Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

21112 Verlag für die Frau, Leipzig

Datierung1933 - 1989
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,51
Geschichte des Verlags für die Frau

Der Vorläufer des Verlags für die Frau, der Verlag Otto Beyer, wurde am 8. Oktober 1912 in das Leipziger Handelsregister eingetragen. Der Kaufmann Otto Beyer erklärte gegenüber dem Amtsgericht, dass er "unter der Firma Verlag Otto Beyer ein Verlagsgeschäft für Moden- und Frauen-Zeitschriften und Büchern betreiben und dass der jährliche Umsatz mindestens 15000 M[ark] betragen werde".[01] Das Verlagsprogramm war auf Zeitschriften aus den Bereichen Kleidung, Haushalt und Handarbeit spezialisiert. 1922 wandelte Otto Beyer seine Beteiligung in eine kommanditistische um, alleiniger persönlicher Gesellschaft wurde sein Sohn Heinrich Siegfried Arndt Beyer. Nach dem Tod Otto Beyers am 17. November 1935 trat seine Witwe Julie Laura in den Verlag ein, sie starb am 5. November 1936. Parallel zum Verlag Otto Beyer bestand schon vor 1934 die Firma Offset- und Tiefdruck AG Nachf. Arndt Beyer.[02] Darüber hinaus war Arndt Beyer seit diesem Jahr Inhaber mehrerer Frauenbuchhandlungen, u. a. in Düsseldorf, Halle und Breslau. Wie viele Gebäude des Leipziger Buchhandels wurde auch das Verlagshaus in der Friedrich-Ebert-Straße 76-78 in der Leipziger Bombennacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 stark zerstört, das Verlagsarchiv verbrannte. Im Oktober 1944 wurde die Produktion eingestellt.
Nach Kriegsende vorerst dem Verlag Volk und Buch angeschlossen, wurden mit dem Sächsischen Volksentscheid vom 30.06.1946 sowohl der Verlag Otto Beyer als auch die Offset- und Tiefdruck AG enteignet und dem Rat der Stadt Leipzig überstellt.[03] Unter der vorläufigen Firmierung Otto Beyer - Verlag für die Frau wurde unter der Lizenznummer 161 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland die Produktion wieder aufgenommen. Seit 1948 gehörte der Verlag zur VVB Druck und Verlag Leipzig, 1949 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Universalverlag, ein Jahr darauf wurden beide Verlage dem Sachsenverlag, Dresden angegliedert. Seit 12. Mai 1952 bestand das Unternehmen als GmbH.

Im Mai 1952 wurde der Verlag für die Frau als Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter HRB 1116 in das Leipziger Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens war demnach "Verlag und Vertrieb von modischen, handarbeitlichen und hauswirtschaftlichen Druck- und Spezialerzeugnissen aller Art". Verlagsleiter waren Werner Voigt und Otto Schiller. Im Mai 1954 wurde die Firma unter HRC 236 in das Register der volkseigenen Betriebe eingetragen;[04] Verlagsleiter waren weiterhin Werner Voigt, Stellvertreter des Verlagsleiters Otto Schiller, ab 1962 Edith Schmidt. Übergeordnetes Verwaltungsorgan war zunächst das Druckerei- und Verlagskontor Berlin, ab 1964 die Zentrag, Berlin. 1967 wurde Edith Konecny Verlagsdirektor, Werner Oehme ihr Stellvertreter.[05] Im Sinne des spezialisierten Verlagswesens der DDR gingen im Laufe der Zeit ähnlich profilierte Verlage an den Verlag für die Frau über, wie der Evers-Krenz-Verlag (1952) oder der Verlag Gustay Lyon (1963).
Die bis Ende der 1950er Jahre erschienenen Publikationen waren vor allem Zeitschriften aus den Gebieten Mode und Handarbeit, Hobby, Familie, Haushalt und Wohnen. Die Markenzeichen des Verlages waren die "Praktische Mode", "Guter Rat für heute und morgen", "Berlins Modenblatt", "Sibylle" sowie die jährliche Herausgabe des Frauenkalenders und des "Jahrbuchs für die Frau". 1962 wurde ein neues Verlagsprofil erarbeitet: Einerseits wurden die Mode- und Ratgeberzeitschriften modernisiert bzw. neue Formate entwickelt, andererseits erfolgte eine stärkere Konzentration auf das Buchsegment. Unter der Firmierung "Verlag für die Frau" wurden zudem betriebseigene Modenschauen präsentiert; eine Ladenkette von zehn sogenannten "Schnittzentren" in verschiedenen Innenstädten diente als Absatzstelle "vor Ort".
1991 wurde der Verlag für die Frau von der Treuhandanstalt an die Nürnberger Sebaldus / Gong-Gruppe verkauft. Aufgrund sinkender Auflagenzahlen wurde die Zeitschriftenproduktion eingestellt und allein der Buchverlag mit Konzentration auf auflagenstarke Titel fortgesetzt.[06]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der lediglich fragmentarisch überlieferte Bestand wurde im November 2001 aufgrund der Liquidation des Gong Verlages an das Sächsische Staatsarchiv übergeben. Überliefert ist der Zeitraum 1933 bis 1989, wobei der überwiegende Teil die Zeit von 1945 bis Mitte der 1960er Jahre umfasst. Im Jahr 2003 wurde der Bestand durch die Praktikantin Birgit Raschdorf unter Betreuung von Marion Bähr erschlossen. 2011 übergab die vormalige Cheflektorin Friderun Bodeit ergänzend vier Brigadetagebücher. 2014 wurden diese durch die Praktikantin Sandra Rother verzeichnet und die bisherigen Verzeichnungsangaben überarbeitet, u. a. durch Veränderungen in der inneren Gliederung. Im Zuge der Vorbereitung des Findbuchs für die Freigabe zur Online-Recherche wurde die vorliegende Einleitung 2016 durch U. aktualisiert und geringfügig überarbeitet.

Überlieferungsschwerpunkte

Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf dem Neuanfang der Verlagstätigkeit nach 1945 und der Entwicklung des Verlages bis 1950, der Neuprofilierung der Produktionspalette 1962 sowie der Zusammenarbeit mit Verlagen aus dem Ausland. Dabei spiegeln sich die zahlreichen Kooperationen insbesondere auf dem Zeitschriftensektor wider. Zu nennen sind dabei die Zusammenarbeit mit dem Neuen Frauen-Verlag, Düsseldorf, für die Zeitschrift "Die Frau von heute" und mit der Praktischen Mode, Hagen, hinsichtlich der Schnittmustervorlagen für die gleichnamige Zeitschrift. Daneben erschien im Verlag für die Frau ab 1962 die Zeitschrift "uroda", die zusammen mit einem Warschauer Verlag entwickelt wurde; 1971 folgte die Zeitschrift "Die Sowjetfrau" aus der Koproduktion mit einem Moskauer Verlag. In den 1950er Jahren bestanden enge Kontakte zum Otto Beyer Verlag in Wiesbaden unter der Leitung von Ursula Schwabe, geb. Beyer sowie zur Johannes Schwabe KG, Wiesbaden.

Hinweise für die Benutzung

Weitere Unterlagen aus der Geschäftstätigkeit des Verlages für die Frau befinden sich im Bestand 21809 Nachlass Johanna Ludwig. Dieser ist bis zum Jahr 2032 für die Benutzung gesperrt. Exemplare des "Jahrbuchs für die Frau" mit dem Titel "Von Jahr zu Jahr" (Jahrgänge 1957 bis 1962) befinden sich in der Dienstbibliothek des StA-L.

Birgit Raschdorf / Thekla Kluttig

2003 / 2016


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, Eintrag im Handelsregisterband unter HR 15408 sowie Vorakte in HRA 2795 (Handelsregisterakte).
[02] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 6919 (Handelsregisterakte).
[03] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 2795 (Handelsregisterakte).
[04] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 1116 (Handelsregisterakte).
[05] StA-L, 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 2755, HRC 236 (Registerband).
[06] Siehe zur Entwicklung nach 1989/90 Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, 2. Auflage 2010, S. 186ff.
Jahresabschlüsse.- Bilanzen.- Verträge.- Verlagsproduktion.- Brigadetagebücher.
Der Verlag für die Frau ging aus dem 1890 in Leipzig gegründeten Verlag Otto Beyer hervor. Auf der Grundlage des Volksentscheids von 1946 enteignet, ging der Verlag Otto Beyer in die Verwaltung der Stadt über und gehörte seit 1948 zur VVB Druck und Verlag Leipzig. Als volkeigener Verlag für die Frau unterstand das Unternehmen zunächst dem Druckerei- und Verlagskontor in Berlin, später der Vereinigung Organisationseigener Betriebe Zentrag. Neben Publikationen, insbesondere auch Zeitschriften, aus den Gebieten Familie, Haushalt und Wohnen, Hobby und Freizeit sowie Mode und Handarbeit erschienen handkolorierte Kunstblätter, Schnittmuster und Handarbeitsvorlagen.
  • 2016 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang