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Beständeübersicht

Bestand

12596 Nachlass Familie von Leipzig(er)

DatierungUm 1880 - 1930
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,40
Die erste urkundliche Erwähnung der Familie v. Leipzig fällt in das Jahr 1185. Das zum meißnischen Uradel zählende Geschlecht teilte sich im 15. Jahrhundert in zwei Linien, die an verschiedenen Orten des historischen Sachsen ansässig waren. Nach den Grenzverschiebungen von 1815 verblieb nur ein Teil der Familie auf sächsischem Gebiet. Im Laufe der Zeit wurde anstelle des ursprünglichen Geschlechtsnamens durch die inkorrekte Kombination einer präpositionslosen Kurzform mit dem Adelsprädikat die Bezeichnung v. Leipziger üblich. Nach längeren Bemühungen erhielt die Familie 1905/06 die Erlaubnis, sich wieder v. Leipzig zu nennen.

Der vorliegende Bestand ist ein Familien-Teilnachlass überwiegend genealogischer Aufzeich-nungen aus dem Besitz von Angehörigen der bis ins 20. Jahrhundert hinein blühenden Linien in Friedersdorf/Wiederau und Zwethau. Der Nachlass wurde 1993 von dem in Luxemburg lebenden Wolf-Heinrich v. Leipzig als Depositum dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben. Neben zumeist handschriftlichen Korrespondenzen, Exzerpten und Stammtafeln enthält er auch einzelne Druckschriften und Abbildungen. Der größte Teil der Unterlagen, die von mehreren Generationen zusammengetragen wurden, entstand etwa zwischen 1880 und 1940. Einzelne enthaltene Dokumente reichen jedoch bis ins 18. Jahrhundert zurück; sehr sporadisch sind auch jüngere Zusätze erkennbar. Inhaltlich wird die Genealogie der Familie v. Leipzig und ihrer Verwandtschaft bis ins Mittelalter zurück verfolgt.

Spätestens im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts begannen Angehörige der Familie v. Leipziger zunächst unabhängig voneinander, Belege über ihre Vorfahren zu sammeln. Die im Nachlass erhaltene Korrespondenz ermöglicht es, diesen Vorgang und die zugrunde liegenden Anlässe teilweise zu rekonstruieren: Am 16. Januar 1882 wandte sich der Appellationsgerichtsrat a.D. Adolf v. Leipziger († 1887) aus Bad Kösen an der Saale brieflich an einen ihm offenbar nicht persönlich bekannten Vetter, wahrscheinlich den königlich sächsischen Kammerherrn Curt v. Leipziger (1835-1893). In diesem Schreiben erklärte Adolf v. Leipziger, sein Bruder Arthur († 1892), Oberst und Regimentskommandeur in Karlsruhe, habe ihm einen Zettel mitgeteilt, auf dem der angesprochene Vetter die verschiedenen Schreibweisen des gemeinsamen Geschlechtsnamens seit dem Mittelalter notiert habe. Die Brüder Adolf und Arthur hätten sich ihrerseits bereits intensiv mit der Familiengeschichte beschäftigt; die dabei von Arthur gesammelten Aufzeichnungen befänden sich im Besitz Adolfs. Dessen besondere Aufmerksamkeit erregte nun der von seinem Vetter beigebrachte Beleg für die Ersterwähnung des Geschlechts im Jahr 1185, weil er selbst zwei Zeugnisse von 1216 und 1227 für die ältesten gehalten hatte. Er erkundigte sich daher nach dem Publikationsort und dem Inhalt der Urkunde von 1185 und bot damit, wie er sich ausdrückte, einen Anknüpfungspunkt für unsere gemeinsamen Familieninteressen.

Der Vetter nahm diesen Faden auf und übersandte Adolf am 12. März 1882 nicht nur eine von seinem Sohn hergestellte auszugsweise Abschrift des Urkundentextes von 1185, sondern auch die Bitte um zeitweilige Überlassung der in Adolfs Besitz befindlichen Unterlagen. Zehn Tage später schickte dieser ein Paket ab, das die Notizen, Zusammenstellungen und Aufsätze Arthurs enthielt, in die zu diesem Zeitpunkt auch etliche lose Blätter eingelegt waren. Inhaltlich handelte es sich um Exzerpte aus Unterlagen des Provinzialarchivs in Magdeburg, aus Kirchenbüchern sowie aus genealogischer und historischer Literatur. Adolfs Sendung enthielt ferner zwei von ihm angefertigte, bis zur Gegenwart reichende Stammtafeln der beiderseitigen Familienlinien sowie ein Notizheft, in dem er u.a. die mutmaßliche Entstehung und gemeinsame Abstammung der verschiedenen Linien dargelegt hatte. Die Stammtafeln und das Notizheft erbat Adolf sich schnellstmöglichst zurück, während er die Unterlagen Arthurs, mit denen er jedoch auch selbst weiter arbeiten wollte, ein wenig länger zu entbehren bereit war. Gleichzeitig suchte Adolf um genauere Angaben zu der Urkunde von 1185 und um Auskunft über eventuelle Irrtümer in dem von ihm übersandten Material nach. Der genealogische Informationsaustausch zwischen den beiden Familienzweigen war in Gang gekommen.

Bereits am 15. Mai 1882 musste Adolf v. Leipziger jedoch mit Bedauern feststellen, dass sein Verwandter sich mit der Rücksendung der Familien Notizen zu sehr beeilt und solche nicht vielmehr viel länger zur Durchsicht mit nötiger Muße an sich behalten hatte. Von neuem mahnte er die Korrektur eventueller Irrtümer an und teilte bei dieser Gelegenheit auch die Überlegungen mit, die er über die ihm inzwischen zugegangene genauere Abschrift der Ersterwähnung angestellt hatte. Außerdem legte er dem Verwandten nahe, eine von der Zeitschrift Deutscher Herold in Berlin veranstaltete heraldische Ausstellung zu besuchen, von der er sich zwar neue Erkenntnisse über die Geschichte der Familie verspreche, an deren Besuch ihn jedoch sein Gesundheitszustand hindere. Inwieweit der Austausch sich danach fortgesetzt hat, ist aus dem Nachlass nicht unmittelbar zu ersehen.

Indessen bot sich dem Haus v. Leipziger wenige Monate später ein neuer Anlass zur Beschäftigung mit der eigenen Geschichte. Als sich die in Karlsruhe und Altenburg ansässigen Familien an Weihnachten 1883 trafen, erörterten sie den Plan, ihren Namen wieder in seine ursprüngliche Form v. Leipzig umwandeln zu lassen. Obwohl alle Beteiligten dieser Idee zugeneigt waren, geschah einige Monate lang nichts, ehe am 12. April 1884 Erich v. Leipziger, ein Neffe Adolfs und Arthurs, in Altenburg die Initiative ergriff und aus der Verwandtschaft einschlägige Voten einzuholen begann. Das Unterfangen scheint nicht einfach gewesen zu sein, zumal unter den Beteiligten bis zum Herbst 1904 Uneinigkeit darüber bestand, ob man sich fortan v. Leipzig oder v. Leipzigk nennen solle; jedenfalls wurde den Änderungsgesuchen erst 1905/06 von den Höfen in Berlin und Dresden stattgegeben. Eine wichtige Rolle spielte in diesem Verfahren der in Berlin ansässige Arnd v. Leipziger, der Sohn Adolfs.

Der größte Teil des Nachlasses stammt von Heinrich v. Leipzig (1866-194?), zuletzt königlich sächsischer Gesandter a.D. in Weimar, der bereits 1888/89, während er als Referendar am Amtsgericht Pirna tätig war, mit genealogischen Nachforschungen über seine Familie zu tun hatte. Der junge Jurist vertrat damals seinen Vater, den königlich sächsischen Kammerherrn Curt v. Leipziger, nachdem das Amtsgericht Leipzig die Feststellung der Erbansprüche auf Vermögenswerte ausgeschrieben hatte, die von entfernter Verwandtschaft hinterlassen worden waren. Im Ruhestand intensivierte Heinrich v. Leipzig seine ahnenkundlichen Forschungen. Hinsichtlich ihrer Breite, Tiefe und Systematik übertrafen sie bei weitem die Bemühungen seiner Vorgänger, deren Ergebnisse er in seine Arbeit einfließen ließ. Zur Beschaffung von Informationen unterhielt er eine ausgedehnte Korrespondenz v.a. mit Verwandten, Standesgenossen und Behörden, sammelte Abbildungen und rezipierte einschlägige Periodika und Monographien, die er teilweise bei der Weimarer Landesbibliothek entlieh. Auch Ankäufe zahlreicher Veröffentlichungen lassen sich im Bestand erkennen. Einer der Anlässe für diese Recherchen war in den dreißiger Jahren die staatlich verordnete Notwendigkeit, Ahnennachweise beizubringen.

Mit der Zeit trug Heinrich v. Leipzig erhebliche Mengen Dokumente und Notizen zusammen, aus denen er unter Einbeziehung von Unterlagen seiner Verwandten umfassende Stammtafeln erarbeitete. Vielfach benutzte er dazu großformatige Papierbögen mit dem Briefkopf der königlich sächsischen Gesandtschaft in Weimar, die er einst geleitet hatte. In diese legte er an den jeweils relevanten Stellen erläuternde Korrespondenz, Abbildungen, Zeitungsausschnitte u. dgl. ein. Inwieweit das Material zur Veröffentlichung herangezogen wurde oder vorgesehen war, müsste geprüft werden. Eine gedruckte Stammtafel des Hauses v. Leipzig (12.-20. Jh.), die 1907 unter Mitarbeit Hilmars und Heinrichs v. Leipzig entstand, hat sich jedenfalls im Nachlass erhalten.

Heinrich v. Leipzig machte sich durch seine Tätigkeit nicht nur als Ahnenforscher bei Adelsverbänden und Genealogen einen Namen, sondern scheint auch eine Familienstiftung v. Leipzig geleitet zu haben. Da er die Angewohnheit hatte, briefliche Erwiderungen auf frei gebliebenen Stellen der eingehenden Post zu entwerfen und auch sonst Konzepte oder Durchschriften aufzuheben, lässt sich seine ahnenkundliche Korrespondenz relativ umfassend nachvollziehen. Heinrich v. Leipzig dürfte bis zu seinem Tod das gesamte von den älteren Familienmitgliedern gesammelte Material, das sich im Nachlass befindet, in Besitz gehabt haben. Teile der von ihm erarbeiteten Unterlagen scheinen später zeitweilig anderen Verwandten zugegangen zu sein. Ob der Nachlass im vollen ursprünglichen Umfang ins Archiv gelangt ist, erscheint jedoch zweifelhaft.

Provenienz:

Der Nachlass wurde 1993 von dem in Luxemburg lebenden Wolf-Heinrich v. Leipzig, einem Enkel Heinrichs v. Leipzig, dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden als Depositum übergeben.

Benutzungsbeschränkungen:

Teile des Bestandes mussten aus konservatorischen Gründen bis zu ihrer Instandsetzung für die Benutzung gesperrt werden.
Kneschke, E. H.: Neues allgemeines deutsches Adelslexikon. Bd. 5, 1864, S. 450 f.
Ahnentafeln.- Stammbäume.- Wappensage.- Wiederherstellung des Namens von Leipzig.- Sächsisches Militärreitinstitut 1886.- Privatkorrespondenz.- Abschriften historischer Arbeiten zur Militärgeschichte.
Die Familie Leipzig(er) ist ein altes sächsisches Adelsgeschlecht, das vor allem im Kurkreis ansässig war. Es existierten zwei Linien. Frühere Schreibweisen des Namens sind Leipzgk und Leipzigk. Depositalvertrag vom 16.08.1993.
  • 2003 | Findbuch
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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