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Beständeübersicht

Bestand

12729 Nachlass Friedrich Hermann Löscher

Datierung1652 - 1967
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)7,70
Friedrich Hermann Löscher wurde am 22. September 1888 in Zwönitz als Sohn des Pfarrers Friedrich Hermann Löscher und seiner Ehefrau Martha, geb. Saitmacher, geboren.

Er besuchte das Königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt, während dieser Zeit wohnte er er bis zu dessen Tode 1902 bei seinem Großvater, dem Schuldirektor Bruno Saitmacher. Danach wechselte er auf das Königliche Gymnasium in Schneeberg und erwarb dort das Abitur, um anschließend in Jena und Leipzig Rechts- und Geschichtswissenschaften zu studieren.

Nach dem ersten Semester diente er von 1910 bis 1911 als Einjährig-Freiwilliger in Dresden. Danach setzte er sein Studium an der Universität Leipzig fort, wo ihn besonders die Vorlesungen des Rechtsgeschichtlers und Kirchenrechtlers Prof. Dr. Rudolf Sohm fesselten.

Sein Studium war fast beendet, als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Der Student wurde sofort eingezogen, er war bis Kriegsende an der Front und wurde erst Ende 1918 aus dem Heeresdienst entlassen.

Ein Studienurlaub im Sommer 1915 hatte es ihm ermöglicht, in Leipzig die Erste Juristische Staatsprüfung abzulegen. Erst im Jahre 1919 konnte er sein Studium in Leipzig fortsetzten. Daran schloss sich die Referendarzeit an.

1925 promovierte Friedrich Hermann Löscher in Leipzig zum Dr. jur. mit der Dissertation Schule, Kirche, Obrigkeit – ein Beitrag zur Geschichte des Kirchschullehens. Danach legte er die zweite juristische Staatsprüfung ab. Zwischendurch arbeitete er teils an Gerichten, teils in der Industrie. Der Referendar publizierte mehr als 40 Arbeiten, hauptsächlich über Schul- und Kirchenrecht. Etwa ab 1930 standen heimat- und stadtgeschichtliche Forschungen im Vordergrund, zu denen noch familiengeschichtliche Arbeiten hinzukamen.

1927 heiratete Hermann Löscher in Leipzig Erika Meyfarth. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, drei Töchter und ein Sohn. 1928 siedelte die Familie nach Dresden über. Hier hat Löscher u.a. als Rechtsgutachter der Sächsischen Landeskirche und in der Zentralstelle für Deutsche Flurnamenforschung und ebenso in der Sächsischen Flurnamenstelle mitgearbeitet. Er war selbständiger Rechtshistoriker.

1931 gab er seine heute noch gültige Heimatgeschichte der Pflege Stollberg im Erzgebirge zusammen mit J. Voigt heraus und 1933 unter Mitarbeit von J. Strehle Die Geschichte der Stadt Lunzenau.

Im zweiten Weltkrieg leistete Löscher Militärdienst in Dresden. Während dieser Zeit setzte er in den Nachtstunden seine Forschungen fort. 1941 veröffentlichte er im Deutschen Städtebuch 29 Beiträge.

Nach Kriegsende arbeitete Löscher unter schweren körperlichen Bedingungen und führte trotzdem seine Forschungen unermüdlich fort. 1952 gründete er mit Pfarrer Kern die Arbeitsgemeinschaft für sächsische Kirchengeschichte/Gemeindegruppe Dresden, in der er bis an sein Lebensende mitarbeitete und Vorträge hielt – wie auch in anderen wissenschaftlichen Verbänden, z. B. im Sächsischen Altertumsverein, in der Forschungsgruppe Westerzgebirge und in der Gesellschaft für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts.

Vierzig Jahre lang betrieb er Quellenforschung im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden und in vielen anderen sächsischen und thüringischen Archiven. So entdeckte er 1951 die erste Annaberger Bergordnung von 1493.

In den 50er Jahren erschienen außerdem Arbeiten über die bäuerliche und bergmännische Besiedlungen des Erzgebirges (1954 und 1960), die erzgebirgischen Knappschaften (1954 und 1956), die Geschichte des erzgebirgischen Kohleabbaus und seines Rechts (1957), erzgebirgische Glashütten (1956 und 1957), das Bergregal im sächsischen Erzgebirge (1957), Kreuzkirche und Kreuzchor (1955 und 1965).

Bis 1965 verfasste Löscher 25 Beiträge für das Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, ab 1953 arbeitete er besonders intensiv an seinem Hauptwerk, dem Erzgebirgischen Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts.

Zur Bergrechtsgeschichte bin ich sowohl von der erzgebirgischen Heimatgeschichte als auch von der Kirchenrechtsgeschichte gekommen, und zwar bereits 1929. Zu meiner Hauptarbeit aber wurde die Bergrechtsgeschichte im Winter 1948/49, seitdem ich an der Erforschung der Kirchenausstattung im Verlaufe der bergmännischen Besiedlung des Erzgebirges arbeitete. Dabei weitete sich das zu erforschende Gebiet auf die gesamte erzgebirgische Bergbau- und Bergrechtsgeschichte aus, als ich bei Durchsicht der archivalischen Quellen auf immer mehr neue unveröffentlichte und unbekannte Bergordnungen, Bergfreiheiten usw. stieß, die nicht nur bergrechtsgeschichtlich, sondern auch für die gesamte erzgebirgische Bergwerksgeschichte von großer Bedeutung sind. Seitdem habe ich in der Hauptsache, ja fast ausschließlich auf diesem Gebiet gearbeitet.

(geschrieben im Juni 1967)

1959 erschien der erste Band in der Reihe, Die Berggebräuche. Drei Urkundenbücher und die geschichtliche Einleitung und systematische Darstellung des damals geltenden Bergrechts waren bereits druckfertig, als er am 25. Dezember 1967 nach schwerer Krankheit starb. Bis zuletzt hat er an den Fortsetzungsbänden, den erzgebirgischen Bergstädten gearbeitet. Im Sommer zuvor war ihm für sein Gesamtwerk die Leibnizmedaille verliehen worden. Alle, die ihn kannten, schätzten seine bescheidene Art, seien rastlose Arbeit, seine Gewissenhaftigkeit und seine reichen Kenntnisse, die er gern anderen weitergab.



Bestandsgeschichte und - inhalt

Der Nachlass Löscher wurde von seiner Witwe Frau Erika Löscher, geb. Meyfarth, dem Staatsarchiv Dresden 1969 übergeben.

Noch in der Beständeübersicht von 1994 wird vermerkt, dass es zum Bestand keine Findmittel gibt. Diese Tatsache, sowie die Bedeutung der Unterlagen für die sächsische Landesgeschichte sowie die Regionalgeschichte des Erzgebirges haben dazu beigetragen, dass die damalige Referentin für die Bestandsgruppe Nachlässe, Frau Dr. Anna Miksck die Tochter Friedrich Hermann Löschers, Frau Erika Löscher um die Mitarbeit bei der Erschließung des Nachlasses gebeten hat. In den Jahren 1999 bis 2002 wurde der Nachlass in ehrenamtlicher Arbeit im Lesesaal des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden durch Frau Erika Löscher gesichtet, und auf Basis der vorgefundenen Ordnung erschlossen, der separate Teil Büchersammlung wurde 1999 von Frau Friedrich (ABM) bibliographisch erfasst. Die vorgefundene Ordnung entsprach vermutlich nicht mehr der Ordnung, die Friedrich Hermann Löscher selbst den Unterlagen gegeben hatte. Die von Frau Löscher erstellte Findkartei wurde anschließend in eine Datenbank übertragen, so dass das Findbuch auch in elektronischer Form vorliegt. Im Zuge der weiteren Bestandsbearbeitung und –verpackung erfolgten durch Uwe Weickert Vereinheitlichungen, sachliche Korrekturen und die endgültige Signierung. Die Büchersammlung ist separat und nur mittels Kartei recherchierbar. Fachlich betreut wurde die Arbeit Frau Löschers im Hauptstaatsarchiv durch Frau Dr. Anna Miksch, später durch Frau Regina Malek und Herrn Dr. Nils Brübach.

Im Bestand, der einen Teilnachlass darstellt, sind nur wenige persönliche Dokumente Hermann Löschers enthalten. Der überwiegende Teil der Unterlagen stellt Vorarbeiten für wissenschaftliche Veröffentlichungen dar und legt auch Zeugnis über die akribische langjährige Forschungsarbeit Löschers in vielen Archiven ab. Zahlreiche Zettelkästen mit Material aus Quellen zu den Themen Bergrecht, Bergbau, Bergwerke, Berggebräuche, Geschichte der erzgebirgischen Bergstädte, Glashütten sind im Nachlass enthalten. Diese umfassen oftmals historische Zeiträume von mehreren Jahrhunderten. Manuskripte zu veröffentlichten Werken sind im Nachlass überliefert.

Auch zur sächsischen Heimatgeschichte sind zahlreiche Forschungsunterlagen enthalten, so Urkundenexzerpte, Unterlagen zu wirtschafts- und sprachgeschichtlichen Forschungsaspekten. Der Bestand umfasst drüber hinaus kirchen- und schulgeschichtliches sowie genealogisches Forschungsmaterial. Wenige gesammelte Urkunden, Siegelabgüsse und Landkarten und einige Originalakten ergänzen den Bestand.

Die dem Bestand hinzugefügten biographischen Materialien, die unter der Signatur Nr. 1 zusammengefasst sind, blieben bei der Datierung des Bestandes unberücksichtigt.


Kramm, Heinrich: Herrmann Löscher zum 75. Geburtstage. In: Glückauf : Zeitschrift des Erzgebirgsvereins. Jg. 10. 1963. Nr. 9. Frankfurt / Main

Schmidt, Gerhard: Ein bedeutender Heimatforscher : Hermann Löscher zum Gedächtnis : Ein Kenner des sächsischen Erzgebirges und seiner Städte. In: Die Union. Ausgabe Karl-Marx-Stadt. Jg. 23. 1968. Nr. 101 (1968-04-30)
Stoffsammlung und Manuskripte zur Geschichte des sächsischen Bergbaus und zur Familienforschung.- Sammlung von Druckschriften, Büchern und Zeitungsausschnitten v. a. zur Bergbaugeschichte und Heimatgeschichte des Erzgebirges.
Der Heimatforscher und Rechtshistoriker Dr. jur. Friedrich Hermann Löscher lebte von 1891 bis 1967. Er war ein wichtiger Historiograph des kursächsischen Bergrechts und einer der profiliertesten Landeshistoriker Sachsens.
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