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Beständeübersicht

Bestand

40182 Nachlass Gerhard Milde

Datierung1958 - 1992
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)0,11
Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst das Filmschaffen (stumme Bewegtbildaufnahmen) des Oelsnitzer Bergbauingenieurs Gerhard Milde, welche dieser seit 1958 auf Normal-8-Filmmaterial und ab 1982 mit Super-8-Filmmaterial aufgenommen hat. Ebenfalls zum Bestand gehören von Gerhard Milde angefertigte Aufzeichnungen zu den Aufnahmen. In diesen protokollartig geführten Übersichten fertigte Milde für jeden Film Angaben über Drehort und -inhalt sowie gefilmte Personen und ergänzte diese anschließend noch mit allgemeinen Informationen über die gefilmten Orte, Objekte oder Bauwerke. Für die späteren Aufnahmen verfasste er diese Aufzeichnungen ausführlicher und fügte auch Angaben zu Geschehnissen im Kontext der gedrehten Motive hinzu (40182-1 Nr. 1 - 2, Dokumentation zum Filmschaffen Gerhard Mildes).
Die Unterlagen sind von Gerhard Milde als Vorlaß an das Sächsische Staatsarchiv übergeben und anschließend im Sachgebiet AVM sicherungskopiert worden. Das Ursprungsmaterial wird seitdem im SG-AVM (Archivzentrum Hubertusburg) verwahrt.
Vom 19. Oktober 2009 bis 13. November 2009 verzeichnete dann Frau Stefanie Ullrich im Rahmen eines Werkvertrages einen ersten Teil des Bestandes im Bergarchiv Freiberg. Dazu wurden die Unterlagen gemäß der AV-Erschließungsrichtlinie sequenziell erschlossen. So sind im Enthältvermerk die einzelnen Szenen stichwortartig beschrieben und gemäß ihrer Abfolge mit der in der Nutzerkopie eingeblendeten Anfangszeit (Minuten : Sekunden) des jeweiligen Bildes notiert. Sind mehrere Zeiten notiert, so erscheint das entsprechende Motiv mehrfach und zu jeder einzelnen Zeitangabe. Außerdem führte Ullrich ein Telefoninterview mit Milde, aus dem die u.g. biographischen Angaben herrühren.
Die verzeichneten Unterlagen sind im Sächsischen Staatsarchiv (mit Einschränkungen) benutzbar.


Biographie des Nachlassgebers und Inhalt der Unterlagen

Gerhard Milde wurde am 24. September 1922 in Chemnitz geboren. Der Vater, ein gelernter Drogist, war ab 1932 bis kurz vor Kriegsausbruch arbeitslos und auch die Mutter, eine gelernte Chemielaborantin, verlor kurze Zeit später ihre Anstellung und blieb arbeitslos. Milde wuchs in Chemnitz auf und besuchte dort die Volksschule. Von 1937 bis 1941 absolvierte er eine Ausbildung zum Vermessungstechniker und wurde im Anschluss zum Reichsarbeitsdienst eingezogen.
Im Oktober 1941 wurde Milde zur Wehrmacht einberufen, im Artillerieregiment 60 in Chemnitz ausgebildet und 1942 zur Schweren Artillerieabteilung 607 in die Ukraine versetzt. Mit dieser Einheit drang er bis in den Kaukasus vor. Auf dem anschließenden Rückzug über die Krim, Rumänien und Ungarn gelangte Milde nach Österreich, wo sein Regiment am 18. Mai 1945 durch amerikanische Streitkräfte aufgelöst und die aus Thüringen oder Sachsen stammenden Soldaten nach Plauen gebracht wurden. Von dort aus ging Milde in den Mülsengrund bei Zwickau und schließlich nach Burkhardtsdorf im Erzgebirge, wohin seine Eltern gezogen waren, nachdem sie im März 1945 in Chemnitz ausgebombt worden waren.
Milde war kurzzeitig bei der Eisenbahn in Chemnitz beschäftigt und wäre gerne in diesem Bereich tätig geblieben, wechselte aber aufgrund mangelnder beruflicher Perspektiven zum Oelsnitzer Steinkohlenbergbau - zunächst zur Grube "Gottes Segen" und nach Bildung der volkseigenen Betriebe zum Karl-Liebknecht-Werk. Von dort aus wurde er 1946 zum Hochschulstudium an die Bergakademie Freiberg entsandt, an welcher er im März 1952 das Diplom als Bergbauingenieur erhielt. Im Anschluss fand er Beschäftigung in der Wetterabteilung des Steinkohlenwerks "Martin Hoop" in Zwickau, wurde aber noch im selben Jahr an das Steinkohlenwerk "Karl Liebknecht" in Oelsnitz versetzt. Dort erfuhr er eine weitere technische Ausbildung und arbeitete im grubentechnischen Bereich. Milde wurde schließlich Haupttechnologe und stellvertretender Technischer Direktor.
Nach der Schließung des Steinkohlenwerkes im Jahr 1967 bekam er eine Anstellung als Gruppenleiter Technologie im VEB Bau- und Montagekombinat Süd in Zwickau, wo er bis zur Verrentung im September 1982 beschäftigt war. Danach war Milde jedoch - wie er sagt "aus Vergnügen" - noch bis Juli 1988 im VEB Bergbauerkundung Oelsnitz tätig.
Seine Frau Elfriede Maraß heiratete Milde am 24. Juli 1952 und hat mit ihr gemeinsam drei Kinder, ezwei Töchter und einen Sohn.
Im Jahr 1953 kaufte die Familie einen Fotoapparat und fertigte eine Vielzahl von Aufnahmen, bis Milde anläßlich des "Tags des Bergmanns" 1958 in Lugau eine "Pentaka 8" Schmalfilmkamera kaufte. Seitdem war das Filmen Mildes große Leidenschaft und auch das größte kulturelle Erlebnis, welches ihm in Oelsnitz möglich war. Dabei legte Milde größte Sorgfalt auf einen ordentlichen Umgang mit dem Gerät und dem Filmmaterial, schnitt dieses und dokumentierte den Inhalt. Mit der Begeisterung für das Filmen vernachlässigte Gerhard Milde jedoch das Fotografieren, welches dann später von seiner jüngeren Tochter übernommen wurde. Die so entstandenen Filme wurden im Kreise mehrerer befreundeter Familien häufig vorgeführt und erfreuten sich großer Beliebtheit.
Die auf den Bergbau bezogenen Aufnahmen des Titels "Oelsnitz - Unsere Heimatstadt" (40182-4 Nr. 021) wurden unter Mithilfe der Stadt Oelsnitz mit Texten von Milde vertont und unter dem Titel "Bergbau und Bergleute in Oelsnitz" veröffentlicht (der Film befindet sich nach Angaben Mildes im Sächsischen Landesamt für Geologie und Umwelt).
Die ersten Farbaufnahmen fertigte Milde im Jahr 1981 (liegt nicht als Benutzerkopie vor). Die frühesten als Benutzerkopie vorliegenden Aufnahmen mit Colormaterial sind die drei Filme "Knospen blühen, reifen - ein Jahr" (40182-4 Nr. 007), welche den Jahreslauf der heimischen Natur wiedergeben. Unter den jüngeren Aufnahmen finden sich nur wenige Farbfilme, da es zunehmend schwieriger wurde, Colormaterial zu erhalten. Aus gesundheitlichen Gründen mußte Milde im Jahr 1992 das Filmen aufgeben.
Mildes Filme zeigen überwiegend Familienaufnahmen. Im Vordergrund stehen dabei meist Festlichkeiten, Besuche von Freunden und Verwandten oder Ausflüge in die nähere Umgebung. In einem Teil der Aufnahmen ("Jahreschroniken") ist zudem der Alltag der Familie dokumentiert, hierbei stehen vor allem die Kinder und später die Enkelkinder Gerhard Mildes im Mittelpunkt. Mildes filmische Dokumentationen zeigen deren Lebensalltag wie z.B. ihre Wohnsituation, die sie umgebenden Menschen, ihr Spielzeug und ihren Tageslauf.
Des Weiteren zeigen diese Filme auch den Wohnort und damals beliebte Ausflugsziele im Erzgebirge. Außerdem werden Veränderungen in der Umgebung festgehalten, wie beispielsweise die Stilllegung eines Bergbaubetriebes oder die anschließende Demontage von Gebäuden.
Ein sechs Stücke umfassender Dokumentenzyklus (40182-4 Nr. 018) zeigt das Aufwachsen Mildes jüngsten Kindes bis zu seinem siebten Lebensjahr (1968 - 1975). Dabei werden besondere Lebensschritte sowie auch alltägliche Situationen dokumentiert.
Über den Ort Oelsnitz, in dem Gerhard Milde seit 1952 lebte, wurde ein eigenes Stück gefertigt (40182-4 Nr. 021), wobei der größere Teil Sachzeugnisse des Bergbaus der Region dokumentiert. Aufgenommen wurden seinerzeit bestehende Betriebe sowie auch ehemalige Schachtanlagen, Erinnerungstafeln und Gedenksteine.
Ein weiterer Teil der Aufnahmen entstand während privater Urlaubsreisen sowie während dienstlich veranlasster Reisen Mildes. Bei den Urlaubsorten handelt es sich bis zum Jahr 1990 ausschließlich um Städte und Landschaften der DDR. Während seiner Dienstreisen besuchte Milde auch das osteuropäische Ausland. Nach der Wiedervereinigung reiste Milde vorwiegend zu Verwandten in Westdeutschland. In den Urlaubs- und Dienstreiseaufnahmen werden überwiegend die Sehenswürdigkeiten der besuchten Orte gezeigt. Der Fokus liegt hierbei vor allem im Bereich der Architektur, aber auch Infrastruktur und Verkehrsmittel der unterschiedlichen Städte sind zu sehen. Aufnahmen in Gebäuden wie Museen oder Hotels sind häufig durch schlechte Lichtverhältnisse geprägt.
Weitere häufig wiederkehrende Motive sind sowohl Normal- als auch Schmalspureisenbahnen und -lokomotiven sowie Straßenbahnen. Diese Aufnahmen finden sich sowohl in den Jahreschroniken als auch in den Reiseberichten. Auch der Bezug Mildes zum Bergbau wird wiederholt in den Jahreschroniken aufgezeigt (nicht nur bei "Oelsnitz - Unsere Heimatstadt").
Stellungnahmen zu politischen oder gesellschaftlichen Ereignissen finden sich in den Aufnahmen ebenso wenig wie Hinweise auf entsprechende Meinungen oder Aktivitäten Mildes.


Freiberg im Dezember 2009
Clemens Heitmann / Stefanie Ullrich

Nachtrag: Gerhard Milde ist 2015 verstorben.
"Bergbau und Bergleute in Oelsnitz/Erzgebirge".- "Knospen, blühen, reifen...".- Jahreschroniken.- Bergbauliche Anlagen im Lugau-Oelsnitzer Revier.- Besuch von Messen.- Reisen.- Familie.
Gerhard Milde wurde 1922 in Chemnitz geboren. Nach dem Krieg ging er als gelernter Vermessungstechniker nach Oelsnitz an den Kaiserin Augusta Schacht. Der Betrieb delegierte ihn 1947 an die Bergakademie Freiberg, von wo Milde 1952 als Diplombergingenieur zurückkehrte und bis zur Einstellung des Werks 1968 blieb. Danach arbeitete er im BMK Süd Zwickau und nach 1982 im VEB Bergbauerkundung. 1987 trat er in den Ruhestand. Er starb im Jahr 2015.
Gerhard Milde begann 1958, Motive aus dem Alltagsleben seiner Umgebung und seiner Familie mit Normal 8 zu filmen, und hielt die Ergebnisse u.a. in Jahreschroniken fest. Seit 1982 filmte er auf Super 8 Filmen bis in die Nachwendezeit. Sein Film über "Bergbau und Bergleute in Oelsnitz/Erzgebirge" wurde in Oelsnitz öffentlich aufgeführt.
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