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Beständeübersicht

Bestand

20676 VEB Leipziger Metallhütte

Datierung1921 - 1953
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,50
Geschichte des VEB Leipziger Metallhütte

Der VEB Leipziger Metallhütte entstand als Nachfolgebetrieb der Hugo Hentsch GmbH. Der Kaufmann Hugo Hentsch wurde am 31. Oktober 1885 in Lucka in Sachsen-Altenburg geboren.[01] Laut dem Handelsregister meldete Hentsch sein erstes Gewerbe, damals noch als Firma Hugo Hentsch, im Jahr 1922 an. Gleichzeitig führte er auch noch eine zweite Firma, sie trug den Namen Karl H. Hentsch. Zeitweilig hatte Hugo Hentsch Probleme nachzuweisen, dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Firmen handelte, weshalb ihm vor dem Amtsgericht auf Druck der Leipziger Industrie- und Handelskammer die Löschung von einer oder gar beider Firmen drohte.[02] Weitere Probleme waren finanzieller Art. So durchlief Hentsch um das Jahr 1930 herum ein Konkursverfahren, welches ihn auch dazu zwang, Teile seines Eigentums zu verkaufen oder zu verpfänden.[03]
Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Firma Hugo Hentsch über ein von der Reichsbahn gepachtetes Gelände am Pfaffenweg in Leipzig Schönefeld. Darauf standen ein Fabrikgebäude und weitere Nebengebäude. Ebenso hatte das Unternehmen einen eigenen Eisenbahnanschluss inklusive 610 m Schienen und drei Weichen. Zur weiteren Ausstattung gehörten eine Reihe von Öfen und Schmelzkesseln, ein eigenes Labor und zwei Fahrzeuge, ein LKW und ein Lieferwagen.[04] Betätigt hat sich die Firma im Metallgroßhandel; die Mitarbeiterzahl dürfte sich außerhalb des Zweiten Weltkriegs zwischen 15 und 20 bewegt haben.
1943 erfolgte die Neugründung der Firma als Hugo Hentsch Gesellschaft mbH bei gleichzeitiger Löschung der alten Firma Hugo Hentsch. Zu den Gesellschaftern gehörte neben Hugo Hentsch und seiner Frau Elsa auch die Lübecker Firma L. Possehl GmbH. Neben Hentsch war auch Wilhelm Kluthe als Geschäftsführer eingetragen. Nachdem Hugo Hentsch im März 1944 verstorben war, wurde Kurt Naumann zum neuen Geschäftsführer bestimmt. Elsa Hentsch wurde Procura erteilt.[05]
Die Hugo Hentsch GmbH wurde 1946 enteignet und in Form der VEB Leipziger Metallhütte zum volkseigenen Betrieb umgewandelt. Offenbar gab es schon zuvor eine "Leipziger Metallhütte", die den Zusatz "für das graphische Gewerbe" trug. Sie saß an der gleichen Adresse wie der spätere VEB Leipziger Metallhütte, in der Heiterblickstraße Nr. 110, und war bereits 1931 kurz davor, die kriselnde Firma Hugo Hentsch zu übernehmen, wozu es aber nicht gekommen war.[06] Mutmaßlich wurden die "alte" Metallhütte und die Hugo Hentsch GmbH 1946 zur neuen VEB Metallhütte verschmolzen.
Der VEB Leipziger Metallhütte betrieb die Verhüttung von Erzen und weiteren Materialien, die metallhaltige Rückstände enthalten konnten, und verarbeitete diese bspw. zu Hüttenweichblei, Schriftmetall oder Zink und Zinklegierungen.[07] Beschäftigt waren in der Metallhütte in den Jahren 1950 40 und 1951 sogar 46 Mitarbeiter.[08] Kurz nach Gründung der Leipziger Metallhütte war diese noch der Industrie-Verwaltung 5 – Buntmetalle – Freiberg zugeordnet, ehe sie dann – nach deren Gründung – 1948 der Vereinigung Volkseigener Betriebe – Maschinenbau – Land Sachsen zugeteilt wurde.[09] Ab 1951/52 gehörte sie zur Vereinigung Volkeigener Betriebe – Buntmetall Freiberg.[10] Geleitet wurde die Metallhütte zunächst von Herrn Herrholz (Vorname nicht bekannt), später von Friedrich Puppe.[11]
Zum 31. August 1952 wurde der VEB Leipziger Metallhütte auf Beschluss des Ministeriums für Hüttenwesen und Erzbergbau aufgelöst und den Mitarbeitern gekündigt.[12]

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der Bestand VEB Leipziger Metallhütte wurde im August 1977 vom VEB Bergbau und Hüttenkombinat "Albert Funk", Freiberg, übernommen, wo diese bei der Aufarbeitung von Akten der VVB - Buntmetall als Fremdprovenienz festgestellt worden waren. Der Bestand war zunächst über eine Findkartei zugänglich. 1991 wurde von G. Gebauer und M. Külow ein maschinenschriftliches Findbuch erstellt. Dieses wurde 2018 durch den Studenten der Geschichtswissenschaft Fabian Boehlke im Rahmen eines Praktikums in die Erschließungssoftware des Staatsarchivs übertragen und teilweise präzisiert. Außerdem erstellte er die hiermit vorliegende Einleitung.

Überlieferungsschwerpunkte

Der zeitliche Schwerpunkt der Überlieferung liegt in den Jahren 1948 bis 1952 mit kleineren Ausnahmen, die weiter zurück reichen. Überliefert sind insbesondere Bilanzen und Statistiken sowie Korrespondenzen, zumeist zwischen der Metallhütte und dem VVB Maschinenbau.

Fabian Boehlke

September 2018


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (im Folgenden: StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 17883.
[02] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 21456, Hugo Hentsch.
[03] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 17883.
[04] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 17883.
[05] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 904, Hugo Hentsch GmbH.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 19559, Leipziger Metallhütte für das graphische Gewerbe GmbH sowie ebd., HRA 21456, Hugo Hentsch.
[07] StA-L, 20242 Kreis-, Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsen, Nr. 961, VEB Leipziger Metallhütte, Leipzig (zuvor Hugo Hentsch GmbH, Leipzig).
[08] StA-L, 20676 VEB Leipziger Metallhütte, Nr. 27.
[09] Vgl. z. B. StA-L, 20676 VEB Leipziger Metallhütte, Nr. 14.
[10] Vgl. z. B. StA-L, 20676 VEB Leipziger Metallhütte, Nr. 36.
[11] StA-L, 20676 VEB Leipziger Metallhütte, Nr. 1.
[12] StA-L, 20676 VEB Leipziger Metallhütte, Nr. 34.
Enteignung der Firma Hugo Hentsch GmbH Leipzig.- Lohnkarten (1950 - 1951).- Geschäftsberichte und Bilanzen (1943 - 1952).
Der Betrieb wurde 1927 als Hugo Hentsch GmbH, Leipzig, gegründet und produzierte Druckmetalle. Am 30. Oktober 1945 wurde das Unternehmen sequestriert und auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 enteignet. Der zum 17. April 1948 rechtswirksam verstaatlichte Betrieb war bis 1951 der VVB (L) Maschinenbau, Dresden, und ab 1952 der VVB Buntmetall zugeordnet. 1952 wurde der VEB aufgelöst.
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