf dem Potsdamer Abkommen beruhenden Befehle Nr. 124 und 126 der sowjetischen Militäradministration Deutschlands geschaffene Kreis- kommission sprach mit Wirkung von 15. Dezember 1945 die Sequestrierung des gesamten Vermögens der damaligen Mineralölwerke Rositz aus. Im Zuge der weiteren Verwirklichung des Potsdamer Abkommens wurde durch den Befehl Nr. 472 der Sowjetischen Militäradministration des Landes Thüringen vom 30. Oktober 1946 das Teerverarbeitungswerk Rositz für Rechnungen der Reparationen an die Sowjetunion ab 1. November 1946 in das Eigentum der Sowjetischen Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie übernommen. In diesem Zusammenhang erhielt das Werk die heutige Firmenbezeichnung "Teerverarbeitungswerk Rositz".

Am 1. April 1952 wurde das Werk der DDR übergeben. Das Teerverarbeitungswerk Rositz entwickelte sich in der Folgezeit zum zweitgrößten Exportparaffinerzeugungswerk.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

1982 wurden die Bestände VEB Teerverarbeitungswerk Rositz und Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft Mineralölwerke Rositz aus dem Verwaltungsarchiv von "Otto Grotewohl" Böhlen in das Staatsarchiv Leipzig übernommen. Der erste Arbeitsschritt bestand in der Trennung und somit Abgrenzung beider Bestände. Im August 1989 begann die Bearbeitung des Bestandes VEB Teerverarbeitungswerk Rositz mit einem Ausgangsumfang von 1,5 lfm. Entsprechend dem Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie wurden die Bewertung und die Verzeichnung des Archivgutes durchgeführt. Die Bewertung fand nach den Kriterien der Art der Überlieferung und der gesellschaftlichen Bedeutung des Schriftgutes statt. Mehrfachüberlieferungen oder z. B. Anwesenheitslisten wurden kassiert. Als Ergebnis dieser Arbeiten wurde ein Findbuch ausgefertigt. Die vorgefundene Aktenbildung ist als gut einzuschätzen. Es überwog die Sachaktenbildung. Korrespondenzakten und Akten nach Schriftgutarten wurden dagegen nur in geringem Umfang überliefert. Der zeitliche Umfang der Überlieferung reicht von 1938 - 1966. Der Endumfang des Bestandes umfasst 1 lfm. Bei der technischen Bearbeitung erfolgten die fortlaufende Signierung der Akteneinheiten von 1 - 34 und die Einlagerung in Archivgutbehälter.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferungslage innerhalb des Bestandes ist sehr unterschiedlich. Nach dem Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie wurde der Bestand in folgende Hauptgruppen unterteilt:
- Leitung und Organisation
- Arbeit
- Kader, Bildung
- Finanzen
- Forschung und Entwicklung, Wissenschaft und Technik
- Produktion
- Betriebsgewerkschaftsleitung
Die anderen Archivgutpositionen konnten nicht abgedeckt werden. Der zeitliche Schwerpunkt des Archivgutes liegt in den 1940er Jahren. Die Hauptgruppe Leitung und Organisation ist am umfangreichsten vertreten. Dabei ist auf Dokumente zum Wiederaufbau des Werkes und zur Betriebsgeschichte zu verweisen. Erwähnenswert ist auch die Sicherstellung von Schriftgut aus der Zeit der Hitlerdiktatur und zu Spenden für die Errichtung von nationalen Gedenkstätten in Buchenwald, Sachsenhausen und Ravensbrück. Bombenangriffe auf das Werk und seine Sequestrierung sind in den Akteneinheiten ebenfalls dokumentiert. Zu den anderen Hauptgruppen sind nur vereinzelt Akteneinheiten vorhanden. Hingewiesen werden soll auf Quellen zur Entwicklung sozialer und kultureller Einrichtungen des VEB Teerverarbeitungswerkes Rositz (Hauptgruppe Arbeit), der Entlassung von Angestellten wegen SS-Mitgliedschaft (Hauptgruppe Kader, Bildung) und Dokumente zur Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit (Hauptgruppe Betriebsgewerkschaftsleitung).
Die Auswertungsmöglichkeiten sind aufgrund der lückenhaften Überlieferungslage beschränkt. In diesem Zusammenhang kann noch auf die Nutzung des Vorgängerbestandes Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft Mineralölwerke Rositz verwiesen werden.

Anja Sufried

Leipzig, den 11.08.1989
42 Fotos zur Betriebsgeschichte, 1923, 1945 - 1963. - Katzsch, Walter: Gedanken zur Vereinigung der KPD und SPD zur SED im 20. Gründungsjahr der SED, unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung, Tätigkeit und Führung der Betriebsparteiorganisation der SED und der Betriebsgewerkschaftsleitung im VEB Teerverarbeitungswerk Rositz. Msl. Ms., 1966.- Sammlung von Dokumenten (Abschriften) zur Betriebsgeschichte, 1943 - 1966. (SEDSamBG Nr. 24)
Wiederingangsetzung der Produktion ab 1945.- Betriebsorganisation und Verwaltungsorganisation.- Betriebsgeschichte.- Lehrlingsausbildung.
Am 1. November 1946 gingen die Betriebsanlagen der Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft, Mineralölwerke Rositz, auf Rechnung der Reparationen Deutschlands in das Eigentum der UdSSR über. Sie wurden der SAG der Brennstoffindustrie als Teerverarbeitungswerk Rositz zugeordnet. Daneben bestand die Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Mineralölwerke Rositz, in Liquidation, fort. Am 1. April 1952 übergab die UdSSR das Teerverarbeitungswerk Rositz in das Eigentum der DDR. Mit Wirkung vom 1. Januar 1969 wurde der VEB Teerverarbeitungswerk Rositz mit dem VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen und VEB Kombinat Espenhain zum VEB Erdölverarbeitungskombinat Otto Grotewohl, Böhlen, zusammengelegt.
Im Bestand sind Unterlagen der Vorprovenienzen Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Mineralölwerke Rositz, sowie der Staatlichen Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie, Teerverarbeitungswerk Rositz enthalten.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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