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Beständeübersicht

Bestand

12737 Nachlass Emil Menke-Glückert

Datierung1830 - 1946
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)5,90
Wilhelm Emil Peter Menke-Glückert wurde am 15.12.1878 als Sohn des Malers Johann Glückert und dessen Ehefrau Katharina, geb. Heck, in Bonn geboren.

Er absolvierte das Realgymnasium in Gotha von 1895 bis 1903 und studierte im Anschluss in Leipzig und Berlin Kulturgeschichte, Philosophie und Germanistik Seinen Doktortitel erwarb er 1906 mit der Abhandlung Goethe als Geschichtsphilosoph und die geschichtsphilosophische Bewegung seiner Zeit.

In Bremen war er von 1907 bis 1911 zunächst als Hilfslehrer an einer Realschule und später als Oberlehrer am Alten Gymnasium tätig.

1912 erfolgte die Habilitation an der Universität Leipzig zum Thema Die Geschichtsschreibung der Reformation und Gegenreformation. Bodin u. d. Begründung d. Geschichtsmethodologie durch Bartholomäus Keckermann. In der Folge lehrte Menke-Glückert bis 1920 als Privatdozent am Königlich Sächsischen Institut für Kultur- und Universalgeschichte der Universität Leipzig. In seinen Vorlesungen und Seminaren widmete er sich vor allem der Geschichtsschreibung, der damaligen Parteienlandschaft sowie gab Überblicke über verschiedene historische Epochen.

In diese Zeit fallen auch umfangreiche Forschungen zu den Wahlen zum Frankfurter Parlament von 1848. Menke-Glückert beabsichtigte, eine Wahlgesetzsammlung der damals im Deutschen Bund vereinigten Staaten zu veröffentlichen, was die Herstellung einer Karte der Wahlbezirke sowie eine Statistik zur Wahlbeteiligung an den Urwahlen einschloss.

1919 wählte man ihn als Abgeordneten der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in den Sächsischen Landtag.

Ab 1920 war er als Geheimer Schulrat und Vortragender Rat im Sächsischen Volksbildungsministerium tätig. Später wurde er zum Ministerialrat im Sächsischen Kultusministerium befördert. Zu seinen hauptsächlichen Aufgaben zählten die Reorganisation und Neuordnung des höheren Schulwesens. Zugleich war er für das wissenschaftliche Prüfungswesen an den sächsischen Hochschulen zuständig, Mitglied des Unterrichtsausschusses der deutschen Länder in Berlin sowie Mitglied eines Gutachterausschusses für deutsches Schulwesen im Ausland. In dieser Funktion lernte er das Schulwesen in fast allen europäischen Ländern kennen.

Außerdem lehrte Menke-Glückert ab 1922 als Privatdozent an der Technischen Hochschule Dresden. 1924 erhielt er dort eine Honorarprofessur für Staatswissenschaften, die er bis 1934 ausübte.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 verlor Menke-Glückert - inzwischen Vorsitzender der DDP in Dresden und erklärter Gegner der Nationalsozialistischen Partei sein Amt im Ministerium sowie die Professur an der TH Dresden. Außerdem wurde er gezwungen, den Vorsitz in der Goethe-Gesellschaft niederzulegen. Weil er den Verkehr mit jüdischen Freunden nicht aufgab und eine in Not befindliche jüdische Familie unterstützt hatte, wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet, das sich jahrelang hinzog und mit großen Opfern verbunden war. Aufgrund seiner Veröffentlichungen über Siedlungstätigkeit der Kelten in deutschen Gebieten, wurde ihm jegliche Vortrags- und Veröffentlichungstätigkeit untersagt.

Um seine elfköpfige Familie durchbringen zu können, musste Menke-Glückert seine Dresdner Wohnung aufgeben und nach Naundorf bei Stadt Wehlen umziehen. Große Verluste hatte die Familie im Zweiten Weltkrieg zu erleiden: "Ganz ohne Opfer bin ich durch die Jahre des Krieges nicht gekommen. Ich habe 3 Söhne verloren. Auch ist bei dem großen Fliegerangriff auf Dresden meine in einem Speicher dort untergestellte Wohnungseinrichtung völlig vernichtet worden, darunter, was mir am schmerzlichsten ist, meine Bücherei von über 10.000 Bänden."

Nach dem Krieg trat Menke-Glückert im Mai 1945 als Mitbegründer der Liberaldemokratischen Partei auf und übernahm den stellvertretenden, später den Vorsitz.

Im Juni 1945 berief man ihn in die Landesverwaltung Sachsens. Dort übernahm er als Ministerialdirektor die kommissarische Leitung des Amtes für Volksbildung und als Staatssekretär die Leitung des Amtes für Volksbildung bei der Zentralverwaltung für Wissenschaft, Kunst und Erziehung der Sowjetischen Besatzungszone. In Zusammenarbeit mit der Zentralverwaltung für Volksbildung Berlin bereitete er u.a. die Einführung der Einheitsschule sowie die Wiedereröffnung der Universität Leipzig vor.

Aus gesundheitlichen Gründen schied Menke-Glückert 1946 aus seinen Ämtern aus. Er verstarb am 13.01.1948 in Dresden.

Die Akten des Bestandes 12737 - Personennachlass Emil Menke-Glückert wurden in zwei Teillieferungen dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv übergeben. Der dienstliche Nachlass - Handakten aus dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Erziehung – wurde bereits kurz nach Menke-Glückerts Tod 1948 übergeben. Sein wissenschaftlicher Nachlass folgte erst 1958. Der dienstliche Nachlass wurde bereits 1961 verzeichnet. Der wissenschaftliche Nachlass blieb unerschlossen. Im Frührjahr/Sommer 2006 erfolgte die Neuverzeichnung des gesamten Bestandes. Die vorgefundene Ordung des dienstlichen Nachlasses blieb weitestgehend erhalten. Der wissenschaftliche Nachlass wurde neu strukturiert, da keine erkennbare Ordnung vorlag. Nach der Verpackung umfasst der Bestand 4,7 lfm.

Petschel, Dorit: Die Professoren der TU Dresden 1828 - 2003. Köln, Weimar, Wien, 2003

Rohbeck, Johannes (Autor) ; Wöhler, Hans Ulrich (Hrsg.): Auf dem Weg zur Universität : Kulturwissenschaften in Dresden 1871 - 1945. Dresden, 2001
Neuorganisation des Hochschulwesens, der Lehrerausbildung und der sächsischen Kulturinstitutionen nach 1945.- Wissenschaftliche Forschungen zu Geschichte und Schulwesen.- Unterlagen zur Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig und der Technischen Hochschule Dresden.
Der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. phil. Emil Menke-Glückert lebte von 1878 bis 1948. Von 1912 bis 1920 war er Privatdozent an der Universität Leipzig. 1919 saß er als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) im sächsischen Landtag. Von 1920 bis 1933 war er als Referent im sächsischen Volksbildungsministerium sowie von 1924 bis 1934 als Professor für Staatswissenschaften an der Technischen Hochschule Dresden tätig. 1945 wurde er in die Landesverwaltung Sachsens berufen. Als Ministerialdirektor übernahm er die kommissarische Leitung des Amtes für Volksbildung und als Staatssekretär die Leitung des Amtes für Volksbildung bei der Zentralverwaltung für Wissenschaft, Kunst und Erziehung der Sowjetischen Besatzungszone. Außerdem war er Mitbegründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP).
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