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Beständeübersicht

Bestand

21822 Nachlass Ernst Schiebold

Datierung1943 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,10
Biografie von Ernst Schiebold (1894 – 1963)

Ernst Schiebold wurde am 9. Juni 1894 in Leipzig als Sohn eines Kriminalbeamten geboren. Er besuchte das Nikolai-Gymnasium in Leipzig und studierte anschließend an der Universität seiner Heimatstadt die Fächer Mathematik, Physik, Geologie und Mineralogie. Nach seiner Habilitation übernahm er 1922 die Leitung und den Aufbau des Röntgenlaboratoriums sowie der Abteilung Angewandte Physik des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Metallforschung in Neubabelsberg. 1926 folgte er dem Ruf als außerordentlicher Professor für physikalisch-chemische Mineralogie, Petrografie und Feinstrukturlehre an die Leipziger Universität und wurde ab 1928 Leiter des hiesigen Mineralogischen Instituts. 1929 gründete er die Deutsche Gesellschaft für technische Röntgenkunde und gab gemeinsam mit John Eggert die Zeitschrift "Ergebnisse der technischen Röntgenkunde" heraus.

Als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei ab 1922 und nach deren Selbstauflösung ab Mai 1933 der NSDAP stellte Schiebold sein Wissen in den Dienst der NS-Machthaber und der anlaufenden Kriegswirtschaft. 1941 ernannte die Technische Hochschule Dresden ihn zum Leiter des neu gegründeten Versuchs- und Materialprüfungsamts. Seit 1942 arbeitete er im Rahmen der "Forschungsstelle der Luftwaffe Groß Ostheim" an einer "Röntgenkanone", die jedoch 1944 als kriegsuntauglich verworfen wurde. 1943 vernichtete der Bombenangriff auf Leipzig sein Wohnhaus wie auch sein wissenschaftliches Lebenswerk.

1945 trat Schiebold in den Dienst der Sowjetischen Militäradministration und wurde 1946 Hauptreferent der wissenschaftlich-technischen Abteilung des Ministeriums für Baumaschinen der UdSSR. Hier forschte er vor allem zum Thema Asbest. 1949 leitete er die physikalische Abteilung des Eisenforschungsinstituts der DDR in Hennigsdorf. 1951 übernahm er die Leitung der Forschungsstelle Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung des Deutschen Amtes für Material- und Warenprüfung in Leipzig. 1954 wurde er als Professor auf den Lehrstuhl für zerstörungsfreie Werkstoffprüfung sowie zum Direktor des neu gegründeten Instituts für Werkstofftechnik und Werkstoffprüfung an der Technischen Universität in Magdeburg berufen. Dort wurde er wie in den Jahren zuvor zum Pionier der radiologischen Materialprüfung. Die DDR ehrte ihn 1958 mit dem Nationalpreis Zweiter Klasse. Am 4. Juni 1963 verstarb Ernst Schiebold in Magdeburg.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Über die Hintergründe der Bestandsbildung und den Zeitpunkt der Übernahme in das Staatsarchiv liegen keine Informationen vor. 1983 fand eine erste Revision am Bestand statt, so dass anzunehmen ist, dass er 1982 angelegt wurde. Ein erstes Findbuch wurde 2000 erstellt. Im Zuge der Retrokonversion 2018 wurden die Angaben der Verzeichnungseinheiten überprüft und teilweise korrigiert.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst ausschließlich Korrespondenzen und Unterlagen zu einem "Vorschlag eines zusätzlichen Kampfmittels zur Bekämpfung und Vernichtung der Besatzung feindlicher Flugzeuge und Erdkampftruppen in der Defensive mittels Röntgen- und Elektronenstrahlen", ausgearbeitet im April 1943.

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21822 Nachlass Ernst Schiebold, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

- Nachlass Ernst Schiebold im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, AMPG, Signatur: III. Abt., Rep. 79, Umfang: 1 lfm.

- Teil-Nachlass Ernst Schiebold im Universitätsarchiv Leipzig.

- Bestand 22179 Genealogische Mappenstücke, Nr. Ma 28435: Wissenschaftliches Kolloquium zum Gedenken an Prof. Dr. phil. Ernst Schiebold aus Anlass seines 100. Geburtstages am 9. Juni 1994 im Institut für Werkstofftechnik und Werkstoffprüfung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Literatur

- Poggendorff, Johann C. Biographisch-literarisches Handwörterbuch, Bd. VII/4, 1961, S. 98.

- Schminder, Marianne: Nationalpreisträger Prof. Dr. phil. E. Schiebold. 65 Jahre, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Magdeburg, H. 1, 1959.

- Becker, Egon: Prof. Dr. phil. E. Schiebold. Biographische Skizze, in: ebd. 27, H. 3, 1983, S. 43-48.

- Richter, Hans-Ulrich: Chronik der zerstörungsfreien Materialprüfung, 1999, S. 412.

GND: 119231611

M. Wermes

Leipzig 2018
P. Waloschek: Todesstrahlen als Lebensretter. Hamburg 2004.
Korrespondenz und Unterlagen zu Forschungsarbeiten mit Röntgenstrahlen und Elektrostrahlen für die Wehrmacht.
Ernst Schiebold (1894 - 1963) wurde als Sohn eines Kriminalbeamten in Leipzig am 9. Juni 1894 geboren. Er studierte Mathematik, Physik, Geologie und Mineralogie an der Universität Leipzig. Hier habilitierte er sich und soll 1926 mit 32 Jahren der jüngste Professor an der Leipziger Universität gewesen sein. 1929 gründete er die Deutsche Gesellschaft für technische Röntgenkunde. Schiebold stellte sein Wissen in den Dienst der NS-Kriegswirtschaft und arbeitete an einer "Röntgenkanone". 1945 trat Schiebold in den Dienst der Sowjetischen Militäradministration und wurde 1946 Hauptreferent der wissenschaftlich-technischen Abteilung des Ministeriums für Baumaschinen der UdSSR. Hier beschäftigte er sich vor allem mit Asbest. 1949 leitete er die physikalische Abteilung des Eisenforschungsinstituts der DDR in Hennigsdorf. 1951 übernahm er die Leitung der Forschungsstelle Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung des Deutschen Amtes für Material- und Warenprüfung in Leipzig. 1954 wurde er als Professor auf den Lehrstuhl für zerstörungsfreie Werkstoffprüfung sowie zum Direktor des neu gegründeten Instituts für Werkstofftechnik und Werkstoffprüfung an der Technischen Universität in Magdeburg berufen. Dort wurde er wie in den Jahren zuvor zum Pionier der radiologischen Materialprüfung. Die DDR ehrte ihn 1958 mit dem Nationalpreis Zweiter Klasse. Am 4. Juni 1963 verstarb Ernst Schiebold in Magdeburg.
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