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Beständeübersicht

Buchhandel und polygraphisches Gewerbe

Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Leipzig zum zentralen Messeort für den Buchhandel. Der 1825 gegründete "Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig" widmete sich zunächst der Rationalisierung der Abrechnungen auf den Messen, übernahm aber zunehmend auch die Vertretung der Interessen des Berufsstandes. Die Zahl der in Leipzig tätigen Betriebe des herstellenden und verbreitenden Buchhandels (Verlagsbuchhandel, Zwischenbuchhandel, Sortimentsbuchhandel) sowie des polygraphischen Gewerbes (u. a. Buchbindereien, Druckereien) stieg stetig an; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der polygraphische Maschinenbau hinzu. Im Laufe des 19. Jahrhunderts konzentrierten sich viele dieser Unternehmen im Graphischen Viertel östlich der Leipziger Innenstadt. Leipzig wurde zum wichtigsten Kommissionsplatz, dem zentralen Umschlagspunkt für den gesamten deutschsprachigen Buchhandel ("Leipziger Platz").

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich in Sachsen ein breites Spektrum von im Buchhandel und im polygraphischen Gewerbe tätigen Firmen, beispielhaft genannt seien national bedeutende Wissenschaftsverlage wie B. G. Teubner und Musikverlage wie C. F. Peters in Leipzig oder lithographische Anstalten wie die Kunstanstalten May AG in Dresden. Vor allem die Zerstörung des Leipziger Graphischen Viertels im Dezember 1943 und die deutsch-deutsche Teilung nach 1945 beendeten diese Vorrangstellung.

Nach dem "Volksentscheid zur Enteignung der Nazi- und Kriegsverbrecher" vom 30. Juni 1946 wurden in Sachsen die meisten Verlage ins Volkseigentum überführt. Sie behielten zumeist ihre bewährten Firmennamen. In den westlichen Besatzungszonen bzw. in der Bundesrepublik Deutschland wurden vielfach Verlage gleichen Namens aufgebaut, so dass parallele Verlage existierten. Im Oktober 1949 übernahm in Sachsen das neu gegründete Buchhaus Leipzig die Aufgabe des zentralen Buchversands. Zur Vermittlung und Kontrolle von Aufgaben an die graphische Industrie, insbesondere auch zur Organisation und Überwachung der Reparationsleistungen, wurde im Juli 1949 die Auftragszentrale für die graphische Industrie gegründet. Auf den Gebieten der Bildenden Kunst, Angewandten Kunst sowie Kunstwissenschaft beschäftigte sich ab 1951 der renommierte VEB Verlag der Kunst in Dresden mit der Buchproduktion und der Edition kulturpolitischer zeitgenössischer Bilder. 1953 entstand in Leipzig der Außenhandelsbetrieb Deutscher Buch-Export und -Import. Seit den 1960er Jahren erfolgte eine weitgehende Konzentration der Druckindustrie in Großbetrieben, so u. a. im VEB Interdruck Graphischer Großbetrieb Leipzig und im VEB Graphischer Großbetrieb Völkerfreundschaft in Dresden.

Nach Abschluss des 1990 einsetzenden Privatisierungsprozesses existieren nur noch wenige der ehemals in den Bezirken Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt tätigen staatlich lizenzierten Verlage.

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