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Beständeübersicht

Bestand

12492 Deutscher Verein zu Dresden

Datierung1848 - 1849 (1870)
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,40
1. Bedeutung und Geschichte des Registraturbildners

Politische Vereine spielten für die Geschehnisse der sächsischen Revolution von 1848/49 eine wesentliche Rolle. Dies gilt vor allem für die Vaterlandsvereine, der Organisation der radikalen Demokratie, und die Deutschen Vereine, in denen sich die Liberalen organisierten. Die Vaterlandsvereine begannen sich bereits Ende März 1848 herauszubilden. Die Deutschen Vereine folgten nur wenig später. Am 6. April 1848 konstituierte sich in Leipzig der erste Deutsche Verein, der später eine führende Rolle im Verhältnis zu den anderen Deutschen Vereinen in Sachsen einnehmen sollte. Führende Mitglieder waren Karl Biedermann und Otto Wiegand. In der Residenzstadt versammelten sich am Abend des 11. April Gleichgesinnte im Hotel de Pologne zur Gründung eines eigenen Dresdner Vereines. Schon Ende des Monats zählte er 1300 Mitglieder, den Höhepunkt stellten 8000 Mitglieder dar. Sie rekrutierten sich vor allem aus der gebildeten Oberschicht des Bürgertums, wobei in Dresden ein besonders großer Anteil an Beamten zu verzeichnen ist. Diese Vereinigung strebte ein "einiges, freies und starkes Deutschland" an. Dies sollte mit einem "Bundesstaat mit volksthümlichen Parlament, der die Gesamtheit des ganzen Vaterlandes umfaßt, und in den einzelnen Staaten durch constitutionelle Monarchie, ruhend auf den breitesten demokratischen Grundlagen" erreicht werden. Der erste Vorsitzende war August Methe. Der Sitz befand sich in der mittleren Frauengasse 1.
Als politischer Verein richtete der Deutsche Verein seine Aufmerksamkeit vorrangig auf den Ausgang der einzelnen Wahlen der Jahre 1848/49. Bereits bei den Wahlen zur Nationalversammlung im April/Mai 1848 errang jedoch in Sachsen der Vaterlandsverein um Robert Blum die meisten Stimmen. Der außerordentliche sächsische Landtag von 1848 verabschiedete am 15. November ein neues Wahlgesetz, nach dem die Abgeordneten direkt gewählt wurden und die ständische Einteilung des Parlamentes aufgehoben wurde. Bei den Wahlen zum neuen Landtag im Dezember entfielen ca. 75% der Mandate auf die Kandidaten der Vaterlandsvereine und nur ca. 15% auf die Kandidaten der Deutschen Vereine.
Bedeutend für den Deutschen Verein zu Dresden war die Verbindung zum Leipziger Deutschen Verein, da dieser als eine Art "Parteizentrale" für alle Deutschen Vereine fungierte. Der Leipziger Verein gab ab März 1849 auch ein "Correspondenzblatt aller Deutschen Vereine Sachsens" heraus. Bedingt durch die Entwicklungen nach dem Dresdner Maiaufstand erreichte das Blatt jedoch nur 7 Ausgaben. Nach dem Dresdner Maiaufstand stellte der Deutsche Verein zu Dresden allmählich seine Tätigkeit ein, auch wenn 1851 noch ein letzter Kassensturz durchgeführt wurde.
Der Bestand Deutscher Verein zu Dresden ist vor allem für die frühe Parteigeschichte Sachsens von Bedeutung, im gleichen Maß wie der Bestand Vaterlandsverein zu Dresden (vgl. VIII.1.3.1.01). Die Akten des Deutschen Vereins zu Dresden enthalten interessantes Material über die Revolution in Sachsen 1848/49, insbesondere über die Entwicklung der liberalen Bewegung und die Geschehnisse in Dresden.


2. Geschichte des Bestandes

Der Deutsche Verein unterhielt während seiner Existenz eine eigene Registratur und beschäftigte einen eigenen Expedienten. Nach der Einstellung der Vereinstätigkeit nahm der letzte Vorsitzende, Helbig, die Vereinsunterlagen in seine Obhut. Inwieweit dies alle vorhandenen Unterlagen betraf, kann nicht mehr festgestellt werden. Der größte Teil der Akten kam 1870 noch zu Lebzeiten Helbigs in das HStA. Sie wurden unter dem Locat 30088 dem Bestand Geheimes Kabinett zugeordnet. In den Geschäftsakten des HStA befindet sich ein Dankschreiben Karl v. Webers vom 13. April 1870 an Professor Helbig wegen der Übergabe von Akten des Deutschen Vereins zu Dresden. Die Akten Nr. 5 und 6 wurden offenbar erst nach dem Tod Helbigs an das SächsHStA abgegeben. Der Grund hierfür ist wohl darin zu sehen, daß Helbig bemüht war, zu seinen Lebzeiten kein Material über eine mögliche Verwicklung des Deutschen Vereins in den Dresdner Maiaufstand in das Archiv gelangen zu lassen. Im Jahre 1956 wurde eine Akte des Dr. Wagner, einem Mitglied des Deutschen Vereins zu Dresden, vom Stadtarchiv Bischofswerda übergeben und in den Bestand eingeordnet. Durch die Integration in den Bestand Geheimes Kabinett wurde der Bestand Deutscher Verein zu Dresden bislang sehr wenig beachtet, selbst in den Jubiläumsjahren 1998/99.


3. Ordnungs- und Verzeichnisarbeiten

Die AE des Bestandes waren nach einem um 1870 erstellten Findbucheintrag (Geheimes Kabinett, FB Societäten) gereiht. Da die ursprüngliche Ordnung der Registratur nicht wieder hergestellt werden konnte, und weil der Bestand lediglich 29 AE umfaßt, wurde auf eine Klassifikation und eine Neugliederung des Bestandes verzichtet. Die vorhandene Reihung der Unterlagen wurde im wesentlichen beibehalten.
Aus zwei umfangreichen Akten wurden vier neue, kleinere Akten gebildet. Bei einigen Akten, bei denen keine innere Ordnung mehr vorhanden war, wurden die Dokumente chronologisch geordnet. Die AE wurden durchgängig foliiert.
Der Erhaltungszustand der Unterlagen ist überwiegend gut. Einige Akten, bei denen der Versuch, sie zu zerreißen, erkennbar ist, weisen mittlere Beschädigungen auf. Der Bestand umfaßt 29 AE und hat einen Umfang von 0,44 lfm. Die Ordnung und Verzeichnung des Bestandes erfolgte im Rahmen eines Praktikums von Frau Cornelia Müller im Sommer 1999.

Lagerungsort des Bestandes ist weiterhin Loc. 30088
Bestell- und Zitiervorschrift: Deutscher Verein zu Dresden, Loc. 30088/1...29




August 1999
Weber, Rolf: Die Revolution in Sachsen 1848/49. Berlin, 1970
Gründung.- Mitgliedschaft.- Protokolle.- Schriftverkehr mit anderen politischen Vereinen.- Anträge, Adressen, Aufsätze und Veröffentlichungen.- Unterstützungszahlungen an arbeitslose Arbeiter.- Wahlkampf.- Rundschreiben des Zentralmärzvereins.
Im Zuge der revolutionären Ereignisse von 1848/49 konstituierte sich am 11.04.1848 nach dem Leipziger Vorbild auch in Dresden ein Deutscher Verein. Diese politische Vereinigung liberaler Bürger, die sich aus der gebildeten Oberschicht des Bürgertums, oft Beamten, zusammensetzte, strebte ein "einiges, freies und starkes Deutschland" an. Nach dem Dresdner Maiaufstand 1849 stellte der Verein allmählich seine Tätigkeit ein.
  • 1999 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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