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Beständeübersicht

Bestand

22206 Nachlass Gerhard Brinkmann

Datierung1929 - 1991
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)13,50
Zur Biografie von Gerhard Brinkmann [01]

Gerhard Brinkmann wurde am 19. August 1913 in Fockendorf bei Altenburg geboren. Sechs Jahre später zogen seine Eltern mit ihm nach Leipzig, wo er zehn Jahre die Schule besuchte. Seine künstlerische Begabung zeigte sich schon früh. So zeichnete er bereits als Dreizehnjähriger für eine Kinderzeitung. Die Tatsache, dass er mit drei Jahren bei einem Spielunfall sein linkes Auge verloren hatte, scheint sich nicht beeinträchtigend ausgewirkt zu haben. 1929 besuchte er zunächst Abendkurse an der Akademie für Grafische Künste und Buchgewerbe, von 1931 bis 1932 studierte er dort bei verschiedenen Professoren. Im September 1932 wechselte er nach Berlin und besuchte an der renommierten Reimann-Schule Kurse zu Themen, wie Modellieren, Plastik, Zeichnen sowie Gebrauchs- und Werbegrafik.

Am 13. Oktober 1933 heiratete Brinkmann in Leipzig Edel Braunstein, die in den beiden Folgejahren zwei Söhne zur Welt brachte.

Ab Mitte der 30er Jahre arbeitete Gerhard Brinkmann erfolgreich als Pressezeichner für große Berliner Zeitschriften und Magazine, z. B. für die "Woche", "Berliner Illustrierte" und "Berliner Morgenpost". Zugleich schuf er die bekannte Bildserie "Familie Krause", die er in der Tradition von Wilhelm Busch auch mit Texten versah. Seine Vielseitigkeit bewies Brinkmann auch mit seiner Tätigkeit als Werbegrafiker, u. a. für Firmen wie Dr. Zinsser & Co., Ullstein-Verlag und Meierei C. Bolle.

1938 reiste er in die USA; die dabei gewonnenen Eindrücke verarbeitete er in einer Bildserie. Mit dem Kriegsbeginn und den dadurch veränderten Rahmenbedingungen erhielten seine Zeichnungen zunehmend politische Inhalte. 1940 erschien der Band "G. Bri sieht Groß-Britannien im Spiegel der politischen Karikatur", ein zu den USA geplanter zweiter Band folgte allerdings nicht mehr. Zwischen 1940 und 1942 betreute er u. a. die politischen Zeichnungen für die "Lachende Welt" in Leipzig. Beim Kriegsende war Brinkmann einer der populärsten Pressezeichner Deutschlands. An diese Erfolge konnte er auch in der Folgezeit u. a. mit der bekannten Serienfigur "Papko" anknüpfen. Darüber hinaus versuchte sich Gerhard Brinkmann nach Kriegsende mit der Fertigung von Holzspielzeug. Unter dem Namen "Keck-Spielzeug" wurden verschiedene in Seiffen hergestellte Produkte von ihm auch auf der Leipziger Messe ausgestellt. Nach durchaus erfolgreichem Beginn endete dieses Unternehmen jedoch bereits 1948 [02] . Im gleichen Jahr heiratete er seine zweite Frau Gitta und zog nach Puchheim in Bayern.

Zunehmend gelang es ihm, seine Zeichnungen in den neu entstehenden großen Magazinen zu etablieren. U. a. erschien die Aufstieg und Fall Adolf Hitlers beinhaltende Bildserie "Jim Panse. Das Urwaldwunder" in der "Neuen Frankfurter Illustrierten". In der "Weltbild" veröffentlichte er regelmäßig Bildwitze. In der "Revue" erblickte seine Figur "Herbert" das Licht der Welt, deren 100. Folge bereits nach zwei Jahren erschien. Wie bereits bei "Papko" gab es auch zu "Herbert" bald ein Buch. Auch in der "Revue" erschien die Serie "Familie Engelmann". Neben diesen vielfältigen Aktivitäten arbeitete Brinkmann weiterhin als Werbegrafiker für renommierte Firmen, wie eine Uerdinger Weinbrennerei (Dujardin), Faber-Castell (Fabermännchen), Dr. Oetker, Warsteiner Pils, Uhu, Lufthansa, Dresdner Bank und die Allianz AG.

Nachdem er 1951 im Auftrag der "Revue" kurzzeitig in Kanada war, siedelte er 1953 mit seiner Familie dahin um, wo 1957 seine Tochter Sabine geboren wurde. In Kanada konnte sich Gerhard Brinkmann schnell etablieren, u. a. mit seiner Figur "Papko", arbeitete aber weiter in großem Umfang für deutsche Illustrierte und Unternehmen. 1959 ging er für vier Jahre in die USA, 1963 in die Schweiz. 1965 zogen er und seine Familie nach Bernau am Chiemsee, wo er bis zu seinem Tode lebte.

Zurück in Deutschland intensivierte Brinkmann seine Arbeit für Zeitschriften, zu denen nun auch "Stern", "Brigitte", "Schöner Wohnen", "Peter Moosleitners Magazin", "Quick", "Playboy" und "Gong" zählten. Serien wie, "Alfred, der Straßenfeger" (400 Folgen), "Frau Saubermann" und "G. Bri fragt" belegen seinen Erfolg. Daneben illustrierte Brinkmann vor allem in den 80er Jahren zahlreiche Bücher.

Einen besonders hervorzuhebenden Bereich seiner künstlerischen Tätigkeit bilden Brinkmanns dreidimensionale Objekte. Ausgehend von seinem "Keck-Spielzeug", dem in den 70er Jahren Hampelmänner und Kinderuhren folgten, sind u. a. seine Gartenzwerge und seine Spiel- und Werbefiguren, zu denen das Spukgesindel [03] , der Zwergenstaat und auch die Lefax-Männchen zählen, zu nennen. Unter dem Begriff "G. Bris PLASTISCHE WELT-Ausstellung" zusammengefasst, schuf er ab den 70er Jahren dreidimensionale Karikaturen, mit denen er zahlreiche Ausstellungen bestückte. Für die 750-Jahr-Feier Berlins fertigte Brinkmann im Auftrag des Senats kleinformatige Rummelparkbuden mit Bezeichnungen, wie "Wild Billy", "Astro-Lilly", Herkules" u. a.

Am 26. Mai 1990 starb Gerhard Brinkmann am Rande einer Ausstellungseröffnung in Mannheim im Alter von 76 Jahren.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Die zum Bestand 22206 Nachlass Gerhard Brinkmann gehörenden Unterlagen erhielt das Staatsarchiv Leipzig von der Tochter des Nachlassers, Frau Sabine Trowe, durch einen Schenkungsvertrag. Die Unterlagen waren nach dem Tod des Künstlers 1990 zunächst von seiner Ehefrau im Wohnhaus weiter aufbewahrt worden, bis sie krankheitsbedingt das Haus aufgeben musste. Der Großteil der von der Tochter gesicherten Unterlagen ist mit der Schenkung auf das Staatsarchiv Leipzig übergegangen. Ein Teil wurde verkauft [04] , ein weiterer dem Hauskäufer überlassen. Einige Erinnerungsstücke verblieben in der Familie. Die im Bestand enthaltenen Publikationen wurden durch Kauf seitens des Staatsarchivs Leipzig bzw. Schenkung (Dr. Kretschmer) ergänzt.

Die Unterlagen wurden am 12. März 2010 vom Historischen Archiv der Dresdner Bank übernommen, wo sie im Zusammenhang mit der Erarbeitung einer Ausstellung zu Werbezeichnungen des Karikaturisten für die Dresdner Bank verwahrt worden waren. Die Grundlage bildete ein Verzeichnis der Transportfirma für die Einlagerung der Unterlagen in einem Speichermagazin, das insbesondere die dreidimensionalen Objekte erfasste, und ein vom Historischen Archiv der Dresdner Bank erarbeitetes Abgabeverzeichnis.

Zunächst wurden alle dreidimensionalen Objekte signiert, fotografiert und verpackt. Dann folgten die übrigen Unterlagen, nach Art und Format zusammengefasst. Bei der weiteren fotografischen Erfassung wurden nur noch die Originalzeichnungen berücksichtigt.

Die Erschließung erfolgte im März/April 2010. Dreidimensionale Objekte, Plakate und Originalzeichnungen wurden einzeln verzeichnet, Entwurfszeichnungen summarisch.

Die Unterlagen wurden in Biographisches, Korrespondenz und künstlerische Werke gegliedert, letztere noch einmal in Pressezeichnungen, Buchillustrationen, sonstige Zeichnungen, Werbematerialien und –figuren, dreidimensionale Karikaturen sowie Spielzeug und –figuren.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand beinhaltet vor allem das künstlerische Werk von Gerhard Brinkmann. Dazu gehören 124 dreidimensionale Objekte (Karikaturen, Spielzeug und –figuren), 451 Originalzeichnungen und 142 Entwürfe sowie 9 Plakate. In eingeschränktem Umfang sind Zeitungsbelege zu den Zeichnungen vorhanden. Hinzu kommen eigene Publikationen bzw. von ihm illustrierte Bücher anderer Autoren. Biografische Unterlagen sowie Korrespondenz existieren nur fragmentarisch.

Hinweise für die Benutzung

Für die dreidimensionalen Objekte und die Originalzeichnungen liegen niedrig auflösende Bildansichten vor, die in ein beabsichtigtes Online-Findbuch integriert werden.

Nutzungen, die das Urheberrecht berühren, werden an die Schenkungsgeberin verwiesen.

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 22206, Nachlass Gerhard Brinkmann, Nr. (fettgedruckte Zahl).


Verweise auf korrespondierende Bestände

Staatsarchiv Leipzig, Akademie für Grafische Künste und Buchgewerbe, 97, 82, 216, 174

Haus der Geschichte, Bonn

Quellen und Literatur

Matthias Kretschmer: Gerhard Brinkmann (1913 – 1990), Werbezeichnungen für die Dresdner Bank, Begleitheft zur Ausstellung, Frankfurt a. M. 2008.

Nachlass Gerhard Brinkmann, 608 -609; 612 – 615.


Volker Jäger

Juli 2010

Publikationen

Brinkmann, Gerhard: G. Bri sieht Groß-Britannien im Spiegel der politischen Karikatur, Berlin 1940.

Brinkmann, Gerhard: Neues Leben aus den Berliner Ruinen, 1948 (Lose Blattsammlung).

Brinkmann, Gerhard: Die Firma E. Papko, Bad Wörishofen 1949.

Brinkmann, Gerhard: Herbert, Stuttgart 1952.

Brinkmann, Gerhard, Die guten und schlechten Tage von Pompeji, Nach dem Leben gezeichnet und nach den historischen Gegebenheiten erzählt; Franz Hugo Mösslang, München 1955.

Brinkmann, Gerhard: Alfred in allen Gassen, Feldafing 1952.

Brinkmann, Gerhard: Erfolgsmenschen. G. Bri zeichnet Leute, die es weit gebracht haben, Hamburg 1969.

Brinkmann, Gerhard: G. Bri fragt: Was sagen Sie dazu? 458 Mitbürger sagen ihre Meinung, München 1978 (Dienstbibliothek, 305901).

Brinkmann, Gerhard: Das kleine Karikaturen-Kabinett, München 1978.

Brinkmann, Gerhard: Hofgeschichten. Teil 1 und Teil 2, Grafenau 1978 und 1979.

Brinkmann, Gerhard: Das darf doch nicht wahr sein!, München 1980 (Dienstbibliothek, 304861).

Brinkmann, Gerhard: Herbert und sein kleiner Bruder, Stuttgart 1980.

Brinkmann, Gerhard: G. Bri. Cartoons, München 1980.

Brinkmann, Gerhard: Herold's Gutenacht-Geschichten, Stuttgart 1981 (Diensbibliothek, 305896).Buchillustrationen

Forstner, Georg-Günther von: Der Seemann lacht. Lustiges aus Häfen und Meeren, Berlin 1938.

Reimann, Hans: Der Spaßvogel, Berlin 1940.

Zak, Jaroslav: Der Klassenkampf, Berlin 1941.

Bandelow, HansJoachim: Frohe Fahrt, Darmstadt 1954.

Kortwich, Werner: Männer um die Vierzig, Berlin 1958.

Hoffmann, Friedrich: Baupraktikant Bruno Nelles, der befugte; ein heiterer Roman, München 1967.

Ulrici, Rolf: Neue Gespenstergeschichten, München 1970 (Dienstbibliothek, 307300).

Bacher, Manfred: Immer bin ich's gewesen, Reinbek b. Hamburg 1971.

Bacher, Manfred, Lehrer sein dagegen sehr, Reinbek b. Hamburg 1972.

Askenazy, Ludvik: Weihnachtspost für Jakob, Stuttgart 1979.

Ecke, Wolfgang: Kriminalistisches Schmunzelkabinett, Ravensburg 1979 (Dienstbibliothek, 304859).

Wittich, Boris: Ärztewitze. Besser als jede Pille, Zürich 1981.

Wittich, Boris: Von Blaublütigen und Andersgläubigen. Die schönsten Witze über Adel, Juden, Geistlichkeit, München 1981 (Dienstbibliothek, 304862).

Brix, Hans: Da lachen selbst die Elefanten: lauter Tierwitze, München 1981.

Hechenberger, Freny (Hrsg.): Kennst du den? 1000 Witze – und wie man sie sich merken kann, München 1982 (Dienstbibliothek, 304860).

Weidenmann, Alfred: Dicke Fische, kleine Gauner, Bayreuth 1982 (Dienstbibliothek, 304870).

Bähr, Helmut: G'sundheit. Ein heiteres Verse-Elixier. Grafenau 1983 (Dienstbibliothek, 304863).

Funke, Michael: Surfen, ein Wörterbuch für Zwei-Hand-Segler, Surfboard-Kapitäne u. a. Wasserratten, München 1984.

Funke, Michael: Verarzten: ein Wörterbuch für Heilungsuchende, Ärzte, Assistent(inn)en, Krankenschwestern, Apotheker, Heilpraktiker u. Sanitäter, München 1984.

Funke, Michael: Autofahren: ein Wörterbuch für Automobilist(inn)en, Kapitäne der Landstrasse und andere Kavaliere am Steuer, München 1984.

Stein, Günter: Ich liebe Lottospieler, München 1985 (Dienstbibliothek, 304864).

Ecke, Wolfgang: Kriminalistisches Schmunzelkabinett, Ravensburg 1985.

Grömmer, Helmut: Ich liebe flotte Renter(innen), München 1986.

Grömmer, Helmut: Endlich siebzig! München 1989.

Schulz-Ranck, Gerhard: Mit 109 auf Achse, Rosenheim 1988 (Dienstbibliothek, 305894).

Stampfl, Alfred: Jagen. ein fröhliches Mini-Wörterbuch für Jagdfreunde, Sonntagsjäger, Waldläufer und Trapper, München 1991


[01] Die biografischen Angaben basieren auf der Publikation von Matthias Kretschmer: Gerhard Brinkmann (1913 – 1990), Werbezeichnungen für die Dresdner Bank, Begleitheft zur Ausstellung, Frankfurt a. M. 2008. Hier finden sich auch weiterführende Angaben. Herr Dr. Kretschmer gab auch für die Erschließung einzelner Objekte ergänzende Hinweise.
[02] In der Deutschen Fotothek finden sich acht Fotos mit Brinkmann und dem Keck-Spielzeug von 1946.
[03] Gefertigt bei Bully Spielzeug.
[04] U. a. an das Haus der Geschichte, Bonn.
Korrespondenz.- Pressezeichnungen.- Buchillustrationen.- Werbematerialien.- Dreidimensionale Karikaturen.- Spielzeug.
Gerhard Brinkmann wurde am 19. August 1913 in Fockendorf bei Altenburg geboren. Die Schule besuchte er in Leipzig, wo er auch an der Akademie für Grafische Künste und Buchgewerbe studierte. Nach seinem Umzug nach Berlin arbeitete er ab Mitte der 1930er Jahre erfolgreich als Pressezeichner für große Berliner Zeitschriften und Magazine. Bei Kriegsende war Brinkmann einer der populärsten Pressezeichner Deutschlands. Daneben arbeitete er als Werbegrafiker für renommierte Firmen. Einen besonders hervorzuhebenden Bereich seiner künstlerischen Tätigkeit bilden seine dreidimensionalen Objekte. Am 26. Mai 1990 starb Gerhard Brinkmann am Rande einer Ausstellungseröffnung in Mannheim im Alter von 76 Jahren.
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