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Beständeübersicht

Bestand

12643 Nachlass Werner Andert

Datierung19. - 20. Jh.
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)9,70
Geologie, Heimatgeschichte und Volkskunde waren das weite Feld, das Werner Andert seit fast einem halben Jahrhundert bearbeitete. Als ältester Sohn des Geologen Hermann Andert am 19. 11. 1907 in Ebersbach, Sachsen geboren, folgte er den wissenschaftlichen Neigungen seines Vaters. Nach dem Besuch der Volksschule in Ebersbach und des Lehrerseminars in Löbau war er zunächst als Volksschullehrer in Oberoderwitz tätig, schied aber 1930 aus dem Schuldienst aus, um bis 1934 an der Universität Leipzig zu studieren. Er widmete sich neben den pädagogischen Fächern besonders der Geologie und ihren verwandten naturwissenschaftlichen Fachgebieten. Nach der Staatsprüfung blieb er von 1934 -1936 als Volontär am Geologischen Institut der Universität Leipzig bei dessen Direktor, Prof. Dr. Franz Kossmat. Daneben widmete er sich mit besonderem Interesse der umfangreichen paläolithischen Sammlung des Institutes. Außerdem arbeitete er im Institut für Siedlungskunde und Landesgeschichte bei Prof. Dr. Rudolf Kötzschke und im Seminar für Volkskunde und Mundartforschung des Germanistischen Institutes. Hier schaffte er sich die Grundlage für sein umfangreiches Wissen und für seine spätere Tätigkeit im Museum. 1936 kam er an die Hochschule für Lehrerbildung nach Dresden, wo er an methodischen Problemen, an Fragen der Ur- und Vorgeschichte und der Volkskunde bis zu seiner Einberufung als Soldat 1941 arbeitete. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Januar 1946 arbeitete er als Betriebschemiker in einer chemischen Fabrik in Ebersbach und war u. a. für die Neuentwicklung von Textilhilfsmitteln und Bohröl zuständig. Im Jahre 1959 trat er in Ebersbach in den Schuldienst ein. Hier wirkte er als Fachlehrer für Chemie und beteiligte sich an der Erprobung neuer Methoden und Stoffgebiete des Lehrplans. Aus gesundheitlichen Gründen ging er 1968 in den Ruhestand.
Werner Andert war neben seinem beruflichen Wirken unablässig wissenschaftlich tätig. Seiner ersten Veröffentlichung (1925) folgten mehrere hundert weitere, darunter auch umfangreichere Abhandlungen und die Ortschronik "Ebersbach ein Heimat und Wanderbuch". Er befasste sich hauptsächlich mit der Oberlausitz, widmete sich insbesondere der Ortsgeschichte von Ebersbach, der Mundartforschung und verschiedenen Bereichen der Volkskunde. Von seinen Veröffentlichungen seien einige genannt: "Die dörflichen Trachten im Oberlausitzer Gebirgsgebiet", Lebendige Volkskunde im Rundfunk", "Die handschriftlichen Sammlungen zur Volkskunde Ostsachsens von Dr. Georg Pilk", "Die deutsche Volkssprache im Bautzener Land", "Oberlausitzer Bei- und Spitznamen", "Volkslied und Volksliedpflege in der Sächsischen Oberlausitz". Zusammen mit August Matthes (Bihms Koarle) verfasste er die ersten Richtlinien für eine einheitliche Schreibweise der Oberlausitzer Mundart. Seine Hörfolge "Dort, wo die Spree entspringt" (1932) wurde beispielhaft für ähnliche Rundfunksendungen aus der Oberlausitz. Im Februar 1946 übertrug ihm der Rat der Stadt Ebersbach nebenberuflich die Leitung des Heimatmuseums in der Humboldtbaude. In unermüdlicher Tätigkeit gelang es ihm und seiner Frau, die durch Kriegseinwirkung entstandenen schweren Schäden zu beseitigen und aus der ursprünglichen Schausammlung allmählich eine allgemein verständliche Bildungsstätte zu entwickeln, wie es sein Vater Hermann Andert in früheren Jahren bereits angebahnt hatte. Das Museum fand nicht nur in der näheren Umgebung Anerkennung, sondern auch in anderen Gegenden der DDR und im Ausland. Bald trat man an Werner Andert heran, wenn es um die demokratische Neugestaltung der Museumsarbeit ging. Er gehörte zu den Mitarbeitern der früheren Pflegschaft der Museen der Oberlausitz in Bautzen. 1969 wurde er als Mitglied der Fachsektion Geowissenschaftliche Museen des Rates für Museumswesen der DDR berufen. Daneben erfüllte er die Aufgaben eines Bodenfundpflegers im Süden des Kreises Löbau und eines Ortsbeauftragten für Naturschutz und Denkmalpflege in seiner Heimatstadt. Die Bezirksfachkommission Kulturgeschichte/ Volkskunde fand in ihm einen aktiven Mitarbeiter. Werner Andert gehörte zu den Mitbegründern der Ortsgruppe Ebersbach des Kulturbundes (1946) und des Naturwissenschaftlichen Arbeitskreises Oberlausitz in Bautzen (1958). In beiden Einrichtungen war er im Vorstand vertreten. Eine lebendige, wissenschaftlich fundierte Darstellung der Heimat war ihm stets ein echtes Anliegen. Dabei ergab sich, dass manche herkömmliche Ansicht von ihm berichtigt werden musste. Sein Bemühen als Wissenschaftler, die Kenntnisse über Natur und Menschen des Oberlausitzer Berglandes zu erweitern, kam auch in seiner seit 1955 währenden Mitarbeit am Kalender "Sächsi-sche Gebirgsheimat" und seinem Vorgänger "Oberlausitzer Heimatland" zum Ausdruck. Als Lektor für das Landschaftsgebiet der Oberlausitz und als Autor wertvoller Beiträge stellte er bis zu seinem Tode am 19. März 1983 sein umfassendes Wissen bereitwillig zur Verfügung und trug wesentlich dazu bei, dass der Heimatkalender heute diese Wertschätzung und Anerkennung in Fachkreisen genießt. Verlag und Lektorenkollektiv sehen in Hochachtung vor seinen Verdiensten und in Dankbarkeit auf diese erfolgreiche, lange währende Zusammenarbeit zurück und werden dem Heimatforscher Werner Andert stets ein ehrendes Gedenken bewahren.


Bachmann, M. ; Prescher, H.: Dem verdienstvollen Oberlausitzer Heimatforscher und Museumsdirektor Werner Andert zum Gedenken. In: Sächsische Gebirgsheimat 1984. Ebersbach, 1983
Materialsammlung zur sächsischen Volkskunde (handschriftliche Aufzeichnungen).- Oberlausitz.
Werner Andert wurde 1907 in Ebersbach/Sachsen geboren. Nach einer pädagogischen Ausbildung war er Volksschullehrer in Oberoderwitz. 1930 - 1934 studierte er an der Universität Leipzig Pädagogik und Naturwissenschaften. 1934 -1936 war er Volontär am Geologischen Institut der Universität Leipzig mit gleichzeitigem Einsatz am Germanistischen Institut, Seminar Volkskunde und Mundartforschung. 1936 wechselte er an die Hochschule für Lehrerbildung nach Dresden. 1941 erfolgte die Einberufung, 1946 die Rückkehr aus der Gefangenschaft. Er arbeitete zunächst in Ebersbach als Betriebschemiker, bis er 1959 wieder in den Schuldienst eintrat. 1968 ging er in den Ruhestand. Werner Andert befasste sich mit Ortsgeschichte, Mundartforschung und Volkskunde der Oberlausitz. Er wirkte als Bodenfundpfleger und als Beauftragter für Naturschutz und Denkmalpflege. Er starb 1983 in Ebersbach.
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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