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Beständeübersicht

Bestand

40055 Hauptbergkasse Freiberg

Datierung1791 - 1932
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)6,93
Vorwort
Behördengeschichte

Das Finanzwesen beim Bergbau regelten bis Ende 1864 die, den Zehntenämtern Altenberg, Marienberg und Schwarzenberg sowie den Oberzehntenämtern in Annaberg und Freiberg, zugehörigen Zehntenkassen. Diesen oblag u. a. die Ein-nahme der Zehntensteuer, die Verwaltung der gemeinschaftlichen Bergwerkskassen und der Kassen der einzelnen Gewerkschaften. Die Verordnung des Finanz-ministeriums über die Einführung der Gewerbesteuer im Erzbergbau vom 6. Dezember 1864 führte zu einer grundlegenden Umstrukturierung, welche die (Ober-) Zehntenämter samt zugehörigen Kassen auflöste.
An deren Stelle trat zum 1. Januar 1865 die Hauptbergkasse mit Sitz in Freiberg, die fortan ein breites Aufgabenspektrum übernahm: Sie verwaltete die Kassen des Bergamts, der Bergakademie, des Oberhüttenamts (Haupthüttenkasse; vormals Generalschmelzadministration) und der Oberdirektion der fiskalischen Erzbergwerke sowie außerhalb des eigenen Etats die Bergbaukassen, Bergbegnadigungsfonds und die meisten Stiftungen. Hinzu kamen die Holzgelder-, Schurfgelder-, Stolln- und Gnadengroschenkassen der Revierverwaltungen. Das Amt des Hauptberg-kassierers in Funktion des Vorstands bekleidete der ehemalige Oberzehntner und Bergrat Friedrich Wilhelm Schiefer. Mit der weiteren Etablierung der Hauptbergkasse durch das Allgemeine Berggesetz vom 16. Juni 1868 vollzog sich gleichfalls ein Personalwechsel, sodass Oberbergrat Adolph Eduard von Beust das Amt des Hauptbergkassierers übernahm.
Unterstand die Hauptbergkasse bis dato der 2. Abteilung (Berg- und Hüttenwesen) des Königlich Sächsischen Finanzministeriums, änderte sich dies mit Dienstantritt des Hüttenmeisters Karl Robert Großmann als neuen Hauptbergkassierer und der damit einhergehenden Unterstellung unter das (Landes-)Bergamt Freiberg zum 1. April 1899. Weitere Änderungen folgten: Zum 1. August 1899 ging die Bergakademiekasse samt aller zugehörigen Stiftungen von der Verwaltung durch die Hauptbergkasse auf die Direktion der Bergakademie über. Die Hauptgrubenkasse trennte sich zum 1. Januar 1900 und wurde der Oberdirektion der fiskalischen Erzbergwerke mit eigener Kassenverwaltung unterstellt.
Aus Anlass der Pensionierung des Hauptbergkassierers Großmann wurde die Hauptbergkasse zum 1. November 1907 aufgelöst, durch die neu gegründete, der Bergamtskanzlei beigeordnete, Bergamtskasse ersetzt und mit der bergamtlichen Gebührenkasse vereinigt. Gleichzeitig gingen die Geschäfte der Haupthüttenkassen auf die Hauptgrubenkasse über. Zudem übernahm die Bergamtskasse nun auch die Verwaltung der Sicherheitssummen und Wertsachen der Knappschaftskassen und Revierausschüsse. Fortan firmiert die Bergamtskasse unter "Bergamtskanzlei und -kasse. Der Verlust der Eigenständigkeit widerspiegelt sich auch in der Personalbesetzung: An die Stelle des Hauptbergkassierers Großmann tritt nun der Bergamtssekretär August Rudolph Maximilian Nahke.
Die im Jahre 1909 erfolgte allgemeine Regelung der Kosten für Amtshandlungen der Behörden und die im Anschluss hieran erlassenen Bestimmungen für das Bergwesen erweiterten erneut das Aufgabengebiet der Bergamtskasse. So fielen die beim Bergamt errichtete Bergschädenkasse, die Kassengeschäfte der Reste der staatlichen Erzbergwerke und des Rothschönberger Stollns ab sofort in die Zuständigkeit der Bergamtskasse. Im Gegenzug brauchten die Bergbegnadigungs-fonds nicht mehr verwaltet werden, da diese mit Gesetz vom 26. Mai 1904 zum 1. Januar 1916 aufgelöst worden waren.

Hiernach umfasste die Bergamtskasse am Schluss des Jahres 1918 folgende Kassen :

1. Kasse für die allgemeinen Ausgaben für den Bergbau
2. Freiberger Bergbaukasse
3. Obergebirgische Bergbaukasse
4. Fond für geognostische Ganguntersuchungen
5. bergamtlichen Witwenunterstützungsfonds
6. Böhme-Stiftung
7. Klara Bondi'sche-Stiftung
8. Freiesleben-Stiftung
9. Glückauf-Stipendien-Stiftung
10. Groschupf'sche-Stiftung
11. Steinkohlenwerk C. G. Kästner-Stiftung
12. Karstenbruck'sche-Stiftung
13. Milisch'e-Stiftung
14. Neubert-Stiftung
15. Tettau'sche-Stiftung
16. Unterstützungskasse für Arbeiter des sächsischen Braunkohlenbergbaus
17. Wenck'sche-Stiftung
18. Werner'sche Almosen-Stiftung
19. Werner'sche Stipendien-Stiftung
20. Wettin-Stiftung
21. Zeidler-Stiftung
22. Gustav Zschierlich'sche Jubiläumsstiftung
23. Annaberger Schurfgelderkasse
24. Marienberger Schurfgelderkasse
25. Annaberger Holzgelderkasse
26. Ehrenfriedersdorfer Holzgelderkasse
27. Geyer'sche Holzgelderkasse
28. Johanngeorgenstädter Holzgelderkasse
29. Marienberger Holzgelderkasse
30. Scheibenberg-Oberwiesentaler Holzgelderkasse
31. Schneeberger Holzgelderkasse
32. Bergschädenkasse des sächsischen Steinkohlenbergbaus

Zwischenzeitlich wurden die Kassengeschäfte durch den Sekretär K. F. Schönherr übernommen, der damit den Heerdienst Nahkes vertrat.
Mit der erneuten Änderung des Allgemeinen Berggesetzes vom 9. August 1923 wurde eine Neugliederung der Zuständigkeiten der sächsischen Bergbehörden vorgenommen. Das (Landes-)Bergamt Freiberg bekam den Status einer Mittelbehörde und erhielt den Namen Oberbergamt. Gleichzeitig erfolgte die Namensanpassung der Bergamtskasse in Oberbergamtskasse. Nachdem Nahke die Kassengeschäfte zwischenzeitlich an den Sekretär K. F. Schönherr übergeben hatte, übernahm er nun das Amt des Oberkasseninspektors. 1928 löste Oberkasseninspektor Zimmer Nahke von seinem Posten ab.
Mit dem Gesetz zur Überleitung des Bergwesens auf das Reich vom 28. Februar 1935 endet die Tätigkeit der Oberbergamtskasse. Fortan wird das Bergwesen des Deutschen Reiches vom Reichswirtschaftsministerium und den nachgeordneten Landesbehörden verwaltet.

Übersicht der Leitungsposten:

Hauptbergkasse 1864 - 1867 Hauptbergkassierer Friedrich Wilhelm Schiefer
1868 - 1883 Hauptbergkassierer Adolph Eduard von Beust
1883 - 1887 Personalunion von Hauptbergkassierer und Münzmeister
1887 - 1899 Hauptbergkassierer Ernst Woldemor Lippe
1899 - 1907 Hauptbergkassierer Karl Robert Großmann
Bergamtskanzlei und -Kasse 1907 - 1919 Sekretär August Rudolph Maximilian Nahke
1919 - 1923 Sekretär K. F. Schönherr
Oberbergamtskanzlei und -Kasse 1923 - 1928 Oberkasseninspektor August Rudolph Maximilian Nahke
1928 - 1935 Oberkasseninspektor Zimmer



Bestandsgeschichte

Die Aktenbildenden Behörden (Zehntenamt, Bergamt, Oberbergamt) und die zugehörigen Kassen verwalteten ihre Geschäfte stets aus dem Gebäude Kirchgasse 11 in Freiberg, sodass sämtliche Akten im dortigen Archiv untergebracht waren. Bereits im Zeitraum der Bestandsbildung wurden Akten kassiert; eine Kassationsliste aus dem Jahr 1925 befindet sich in der Akte 40055, Nr. 016. Mit Einzug des Bergarchivs in das Gebäude des Bergamts konnten die Akten bei der Übernahme an Ort und Stelle verbleiben.
Um den Bestand einer besseren Nutzung zuzuführen, wurden die Akten Mitte der 1980er Jahre mit einer Archivsignatur, bestehend aus dem Kürzel HbK für Hauptbergkasse und einer laufenden Nummer, versehen und eine Findkartei erstellt.
1997 klassifizierte ein Mitarbeiter des Archivs die Akten sowie die zugehörige Findkartei anhand der vorgefundenen Titelbildung und unternahm den Versuch einer Rekonstruktion der alten Registratursignaturen.
Im Rahmen des Umzugs des Bergarchivs an den Standort Schloss Freudenstein 2008 erfolgte die Kartonierung des Bestandes. Später wurden sechs Akteneinheiten anderen Beständen beigeordnet.
Die Intensiverschließung wurde 2012 gemäß Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs vom 28. Mai 2010 mit dem Archivprogramm Augias 8.3 unter Verwendung des Erschließungsformulars StA-Sachakten vorgenommen. Unter Beibehaltung der bisherigen Reihenfolge bzw. Nummerierung wurde lediglich die Bestandssignatur ergänzt. Die Aktentitel wurden, soweit erforderlich, dem heutigen Sprachgebrauch angepasst. Im Zuge der Tiefenerschließung wurde die bestehende Klassifikation grundlegend überarbeitet. Aus Bestandserhaltungsgründen war die Sperrung einiger beschädigter Akten notwendig, die in den entsprechenden Schadenslisten vermerkt sind.

Der Bestand 40055 umfasst 222 Akteneinheiten bzw. 7 lfm.


Korrespondierende Bestände

40001 Oberbergamt Freiberg
40010 Bergamt Freiberg
40024 (Landes-)Bergamt Freiberg
40027 Oberbergamt Freiberg (neu)


Literaturhinweise

Max Börner, Die Sächsische Bergverfassung. Ein Hand- und Lehrbuch, Freiberg 1930.

Franz Heucke, Beiträge zur Freiberger Bergchronik, die Jahre 1831 bis 1900 umfassend; nebst Mitteilungen über frühere Geschehnisse beim Freiberger Bergbau, Freiberg 1905, in: Emil Treptow, Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein, Heft 47, Beilage, Freiberg 1910.

Das Bergamt zu Freiberg. Eine Denkschrift zum 50jährigen Bestehen, in: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, 93. Jg. (1919), Freiberg 1919.

Georg Heinrich Wahle, Das Allgemeine Berggesetz für das Königreich Sachsen, Freiberg 1891.






Freiberg, den 19.10.2012

Tina Berthold

Organisation der Hauptbergkasse.- Personal.- Gesetze und Verordnungen.- Einzelne Stellen und Personen.- Kassenwesen.- Haushalt.- Kassenangelegenheiten.- Revisionen.- Quittungen.- Mahnungen und Zwangsvollstreckungen.- Auswärtige Kassen.- Fonds und Hinterlegung von Geldern.- Fondsverwaltung und Begnadigungsfonds.- Hinterlegung von Geldern.- Gruben, Hütten.- Sozialfonds und Milde Stiftungen.- Abgaben.- Grubenfeldsteuern.- Holzgelder.- Schurfsteuern.
Zur Regelung des Finanzwesens besaß der Bergbau entsprechende Zentralstellen in Gestalt der Oberzehntenämter bzw. Zehntenämter. Ende 1864 erfolgt die Aufhebung aller bei den Bergämtern bestehenden Zehntenkassen einschließlich der Oberzehntenkasse in Freiberg, da die bisher erhobenen Abgaben (vor allem die Zehnten) wegfielen. An ihre Stelle trat eine Hauptbergkasse in Freiberg, an die nunmehr alle Zahlungen zu leisten waren. Gleichzeitig übernahm die Hauptbergkasse die Verwaltung sämtlicher Revierbetriebskassen und Stiftungskassen. Die Hauptbergkasse existierte bis 1927.
  • 2012 | Findbuch/Datenbank
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