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Beständeübersicht

Bestand

30954 IDOSAN Lößnitz

Datierung1932 - 1948
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)2,50

Bestand enthält auch 3 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Fa. IDOSAN Lößnitz
Die Firma "IDOSAN chemisch-pharmazeutische Fabrik Dr. H. Mayen & Co." wurde ca. 1937 von Dr. Hans Mayen (gestorben am 19. September 1944) und Dr. Walther Kuhlmey in Berlin gegründet. Letzterer hatte als approbierter Arzt vorher bei den Firmen DEGEWOP und ORGANON gearbeitet, welche vor allem mit wissenschaftlichen Organpräparaten und Insulin handelten und sich nun durch Übernahme einer Firma aus "nichtarischem" Besitz selbständig machte. Die beiden Firmen JOWEA (evtl. ursprünglich die kosmetische Abteilung der Firma Radium Emanation GmbH) und BIOCRIN wurden 1938/39 Teil des Unternehmens und wahrscheinlich 1942 stillgelegt bzw. direkt in die Firma IDOSAN integriert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dr. Kuhlmey als Stabsarzt zur Wehrmacht eingezogen, hatte aber vorher noch die Gelegenheit, mehrere Zweigfirmen im nunmehr geschaffenen Generalgouvernement zu etablieren. Die Firma IDOSAN Warschau wurde 1940 mit dem Leiter der Firma "Bacutil", die offenbar ein halbstaatliches Unternehmen war, gegründet. Die genauen Hintergründe bzw. Eigentumsverhältnisse sind nicht völlig eindeutig, da Dr. Kuhlmey erwähnt, dass ihm offiziell zwar nur 49% der Firma Bacutil oder der IDOSAN Warschau gehören, in Wahrheit aber auch die restlichen Besitzanteile für ihn gesichert seien. Außer der Warschauer Dependance wurde auch in Posen eine Filiale gegründet, zudem fungierte Dr. Kuhlmey noch als Treuhänder der Warschauer Firmen ASMIDAR und Aleksander Wieniewicz. Für diese Firmen existieren im Aktenbestand Unterlagen in größerem Umfang, für zwei weitere Betriebe, Hafeza und E. Paulin (Warschau), hingegen nur Hinweise darauf, dass sie irgendwann in die IDOSAN integriert wurden. Produziert wurden in den Kleinunternehmen mit jeweils 2 - 6 Mitarbeitern u. a. Kunsthonigtabletten, Stärkungsmittel, Aromen und Pepsin sowie während des Krieges Chemikalien für Heeres-Sanitätsmaterial und Luftschutzgeräte.
Dr. Kuhlmey, der gute Kontakte zu den NS-Behörden, insbesondere zum Innenministerium besaß, war 1941 am Staatlichen Institut für Hygiene in Warschau angestellt, befasste sich speziell mit dem Aufbau der Insulinproduktion sowie der Planung der Ausnutzung von diesbezüglichen Rohstoffen Polens und der Ukraine. Er verfasste auch eine ganze Reihe von Berichte und Exposés für verschiedene Dienststellen. Im selben Jahr wurde offenbar das Exportgeschäft des "Nichtariers" Albert Wolffenstein übernommen. Spätestens 1943 dachte man intensiv über eine Verlagerung des Betriebes nach, die Anfang 1944 endgültig durchgeführt wurde, nachdem über einen Mittelsmann Räume in Lößnitz angemietet worden waren. Der neue erzgebirgische Standort war jedoch nur als Provisorium vorgesehen, noch im November 1944 sollte die Suche nach einer neuen Produktionsstätte in Mitteldeutschland initiiert werden, die jedoch kriegsbedingt nicht mehr zum Abschluss kam. Das Unternehmen wurde 1946 enteignet und zunächst treuhänderisch von Günther Ullrich, einem Angestellten der Firma IDOSAN, verwaltet. Die Industrieverwaltung 27 Chemie Chemnitz übernahm den Betrieb 1947 und liquidierte ihn bereits am 1. August 1947.


2. Bestandsanalyse
Die Aktennummern 1 – 90 waren ursprünglich über eine Kartei erschlossen. Diese Verzeichnungsangaben sind durch eine Hilfskraft im Jahr 2008 in das Augias-Verzeichnungsprogramm übertragen und durch die Bestandsverantwortliche anschließend klassifiziert worden. Der andere, zunächst unverzeichnete Teilbestand, ist bereits 2007 durch Herrn T. Weber erschlossen worden. Der Bestand enthält u. a. Versuchsprotokolle, betriebsinternen Schriftverkehr, Wochenberichte an den Inhaber Dr. Walter Kuhlmey, Versicherungsunterlagen, Bilanzen und Inventurunterlagen (Haupt- und Bilanzbücher), Patentierungen und Herstellungsbewilligungen für pharmazeutische Präparate, Preisberechnung und Gewinnabführung, Berichte an das Wirtschaftsministerium, Privatunterlagen und Schriftverkehr des Firmeninhabers und seiner Familie sowie die Dokumentation der Liquidation durch die Industrieverwaltung 27 Chemie Chemnitz.


3. Abkürzungen
AGB|-----|Allgemeine Geschäftsbedingungen
DAF|-----|Deutsche Arbeitsfront
IHK|-----|Industrie- und Handelskammer
IV|-----|Industrieverwaltung
KZ|-----|Konzentrationslager
SMAD|-----|Sowjetische Militäradministration Deutschlands
u.k.-Stellung|-----|Unabkömmlichkeitsstellung
Versuchsprotokolle.- Betriebsinterner Schriftverkehr.- Wochenberichte an den Inhaber Dr. Walter Kuhlmey.- Versicherungen.- Bilanzen und Inventurunterlagen.- Patentverfahren und Herstellungsbewilligungen für pharmazeutische Präparate.- Preisberechnung und Gewinnabführung.- Berichte an das Wirtschaftsministerium.- Privatunterlagen und Schriftverkehr des Firmeninhabers und seiner Familie.- Hauptbücher.- Bilanzbücher.- Dokumentation der Liquidation durch die IV 27 Chemie, Chemnitz.
Die Fa. "IDOSAN chemisch-pharmazeutische Fabrik Dr. H. Mayen & Co." wurde ca. 1937 von Dr. Hans Mayen (gestorben am 19. Sept. 1944) und Dr. Walther Kuhlmey in Berlin gegründet. Letzterer hatte als approbierter Arzt vorher bei den Firmen DEGEWOP und ORGANON gearbeitet, welche vor allem mit wissenschaftlichen Organpräparaten und Insulin handelten und sich nun durch Übernahme einer Firma aus "nichtarischem" Besitz selbständig machte. Die beiden Firmen JOWEA (evtl. ursprünglich die kosmetische Abteilung der Fa. Radium Emanation GmbH) und BIOCRIN wurden 1938/39 Teil des Unternehmens und wahrscheinlich 1942 stillgelegt bzw. direkt in die Fa. IDOSAN integriert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Dr. Kuhlmey als Stabsarzt zur Wehrmacht eingezogen, hatte aber vorher noch die Gelegenheit, mehrere Zweigfirmen im nunmehr geschaffenen Generalgouvernement zu etablieren. Die Fa. IDOSAN Warschau wurde 1940 mit dem Leiter der Fa. "Bacutil", die offenbar ein halbstaatliches Unternehmen war, gegründet. Die genauen Hintergründe bzw. Eigentumsverhältnisse sind nicht völlig eindeutig, da Dr. Kuhlmey erwähnt, dass ihm offiziell zwar nur 49% der Fa. Bacutil oder der IDOSAN Warschau gehören, in Wahrheit aber auch die restlichen Besitzanteile für ihn gesichert seien. Außer der Warschauer Dependance wurde auch in Posen eine Filiale gegründet, zudem fungierte Dr. Kuhlmey noch als Treuhänder der Warschauer Firmen ASMIDAR und Aleksander Wieniewicz. Für diese Firmen existieren im Aktenbestand Unterlagen in größerem Umfang, für zwei weitere Betriebe, Hafeza und E. Paulin (Warschau), hingegen nur Hinweise darauf, dass sie irgendwann in die IDOSAN integriert wurden. Produziert wurden in den Kleinunternehmen mit jeweils 2-6 Mitarbeitern u. a. Kunsthonigtabletten, Stärkungsmittel, Aromen und Pepsin sowie während des Krieges Chemikalien für Heeres-Sanitätsmaterial und Luftschutzgeräte.
Dr. Kuhlmey, der gute Kontakte zu den NS-Behörden, insbesondere zum Innenministerium besaß, war 1941 am Staatlichen Institut für Hygiene in Warschau angestellt, befasste sich speziell mit dem Aufbau der Insulinproduktion sowie der Planung der Ausnutzung von diesbezüglichen Rohstoffen Polens und der Ukraine. Er verfasste auch eine ganze Reihe von Berichten und Exposés für verschiedene Dienststellen. Im selben Jahr wurde offenbar das Exportgeschäft des "Nichtariers" Albert Wolffenstein übernommen. Spätestens 1943 dachte man intensiv über eine Verlagerung des Betriebes nach, die Anfang 1944 endgültig durchgeführt wurde, nachdem über einen Mittelsmann Räume in Lößnitz angemietet worden waren. Der neue erzgebirgische Standort war jedoch nur als Provisorium vorgesehen, noch im November 1944 sollte die Suche nach einer neuen Produktionsstätte in Mitteldeutschland initiiert werden, die jedoch kriegsbedingt nicht mehr zum Abschluss kam. Das Unternehmen wurde 1946 enteignet und zunächst treuhänderisch von Günther Ullrich, einem Angestellten der Fa. IDOSAN, verwaltet. Die Industrieverwaltung 27 Chemie, Chemnitz übernahm den Betrieb 1947 und liquidierte ihn bereits am 1. August 1947.
  • 2007, 2008 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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