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Beständeübersicht

Bestand

21058 Carl Heinz Finking, Buch- und Verlagshaus, Leipzig

Datierung1928 - 1951
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,32
Geschichte des Buch- und Verlagshauses Carl Heinz Finking



Am 4. August 1928 wurde in Leipzig das Buch- und Versandhaus "Zur Engelsburg" GmbH vom Verlag J. J. Weber als Vertriebsstelle für dessen Erzeugnisse gegründet. In den 1930er Jahren wurde die "Engelsburg" ein eigenständiges Unternehmen. Im Mittelpunkt stand der Vertrieb von Büchern, Karten, Bildern usw. im Rahmen einer Reise-, Versand- und Sortimentsbuchhandlung. Nachdem im Dezember 1934 das Unternehmen auch im Verlagsgeschäft tätig geworden war, änderte man den Namen in Buch- und Verlagshaus "Zur Engelsburg". Am 18. Februar 1939 wurde der bisherige kaufmännische Direktor Carl-Heinz Finking, der Schwiegersohn des Hofrates und einem der Verlagsbesitzer Siegfried Weber, alleiniger Inhaber der Firma, die nun Carl Heinz Finking vorm. Buch- und Verlagshaus "Zur Engelsburg" hieß. Ende des Jahres 1950 beantragte der Inhaber eine Vereinfachung des Namens in "Carl Finking, Buch- und Verlagshaus". Seit dem 21. März 1951 wurde das Buch- und Verlagshaus von der VEB Landesdruckerei Sachsen, vertreten durch den Geschäftsstellenleiter Hermann Willy Feilscher, treuhänderisch verwaltet. Die Einsetzung eines Treuhänders erfolgte wegen eines gegen Finking laufenden Wirtschaftsstrafverfahrens. Im Februar 1952 teilte der Rat des Stadtkreises leipzig, Dezernat Wirtschaft und Arbeit, Abteilung Industrie, dem Amtsgericht Leipzig, Abt. Handelsregister, mit, dass die Liquidation der Firma beendet wurde. Eine Geschäftstätigkeit bestehe nicht mehr; der Inhaber sei "unbekannten Aufenthalts in Westdeutschland". Die Firma wurde daraufhin am 13. Februar 1952 als erloschen registriert (StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 4991, Handelsregisterakte).
Carl-Heinz Finking war seit dem 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP und der Reichsschrifttumskammer. 1941 erfolgte seine Einberufung in die Wehrmacht und im August 1945 wurde er aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Nach dem Krieg stellte er im Rahmen der Entnazifizierung der Wirtschaft einen Antrag auf Rehabilitation, der auch in den Akten überliefert ist. Sein Eintritt in die Partei erfolgte demnach nicht auf Grund persönlicher Überzeugung, sondern war ein Versuch, seine Firma zu retten. Ihre Schließung wurde trotzdem vom Präsidenten der Reichsschrifttumskammer 1944 im Rahmen der totalen Mobilisierung angeordnet. Darüber hinaus wurde der Verlag, der in der Reudnitzer Straße angesiedelt war, bei Bombenangriffen völlig zerstört. In der Zeit der kriegsbedingten Abwesenheit Finkings überwachte der langjährige Prokurist Karl Bock die Geschäfte.
Doch schon zu Beginn der 1940er Jahre hatte es Probleme beim Finking-Verlag gegeben. Dies zeigt besonders die ausgedehnte Korrespondenz mit dem Bibliographischen Institut. Da Finkings Verlag auch eine Reisebuchhandlung war, zogen zahlreiche Vertreter mit Musterbüchern durch das Land und brachten die Ware unters Volk. Besonders die gefragten Lexika des Bibliographischen Instituts fanden offenbar reißenden Absatz. Doch schon bald konnte das Institut als Folge der Kriegswirtschaft nicht mehr in gewünschter Form liefern und Finking musste seine Vertreter und die Kunden vertrösten. Die Korrespondenz zwischen Verlag und Institut zeigt, dass in dieser Zeit oft ein recht rauer Ton zwischen den Geschäftspartnern herrschte. So heißt es in einem Brief von Finking an das Bibliographische Institut vom 28. Juli 1939: "Ihre ausführlichen Darlegungen … habe ich erhalten und sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis genommen. Lachend, wegen des ungewöhnlichen Umfangs und der ganz besonderen Zahlen-Akrobatik, weinend, wegen der völligen Ignorierung aller meiner Ihnen mündlich und schriftlich gegebenen Erklärungen bezüglich des Rückstandes und der Auslieferung, wegen der Außerachtlassung Ihnen bekannter Tatsachen und der infolgedessen gezogenen falschen Schlüsse. Sie sehen also, dass das Weinen überwiegt."
Nach dem Krieg versuchte Finking seine alten Geschäftsbeziehungen Richtung Westen wieder aufleben zu lassen. Der Antrag auf eine Gewerbeberechtigung in Braunschweig scheiterte allerdings, obwohl der Verlag massenhaft Bestellungen vorweisen konnte.
Wie aus den zahlreichen Anfragen und Bestellungen hervorgeht, waren die Kalender und Postkarten deutschlandweit sehr gefragt. Immer wieder mussten Kunden vertröstet werden, da die Auflagen bereits vergriffen waren oder die Produktion nicht einwandfrei funktionierte wie beispielsweise 1947 und 1948. Die geschäftliche Korrespondenz dokumentiert die einzelnen Schwierigkeiten, die der Verlag mit den Druckereien hatte. Diese verfügten beispielsweise nicht über genügend Papier und Pappe für die Kalenderrückwände. So mussten Papierabfälle aufgetrieben werden, die man bedrucken konnte. Weiterhin kam erschwerend hinzu, dass die Druckereien teilweise nur drei Stunden in der Woche mit Strom versorgt wurden.
Während der Zeit der treuhänderischen Verwaltung des Verlages war der Betrieb vor allem im Bereich der Werbung, des Etiketten- und Plakatdrucks tätig. Das weitere Schicksal Finkings bleibt im Dunkeln, auch die Tätigkeit des Treuhänders der Firma spiegelt sich lediglich in der Bearbeitung von zahlreichen Aufträgen wieder. [Nachtrag Okt. 2019: Laus Auskunft eines Enkels von Carl Heinz Finking lebte dieser später in Berlin und Stuttgart, wo er 1970 verstarb.]



Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand gelangte vor 1967 ins Sächsische Staatsarchiv. Die 1967 erstellte Findkartei wurde 2008 durch die Praktikantin Theresa Schmotz in die archivische Erschließungssoftware übertragen, zudem verfasste sie die vorstehende kurze Verlagsgeschichte. In Vorbereitung einer online-Stellung wurden 2014 eine Klassifikation ergänzt und die Verzeichnungseinheiten den Klassifikationsgruppen zugeordnet.

Theresa Schmotz / Thekla Kluttig


2008 / 2014
Geschäftsberichte.- Bilanzen.- Zusammenarbeit mit Verlagen und Druckereien.
Im August 1928 wurde in Leipzig das "Buch- und Versandhaus Zur Engelsburg" als GmbH gegründet. Gegenstand des Unternehmens war der Vertrieb von Büchern, Schriften, Karten und Bildern in Form einer Reise-, Versand- und Sortimentsbuchhandlung. 1934 kam das Verlagsgeschäft dazu. 1939 wurde der kaufmännische Direktor Carl Heinz Finking alleiniger Inhaber der Firma. Seit März 1951 befand sich der Betrieb in treuhänderischer Verwaltung des VEB Landesdruckerei Sachsen, Dresden. Im Februar 1952 erfolgte die Löschung im Handelsregister.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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