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Beständeübersicht

Bestand

22103 Edition Schwann, Düsseldorf / Frankfurt a. M.

Datierung1949 - 1989
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,87

Zur Geschichte des Musikverlags Edition Schwann

Die Geschichte des Familienunternehmens beginnt im Neuss der 1820er Jahre mit dem Firmengründer Leonhard Schwann (1778-1867). Der Goldschmied war aufgrund seiner kinderreichen Familie gezwungen, sich nach einem weiteren Broterwerb umzusehen. Der Kanonikus von Kevelaer weihte ihn in die Geheimnisse des Setzens und Druckens ein und anhand einiger Skizzen konnte Schwann selbst eine Handpresse bauen und um eine Konzession bei der Kgl. Regierung ersuchen. Im November nahm die L. Schwannsche Druckerei ihre Tätigkeit auf. Die Anfänge gestalteten sich recht bescheiden und gingen über Gelegenheits-Drucke sowie kleinere Formulare nicht hinaus. Aber mit einem Blick für die Entwicklungsfähigkeit des Geschäftes beschloss Leonhard Schwann, dass sein vierter Sohn, Franz, sein Nachfolger werden sollte.
Der 1815 in Neuss geborene Franz Schwann besuchte das Progymnasium und war zudem, in Vorbereitung auf den späteren Beruf, in der Druckerei des Vaters tätig. Später dehnte er das Formulargeschäft aus und entwickelte den Verlag in die Hauptrichtungen katholische Literatur und Schulbücher. Unter seiner Federführung leistete die Schwannsche Druckerei im Farbendruck solch gute Arbeit, dass aus den Zentren des deutschen Buchhandels - Leipzig und Berlin – Druckaufträge in das entlegene Neuss kamen. [01]
Der Neffe von Franz Schwann, Theodor Francken (1862-1906), baute unter kontinuierlicher Weiterentwicklung den pädagogischen und besonders den kunstwissenschaftlichen Verlag aus. Im Jahre 1921 übernahm sein Sohn Dr. Hans Georg Francken-Schwann die Leitung. [02]
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten ein planmäßiger Wiederaufbau des zerstörten Betriebes sowie eine sinnvolle Erweiterung des Programms. Der Verlag knüpfte auch an die Vergangenheit an, indem er sich als Mitglied in der 1933 von Ludwig Schiedermair gegründeten Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte engagierte. Dieser gemeinnützige Verein erforscht noch heute wissenschaftlich die Musikgeschichte des Rheinlands sowie dessen Musikleben. [03] Darüber hinaus war der Verlag im Deutschen Musikverleger-Verband organisiert, welcher als Berufsverband und Interessenorganisation der deutschen Musikverleger agiert.
Von den frühen 1950er Jahren bis Mitte der 1970er verlegte Schwann die Jugendopern des Komponisten und Musikpädagogen Eberhard Werdin. Zu seinen Werken zählen "Des Kaisers neue Kleider", "Die Wunderuhr", "Der Fischer und sine Frû" und auch "Rumpelstilzchen". Sein Wirken, unter anderem verfasste er Schriften über die Aspekte musikalischer Erziehung, brachte ihm 1986 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse ein.
Auch in anderen Bereichen tat sich der Verlag hervor, so sorgte er beispielsweise Anfang der 1950er Jahre für eine Neuauflage des "Graduale Romanum", dem Choralbuch der katholischen Kirche. Es enthält sämtliche gregorianischen Gesänge, die bei der Feier der Messe von Schola und Kantor zu singen sind. [04]
Es lässt sich erkennen, dass dem Verlag der Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne gelang. Zum einen verlegte er das "Graduale Romanum" neu, zum anderen hatte der Verlag Schwann Auguste-Maurice Jean Cocagnac von 1963 bis 1970 unter Vertrag. Cocagnac (1924-2006), Autor und Sänger religiöser Chansons, war ein französischer Dominikanerpater, der die Jugend an religiöse Themen heranführen und die Auseinandersetzung mit religiösen Traditionen anderer Kulturen fördern wollte. [05]
Ein weiteres Beispiel für den kosmopolitischen Geist, der im Hause Schwann herrschte, ist der Erwerb der Nutzungsrechte an Peter Janssens "Eia Susani" 1972. Janssens (1934-1998) war ein deutscher Musiker, Komponist und gilt weitläufig als Mitbegründer des Sacro Pop. Er begann sein Schaffen im Bereich der aufgeschlossenen Kirchengemeinden, die mit Beatmessen begannen und in abendfüllende Musicals übergingen. [06]
Der Verlag Edition Schwann wurde 1974 mit dem Recht der Namensfortführung in den Verlag C.F. Peters eingegliedert und hat seither geistliche und weltliche Vokalmusik, Orgelmusik, Jugendopern u. ä. im Verlagsprogramm.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der Bestand wurde durch Herrn Molkenbur, Edition Peters Leipzig GmbH, im Oktober 2006 dem Staatsarchiv Leipzig angeboten. Die Unterlagen gelangten am 23.10.2006 mit einem Abgabeverzeichnis in den Besitz des Staatsarchivs und waren seitdem auf dieser Grundlage benutzbar. Im Juli 2011 erfolgte die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes und die Erstellung der vorliegenden Findbucheinleitung durch den Praktikanten Marcel Eichler. Dabei wurden bisherige Verzeichnungseinheiten geteilt und neue Archivsignaturen vergeben; die Zuordnung ist der beigefügten Konkordanz zu entnehmen.

Überlieferungsschwerpunkte

Die überlieferten Unterlagen stammen zu drei Vierteln aus dem Zeitraum 1949 bis zum Ankauf durch C. F. Peters 1974. Inhaltlich lässt sich die Überlieferung in zwei Schwerpunkte einteilen. Zum einen die Geschäftskorrespondenz, welche sich wiederum in zwei Teile gliedern lässt: Auf der einen Seite gibt die allgemeine Geschäftskorrespondenz mit einem Umfang von 22 Akten einen umfassenden Einblick in das Tagesgeschäft des Verlages. [07] Hierunter fallen Anfragen, Bestellungen und allgemeiner Briefwechsel mit Privatpersonen, kleinen Kirchengemeinden bzw. Schulen oder Gymnasien. Weitere Korrespondenz betrifft den Verlag von Musikalien im engeren Sinne und setzt sich aus dem Briefwechsel mit Druckereien, Notenstechereien und Autoren (Komponisten) zusammen. Den zweiten Schwerpunkt bildet die reichhaltige Dokumentation zu den Jugendopern von Eberhard Werdin, angefangen bei Anfragen von Gymnasien bzw. Schulen über Aufführungsverträge, Einladungen und Programmhefte, welche an den Verlag gerichtet sind, bis zu einer 13 Akten umfassenden Presse- und Fotodokumentation der Aufführungen von 1949 bis 1961.
Des Weiteren enthält der Bestand Verlagsunterlagen zum Deutschen Musikverleger-Verband, deren Tätigkeitsberichte, Rundschreiben und vertrauliche Mitteilungen sowie eine umfassende Auflistung der dem Verlag zugehörigen Autoren, welche in handschriftlichen Selbstauskünften Rede und Antwort stehen. Darüber hinaus erfährt man aus der Korrespondenz mit den Autoren etwas über die Planung von Projekten und deren Abrechnungen. Aus den GEMA-Anmeldungen und dem Register of Copyrights gehen die Anmeldungen von Komponisten und Werken des Verlages ab 1949 hervor sowie die Abrechnungen zu Lizenzerlösen.

Verweise auf korrespondierende Bestände

Der Bestand umfasst den Zeitraum von 1949-1989 und enthält damit auch Unterlagen aus dem Zeitraum nach der Übernahme des Musikverlags Schwann durch den Verlag C. F. Peters im Jahr 1974. Ergänzend ist daher der Bestand 22107 C. F. Peters Musikverlag, Frankfurt/Main bei einer Benutzung hinzu zu ziehen, der sich als Depositum im Staatsarchiv Leipzig befindet.

Marcel Eichler

Juli 2011



[01] So Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 886-688.
[02] Vgl. die Hinweise zur Verlagsgeschichte in: Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig, 22103 Musikverlag Edition Schwann, Düsseldorf/Frankfurt a. M., Nr. 21.
[03] Vgl. www.rheinische-musikgeschichte.de/uber-uns/.
[04] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Graduale_Romanum.
[05] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Cocagnac.
[06] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Peter_Janssens.
[07] Anscheinend erfolgte die Ablage der Tageskorrespondenz an mindestens zwei verschiedenen Stellen; dies führt zu Überschneidungen in den Datierungen.
Autorenkorrespondenz.- Aufführungsverträge.- Geschäftskorrespondenz.- Presse- und Fotodokumentation.
Der Musikverlag Edition Schwann ging aus dem 1821 in Düsseldorf gegründeten Verlag L. Schwann hervor. 1974 erwarb der Musikverlag C. F. Peters die Musikverlagsabteilung des Schwann-Verlags mit dem Recht der Namensfortführung. Das Verlagsprogramm setzte sich u. a. aus Chor- und Orgelmusik, Jugendopern sowie geistlichen Liedersammlungen zusammen.
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