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Beständeübersicht

Bestand

20912 Steingutfabrik Colditz AG

Datierung1899 - 1950
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)13,67
Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion der bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findkartei aus dem Jahr 1981. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Außerdem erfolgte im Interesse der Verbesserung der Übersichtlichkeit des Findbuches eine teilweise Überarbeitung der Systematik des Bestandes.
Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1981 wider.

Geschichte der Steingutfabrik Colditz AG

Die Gründung der Steingutfabrik Colditz AG erfolgte im Jahr 1907 durch die Übernahme der 1841 gegründeten Firma Karl Zschau. Das Grundkapital betrug 700.000 Reichsmark, dem Konsortium gehörten sieben Fabrikbesitzer und Kaufleute an. Die Produktion umfasste Steingut-Gebrauchsartikel für Haus und Küche, Waschgarnituren, Küchengarnituren, Tafelgeschirr und Keramiken.
In den folgenden Jahren wurden umfangreiche Neu- und Erweiterungsbauten durchgeführt sowie eine Reihe von Firmen als Tochterunternehmen in die Aktiengesellschaft eingegliedert. Unter der Leitung des Vorstands Otto Zehe (alleiniger Vorstand von 1908 bis 1935) expandierte das Unternehmen, so dass es in den 1930er Jahren als die größte Steingutfabrik Deutschlands galt. So erfolgte 1917 die Pachtung und 1918 der Kauf einer Hartsteingutfabrik in Oschatz zur Herstellung von Gebrauchsgeschirr. Nach ihrer Stillegung 1938 wurde diese Firma wieder verkauft. 1927 wurde die Majorität der Anteile von der 1904 gegründeten Steingutfabrik Staffel GmbH in Staffel bei Limburg-Lahn erworben. Ebenfalls 1927 erfolgte die Übernahme der keramischen Werke Strehla. Um die günstigen Ausfuhrmöglichkeiten über Hamburg besser nutzen zu können, wurde 1930 die Firma F. H. Rickelmann übernommen. Dem besseren Vertrieb der Erzeugnisse sollte auch 1931 die Erwerbung einer Beteiligung an der 1922 gegründeten Firma Lorenz & Sohn GmbH in Leipzig dienen. 1932 erfolgte die Übernahme der Porzellanfabrik J. Edelstein in Küps/Bayern sowie von deren Handelsgesellschaft Glas-, Porzellan- und Steingut-Handels AG in Berlin aus der Konkursmasse der J. Edelstein AG, als Ausgleich für noch offene Forderungen. Beide wurden als AG neu gegründet. Das Kapital befand sich vollständig in den Händen der Steingutfabrik Colditz AG.
In den 1930er Jahren produzierte das Werk umfangreich für die Wehrmacht und stellte die Produktion auf Wehrmachtsbedarf um. Es setzte über 600 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus neun Nationen ein (zeitweilig 65% der Belegschaft). Im November 1944 wurde der Werkteil "Süd" von der Wehrmacht beschlagnahmt und von der HASAG Leipzig zum Rüstungsbetrieb umfunktioniert. Im April 1945 wurde Colditz durch die Amerikaner besetzt, doch begann schon im Mai 1945 wieder die Produktion. Das Werk verblieb noch bis 1948 im Besitz der Aktiengesellschaft. Nach der Enteignung wurde der Standort vom VEB Steingutwerk Colditz weiter betrieben, der seit 1958 als VEB Porzellanwerk Colditz firmierte.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand "Steingutfabrik Colditz AG" wurde im Verwaltungsarchiv des VEB Porzellanwerk Colditz aufbewahrt und auf der Grundlage der Verordnung über das staatliche Archivwesen 1979 und 1981 in das Staatsarchiv Leipzig übernommen. Er wurde 1980/81 mit einer Findkartei verzeichnet. In Ergänzung der 2010 erfolgten Retrokonversion der Findkartei wurden die bisher nicht erschlossenen Nummern 285, 426 und 548 - 567 verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand enthält wesentliche Dokumente zur Entwicklung der Steingutfabrik. Die Unterlagen dokumentieren - neben anderen Themengebieten - eindrucksvoll sowohl die Expansion des Unternehmens wie den Einsatz von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern. Über Forschung, Entwicklung und Produktion sind hingegen kaum Dokumente überliefert.

Verweise auf korrespondierende Bestände

Den Bestand ergänzende Unterlagen befinden sich unter anderem in den Beständen 20118 Amtsgericht Colditz (Handelsregisterakte HRB 9 in sechs Bänden: Nr. 710-713, 44, 617), 20129 Amtsgericht Oschatz (Nr. 357 und 358 zur Abteilung Oschatz der Steingutfabrik), 21018 Dresdner Bank in Leipzig (Nr. 260, 261, 471) sowie 21033 Reichsbankhauptstelle Leipzig mit Nebenstellen (Nr. 871, 900, 913 und 1704).
Vom verstaatlichten Nachfolgebetrieb existieren Unterlagen aus dem Zeitraum 1945 bis 1990, sie bilden den Bestand
VEB Porzellanwerk Colditz.

Literatur

Jubiläumsausgabe zum 40jährigen Bestehen der Steingutfabrik Colditz Aktiengesellschaft Colditz i. Sa., Colditz 1947

Seht, das sind wir Porzelliner! Beiträge zur Betriebsgeschichte des VEB Porzellanwerk Colditz, hrsg. von der Parteileitung und Kombinatsleitung des VEB Porzellanwerk Colditz, Colditz 1976

Roswitha Franke

Leipzig 1981
Hdb. der AG 1944 S. 305.
Jubiläumsausgabe zum 40jährigen Bestehen der Steingutfabrik Colditz AG 1907 - 1947.
Leitung und Organisation.- Zweigwerke.- Private Unterlagen Direktor Zehe.- Arbeit und Soziales.- Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern.- Finanzen und Vermögen.- Produktion.- Musterbücher für die Dekorgestaltung (10 Bde.).- Absatz und Werbung.
Die Gründung der Steingutfabrik Colditz AG erfolgte 1907 unter Übernahme der Firma Carl Aug. Zschau in Colditz. Die Gesellschaft produzierte und vertrieb Steingutgebrauchsartikel für Haus und Küche. Die Enteignung erfolgte nach dem Gesetz vom 30. Juni 1946 (Volksentscheid), die Löschung im Handelsregister 1949. Die Werke in Colditz wurden 1948 verstaatlicht zum VEB Steingutwerk Colditz.
  • 2018 | Findbuch / Datenbank
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