Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20741 VEB Elektroschaltgeräte Grimma

Datierung1923 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)14,52

Bestand enthält auch 118 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte des VEB Elektroschaltgeräte Grimma

Der VEB Elektroschaltgeräte Grimma ging aus den Walther-Werken Ferdinand Walther in Grimma hervor. Der 1897 von Ferdinand Walther in Grimma gegründete Handwerksbetrieb wurde am 2. August 1922 als Spezialfabrik elektrotechnischer Apparate in das Handelsregister eingetragen. Im gleichen Jahr kam es durch drei führende Angestellte zur Ausgründung eines selbständigen Unternehmens, das zunächst in Naunhof, später in Borsdorf seinen Sitz hatte (Union-Werke Elektrotechnische Starkstromapparate GmbH Borsdorf).

Mit dem Volksentscheid vom 30. Juni 1946 wurde der Betrieb zu Gunsten des Landes Sachsen enteignet und der Industrieverwaltung Elektrotechnik Leipzig als Zweigbetrieb unterstellt. Mit dem SMAD-Befehl 64 ging der bis dahin landeseigene Betrieb in Volkseigentum über und wurde am 15. Oktober 1948 im Handelsregister gelöscht. Nun gehörte das Unternehmen zur VVB IKA (Installationen, Kabel und Apparate) Halle mit der Bezeichnung IKA Elektroschaltgeräte Grimma VEB.

1950 kamen die Union-Werke Elektrotechnische Starkstromapparate GmbH Borsdorf hinzu. 1952 wurde der Betrieb unter der Bezeichnung VEB Elektroschaltgeräte Grimma in das Handelsregister eingetragen. Zunächst der VVB für Installation, Kabel und Apparate (IKA), Halle/Leipzig unterstellt, folgten als vorgesetzte Einrichtungen 1954 das Ministerium für Allgemeinen Maschinenbau, Hauptverwaltung (HV) Kabel- und Apparatebau, 1955 das Ministerium für Schwermaschinenbau, HV Kabel und 1958 die VVB Elektroapparate Berlin.[01]

Standorte (Werksteile) des VEB Elektroschaltgeräte Grimma befanden sich in Grimma, Borsdorf und Wurzen. Seit 1957 bestand das Unternehmen aus fünf Betriebsteilen:
- Werk I (Hauptwerk Grimma): Werksverwaltung mit Sitz der Werkleitung und Produktionsabteilungen für Verteilungsanlagen, Motorschutzschalter, Ölschütze, Schaltkästen sowie Vorfertigungsabteilungen
- Werk II (Zweigwerk Borsdorf): Produktionsbetrieb für Steckvorrichtungen, Schaltkästen und Massenbedarfsgütern ein-schließlich Vorfertigungsabteilungen
- Werk III (Gießerei Grimma): Gießerei mit Kernmacherei, Formerei und Putzerei
- Werk IV (Lehrwerk Borsdorf): Lehrwerk als zentraler Ausbildungsbetrieb der DDR für diesen Industriezweig mit Lehrwerkstätten, Betriebsberufschule und Lehrlingswohnheim; Lehrbeginn Herbst 1955
- Werk V (Gießerei Wurzen): Inbetriebnahme 1957

1957 hatte das Werk 1.130 Beschäftigte und lag auch in den Folgejahren konstant bei ca. 1.000 Mitarbeitern. Teilweise wurde im Drei-Schicht-System gearbeitet und es kamen ausländische Arbeitskräfte zum Einsatz. Anfang der 1950er Jahre begann man mit der Erneuerung der durch den Krieg abgerissenen Auslandsverbindungen. In den 1970er und 1980er Jahren wurden Elektroschaltgeräte u. a. in folgende Länder exportiert: Afghanistan, Iran, Äthiopien, Bulgarien, Österreich, Niederlande, Türkei, Algerien, UdSSR und Jugoslawien.

Mit Wirkung vom 1. Januar 1970 wurde der VEB Kombinat Elektroinstallation Sondershausen gebildet. In diesem Kombinat gingen neun ehemals selbständige Betriebe auf, darunter auch der VEB Elektroschaltgeräte Grimma. 1979 wurden die Betriebe des bisherigen Kombinats Elektroinstallation dem VEB Kombinat Keramische Werke Hermsdorf angeschlossen, dem der VEB Elektroschaltgeräte Grimma bis zu seiner Umwandlung in eine GmbH 1990 angehörte.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Unterlagen des VEB Elektroschaltgeräte Grimma wurden 1993 durch die Elektroschaltgeräte GmbH Grimma an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Findmittel existierten nicht. Der unbearbeitete Ausgangsbestand hatte einen Umfang von 16,4 lfm, die Laufzeit des Archivguts umfasst die Jahre 1923 bis 1990.

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte im Rahmen der Ausbildung zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste durch die Auszubildenden J. Bretschneider, S. Lautenschläger und A. Seyboth im Zeitraum von Juli 2005 bis August 2006.

Bei der Bestandsbildung wurde in Abgrenzung zum Vorgängerbestand 20740 Walther-Werke, Spezialfabrik elektrischer Apparate, Grimma, dessen zeitlicher Endpunkt auf den 30. Juni 1948 festgelegt. Der landeseigene Betrieb war mit dem SMAD-Befehl 64 vom 17. April 1948 in Volkseigentum übergegangen, eine Anfangsbilanz des mit dem neuen Rechtstatus versehenen Betriebes war per 1. Juli 1948 zu erstellen.

Eine Registraturordnung bzw. ein Aktenplan konnten im Bestand nicht ermittelt werden. Die Gliederung des Bestandes orientiert sich am Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie 1949-1975, Potsdam 1982 sowie an der überlieferten Registraturstruktur. Vorprovenienzen bzw. Provenienzen von Firmen, die durch eine Teilhaberschaft mit dem Betrieb VEB Elektroschaltgeräte Grimma verbunden waren (Union-Werke Elektrotechnische Starkstromapparate GmbH Borsdorf, Haase & Co. KG Großsteinberg, Fa. Herbert Wolf, Großsteinberg und Fa. Leicht, Borsdorf) und die nur in geringem Umfang überliefert sind, wurden im Bestand belassen und erhielten einen eigenen Klassifikationspunkt.

Die innere Ordnung der Akteneinheiten in den Bestandsgruppen richtete sich nach sachlich-chronologischen Gesichtpunkten. Als nicht archivwürdig wurden ca. 4,4, lfm Schriftgut bewertet. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Mehrfachüberlieferungen. Es fanden die einfache wie auch die erweiterte Verzeichnung Anwendung. In begründeten Fällen wurde mit Enthält-Vermerken gearbeitet. Fotos, Druckschriften und Pläne sind im Darin-Vermerk aufgeführt.

2017 wurden dem Bestand aus einer Abgabe der Rhenus Archiv Services GmbH im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) 315 VE zugeordnet. Die hinzugekommenen Unterlagen wurden einfach erschlossen und in die vorhandenen Klassifikationsgruppen eingeordnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Die überlieferten Unterlagen spiegeln die Betriebsstruktur in unterschiedlichem Maße wider. So liegen Leitungsdokumente nur sehr unvollständig vor. Während es aus den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Außenwirtschaft und Absatz nur wenige Unterlagen gibt, scheinen die Unterlagen der Betriebsberufschule Borsdorf (Erwachsenenqualifizierung, Berufsausbildung, Praktika) wie auch die Dokumente zu den Arbeits- und Lebensbedingungen relativ geschlossen vorzuliegen. Aus den 1980er Jahren sind umfangreiche Unterlagen zu Warenzeichenanmeldungen und Patentschriften überliefert. Die teilweise schwierige wirtschaftliche Situation wird durch eine große Anzahl von Vertragsstrafverfahren belegt. Angaben zum Erzeugnissortiment können aus den in größerer Anzahl vorliegenden gedruckten Produktionsbeschreibungen, Sortimentsinformationen und Werbeblättern entnommen werden.

Besonders hinzuweisen ist auf die Betriebsgeschichtliche Sammlung. Neben Druckschriften. Brigadebüchern sowie einer Urkundensammlung ist ab 1958 die Betriebszeitung "Der Schalter" fast vollständig überliefert. Daneben existiert eine Zeitungsausschnittsammlung, die alle mit dem Betrieb (einschließlich Vorgänger) zusammenhängenden Artikel vorwiegend der regionalen Presse zwischen 1935 und 1989 beinhaltet. Außerdem ist eine umfangreiche Fotosammlung überliefert, die einen großen Teil des Betriebsgeschehens in Bildern dokumentiert.

Korrespondierende Bestände

20740
Walther-Werke, Spezialfabrikelektrischer Apparate, Grimma
20753
VVB (Z) IKA für Installationen, Kabel und Apparate Leipzig
21344
SED-Grundorganisation VEB Elektroschaltgeräte Grimma
21131
SED-Kreisleitung Grimma




M. Bähr / V. Jäger

Juli 2008 / Januar 2018


[01] StA-L, 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 3751.
Pläne.- Berichte.- Bilanzen.- Absatz.- Forschung und Entwicklung.- Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.- Fotos.- Betriebszeitung.
Der Betrieb ging aus den durch Volksentscheid vom 30. Juni 1946 enteigneten Firmen Walther-Werke Grimma, Union-Werke Elektrotechnische Starkstromapparate GmbH Borsdorf und Elit Borsdorf hervor. Er produzierte elektrotechnische Schaltgeräte wie Schutzschalter, Steckvorrichtungen und Verteileranlagen. Mit Wirkung vom 1. Januar 1970 wurde der VEB Kombinat Elektroinstallation Sondershausen gebildet. In diesem Kombinat gingen neun ehemals selbständige Betriebe auf, darunter auch der VEB Elektroschaltgeräte Grimma. 1979 wurden die Betriebe des bisherigen Kombinats Elektroinstallation dem VEB Kombinat Keramische Werke Hermsdorf angeschlossen. Der VEB Elektroschaltgeräte Grimma war bis zu seiner Umwandlung in eine GmbH 1990 Bestandteil des Kombinats Keramische Werke Hermsdorf.
Der Bestand enthält auch Unterlagen der Provenienz Walther-Werke, Grimma.
  • 2018 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang