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Beständeübersicht

Bestand

20104 Gerichtsamt Penig

Datierung1806 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,20

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Penig war zunächst eine Gräflich-Schönburgische Stadt im Bezirk des Justizamtes Zwickau. Die Gerichtsbarkeit über Penig und Umgebung übten die Herrschaften Penig und Rochsburg aus. [02] Nach Einführung der Allgemeinen Städteordnung in Sachsen 1832 wurde auch in Penig ein gesondertes Stadtgericht gebildet. Die Jurisdiktion dieses Gerichts sowie zum Teil die der Herrschaften Penig und Rochsburg und des Pfarrlehen Rochsburg gingen gemäß Verordnung des Königl. Sächs. Justizministeriums im Juni 1856 auf den Staat über und wurden dem am 26. Juni 1856 eröffneten Königlichen Gericht in Penig überwiesen. [03] Mit diesem Gericht wurde auch die in der Folgezeit von den Rittergütern Berthelsdorf, Mittelfrohna und Thierbach abgetretene Gerichtsbarkeit vereinigt. Als Nachfolgebehörde des Königlichen Gerichts Penig nahm auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen das Königliche Gerichtsamt Penig am 1. Oktober 1856 seine Tätigkeit auf. [04] Das Gerichtsamt Penig unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. [05] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Penig und 25 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk (Übersicht siehe Anlage 1).

Über den Sitz des Gerichtsamtes Penig ließen sich keine exakten Angaben finden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass dafür der 1886 versteigerte und als "altes Gerichtsgebäude" bezeichnete viergeschossige Gebäudekomplex genutzt wurde, der sich inmitten der Stadt zwischen Lutherstraße und Langer Berg befand. [06]

Zum Gerichtsamtmann wurde Carl Friedrich Schwarzenberg ernannt, der bereits bei der Vorgängerbehörde - dem Königlichen Gericht Penig - als Justitiar tätig war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Rochlitz zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Penig.

Der Bestand Gerichtsamt Penig umfasst rund 350 Akten, die den Zeitraum von 1806 -1879 betreffen. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht/Amtshauptmannschaft Rochlitz und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren im Wesentlichen das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie das Kreisarchiv Rochlitz und das Kreisarchiv Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). [07]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Ein großer Teil der Akten bildet auch körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei Provenienzprüfungen aus dem Bestand Amtsgericht Penig sowie aus den Rittergutsbeständen Thierbach, Herrschaft Penig und Herrschaft Rochsburg herausgelöst. Die anderen Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Rochlitz und Amt Rochlitz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen.

Die beiden Hauptbereiche der Gerichtsamtstätigkeit, d. h. Rechtspflege und Lokalverwaltung, sind nahezu gleichmäßig repräsentiert. Die Straf- und Zivilgerichtsbarkeit ist allerdings kaum dokumentiert. Aus dem Bereich der Freiwilligen Gerichtsbarkeit sind relativ viele Akteneinheiten überliefert, die einen guten Einblick in die Rechtspflege auf diesem Gebiet ermöglichen. Gleiches gilt für die Lokalverwaltung. Hier sind nahezu alle Klassifikationspunkte belegt, wobei man die Akten mit Gemeinde- und Gewerbeangelegenheiten zahlenmäßig hervorheben kann.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Stadt Penig (Stadtgericht), Königliches Gericht Penig, Amt Rochlitz, Bezirksschulrat Rochlitz, Amtshauptmannschaft Rochlitz und Amtsgericht Penig zu nutzen. Auch die Bestände der o. g. Rittergüter können zur Ergänzung herangezogen werden.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge. Soweit es zweckdienlich erschien, wurde ein Verweis auf Akten in anderen Beständen vorgenommen.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Penig

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)


Gerichtsamtmann:

1856 - 1863: Carl Friedrich Schwarzenberg (vorher Justitiar beim Kgl. Gericht Penig)

1864 - 1875: Carl Anton Bermann (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Zöblitz)

1875 - 1879: Karl Heinrich Ihle (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Neustadt)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Christian Traugott Ritter

- Hugo Alexander von Metzsch

- Otto Richard Alexander Scheibe

- Gustav Leopold Pflug

- Daniel Wilhelm Schulze

- Moritz Dürr

- Johannes August Eichel

- Emil Schreiber

- Franz Emil Alexander Leonhard

- Johann Friedrich Gotthelf Lindner

- Arnold Eugen Küttner

- Paul Hermann Brause

- Hugo Eduard Kilian

- Gustav Arthur Alexander Jentsch

- Johannes Andreas Ernst Max Witter

- Eugen Ottomar Kretzschmar


Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Vgl. Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982, S. 192.
[03] LZ, 08.07.1856, S. 3839.
[04] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[05] StA-L, GerA Rochlitz 191.
[06] StA-L, AG Penig 39.
[07] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Landesgrenzen.- Statistik und Wahlen.- Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungen.- Lokalverwaltung.
Das Gerichtsamt Penig wurde im Oktober 1856 als Nachfolgebehörde des nur wenige Monate existierenden Königlichen Gerichts Penig eröffnet. Es unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz und nach dessen Auflösung im Jahr 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Mittweida. Zuständig war dieses Gerichtsamt für die Stadt Penig und 25 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation gingen die Verwaltungsangelegenheiten 1874 an die Amtshauptmannschaft Rochlitz, die Angelegenheiten der Justiz 1879 an das Amtsgericht Penig.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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