Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen

Datierung1845 - 1949
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)14,10

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1984.
Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert.
Das vorliegende Findbuch ist nur in sehr geringem Maße Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1984 wider.

Einleitung
Zur Geschichte der Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen

Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) war 1923 mit dem Ziel gegründet worden, die seit den Anfängen der Elektrizitätswirtschaft auf eine große Anzahl von Gemeinden und privaten Elektrizitätswerken verteilte Versorgung Sachsens mit Strom auf der Basis der im Lande vorhandenen Braunkohle zusammenzufassen. Auf Grund eines im März 1924 mit dem Freistaat Sachsen abgeschlossenen Vertrages übernahm die ASW die staatlichen Braunkohle- und Elektrizitätsunternehmen einschließlich eines umfangreichen Grundbesitzes und das Steinkohlenwerk Zauckerode vom Freistaat. Zwecke des Unternehmens waren u. a. die Erzeugung und Abgabe von Elektrizität und Gas sowie der Absatz der gewonnenen Kohle und der daraus hergestellten Erzeugnisse.
1920 kam es im Gebiet südlich von Leipzig zu ersten Vorbereitungsarbeiten für die Erschließung eines Braunkohletagebaus, aus dem 1924 die erste Kohle gefördert wurde. 1925 nahmen die Brikettfabrik und das Kraftwerk den Betrieb auf. In kurzer Zeit wurde das Werk in Böhlen erheblich erweitert:

• Ende 1925 Beginn der Belieferung der Brikettfabrik und des Kraftwerkes mit Kohle aus dem Tagebau Böhlen
• 1936 Inbetriebnahme der Schwelanlage
• 1939 Erweiterung der Schwelanlage
• 1939 Inbetriebnahme der Entphenolungsanlage
• 1940 Inbetriebnahme des Gaswerkes
• 1941 Erweiterung der Entphenolungsanlage
• 1941 Inbetriebnahme der Schwefelgewinnung nach dem Alkazidverfahren
• 1942 Erweiterung der Entphenolungsanlage
• 1943/44 Erweiterung des Gaswerkes[01]

1942 wurden ca. 95% der geförderten Rohkohle im Werk selbst verarbeitet und daraus Briketts, Phenolatlauge, Teerückstände, Teer und Leichtöl, Industriekoks, Schwefel, Dampf, Elektroenergie und Gas erzeugt. Das Kraftwerk Böhlen war das viertgrößte Kraftwerk Deutschlands. Ausweislich eines Organisationsplanes besaß das Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen im Jahr 1943 vier Abteilungen:[02]

1. Bergbau, untergliedert in
a. mit Abraum, Grube
b. Brikettfabriken
c. Vermessung
2. Chemie, untergliedert in
a. Schwelerei mit Schwelanlagen I und II, Kokskühlanlage, -aufbereitung und –verladung, Waschöldestillation und Tankanlagen, Hartkoksanlagen
b. Gaswerk
c. Betrieb Nebenprodukte (Schwefelgewinnung, Entphenolung, Kläranlagen)
3. Kraftwerke
4. kaufmännische Abteilung

Daneben gab es die Unterabteilungen 1. Bauwesen, 2. Werkstätten, Maschinen und Betriebsgeräte und 3. Sonderaufgaben.

Zwischen Mai 1944 und März 1945 wurden die Böhlener Werke durch insgesamt 13 Luftangriffe stark zerstört. Die Produktion wurde eingeschränkt aufrecht erhalten und brach erst nach dem letzten schweren Angriff am 21. März 1945 zusammen. Die Anlagen waren zu diesem Zeitpunkt zu rd. 80 Prozent zerstört. Obwohl ursprünglich die Demontage im Rahmen der Reparationsleitungen vorgesehen gewesen war, begann ab dem zweiten Halbjahr 1945 der Wiederaufbau der Produktionsstätten. Die Zahl der Beschäftigten stieg bis Anfang 1946 wieder auf über 6000 an.[03] Das Werk umfasste 1946 folgende Betriebe:

• Tagebau
• 3 Brikettfabriken
• Kraftwerk
• Schwelanlage
• Entphenolungsanlage
• Schwefelgewinnungsanlage
• Gaswerk
• Hauptwerkstatt
• 3 Wasserwerke[04]

Das Kraftwerk der ASW Böhlen wurde auf Grundlage des Befehls des Chefs der SMAD vom 08.03.1946 und des Befehls Nr. 202 des Chefs der SMAS vom 19.07.1946 "auf deutsche Reparationskosten" ebenfalls enteignet. Am 1. August 1946 ging das Werk in das Eigentum der UdSSR über. Tagebau, Brikettfabriken, Schwelanlagen und Gaswerk übernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie unter der Firma "SAG der Brennstoffindustrie in Deutschland Kombinat Böhlen".[05] Als Generaldirektor wurde J. M. Baranow eingesetzt, der seinen Posten bereits zum 27.07.1946 antrat.[06]
Das Produktionsprofil der SAG Kombinat Böhlen umfasste die Förderung von Braunkohle, deren Weiterverarbeitung zu Briketts und Benzin sowie Verstromung. Im Mai / Juni 1952 übergab die UdSSR das Kombinat in das Eigentum der DDR, die neue Firmenbezeichnung lautete VEB Kombinat Böhlen, ab 22. November 1952 VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen.

Die ASW selbst befand sich ab 11.03.1947 in Liquidation. Zur Abwicklung der Firma wurde bei der Landesregierung Sachsen, Ministerium der Finanzen eine Verwaltung des Sondervermögens der ASW gebildet, die 1952 ihre Arbeit beendete.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand gelangte 1977 als Abgabe des Verwaltungsarchivs des VEB "Otto Grotewohl" Böhlen in das Staatsarchiv Leipzig. Bei einer Bearbeitung 1980 wurden verschiedene Fremdprovenienzen festgestellt, die aus dem Bestand herausgelöst und den jeweiligen Provenienzbeständen zugeordnet wurden. 1984 wurde ein Findbuch (ohne Einleitung) erstellt. Im Zuge der technischen Bearbeitung des Bestandes wurde im Jahr 2004 Akten umsigniert. Diese Veränderungen wurden in der folgenden Konkordanzliste dokumentiert und bei der im Jahr 2010 erfolgten Retrokonversion berücksichtigt.

alte Archivsignatur
neue Archivsignatur
0782
0792
1005
1105
0960/1
1184
1176/1
1171/1


Ergänzend zur Retrokonversion wurden 2010 die bisher nicht erschlossenen Archivalieneinheiten Nr. 13, 49, 115, 295, 960 und 1107 verzeichnet. Aus dem Findmittel gelöscht wurden die Verzeichnungsangaben zu den Archivalien Nr. 165, 205, 206, 1024 und 1033, die nicht mehr im Bestand enthalten sind. Die Findbucheinleitung wurde 2010 ergänzt.


Verweise auf korrespondierende Bestände

Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig:
20633 Brabag (Braunkohle-Benzin AG Berlin), Werk Böhlen
20640 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain
20686 SAG Kombinat Böhlen bei Borna
20687 VEB Otto Grotewohl Böhlen
Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden:

11605 AG Sächsische Werke (ASW)


Literatur

Sächsische Olefinwerke Böhlen: Geschichte eines Unternehmens (1920 - 1995), Hrsg. Sächsische Olefinwerke GmbH, Böhlen, Böhlen 1995

Das Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen der Aktiengesellschaft Sächsische Werke Dresden : ASW ; nach dem Stande von Mitte des Jahres 1928, Dresden 1928[07]

[01] StA-L, 20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen [im folgenden 20632 ASW, Böhlen], Nr. 1187.
[02] StA-L, 20632 ASW, Böhlen, Nr. 1168.
[03] Sächsische Olefinwerke Böhlen: Geschichte eines Unternehmens (1920 - 1995), Hrsg. Sächsische Olefinwerke GmbH, Böhlen, Böhlen 1995, S. 16.
[04] StA-L, 20632 ASW, Böhlen, Nr. 1187.
[05] Die Bezeichnung "Kombinat Böhlen" erscheint in den Quellen bereits im Juli 1946, vgl. dazu die Anordnung Nr. 1 des Generaldirektors vom Kombinat Böhlen vom 22. Juli 1946: "... In Erfüllung des Befehls des Hauptbefehlshabers der Gruppe sowjetischer Besatzungstruppen in Deutschland vom 8. März 1946 befehle ich: 1. Den Direktoren der Betriebe Tagebau, Brikettfabriken A, B, C, Schwelanlage Nr. 1, 2 und Gaswerk auf Kosten der Reparationen Deutschlands an die Sowjet-Sozialistische Räterepublik die genannten Betriebe und ihre ganzen dazugehörigen Werte dem Genossen Aksarow zu übergeben, der als Generaldirektor für das Kombinat Böhlen ernannt und bevollmächtigt ist zur Übernahme und Leitung der sowjetischen Aktiengesellschaft für Wärme-Industrie; [...]", siehe StA-L, 20686 SAG Kombinat Böhlen bei Borna, Nr. 24, Bl. 6f.
[06] StA-L, 20686 SAG Kombinat Böhlen bei Borna, Nr. 26, Bl. 1.
Hoensch, Fritz: Das Großkraftwerk Böhlen II, Aus: Geographische Berichte. 40. 1966, H. 3. S. 181-196 mit 4 Abb. ( AA 157 lV im HStAD) Kretschmer, Kerstin: Braunkohle und Umwelt. Zur Geschichte des nordwestsächsischen Kohlenreviers (1900 - 1945) , Frankfurt / Main [u.a.] : Lang , 1998. ( A 739/2000)
Aufbau des Betriebs.- Zusammenarbeit mit der Brabag (Braunkohlen-Benzin AG), Werk Böhlen.- Produktionsberichte.- Markscheiderei.- Werkswohnungen.- Bilanzen.- Verwaltung des Grundbesitzes.- Forschung und Entwicklung.- Betrieb der Anlagen.- Wasserwirtschaft.
1920 ließ die ASW die ersten Arbeiten für den Aufschluss des Tagebaus Böhlen ausführen, aus dem ab 1924 Braunkohle gefördert wurde. 1925 nahmen die Brikettfabrik und das Kraftwerk den Betrieb auf. 1936 - 1941 folgten die Inbetriebnahmen der Schwelanlage, der Entphenolung, des Gaswerks und der Schwefelgewinnung. 1942 wurden ca. 95% der geförderten Rohkohle im Werk selbst verarbeitet und daraus Briketts, Phenolatlauge, Teer und Leichtöl, Industriekoks, Schwefel, Dampf, Elektroenergie und Gas erzeugt. Das Kraftwerk Böhlen war das viertgrößte Kraftwerk Deutschlands. 1944/45 wurde das Werk bei Luftangriffen schwer zerstört. Am 1. August 1946 ging es als Reparation Deutschlands in Eigentum der UdSSR über. Tagebau, Brikettfabriken, Schwelanlagen und Gaswerk übernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie in Deutschland Kombinat Böhlen, das Kraftwerk fiel an die Sowjetische Aktiengesellschaft für Kraftwerke.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang