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Beständeübersicht

Bestand

40039 Deponierte Risse zum Steinkohlenbergbau

Datierung1803 - 1968
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)2,30
Deponierte und Fiskalische Risse zum Bergbau

In Folge des Dekretes von Kurfürst Johann Georg II. aus dem Jahre 1667, das für jede Grube die Anfertigung eines Risses und dessen Hinterlegung bei dem zuständigen Bergamt festlegte, setzte die systematische Überlieferung von Gruben- und Übersichtsrissen ein. Nach Stilllegung eines Berggebäudes mussten die zugehörigen Risse gemäß den berggesetzlichen Bestimmungen nachgetragen und bei den zuständigen Bergbehörden deponiert werden. Die entsprechende Überlieferung zum sächsischen Steinkohlenbergbau setzt Anfang, verstärkt dann Mitte des 19. Jahrhunderts ein.
Die Risse bieten Informationen über die untertägige Situation und ermöglichen dadurch Baugrunduntersuchungen und bergschadenkundliche Analysen. Darüber hinaus enthalten sie interessante Einzelheiten, u.a. für die Flurnamenforschung, zur Technikgeschichte sowie zur Kunst- und Sozialgeschichte. Ferner lassen sie Rückschlüsse auf die in den Gruben vorhandene Technik und die Rekonstruktion von Lage und Funktion der dazu gehörigen Übertagegebäude zu.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung der deponierten Risse zum Steinkohlenbergbau (ehemaliger Teilbestand 1)

Zu welchen Zeiten die Steinkohlenwerke jeweils tatsächlich ihre Risse an die Bergbehörden abgegeben haben, ist nicht mehr exakt nachzuweisen. Lediglich eine Abgabe von Winkelbüchern sowie Übersichts-, Gruben- und Betriebsrissen der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke an das Oberbergamt Freiberg im Jahre 1932 ist durch ein Übergabeverzeichnis dokumentiert.

Bis Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die deponierten und fiskalischen Risse in handschriftlich geführten Repertorien erfasst. Dann entschied man sich, die Angaben auf Karteikarten zu übertragen. Allerdings wurden die Risse, die das Technische Büro des Bergbaues und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen (TBBI) und das Bergarchiv Freiberg später übernommen haben, nur in den Repertorien und nicht auf den Karteikarten nachgetragen.

1999/2000 erfolgte die Übernahme der Findkarteidaten in die Datenbank Augias Archiv. Hierbei wurden jedoch nur Angaben zu Beschreibstoff, Maßstab, Format, Umfang und Erhaltungszustand aufgenommen. In diesem Rahmen erfolgte neben der technischen Bearbeitung auch die Umsignierung der deponierten Steinkohlenrisse, da sie bis Ende 1999 in einer zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauten Holzregalanlage gelagert und wegen der beengten Raumverhältnisse sehr ungünstig untergebracht waren. Große und kleine Risse lagerten vermischt. Teilweise waren übergroße Risse auf den Regalen abgelegt. Baumaßnahmen im Bergarchiv machten die Lösung des schon lange bestehenden und erkannten Problems unaufschiebbar.

Zur Optimierung des Platzbedarfs wurden die unterschiedlichen Signatursysteme der verschiedenen Bestände durch ein einheitliches zweigliedriges ersetzt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.

Kluster - Beschreibung
A - Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B - Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C - Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D - Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
E - Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
F - Rollriss ab 200 cm Tiefe und 13 cm Durchmesser
G - Risse oder Anlagen im Folioformat
H - Planliegende Risse bis 59,4 cm x 42,1 cm (DIN A 2)
I - Planliegende Risse bis 84,1 cm x 59,4 cm (DIN A 1)
K - Planliegende Risse bis 118,9 cm x 84,1 cm (DIN A 0)
L/M - Sonderformate

Die neue Signatur "I 14712" dient also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (bis DIN A 1), sie leitet den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.

Während des Umsignierens wurden auch etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden in der Konkordanz, die der Titelliste nachgeheftet ist, als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch auf vorhandene Xerokopien oder Lichtpausen der Risse wird hingewiesen.

2005 erfolgte durch Frau Regina Schulz im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung die vollständige Verzeichnung der deponierten Steinkohlenrisse in der Datenbank Augias Archiv. Hierbei wurden zum einen alle bereits erfassten Daten nochmals überprüft und ggf. korrigiert und zum anderen die Titel- und Laufzeitangaben sowie Angaben zu Darstellungsart und evtl. Enthält-Vermerk aufgenommen. Ferner nahm Frau Schulz die Klassifizierung der Datensätze vor. Das für den Bestand verwendete Klassifikationsschema gliedert sich nach den sächsischen Steinkohlenrevieren. Die Sortierung der Akten innerhalb der Klassifikationspunkte erfolgt alphabetisch nach Steinkohlenwerken. Ausgenommen die Generalia und Überblicksdarstellungen sind die Risstitel einheitlich aufgebaut: Werksname, Rechts- bzw. Gesellschaftsform, Ort des Unternehmenssitzes, sofern nicht Bestandteil des Werksnamens, ggf. Betriebsteil oder Schacht, Darstellung bzw. Betreff.

Nach Abschluss der Verzeichnungsarbeiten umfasste der Bestand 899 Verzeichnungseinheiten mit einer Laufzeit von 1803 bis 1947. In der Übernahme von Steinkohlenrissen des Dresden-Freitaler Reviers aus der Markscheiderei der Wismut GmbH in Leupoldishain wurden im Frühjahr 2018 48 Risse aufgefunden, die bei der Umsignierung im Jahre 1999 als fehlend festgestellt und größtenteils auch in Gittersee vermutet wurden.


Korrespondierende Bestände

Bergarchiv Freiberg
40001 Oberbergamt Freiberg
40007 Bergamt Altenberg
40010 Bergamt Freiberg
40015 Bergamt Schneeberg
40024-19 (Landes-)Bergamt Freiberg - Staatliches Kohlenrecht - Risse
40024-20 (Landes-)Bergamt Freiberg - Staatliches Kohlenrecht
40024-21 (Landes-)Bergamt Freiberg - Steinkohlenangelegenheiten
40027-2 Oberbergamt Freiberg (neu) - Abteilung II
40042 Fiskalische Risse zum Steinkohlenbergbau
40044 Generalrisse
40050 Bergamt Dresden
40053 Bergamt Stollberg
40054 Bergamt Zwickau
40059 Kohlenwerksinspektion Dresden
40060 Kohlenwerksinspektion Zwickau
40108 Bildmaterialien zum sächsischen Steinkohlenbergbau
40109 Gewerkschaft Deutschland, Oelsnitz/Erzgebirge
40110 Gewerkschaft Gottes Segen, Lugau
40111 Gewerkschaft Morgenstern, Zwickau
40113 Steinkohlenwerk Zauckerode
40117 Steinkohlenbauvereine des Lugau-Oelsnitzer Reviers
40121-2 Steinkohlenbauvereine des Hainichen-Ebersdorfer Reviers - Risse
40123 VEB Steinkohlenwerk Freital, ab 1958 VEB Steinkohlenwerk "Willi Agatz"
40122 Steinkohlenbauvereine des Dresden-Freitaler Reviers
40157-1 Risssammlung Klötzer
40190 Erzgebirgischer Steinkohlen-Aktienverein
40191 Steinkohlenbauvereine des Zwickauer Reviers

Hauptstaatsarchiv Dresden
10168 Grundherrschaft Burgk (enthält die Überlieferung der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke)
11605 Fa. Aktiengesellschaft Sächsische Werke (enthält die Überlieferung des Steinkohlenwerkes Zauckerode ab 1923)


Literaturhinweise

Emil Herzog, Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbergbaues, Dresden 1852

R. F. Koettig, Geschichtliche, technische und statistische Notizen über den Steinkohlen-Bergbau Sachsens, Leipzig 1861

Hartung, Heinrich, Denkschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Kgl. Steinkohlenwerkes Zauckerode, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen 1906, S. A 3 - A 128

Baehr, Sigurd, Der Steinkohlenbergbau im Plauenschen Grunde, Diss. Univ. Leipzig, Weida 1917

Eckardt, August, Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Revier (Vortrag), Zwickau 1917

Das Bergamt zu Freiberg, Eine Denkschrift zum 50jährigen Bestehen, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen 1919, S. A 3 - A 120

Kleinstäuber, Paul, Das Steinkohlebecken von Flöha in der Vergangenheit, Diss. Univ. Leipzig, 1922.

Festschrift des Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienvereins aus Anlass des 25. Dienstjubiläums von Direktor Jobst, Zwickau 1924

Waldemar May, Otto Stutzer, August Eckhard, 75 Jahre Gemeinschaftsarbeit der Sächsischen Steinkohlenwerke, Zwickau 1936

Klaus Hertel, Chronik der Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenwerke von ihrer Gründung an bis 1945, o.O. 1980 (masch.)

Reichel, Wolfgang, Geschichtliches der Königlichen Steinkohlenwerke im Plauenschen Grund, in: Sächsische Heimatblätter, Nr. 4 (1987), S. 184-194

Rolf Vogel, Das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier, Hohenstein-Ernstthal 1994.

Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier, hrsg. vom Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V., Zwickau 2000

Die Bestände des sächsischen Bergarchivs Freiberg, Halle 2003

Freiberg, 08.09.2005
M. Harring



Winkelbücher (ehemaliger Teilbestand 2)
Winkelbücher (auch Observationen-, Zug-, Nivellement- und Verziehbücher genannt) sind tabellarisch eingerichtete Bücher, in die der Markscheider seine Messungen und Beobachtungen unter Tage einträgt. Um eine Wiederherstellung von verlorenen Rissen ohne erneute Befahrung der Gruben gewährleisten zu können, wurden sie von den Bergämtern seit dem 17. Jahrhundert gesammelt.
Bis etwa 1980 waren die Winkelbücher zu den Deponierten Steinkohlenrissen nur indirekt über die Risskartei zugänglich. In dieser Zeit erfolgte eine erstmalige Verzeichnung und Umsignierung der Winkelbücher, wobei die neue Signatur aus einer fortlaufenden Nummer und einer Bündelzählung bestand. Auf die zugehörigen Risse wurde verwiesen.
Im Oktober 1998 erfolgte durch eine Aushilfskraft eine Grobreinigung und Kartonierung.
Bei der Umsignierung der Risse 1999 wurde festgestellt, dass sich im Bestand weitere Winkelbücher befinden. Diese 2 Kartons wurden wegen des Vorrangs der Beräumung des Archivgebäudes Kirchgasse unverzeichnet an das Ende des Bestandes gelegt.

Im August 2005 erfolgte eine Neuverzeichnung in AUGIAS 7.4., dabei wurden fehlerhafte Angaben korrigiert und die Grubennamen mit der für die Erschließung der Steinkohlenbestände erarbeiteten Zusammenstellung der Steinkohlenunternehmen in Sachsen bis 1945 abgeglichen. Zusammengehörige Risse und Winkelbücher wurden durch gegenseitige Verweise mit den gültigen Signaturen ergänzt. Im Anschluss erfolgt durch ABM-Kräfte eine Reinigung und Etikettierung des Bestandes. Vorgefundene Winkelbücher über Kalkwerke und Eisensteingruben der Freiherrlich von Burgker Steinkohlenbestände wurden herausgelöst und den Beständen 40037-2 Winkelbücher zu Deponierten Risse der Steine- und Erdenindustrie und 40047 Erz-Winkelbücher zugeordnet. Einige Archivalien mit doppelt vorgefundenen Signaturen wurden umsigniert.


Freiberg, September 2005
A. Henry Zimmermann

Gruben- und Übersichtsrisse.- Schacht- und Flözprofile.- Geologische Schichtenschnitte.- Markscheiderische Vermessungsunterlagen.- Winkelbücher.
  • 2005 | Findbuch/Datenbank (Winkelbücher)
  • 2005, 2018 | Findbuch/Datenbank (Risse)
  • 2024-02-20 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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