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Beständeübersicht

Bestand

21018 Dresdner Bank in Leipzig

Datierung1873 - 1954
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)65,20
Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1994. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert.
Das vorliegende Findbuch ist nur in sehr geringem Maße Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1994 wider.

Zur Geschichte der Dresdner Bank in Leipzig

Die Dresdner Bank zählt zu den zwischen 1848 und 1872 errichteten großen, kapitalkräftigen und heute führenden Aktienbanken in Deutschland. [01] Sie wurde am 12. November 1872, aus dem renommierten Dresdner Bankhaus Michael Kaskel hervorgehend, in Dresden gegründet. Das seinerzeit respektable Gründungskapital betrug 8 Mio. Taler (24 Mio. Mark). Zu 40% konnte es von 16 Gründern, vor allem von den Initiatoren Carl von Kaskel, Felix von Kaskel, Eugen Gutmann, Dresden und Ludwig Max Goldberger, Berlin, aufgebracht werden. Die restlichen Aktien wurden durch ein Bankenkonsortium an den Börsen in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg, Dresden und Leipzig ausgegeben und in Umlauf gesetzt. [02]
Anfangs in der Dresdner Region tätig, übernahm die Dresdner Bank schon in den ersten beiden Geschäftsjahren zwei kleinere sächsische Bankfirmen [03] - 1873 den Sächsischen Bankverein Dresden und 1874 die Dresdner Handelsbank - und dehnte damit ihren Wirkungskreis rasch aus. "Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb des Bank- und Commissionsgeschäfts in allen seinen Zweigen; sie kann Unternehmungen ins Leben rufen, auch ist sie berechtigt, Zweigniederlassungen, Agenturen und Commanditen zu errichten". [04] Über 35 Jahre gehörte die Fürsorge für die bankgeschäftlichen Bedürfnisse der deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften zu den Aufgaben der Gesellschaft. [05]
Ihr gelang bis 1914 der Aufstieg zur "Berliner Großbank". Im Jahre 1881 errichtete die Dresdner Bank in Berlin eine Niederlassung und verlegte drei Jahre später die Geschäftsleitung dorthin (juristischer Sitz blieb Dresden). Hinzu kam der Einstieg in das internationale Finanz- und Börsengeschäft noch vor der Jahrhundertwende. [06] Zwischen 1892 und 1917 expandierte die Dresdner Bank v. a. durch die Übernahme größerer Privatbanken. Zugleich forcierte sie mit der Errichtung neuer Filialen und Depositenkassen den Ausbau ihrer Inlandsorganisation. [07]
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es durch die in Deutschland herrschende Deflationskrise zu schweren Rückschlägen im Bankwesen. Erst die Währungsreform von 1923/1924 brachte wieder eine stabile und kalkulierbare Goldkernwährung, die Reichsmark. Zum 1. Januar 1924 beschloss die Dresdner Bank ihre Goldmarkeröffnungsbilanz; das Aktienkapital betrug nun 78 Mio. RM, [08] und es folgten einige Jahre des Aufschwungs.
Im Verlaufe der Weltwirtschafts-, Finanz- und Börsenkrise geriet die Dresdner Bank 1931 in Zahlungsschwierigkeiten. [09] Als Teil des von der Reichsregierung gesteuerten Konzentrationsprozesses unter den Großbanken wurde im Jahre 1932 die Fusion zwischen der Dresdner Bank und der Darmstädter und Nationalbank (Danatbank, gegr. 1922) vollzogen. 1937 konnte die Dresdner Bank den vom Reich und der Deutschen Golddiskontobank übernommenen Teilbesitz an Dresdner-Bank-Aktien reprivatisieren. [10]
Mitte der 1930er Jahre übernahm die Dresdner Bank u. a. das sächsische Geschäft vom Bankhaus Gebrüder Arnhold und mehrere Niederlassungen französischer Banken im Saarland. Ausweitung und Beteiligungen setzten sich in Österreich, im Sudetenland, im "Protektorat Böhmen und Mähren" und während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Gebieten fort. [11] Ab 1942/43 wirkte sich die kriegswirtschaftliche Reorganisation im Bankwesen auch auf die Dresdner Bank aus. [12]
In die Nachkriegsentwicklung der Dresdner Bank griffen die westlichen Alliierten und die SMAD unterschiedlich ein. [13] In Berlin wurde am 28. April 1945 die Einstellung der Geschäftstätigkeit ihrer Zentrale angeordnet, und in der sowjetischen Zone kam es auf Grund der Befehle der SMAD zur Schließung und Enteignung sämtlicher Geschäftsstellen. Im Januar 1946 musste sie die seit August 1945 geschlossenen sächsischen Filialen an die Sächsische Landesbank übergeben. [14]
In den Besatzungszonen der Westmächte erfolgte 1947/48 die Dezentralisierung der Filialgroßbanken. Juristisch blieb auch die Dresdner Bank eine "ruhende Altbank", die separate Existenz ihrer Filialen wurde dagegen erlaubt. Nach positiver Geschäftsentwicklung seit der Währungsreform 1948 entstanden 1952 aus den auf Länderebene operierenden Filialgruppen drei überregionale "Nachfolgeinstitute". Sie waren am Aufbau des modernen Bankwesens der Bundesrepublik Deutschland wesentlich beteiligt. Mit dem "Verschmelzungsvertrag" von 1957 wurde die "Dresdner Bank AG" als Filialgroßbank mit Sitz in Frankfurt/Main neu errichtet. [15]
Wenige Wochen nach der Wende in der ehemaligen DDR eröffnete die Dresdner Bank im Januar 1990 in Berlin und, an ihre sächsischen Traditionen anknüpfend, im März 1990 in Dresden und Leipzig sowie bald darauf in Chemnitz die ersten Geschäftsbüros bzw. Niederlassungen. [16]

Die Rolle und Funktion der Dresdner Bank für Sachsen beschrieb im Jahre 1913 der Direktor der Dresdner Bank in Leipzig, Victor von Klemperer, mit den folgenden Worten: "Die Dresdner Bank hat unbeschadet ihrer Stellung als Großbank und als internationales Bankinstitut niemals aufgehört, sich als sächsisches Institut zu fühlen und namentlich ihrem ersten Zweck, der Förderung der sächsischen Industrie und des Handels zu dienen". [17] Ganz in diesem Sinne hat sie jahrzehntelang gehandelt. So war die Dresdner Bank zwischen 1914 und 1943 in Sachsen unmittelbar an 148 Firmengründungen bzw. deren Finanzierungen oder Wertpapieremmissionen beteiligt. Die ständig steigende Kundenanzahl betrug 1940 fast 92 000. [18]
In Sachsen errichtete die Dresdner Bank zwischen den Jahren 1899 und 1909 an den für sie wichtigsten Plätzen leistungsfähige Filialen, Geschäftstellen oder Depositenkassen: Chemnitz (1899), Zwickau (1900), Plauen (1904), Bautzen, Meißen (1907), Leipzig und Zittau (1909). [19] In den 1930er und 40er Jahren fungierten die Filialen Chemnitz, Dresden und Leipzig als Kopffilialen. [20]
Wie bereits 1884 vom Vorstand erwogen, wurde die Filiale "Dresdner Bank in Leipzig" am 1. Mai 1909 am Brühl 37/39 eröffnet. [21] Initiator war Victor von Klemperer, Sohn des langjährigen Vorstandsmitgliedes und späteren Vorstandsvorsitzenden Gustav von Klemperer. Victor von Klemperer (1876 - 1943) wurde im Jahre 1904 Prokurist der Dresdner Bank, war von 1909 bis 1914 Direktor der Dresdner Bank in Leipzig und zwischen 1914 und 1934 Direktor der Filiale in Dresden. Der jüdische Bankier emigrierte 1935 in die Schweiz und 1939 nach Rhodesien. [22]
Mit Leipzig wurde der nach Berlin wichtigste deutsche Bankplatz der Jahrhundertwende "erobert". [23] In der traditionsreichen Handels- und Messestadt mit städtischer Fondsbörse (1934 Mitteldeutsche Börse zu Leipzig [24] ) waren 1911 eine Reichsbankhauptstelle, 31 private Banken bzw. Bankfilialen mit 27 Depositenkassen sowie 24 andere private Bank- bzw. Wechselgeschäfte ansässig. Darunter befanden sich die führende mitteldeutsche Regionalbank, die Allgemeine Deutsche Creditbank (ADCA) mit ihrem Hauptsitz und namhafte Berliner Großbanken wie die Deutsche Bank und die Bank für Handel und Industrie (Darmstädter Bank) mit je einer Filiale und mehreren Depositenkassen. "Besonders mit dem Erscheinen der Deutschen Bank auf dem Leipziger Platz begann ein scharfer Wettbewerb der Banken untereinander." [25]
1911 hatte die Dresdner Bank als repräsentativen Leipziger Filialsitz den Neubau Goethestr. 3/5 am Augustusplatz von der Leipziger Universität angemietet. [26] Nach Übernahme der Leipziger Danatbank-Filiale verlagerte sie 1937 den Sitz an den Dittrichring 21/Bosestr. 2, der bis dato der Danatbank gehörte. [27] Das 1908 erbaute Bankgebäude wurde im Frühjahr 1946 an die Leipziger Abrechnungsstelle 8 der Sächsischen Landesbank übergeben. [28] Zwischen 1909 und 1944 unterhielt die Dresdner Bank in Leipzig zwischen 3 und 11, teils mit Tresoren bzw. Schließfächern ausgestattete Depositenkassen. [29] Bei den Luftangriffen auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg entstanden auch an den Gebäuden der Dresdner Bank z. T. erhebliche Schäden. U. a. wurde der Filialsitz am Dittrichring beschädigt und die Depositenkasse A in der Hallischen Straße (heute: Georg-Schumann-Straße) zerstört. [30]
Kam die Filiale anfangs mit 32 Bankbeamten aus, [31] waren zwischen 1912 und 1929 bereits 141 - 270 Beschäftigte tätig. Einschließlich der Danatbank-Beschäftigten betrug dann im April 1932 die Anzahl der Mitarbeiter 365. In den Jahren 1939 bis 1945 wurde kriegsbedingt der Personalbestand unter den Stand von 1912 abgebaut. Im Vergleich dazu besaß die Dresdner Bank in Sachsen im Juli 1939 822 und im Dezember 1942 541 Mitarbeiter. [32]
Als Filiale einer Berliner Großbank betrieb die Dresdner Bank in Leipzig sämtliche banktypischen Geschäfte aus einer Hand. Besonders prägend war das Engagement in der Rauchwarenbranche und im grafischen Gewerbe. Nach Darstellung in einem Wirtschaftsprüfungsbericht sollen zwischen 1924 und 1929 mehr als 70 % des Kreditgeschäftes der Filiale allein mit diesen Branchen getätigt worden sein. [33]
Zwischen 1933 und 1945 der nationalsozialistischen Gleichschaltung unterworfen, wurde auch die Dresdner Bank in Leipzig zur Rüstungsfinanzierung sowie zur Durchsetzung der "gesetzlich" geregelten Devisenbewirtschaftung herangezogen. [34] U. a. hatte sie sich an der Kreditfinanzierung der HASAG [35] zu beteiligen und Bankvorgänge der "Arisierungen" und "Sicherungsanordnungen" der Devisenstelle beim Oberfinanzpräsidenten Leipzig, insbesondere gegenüber jüdischen Firmeninhabern der Leipziger Rauchwarenbranche, abzuwickeln. [36] Zu den verfolgten jüdischen Bürgern gehörten auch leitende Mitarbeiter der Großbankfilialen in Leipzig und Dresden: Max Ellenbogen, 1933 bis 1936 einer der Direktoren der Dresdner Bank in Leipzig, und Leo Sachs, Prokurist i. R. der Deutschen Bank, Filiale Leipzig. [37]
An die Berliner Direktion war die Dresdner Bank in Leipzig vor allem durch die als Order verbindlichen Filialrundschreiben, das Regime der Jahresabschlüsse und das Kreditgewährungsverfahren gebunden. Klein- und Mittelkredite konnten selbständig abgewickelt werden, Kredite über 100.000 RM bedurften jedoch der Zustimmung eines Vorstandsmitgliedes. Diese Geschäftsvorgänge wurden beim Sekretariat als "vertrauliche Korrespondenz" bzw. als Korrespondenz über "besondere Geschäftsvorfälle" und von der Kreditabteilung als "Rembourskredite über 100.000 RM" bezeichnet. [38]

Wichtige Bereiche der Leitungs- und Organisationsstruktur waren: [39]
- Direktion: Sie bestand i. d. R. aus mindestens zwei Direktoren mit umfassenden Handlungsvollmachten und weiteren leitenden Mitarbeitern, deren Prokura beim Amtsgericht handelsgerichtlich bestätigt wurde. Unmittelbare juristische Befugnisse für Leipzig hatten die Vorstandsmitglieder. [40]
- Sekretariat: Es gewährleistete als Filialbüro die vertikalen Beziehungen zur Berliner Direktion. In den 30er Jahren gab es außerdem ein gesondertes Korrespondenzbüro.
- Organisationsabteilung: Sie war der wichtigste Querschnittsbereich für das bankgeschäftliche Engagement der Filiale.
- Revisionsabteilung
- Devisenabteilung
- Scheck- und Wechselabteilung
- Börsen- und Effektenabteilung
- Hauptkasse mit den nochmals in sich gegliederten Bereichen der Buchhaltung und Kontenführung, einschließlich für private Sparkonten .
- Depositenkassen: Sie waren in Leipzig mit wenigen Beamten besetzte nachgeordnete Geschäftsstellen der Filiale. [41]

Die Filiale Altenburg, als selbständige Geschäftsstelle im Jahre 1913 errichtet, [42] wurde in den 1930er Jahren der Kopffiliale Leipzig zugeordnet. 1942 übernahm die Dresdner Bank in Altenburg die dortige Niederlassung der Commerzbank. [43]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Das Schriftgut wurde mit Auflösung der Großbankfiliale im Frühjahr 1946 gemeinsam mit anderen "Altbankbeständen" an die Sächsische Landesbank, Leipzig, Abwicklungsstelle 8 übergeben. Das Archiv befand sich in den Keller- bzw. Tresorräumen des ehemaligen Filialsitzes der Dresdner Bank in Leipzig, Dittrichring 2l/Bosestr. 2. Zwischen 1949 und 1989 verwalteten es die Nachfolger der Sächsischen Landesbank mit den Bezeichnungen: Sächsische Landeskreditbank, Deutsche Notenbank, Industrie- und Handelsbank, Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Leipzig.
Anfang der 1970er Jahre begannen der Verwaltungsarchivar der Staatsbank und Mitarbeiter des Staatsarchivs Leipzig mit der Sicherung, Erfassung, vorläufigen Bewertung und Bearbeitung der Altbankbestände. Die Übergaben erfolgten in den Jahren 1973/74 bzw. 1982 und konnten im Jahre 1991 abgeschlossen werden.
1992 wurde die endgültige Bearbeitung des Bestandes "Dresdner Bank in Leipzig" begonnen. Insbesondere waren, von den in den 1970er und 80er Jahren vorgenommenen Bearbeitungen ausgehend, die übernommenen Akten der Altbankfiliale einfach zu verzeichnen und der Bestand nach Prinzipien der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze (OVG) [44] zu formieren sowie eine PC-Findbuchausfertigung zu realisieren.
Bestandsbildung und -abgrenzung blieben unverändert. Es wurde ein zusammengefasster Bestand gebildet. Er vereinigt das Archivgut der Dresdner Bank in Leipzig und der Filiale der Darmstädter und Nationalbank. Außerdem enthält er die Akten mit der Herkunft Filiale Altenburg. Von den Leipziger Depositenkassen sind keine direkten Dokumente überliefert. Lediglich eine Akte der Depositenkasse C stellt die Ausnahme dar. [45]
In der abschließenden Arbeitsphase waren unerschlossene Akten im Umfang von 40 lfm früherer Übernahmen durchzusehen. Als kompliziert erwies sich die Provenienztrennung der Altbankbestände. Rund 15 lfm besaßen die Provenienz Dresdner Bank in Leipzig. Außerdem war zu beachten, dass bis ins Frühjahr 1946 vereinzelt die Selbstbezeichnung "Dresdner Bank in Leipzig" verwendet wurde, u. a. bei der Korrespondenz mit der Zentraldirektion West der Dresdner Bank in Beckum, Bezirk Münster (Britische Zone) und bei Eingang der aus Hamburg übersandten Börsenberichte. [46] Ebenso mussten Provenienzangaben, Titel und Inhalt von Akten mit den aus den 60er Jahren stammenden Aufklebern: "Abgebende Stelle: DN (Deutsche Notenbank) Leipzig, Ag D 16 (Altforderungen) Dresdner Bank in Leipzig" geprüft werden.
Die ursprünglichen Registraturverhältnisse innerhalb der Großbankfiliale ließen sich leider nicht mehr rekonstruieren. Eine Registraturordnung (Aktenplan) ist nicht überliefert. Die vorliegende innere Ordnung des Bestandes stützt sich deshalb formal auf Bearbeitungserfahrungen gemäß OVG, auf eine Klassifikation der Kreditwirtschaft [47] und betont die aus der Überlieferung erkennbaren sachlichen und funktionalen Zusammenhänge der Geschäftsverteilung. Es wurden vier Hauptgruppen gebildet: 1. Unternehmensführung, 2. Finanzen und Vermögen, 3. Geschäftstätigkeit und 4. Filiale Altenburg.

Informationen zur Geschäftstätigkeit der Filiale Altenburg sind darüber hinaus in Bilanzen, Jahresabschlussunterlagen und vergleichenden Statistiken der Dresdner Bank in Leipzig, d. h. bei der Kopffiliale, überliefert. Akten der Darmstädter und Nationalbank, Filiale Leipzig, wurden im Teil 1.1.2. zusammengefasst. Die überlieferten Firmenakten und Firmendossiers der Dresdner Bank in Leipzig und der Danatbank wurden nicht getrennt, sondern im Teil 3.7. zusammengefasst. Ausschlaggebend dafür waren insbesondere die erkennbare Kontinuität bankgeschäftlicher Zusammenarbeit und der daraus resultierende Registraturzusammenhang der Geschäftsvorgänge. Die Akten wurden nach Branchen geordnet. Es handelt sich um die für die Leipziger Region charakteristischen Industriezweige und Branchen wie Bergbau, Metallverarbeitung, Maschinen- und Apparatebau, Musikinstrumentenbau, Polygrafie und Verlagswesen. Überliefert sind (z. T. als geschlossene Dokumentengruppen) komplexe Kreditgeschäfte und aussagekräftige Dossiers über die Bonität von Kunden. Im Teil 3.7.08. "Rauchwaren" sind v. a. Quellen über namhafte jüdische Unternehmen vorhanden (Fa. David Biedermann, Eitingon AG, Fa. Semi Goldstaub). Ein Firmendossier der Fa. Tenzler & Co., Leipzig enthält einen Bericht über den Konzentrationsprozess in dieser Branche nach 1938. [48]
Die Firmennamen sind sowohl im Findbuch unter den einzelnen Branchen als auch im Firmenregister zu finden.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Quellenlage scheint insgesamt günstig und bietet dem Benutzer einen vielseitigen Einblick in die regionale, nationale und internationale Tätigkeit sowie in die historische Entwicklung der Großbankfiliale zwischen 1909 und 1945/46. Noch während der Überarbeitung wurden mehrmals Dokumente zur unmittelbaren Unterstützung der Geschichtsschreibung der Dresdner Bank vorgelegt und genutzt. Außerdem sind die in Frage kommenden Akteneinheiten in das "Judaica"-Inventar des StAL aufgenommen worden. Besonders aussagekräftig erscheinen:
- geschlossene Überlieferungen von Bilanzen, Bilanzunterlagen und Statistiken zwischen 1909 und 1945, ebenso gedruckte Geschäftsberichte der Dresdner Bank, 1873 - 1925
- bankgeschichtliche Dokumente und Fotos, besonders aus den 30er Jahren
- Berichte zur politischen Lage in Leipzig 1919/1920 in einer Handakte des Bankdirektors Meiners über dessen Mitwirkung im Zentralausschuss Leipziger Arbeitgeberverbände
- wirtschaftspolitische Berichte der Berliner Direktion, 1933 - 1943
- Quellen zu Handels- und Geschäftsbeziehungen zu Russland bzw. zur Sowjetunion, 1911 - 1940
- Dokumente über Geschäftsbeziehungen zu in- und ausländischen Banken der Filiale in den 30er Jahren, u. a. zu amerikanischen und westeuropäischen Großbanken
- Dokumente über die Beziehungen der Filiale zur Mitteldeutschen Börse zu Leipzig und Börse in Hamburg
- Quellen zur Kredithilfe für Industrie und Gewerbe in Sachsen sowie zu Aufsichtsratsmandaten einiger Direktoren der Dresdner Bank in Leipzig in mitteldeutschen Untenehmen.
Unvollständig sind vor allem Personal-, Lohn- und Gehaltsunterlagen.

Jürgen Hallert



[01] Vgl. Hans G. Meyen: 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik 1872 bis 1992, Frankfurt/Main 1992, S. 19.
[02] Vgl. ebenda, S. 24 und 25. Meyen verweist auf das Gründungsprotokoll der Dresdner Bank: Registerakte zu Blatt 2224 des Handelsregisters des Königlichen Amtsgerichts Dresden vom 12. Nov. 1872. Das Konsortium bestand aus fünf "befreundeten" Banken; führend waren die Berliner Handelsgesellschaft, Berlin und die Allgemeine Deutsche Creditanstalt (ADCA, Leipzig).
[03] Vgl. ebenda, S. 27.
[04] Vgl. ebenda, S. 25.
[05] Vgl. K. Tuschinski: Handbuch der Deutschen Volksbanken, Berlin 1930, S. 6.
[06] Vgl. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, Jg. 1914/1915, Bd. l, S. 84.- Vgl. auch Meyen, S. 30 - 33.
[07] Vgl. Handbuch, Jg. 1930, Bd. l, S. 40.
[08] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 19. Vgl. auch Mitteldeutsches Börsenbuch, Leipzig 1938, S. 452 sowie Meyen, S. 375.
[09] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 173.
[10] Vgl. Meyen, S. 114 ff.
[11] Vgl. Handbuch, Jg. 1943, Bd. 2., S. 1944 ff.
[12] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 63.
[13] Vgl. Herbert Rittmann: Deutsche Geldgeschichte seit 1914, München 1986, S. 293 - 298.
[14] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 559 und 1034.
[15] Vgl. Meyen, S. 162 ff.
[16] Vgl. ebenda, S. 352 - 362, 382.
[17] StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 1. Vgl. auch StAL, Zeitungssammlung Nr. l, Leipziger Zeitung v. 29. Jan. 1913.
[18] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 63.
[19] Vgl. Handbuch, Jg. 1914/1915, Bd. l, S. 84.
[20] Vgl. Verzeichnis der eigenen und der nahe stehenden Banken, Hg. Dresdner Bank, Berlin 1941.
[21] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 1.
[22] Vgl. Christopher Kopper: Zwischen Marktwirtschaft und Dirigismus - Staat, Banken und Bankpolitik im "Dritten Reich" von 1933 bis 1939, Diss. 1992, Ruhr-Universität Bochum, Anm. 7, S. 248 (Auszug).
[23] Vgl. Meyen, S. 57.
[24] Vgl. Mitteldeutsches Börsenbuch, Leipzig 1938, S. VI.
[25] Vgl . S. A. Wasserstrom: Die Entwicklung des Bankwesens in Leipzig, in: Leipziger Kalender, Jg. 1912, S. 117.
[26] Vgl. Die Dresdner Bank in Leipzig (Nachdruck der Originalausgabe, Leipzig 1911), Leipzig 1991.
[27] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 70, 551, 952.
[28] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 1034.
[29] Vgl. Leipziger Adressbücher, Jg. 1909 - 1943.
[30] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 62, 1100.
[31] Vgl. Meyen, S. 58.
[32] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 63, 1073.
[33] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 173.
[34] Vgl. Meyen, S.102 ff.
[35] Vgl. vorliegendes Findbuch, Pkt. 3.7.4.
[36] Vgl. ebenda, Pkt. 3.5.
[37] Vgl. StAL, Oberfinanzpräsidium Leipzig, Devisenstelle, Nr. 628, 917.
[38] Vgl. vorliegendes Findbuch, u. a. Pkt. 3.6.2. (Rembourskredite).
[39] Erarbeitet nach Verteiler bzw. Zuschreibungsvermerken, u. a. der Hausrundschreiben. Vgl. auch: StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 574 sowie Andreas Graul: Entstehung, Überlieferung und Auswertungsmöglichkeiten der Bestände von Geschäftsbanken im Staatsarchiv Leipzig - Ein Beitrag zur archivalischen Quellenkunde, in: Archivmitteilungen 42 (1993) 2, S. 43 - 50.
[40] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 741 und Amtsgericht Leipzig, Handelsregister B (HRB) Nr. 634.
[41] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 63, 589.
[42] Vgl. Handbuch, Jg. 1914/1915, Bd. l, S. 84.
[43] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 535, 710.
[44] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR, Potsdam 1964.
[45] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 589.
[46] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 524, 900.
[47] Vgl. Klassifikation der Kreditwirtschaft, hg. v. Informationsring Kreditwirtschaft e.V., Arbeitsgruppe Wirtschaftspresse-Dokumentation, Stand vom 1. Januar 1992, o. O.
[48] Vgl. StA-L, 21018 Dresdner Bank in Leipzig, Nr. 872.
Dresdner Bank in Leipzig: Dresdner Bank in Leipzig, 1911, Porträt . (L)
Leipnitz, Martin: Geschichte der Dresdner Bank in Leipzig. In: Wirtschaft. Journal für Mitglieder der IHK. 9/2000.
Chiffren einer Epoche. 100 Jahre Dresdner Bank 1872-1972. München 1972. A 2004/105
Geschäftsberichte.- Direktionsberatungen.- Personal- und Tarifangelegenheiten.-Geschäftskorrespondenz.- Bilanzen und Jahresabschlüsse.- Statistiken.- Geschäftsbeziehungen zu Wirtschaftsunternehmen.- Kreditgeschäfte.- Wertpapiergeschäft.- Jüdisches Vermögen.- Bildchronik.- Treuhänder für das feindliche Vermögen.
Ausgangspunkt für die Entstehung der Dresdner Bank war 1872 die Umwandlung des Bankhauses Michael Kaskel in eine Aktienbank. Nachdem die Dresdner Bank 1881 eine Niederlassung in Berlin eröffnet hatte, verlegte sie drei Jahre später ihre Zentraldirektion dorthin. Bis 1914 gelang der Aufstieg zur Berliner Großbank. Neue Filialen gewann die Aktienbank durch Übernahme bestehender Bankhäuser. Fusionen mit größeren Banken erfolgten insbesondere in den 30er Jahren (Darmstädter und Nationalbank). Die Leipziger Niederlassung wurde im Mai 1909 am Brühl 37/39 eröffnet. Zwischen 1909 und 1944 unterhielt die Dresdner Bank in Leipzig zwischen drei und elf Depositenkassen. Als Filiale einer Berliner Großbank betrieb die Dresdner Bank in Leipzig sämtliche banktypischen Geschäfte. Sie verkörperte von Anfang an den traditionellen Typus einer Universalbankfiliale. Die Dresdner Bank war zwischen 1914 und 1943 in Sachsen unmittelbar an 148 Firmengründungen bzw. deren Finanzierung oder Wertpapieremmissionen beteiligt. Besonders prägend war das Engagement in der Rauchwarenbranche und im graphischen Gewerbe. Die Filiale Altenburg, als selbstständige Geschäftsstelle im Jahre 1913 errichtet, wurde in den 30er Jahren der Kopffiliale Leipzig zugeordnet. 1942 übernahm die Dresdner Bank in Altenburg die dortige Niederlassung der Commerzbank. Nach Schließung und Enteignung der Altbanken nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die sächsischen Filialen der Dresdner Bank durch die Sächsische Landesbank liquidiert.
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