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Beständeübersicht

Bestand

22126 Nachlass Kurt Steude

Datierung1914 - 1998
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,40
Zur Biografie von Kurt Steude

Kurt Paul Steude wurde am 29. September 1914 in Böhlitz Collmen bei Wurzen als Sohn von Paul und Minna Steude geboren. [01] Von 1921 bis 1934 besuchte er die Volksschule in Leipzig und danach von 1925 bis 1934 die dortige Friedrich-List-Oberschule. [02] Diese schloss Kurt Steude am 10. März 1934 mit dem Abitur ab. [03] Nach Erlangung der Hochschulreife nahm er ein Medizinstudium an der Universität Leipzig auf. [04] Dieses musste er von April bis Oktober 1934 für die Ableistung des studentischen Pflichtarbeitsdienstes sowie vom November 1937 bis März 1939 zur Ableistung seines Wehrdienstes unterbrechen. [05]
Am Zweiten Weltkrieg nahm Steude zunächst als Sanitätsunteroffizier am Polenfeldzug teil. [06] Danach konnte sich Steude wieder seinem Medizinstudium widmen. Er schloss dieses 1941 mit der Erlangung des medizinischen Staatsexamens ab. Im selben Jahr erhielt er auch seine Approbation als Arzt und schloss darüber hinaus seine Promotion ab. Steude schrieb seine Dissertation zum Thema "Die Altersverteilung der verschiedenen Formen der doppelseitigen hämatogenen Nierenerkrankungen an der Medizinischen Klinik zu Leipzig". [07] Nach seinem Studienabschluss wurde Steude wieder zur Wehrmacht eingezogen. Bis Kriegsende diente er dort als Truppenarzt. [08]
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Steude zunächst vom 01. Juli 1945 bis zum 28. Februar 1946 als Assistenzarzt im St. Georg Krankenhaus in Leipzig, danach vom 01. März 1946 bis zum 30. September 1948 in derselben Funktion in der Medizinischen Universitätsklinik zu Leipzig. [09] Parallel zu seiner Arbeit als Assistenzarzt war Steude ab 1946 auch als Dozent an der Universität Leipzig tätig. [10] Ende 1948 wurde er von seiner Dozententätigkeit freigestellt, da er in den Stadtrat von Leipzig gewählt worden war. Dort war er für das Gesundheitswesen zuständig. [11] Während seiner Zeit im Stadtrat legte er 1949 erfolgreich die Prüfung zum Facharzt für innere Krankheiten ab. [12] Im selben Jahr nahm er auch wieder seine Dozententätigkeit an der Universität Leipzig auf. [13] 1952 beendete Steude seine Tätigkeit im Leipziger Stadtrat. Ebenfalls 1952 legte er die Kreisarztprüfung ab. [14] Von Juli bis Oktober 1952 arbeitete Steude als Bezirksarzt des Bezirkes Leipzig. Danach war er beim "Dienst für Deutschland", einem freiwilligen, kasernierten Arbeitsdienst [15] , bis zu dessen Auflösung 1953 tätig.
Ab 01. März 1953 diente Kurt Steude zunächst in der Kasernierten Volkspolizei (KVP) und dann ab 1956 in der Nationalen Volksarmee (NVA). [16] Von 1956 bis 1958 absolvierte er die Militärmedizinische Akademie "Kirow" in Leningrad (heute Sankt Petersburg). [17] Während seiner Zeit in der NVA bekleidete Steude leitende Ämter im Medizinischen Dienst der Luftstreitkräfte. [18]
Seit 1959 war Steude auch wieder als Dozent tätig. So hielt er ab 1959 an der Humboldt-Universität Medizinische Fakultät (Charité) Berlin Vorlesungen zur Luftfahrtmedizin. Von 1960 bis 1961 hatte er dann eine Dozentur an der Technischen Hochschule Dresden inne. Ab 1964 lehrte er an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald. [19] Aufgrund seiner Verdienste im wissenschaftlichen Bereich wurde Steude 1962 zum Mitglied des Rates für Planung und Koordinierung der medizinischen Wissenschaft beim Ministerium für Gesundheitswesen und 1964 zum Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Militärmedizinischen Sektion mit Sitz und Stimme der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald ernannt. [20]
1966 legte Steude erfolgreich die Prüfung zum Facharzt für Sozialhygiene ab. [21] Im selben Jahr wurde ihm der Titel eines Obermedizinalrates verliehen. Neun Jahre später, im Jahr 1975 und im Alter von 61, wurde Steude in den Ruhestand versetzt. [22] Nach seiner aktiven Dienstzeit wandte sich Steude der historischen Forschung, speziell der nationalsozialistischen Zeit zu. So veröffentlichte er zum Beispiel einen Aufsatz über seinen Schwiegervater Karl Gelbke, welcher in der NS-Zeit als Widerstandskämpfer aktiv war. [23]
Die letzten vorliegenden Dokumente aus seiner Hand reichen bis in das Jahr 1998. [24] Er ist am 17. Mai 2000 in Dresden verstorben.

Von 1947 bis 1976 war Kurt Steude mit Jenny Kuritzkes (geb. 15. April 1917, gest. 23. November 1976) verheiratet. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Steude in 2. Ehe Margot Köhlcke (geb. 18. März 1935). [25]
Seine erste Ehefrau, Jenny Kuritzkes, war eine Stieftochter von Karl Gelbke (geb. 09. Juli 1899, gest. 27. Januar 1965). Ihre Mutter Dina Gelbke, geborene Elpera, geschiedene Kuritzkes (geb. 10. Mai 1891, gest. 05. Mai 1980) [26] , hatte sie aus ihrer vorherigen Ehe mit in die neue Beziehung gebracht. Karl und Dina Gelbke waren während der NS-Zeit im antifaschistischen Widerstand aktiv. So diente die Praxis des in Leipzig-Gohlis ansässigen Arztes Gelbke als Anlauf- und Treffpunkt für Kommunisten und Widerstandskämpfer. [27] Gelbke selbst stand auch im engen Kontakt zu anderen Widerstandskämpfern, wie zum Beispiel Alfred Schmidt-Sass, Herbert Baum oder Hanno Günther. [28] Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten Gelbkes beim Aufbau des Gesundheitswesens in Leipzig und Sachsen mit. Der promovierte Arzt Gelbke war dabei im Leipziger Stadtrat und im Ministerium für das Gesundheitswesen tätig. [29] Im Jahr 1955 wurde er damit beauftragt, die medizinische Verwaltung der Kasernierten Volkspolizei und der Nationalen Volksarmee aufzubauen. Von 1958 bis kurz vor seinem Tod war Gelbke an der Universität Leipzig als Direktor der medizinischen Fakultät tätig.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Im Jahr 2007 übernahm das Staatsarchiv Leipzig von Herrn Franz Lemmens den Nachlass von Kurt Steude im Rahmen einer Schenkung. Herr Lemmens erhielt den Nachlass von der verwitweten Frau Steude und hatte diesen bis dahin für wissenschaftliche Arbeiten genutzt. Der so übernommene Nachlass wurde, da bei einer groben Durchsicht aufgefallen war, dass er auch Material zu Karl Gelbke enthielt, als Sammlung Gelbke und Steude bezeichnet. Bei der Erschließung des Bestandes 2011 wurde jedoch festgestellt, dass es sich bei dem Bestand um den Nachlass von Kurt Steude handelt, der auch Fotos und einige Dokumente seines Schwiegervaters Karl Gelbke (1899 – 1965) und dessen Frau Dina geb. Elpera geschiedene Kuritzkes (1891 – 1980) beinhaltet. Deshalb entschied man sich, den Bestand wieder als Nachlass Kurt Steude zu führen. Der Bestand wurde in drei Klassifikationspunkte gegliedert. Dabei wurden die persönlichen Dokumente von Steude im Punkt "01 Persönliche Dokumente Kurt Steude" zusammengefasst. Dem zweiten Punkt "02 Unterlagen über seinen Schwiegervater Karl Gelbke und dessen Frau Dina" wurden die Dokumente zugewiesen, die von denen im Titel genannten Personen handeln. Die im Bestand enthaltenen Druckschriften zur NS-Zeit wurden in den Klassifikationspunkt "03 Druckschriften über die NS-Zeit" eingegliedert.
Im Zuge der Erschließung des Bestandes 2011 wurde dieser bewertet, verzeichnet und technisch bearbeitet. Bei der Bewertung wurden vor allem Dubletten und Kopien aus dem Bestand entfernt.

Überlieferungsschwerpunkte

Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Schriftstücke zu Kurt Steude. So sind von ihm Schul- und Studienunterlagen, Schriftstücke zu seinen Lehrtätigkeiten und seinen beruflichen Aktivitäten sowie einige persönliche Dokumente erhalten. Es finden sich auch Dokumente zu seiner publizistischen Tätigkeit, wie zum Beispiel eine Sammlung von Zeitungsausschnitten und Aufsätzen zu Gelbke und antifaschistischen Widerstandskämpfern sowie handschriftliche Notizen von Steude zu seinem Schwiegervater.
Im Bestand befinden sich auch 115 Fotografien, meist zur Familie Gelbke und zu Kurt Steude. Auch einige Archivalien zu Dina Gelbke, der Ehefrau von Karl Gelbke, sind im Bestand enthalten. So lassen sich von ihr Lebenserinnerungen und diverse Fotografien finden.
Darüber hinaus gehört eine Sammlung von Druckschriften v. a. zu Widerstandsgruppen und Erinnerungen von KZ-Häftlingen zum Bestand. Es ist nicht mehr genau nachvollziehbar, auf wen die Sammlung zurückgeht. Wegen der inhaltlichen Nähe zu Steudes Publikationen über Gelbke wurden sie im Bestand belassen.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 22126, Nachlass Kurt Steude, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Korrespondierende Bestände

20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 16565 (VdN-Akte zu Karl und Dina Gelbke)

20262 Kreisgericht Leipzig, Nr. 5543 (Streit um den Nachlass von Prof. Dr. Kurt Steude)

21624 SED - Gelbke, Karl (KPD) (SED-Nachlass)

21690 SED, Sammlung Biografien, Nr. 852 (Karl Gelbke)

21699 SED, Sammlung Kaderunterlagen, Nr. 188 (Dina Gelbke) und Nr. 189 (Karl Gelbke)


Literatur

Leirich, W., Karl Gelbke – Antifaschist und sozialistischer Militärarzt, in: Zeitschrift für Militärmedizin 7 (1968), S. 421-425.

Lemmens, Franz-J., Karl Gelbke, Biographie eines antifaschistischen Arztes, Gesundheitspolitikers, Militärarztes und Hochschullehrers, Diss., Leipzig 1984.

Moschke, Gerd, Karl Gelbke (1899 – 1965), in: Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig 2, hrsg. von der Karl-Marx-Universität Leipzig 1982, S. 36-41.

Steude, Kurt, Leipziger Ärzte im antifaschistischen Widerstandskampf, in: Medizin im Faschismus. Symposium über das Schicksal der Medizin in der Zeit des Faschismus in Deutschland 1933 – 1945, Protokoll, hrsg. von Achim Thom und Horst Spaar, Berlin 1983, S. 298-307.


Nils Schwarz

Juli 2011



[01] StA-L, 22126 Nachlass Kurt Steude, Nr. 1.
[02] Ebenda, Nr. 7.
[03] Ebenda, Nr. 6, 10.
[04] Ebenda, Nr. 2, 7, 10.
[05] Ebenda, Nr. 10.
[06] Ebenda, Nr. 2.
[07] Steude, Kurt, Die Altersverteilung der verschiedenen Formen der doppelseitigen hämatogenen Nierenerkrankungen an der Medizinischen Klinik zu Leipzig, (Jahrgänge 1930-39), Diss., Leipzig 1941.
[08] StA-L, 22126 Nachlass Kurt Steude, Nr. 10.
[09] Ebenda, Nr. 2, 5, 10.
[10] Ebenda, Nr. 5.
[11] Ebenda, Nr. 2, 3, 5, 10.
[12] Ebenda, Nr. 3.
[13] Ebenda, Nr. 5.
[14] Ebenda, Nr. 3.
[15] Siehe Eintrag "Dienst für Deutschland" auf wikipedia.de. (http://de.wikipedia.org/wiki/Dienst_f%C3%BCr_Deutschland. Stand: 19. Juli 2011).
[16] StA-L, 22126 Nachlass Kurt Steude, Nr. 3, 6.
[17] Ebenda, Nr. 3, 6.
[18] Ebenda, Nr. 6.
[19] Ebenda, Nr. 5.
[20] Ebenda, Nr. 3, 5.
[21] Ebenda, Nr. 3.
[22] Ebenda, Nr. 7.
[23] Steude, Kurt, Leipziger Ärzte im antifaschistischen Widerstandskampf, in: Medizin im Faschismus. Symposium über das Schicksal der Medizin in der Zeit des Faschismus in Deutschland 1933 – 1945, Protokoll, hrsg. von Achim Thom und Horst Spaar, Berlin 1983, S. 298-307.
[24] StA-L, 22126 Nachlass Kurt Steude, Nr. 11.
[25] Ebenda, Nr. 7.
[26] Siehe StA-L, 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 16565 (VdN-Akte zu Karl und Dina Gelbke).
[27] Moschke, Gerd, Karl Gelbke (1899 – 1965), in: Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig 2, hrsg. von der Karl-Marx-Universität Leipzig 1982, S. 36-41, hier S. 40.
[28] Steude, Leipziger Ärzte im antifaschistischen Widerstandskampf, S. 300.
[29] Leirich, W., Karl Gelbke – Antifaschist und sozialistischer Militärarzt, in: Zeitschrift für Militärmedizin 7 (1968), S. 421-425, hier S. 424; Moschke, Karl Gelbke, S. 37; Steude, Leipziger Ärzte im antifaschistischen Widerstandskampf, S. 306.

Schul- und Studienunterlagen.- Berufliche Tätigkeiten.- Persönliche Dokumente zu Kurt Steude.- Unterlagen über Prof. Dr. med. Karl Gelbke, anerkannter Verfolgter des Naziregimes.- Fotografien.- Druckschriften zur NS-Zeit (Widerstand und Erinnerungen von KZ-Häftlilngen).
Prof. Dr. sc. Kurt Paul Steude (29. September 1914 - 17. Mai 2000) war ab 1948 im Leipziger Stadtrat für das Gesundheitswesen zuständig.- Von 1956 an diente Steude als Luftfahrtmediziner in der Nationalen Volksarmee. Von 1959 an lehrte er an verschiedenen Hochschulen Luftfahrtmedizin. Daneben publizierte er auch über seinen Schwiegervater Karl Gelbke.
Prof. Dr. med. Karl Gelbke (9. Juli 1899 - 27. Januar 1965) war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich beim Aufbau des Gesundheitswesens in der DDR. Ab 1958 war er Direktor der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
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