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Beständeübersicht

Bestand

50003 Fürstentumslandschaft Görlitz

Datierung1784 - 1949
Benutzung im Staatsfilialarchiv Bautzen
Umfang (nur lfm)15,3
1. Behördengeschichte

Durch den ersten Schlesischen Krieg (1740-1742) wurden der Großteil Schlesiens sowie die zu Böhmen gehörige Grafschaft Glatz preußisch. Die restlichen Gebiete um Teschen, Troppau und Jägerndorf blieben bei Österreich (Österreich-Schlesien). Nach dem Wiener Kongress von 1815 wurde Schlesien zunächst eine der 10 Provinzen des Staates Preußen, wobei die vom Königreich Sachsen abzutretende nordöstliche Hälfte der Oberlausitz in die neue Provinz eingegliedert wurde, mit Breslau als Provinzhauptstadt.
Die Initiative zum Wiederaufbau Schlesiens nach dem Krieg ergriffen die Gutsbesitzer, indem sie auf ihrem Grundbesitz an den Flüssen der Waldgebiete (Malapane, Klodnitz, Birawka) mit Hilfe deutscher Fachleute und der einheimischen Bevölkerung, Hochöfen und Frischfeuer anlegten, was die Verschiebung der Bergwerksindustrie nach Südosten und die Begründung der Schwerindustrie zur Folge hatte. Der preußische König benötigte den Adel als Reservoir für das Offizierskorps und das höhere Beamtentum, und unterstütze daher den verschuldeten Adel bei der Sicherung des Grundbesitzes durch Gewährung langfristiger und sicherer Kredite.
Durch die Kabinettsorder vom 15.06.1770 gründete Friedrich der Große das erste Realkreditinstitut, die Schlesische Landschaft mit acht Fürstentumslandschaften:
- Schweidnitz-Jauer`sche Fürstentumslandschaft in Jauer
- Glogau-Saganer Fürstentumslandschaft in Glogau
- Oberschlesische Fürstentumslandschaft in Ratibor
- Breslauer Fürstentumslandschaft in Breslau
- Liegnitz-Wohlauer Fürstentumslandschaft in Liegnitz
- Münsterberg-Glatzerische Fürstentumslandschaft in Frankenstein
- Bisthumlandschaft (Grottkauer Fürstentumslandschaft in Neiße)
- Oelsnische Fürstentumslandschaft in Oels.


Nachdem im Wiener Kongress die Teilung der Oberlausitz beschlossen und der nordöstliche Teil an Preußen abgetreten wurde, begannen die Verhandlungen über die Aufnahme einer künftigen Fürstentumslandschaft mit Sitz in Görlitz.
Am 31.01.1827 erließ Friedrich Wilhelm die Kabinettsorder zur Gründung und Aufnahme der Görlitzer Fürstentumslandschaft in den Schlesischen landschaftlichen Kreditverein als neunte Fürstentumslandschaft.

Die einzelnen Fürstentumslandschaften unterstanden der Generallandschaftsdirektion in Breslau.
Dem mit der Leitung der Fürstentumslandschaft beauftragtem Direktor, welcher von den Ständen sämtlicher Kreise der jeweiligen Fürstentumslandschaft gewählt wurde, unterstanden ein Abgeordneter oder Landesältester der jeweiligen Kreise, ein Jurist und je nach Größe der Fürstentumslandschaft ein Kanzleiangestellter.


Die Hauptaufgaben der Fürstentumslandschaften bestanden darin:

- die Schlesischen Landschaft, in Angelegenheiten, die das Rechtsverhältnis der Schlesischen Landschaft zu ihren Darlehnspartner betreffen zu vertreten, sowie die daraus hervorgehenden Ansprüche der Landschaft gerichtlich oder außergerichtlich geltend zu machen und zwangsweise beizutreiben.
- Unschädlichkeitszeugnisse und Entpfändungen zu erteilen.
- Erklärungen, welche die landwirtschaftlichen Hypothekendarlehen betreffen, gegenüber den Grundbuchämtern und anderen Behörden abzugeben.
- Anfragen und Anträge erledigen, die sich auf die Gewährung landwirtschaftlicher Darlehen beziehen.

Der Zuständigkeitsbereich der Fürstentumslandschaft Görlitz erstreckte sich über die Kreise Görlitz (seit 1873 Stadt- und Landkreis), Hoyerswerda, Lauban und Rothenburg.
Zur Erfassung des zu besteuernden Grundbesitzes waren hauptsächlich die Vermesser Waege, Brotke und Dittrich zuständig

Am 12.11.1933, mit dem Gesetz zur Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung landwirtschaftlicher Kreditinstitute, wurde die Abschaffung der Fürstentumslandschaften beschlossen. Mit Ablauf des 31.01.1934 galten die Fürstentumslandschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts als aufgehoben. Die ehemaligen Fürstentumslandschaften Breslau, Jauer, Glogau und Görlitz wurden in Geschäftsstellen der Schlesischen Landschaft mit der Bezeichnung "Schlesische Landschaft - Geschäftsstelle …." umgewandelt.
Liegnitz, Ratibor, Neiße, Frankenstein und Oels wurden in Abwicklungsstellen mit der Bezeichnung "Schlesische Landschaft - Abwicklungsstelle …." umgewandelt.
Mit der Reform von 1933 änderten sich die Aufgaben der Nachfolgebehörden nicht wesentlich. Lediglich die Keditgewährung, je nach Höhe des zu gewährenden Kredits, oblag nunmehr der Generallandschaft. Die Zuständigkeitsgrenzen entsprachen den alten Zuständigkeitsgrenzen der ehemaligen Fürstentumslandschaften.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der beginnenden Enteignung in der Sowjetischen Besatzungszone wurden durch den SMAD Befehl vom 23.07.1945 sämtliche Bankguthaben beschlagnahmt sowie die Schließung jeglicher Kreditinstitute angeordnet. Der Kreditverein "Schlesische Landschaft" galt als aufgehoben.

2. Informationen zum Bestand Fürstentumslandschaft Görlitz

Der Bestand 50003 "Fürstentumslandschaft Görlitz", der zur Tektonikgruppe 01.04.02. Landstände zählt, gelangte laut ZBN, 1953 in das Staatsfilialarchiv Bautzen. Zu Beginn der Verzeichnung im April 2006 umfasste der Bestand "Fürstentumslandschaft Görlitz" 15,3 lfm Akten vorläufig erschlossen durch den Archivpraktikanten Christian Bernhardt, sowie 290 Karten, als Teilbestand "Fürstentumslandschaft Görlitz - Karten und Pläne", die bereits 1953 durch den Archivdirektor Dr. Martin Reuther verzeichnet wurden.
Beide Findhilfsmittel, das Findbuch von Bernhardt sowie das Kartenverzeichnis von Reuther dienten bisher als vorläufige Findhilfsmittel. Durch Umlagerungen und Vergabe neuer Signaturen, war es nicht mehr möglich eine Konkordanz zwischen den alten Archivsignaturen und den Lagerungssignaturen, der Karten und Pläne, festzustellen. Dies veranlasste eine erneute Verzeichnung des Teilbestandes "Fürstentumslandschaft Görlitz - Karten und Pläne" mit den Zielen der Erstellung eines endgültigen Findbuches sowie die Aufnahme des Bestandes in die AUGIAS-Datenbank.
Der Teilbestand "Fürstentumslandschaft Görlitz - Karten und Pläne" wurde vom April 2006 bis zum September 2006, mittels dem Archivprogramm AUGIAS 7.3 nach dem Bär´schen Prinzip verzeichnet.

Die erweiterte Verzeichnung des Teilbestandes "Fürstentumslandschaft Görlitz - Karten und Pläne" beinhaltet folgende Verzeichnungsangaben:

- Titel - alte Archivsignatur
- Provenienz - Registratursignatur
- Verfasser - Maßstab
- Datierung - Format
- Enthält-Vermerk - Erhaltungszustand (SK 1-4)
- Ausführung - Bemerkung

Ortschaften, die sich im heutigen Polen befinden, wurden mit der deutschen Bezeichnung aufgenommen, im Indexverzeichnis befinden sich aber Verweise von polnischen Ortsnamen auf die deutschen Ortsnamen.
Mit der Klassifizierung der Karten in Forst-, Grundstücks- und Wertschätzungskarten wird die innere Ordnung des Bestandes erreicht.
Bei der Angabe der Datierung in Klammern handelt es sich um Karten die zum Zwecke der Wertschätzung bzw. Vermessung von älteren Karten kopiert wurden.

Aus arbeitsplatztechnischen- und Bestanderhaltungsgründen sind die Karten Nr. 55 und 56 nur eingeschränkt benutzbar.
Von den ehemals 290 Karten wurden 162 Karten mit der Provenienz Fürstentumslandschaft Görlitz vollständig erschlossen und verzeichnet, 128 Karten wurden als Fremdprovenienzen aus dem Bestand herausgelöst und den jeweiligen Beständen zugeordnet bzw. sollen noch eigene Bestände gebildet werden.

Nach Beendigung der Verzeichnung stellte sich heraus, dass 220 weitere Karten in dem Verzeichnis von Reuther aufgeführt sind, die sich aber nicht in den Beständen des Staatsfilialarchivs Bautzen befinden. Eine Erklärung könnte unter anderem sein, das Karten, wie bereits in den 30iger Jahren geschehen, nach der Verzeichnung durch Klärung der Provenienzen, an andere staatliche Archiven in den ehemaligen Kreisen der Fürstentumslandschaften, abgegeben wurden.

Am Ende des Findbuches befindet sich eine Konkordanz zwischen den alten Archivsignaturen und den neuen Signaturen, die den Lagerungssignaturen entsprechen.
Die Karten wurden neu nummeriert, entsprechend neu etikettiert und in säurefrei-basisch gepufferte Archivkartons für gerollte Karten im voll klimatisiertem Magazin Staatsfilialarchiv Bautzen eingelagert.

Auf Grund von verschiedenen Schadensbildern sind einige Karten zum jetzigen Zeitpunkt nicht benutzbar.

Der Bestand wurde von Marco Krahmer, Auszubildender zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv im 2. Lehrjahr und Anja Moschke bearbeitet.
Verwaltungssachen.- Grundakten von Rittergütern in der preußischen Oberlausitz.- Wertgutachten über preußische Rittergüter.- Vergabe von Darlehen und Krediten an Rittergutsbesitzer.- Vorstandssitzungen.
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