Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20943 VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig

Datierung1946 - 1967
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)12,13

Bestand enthält auch 28 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1985. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Außerdem erfolgte im Interesse der Verbesserung der Übersichtlichkeit des Findbuches eine teilweise Überarbeitung der Systematik des Bestandes. Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1985 wider.

Einleitung

Geschichte des VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig

Der VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig ging aus der 1880 gegründeten Kammgarnspinnerei Stöhr und Co. AG, Leipzig hervor. Dieser bedeutende kapitalistische Textilbetrieb wurde im April 1948 auf Grund der Befehle Nr. 124 und 126 der SMAD enteignet. Bis Ende Juni 1948 ging der Betrieb kurzzeitig in Treuhandschaft über. Mit Wirkung vom 1. Juli 1948 fand die Überführung in Volkseigentum statt. Die Firmenbezeichnung lautete ab Juli 1948: "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig" (nachfolgend "VEB Mika" genannt).
Das Stammwerk (Werk I) hatte seinen Sitz in Leipzig-Plagwitz. Ein Zweigwerk befand sich in Markkleeberg (Werk II). Daneben bestand von 1948 bis 1951 selbständig der VEB Wollgarnspinnerei Leipzig. Im Januar 1951 wurde er als Betriebsteil "Rackwitzer Straße" dem VEB Mika angegliedert, bevor man ihn ab 1960 als Werk III völlig integrierte. Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 2000 Werktätige, größtenteils Frauen, im Betrieb beschäftigt. Das Produktionsprofil beinhaltete die Herstellung von Garnen und Zwirnen sowie anderer Vorprodukte für die Weiterverarbeitung in der Textilindustrie.
Der VEB Mika unterstand von 1948 bis 1952 der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Kammgarn- und Streichgarnspinnereien, Gera. Im Zuge der Reorganisation der Wirtschaft änderten sich die Unterstellungsverhältnisse des VEB Mika folgendermaßen:
• April 1952 bis Jan./Febr. 1954:
Verwaltung Volkseigener Betriebe (Verw. VB) Kammgarn- und Streichgarnspinnereien, Gera
• Febr. 1954 bis Juni 1955:
Hauptverwaltung Textil
• Juli 1955 bis Aug. 1956:
Industriezweigleitung (IZL) Wolle und Seide, Meerane
• Sept.1956 bis Jan. 1958:
Hauptverwaltung Wolle und Seide
• Febr. 1958 bis Dez. 1967:
Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Wolle und Seide, Meerane.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die vorgefundene Aktenbildung beim Registraturbildner war gut. Größtenteils wurden Sachakten gebildet, vereinzelt aber auch Akten nach Schriftgutarten (z. B. Protokolle) und Akten nach dem Korrespondenzprinzip (z. B. Schriftwechsel mit Zulieferbetrieben, Personalakten). Die Anwendung eines Aktenplanes ist erkennbar. Er selbst ist jedoch nicht mit überliefert. Man kann sicher von Abteilungsregistraturen sprechen, denn das Schriftgut der einzelnen Strukturteile läßt sich klar voneinander trennen. Innerhalb der einzelnen Akteneinheiten überwiegt die kaufmännische Ablage. Insgesamt ist eine gute Schriftgutverwaltung beim Registraturbildner erkennbar.
Die Übernahme des Archivgutes aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Buntgarnwerke Leipzig in das Staatsarchiv erfolgte in zwei Etappen. Im Mai 1981 wurden ca. 2,5 lfm gemeinsam mit Schriftgut anderer Textilbetriebe übernommen. Der weitaus größere Teil (ca. 15 lfm) kam gemeinsam mit dem Archivgut der Sächsischen Wollgarnfabrik, vorm. Tittel & Krüger, Leipzig im Dezember 1982 zu uns.
Der Bestand "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig" ist nach § 21 der OVG ein zusammengefasster Bestand aus dem Registraturbildner VEB Mika und dem Registraturbildner VEB Wollgarnspinnerei Leipzig. Den organisatorischen und registraturmäßigen Verbindungen wurde - wie schon in der Geschichte des Registraturbildners geschildert - mit der Bildung eines zusammengefassten Bestandes Rechnung getragen.
Die Bestandstrennung zum kapitalistischen Vorgängerbetrieb, der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG erfolgte ab Juli 1948 mit der Überführung des Betriebes in Volkseigentum. Die Dokumente von Mai 1945 bis Juni 1948 befinden sich entgegen neuesten archivwissenschaftlichen Erkenntnissen im Bestand des kapitalistischen Vorgängerbetriebes. Der Grund ist darin zu sehen, dass sich bei der Übergabe des Bestandes Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG an das Staatsarchiv Leipzig die Bildung eines selbständigen Bestandes aus quantitativen Überlegungen heraus noch nicht abzeichnete. Erst mit der Übernahme weiterer Textilbetriebe Ende 1982 kristallisierte sich der Bestand in seinem jetzigen Umfang heraus.
Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass sich im Schriftgut des VEB Mika auch persönliche Dokumente des Werkdirektors Kurt Kieß befanden. Er hatte von 1948 bis 1950 diese Funktion inne. Wegen des geringen Umfangs und der fragmentarischen Überlieferung erschien es nicht sinnvoll, einen gesonderten Nachlass zu bilden, zumal sich auf Grund seiner Tätigkeit ein direkter Bezug zum VEB Mika herstellen lässt. Diese Dokumente geben einen kleinen Einblick in seine ehrenamtlichen Tätigkeiten als Stadtverordneter und Bezirksvorsteher des Wohnungs- und Siedlungsamtes Leipzig. Von besonderer historischer Bedeutung sind die Protokolle der Stadtverordnetenversammlung Leipzig, die von 1946 bis 1950 überliefert sind.
Der Ausgangsumfang des zusammengefassten Bestandes "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig" betrug 17 lfm. Durch Kassation von administrativem Schriftgut wie Zuarbeiten, Rechnungen und Belegen sowie die Ausschaltung von Mehrfachüberlieferung umfasst der Endbestand 11 lfm mit 686 Verzeichnungseinheiten.
Eine weitere Bewertung fand nicht statt. Die inhaltliche Erschließung wurde vorwiegend durch die einfache Verzeichnungsmethode realisiert. Trotzdem konnte dabei auf Grund der guten Aktenbildung beim Registraturbildner eine hohe Verzeichnungsintensität erreicht werden. Die innere Ordnung des Bestandes erfolgte auf Grundlage des AGV Industrie, des Ordnungsmodells für die Erschließung von Wirtschaftsbeständen, primär sachlich und innerhalb der sachlichen Zusammenhänge chronologisch. Der zeitliche Umfang des Bestandes reicht von 1948 bis 1967, vereinzelt schon ab 1946 und bis 1968.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung des Bestandes "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig" ist relativ geschlossen. In den Quellen spiegeln sich die betrieblichen Prozesse in den Jahren 1948 bis 1967 wider.
Der Wert dieser Dokumente besteht darin, dass mit ihrer Hilfe die Entwicklung eines sozialistischen VEB im allgemeinen und die Entwicklung in der Textilindustrie im speziellen nachvollzogen werden kann. Denn dieser Zweig spielte im historischen Territorium Sachsen schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine führende Rolle. Im Bestand "VEB Mika" lässt sich belegen, wie diese Tradition ab 1948 und später unter sozialistischen Verhältnissen fortgesetzt wurde.
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt in den 1950er Jahren. Die Überführung der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG in Volkseigentum 1948 spiegelt sich nur als rechtlicher Akt wider. Die Leitungsdokumente sind relativ geschlossen vorhanden. Von 1955 bis 1965 läßt sich die Anleitung durch das wirtschaftsleitende Organ anhand von Rundschreiben und Dienstanweisungen nachweisen, ebenso deren Umsetzung durch die Werkleitung des VEB Mika. Die Protokolle der Werkleitersitzungen von 1955 bis 1967 sind komplett überliefert.
Weitere Schwerpunkte bilden die Abrechnung von Aufträgen der SMAD, 1948.- Aufbaupläne des Stammbetriebes in Leipzig-Plagwitz sowie der Zweigwerke 1948 - 1949.- Betriebsverträge.- Betriebskollektivverträge 1951 – 1964.- Betriebliche Lohnkommission 1948 - 1966.- Ausgabe von Industriewaren als Leistungsprämien.- Arbeitsordnungen.- Betriebszeitung "Bunter Faden" 1955 - 1958.- Betriebsfriedensrat 1959/60.-Betriebsluftschutzstab 1960 - 1962.- Arbeitskräfteanalysen 1951 - 1965.- Berufsausbildung, Betriebsberufsschule 1948 - 1966.- Entwicklung der Arbeitsproduktivität 1950 - 1953.- Leistungslohndurchschnitte 1965/66.- Einführung der 45-Stunden-Woche 1956/57.- Wettbewerbsbewegung 1950 – 1967.- Aktivistenplan 1951.- Direktorfonds 1949 - 1954.-Analysen zur Leistungs- und Kostenentwicklung 1962 - 1966.- Zweijahrplan 1948 - 1950.- Volkswirtschaftspläne 1950 - 1957.- Massenbedarfsgüterproduktion 1954 - 1958.- Kommission Wissenschaftlich-technischer Nachwuchs 1958 - 1962.- Technisch-ökonomische Konferenzen 1955 - 1961.- Plan Neue Technik 1961 - 1966.- Sozialistische Arbeitsgemeinschaften 1959 - 1967.- Klub Junger Techniker 1961 - 1967.- Konstituierung des Betriebsrates 1948/49.- Tätigkeit der gesellschaftlichen Organisationen im Betrieb.

Im Teilbestand VEB Wollgarnspinnerei Leipzig sind im Zeitraum 1948 bis 1951 folgende inhaltliche Schwerpunkte zu finden - soweit man davon bei diesen relativ wenigen Dokumenten sprechen kann: Rechenschaftslegungen vor der VVB Kammgarn- und Streichgarnspinnereien Gera.- Betriebsplanung und Zweijahrplanung.- Betriebsvertrag zwischen Werkleitung und gewerkschaftlichen Organen.- Betriebliche Plankommission.- Lohnkommission.- Festlegung von Arbeitsnormen.- Einsatz von Frauen in leitenden Positionen.- Finanzplanung und -abrechnung.- Betriebliche Leitungsdokumente wie z. B. Anleitung durch den Werkdirektor. Dienstbesprechungen usw. sind nicht überliefert.

Eine inhaltliche Besonderheit stellen - wie bereits in der Bestandsgeschichte erwähnt - die Dokumente des Betriebsdirektors des VEB Mika Kurt Kieß dar. In diesem Bestandsteil sind neben den gedruckten Protokollen der Stadtverordnetenversammlungen von 1946 bis 1950 auch Wochenberichte des Hauptverwaltungsamtes des Rates der Stadt Leipzig von 1947 bis 1948 enthalten, ferner geben die Dokumente Hinweise über die Zeit, in der sich der Betrieb in Treuhandschaft befand sowie die Abwerbung von Arbeitskräften.
Die Analyse des Bestandes "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei Leipzig" gibt nur einen kleinen Einblick in seine Auswertungsmöglichkeiten für Historiker und Wirtschaftswissenschaftler. Eine erste Auswertung hinsichtlich der Entwicklung der Berufsausbildung sowie der betrieblichen Aus- und Weiterbildung im VEB Mika (1948 bis 1967) wurde in einer Abschlussarbeit an der Fachschule für Archivwesen "Franz Mehring", Potsdam im Oktober 1984 vorgenommen.
Weitere Auskünfte zur Entwicklung der Textilindustrie in Nordwestsachsen bzw. dem Bezirk Leipzig geben die Bestände: VEB Kammgarnspinnerei Pfaffendorf (1945 - 1951), VEB Leipziger Baumwollspinnerei (1945 - 1952) und VEB Leipziger Wollgarnfabrik (1945 - 1968). Für die kapitalistische Epoche ist auf die Textilbetriebe Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG (1874 - 1948), die Leipziger Wollkämmerei (1872 - 1946) sowie die Sächsische Wollgarnfabrik, vorm. Tittel & Krüger (1874 - 1945) zu verweisen. Alle genannten Bestände befinden sich im Staatsarchiv Leipzig. Damit wurde eine breite Quellenbasis geschaffen, die umfassende Studien zur Entwicklung dieses Industriezweigs zulässt.

M. Heilmann

12.02.1985

Heilmann, Marion: Enwicklung der Berufsausbildung sowie der betrieblichen Aus- und Weiterbildung in der Textilindustrie, dargestellt am Bestand "VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei" 1948-1967. Abschlußarbeit 1984, Pc 14
Leitung.- Arbeit und Soziales.- Kader.- Planung.- Finanzen.- Wissenschaft und Technik.- Produktion.- Persönliche Unterlagen des Direktors Kurt Kieß, 1948 - 1952.
Der Betrieb entstand 1948 aus der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. AG in Leipzig. Sowohl der Stammbetrieb in Leipzig-Plagwitz als auch das Werk in Gautzsch gingen in den VEB Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei über. 1951 wurde auch der VEB Wollgarnspinnerei Leipzig angegliedert und 1960 vollkommen integriert. 1967 erfolgte die Umbenennung in VEB Buntgarnwerke Leipzig.
Im Bestand enthalten sind auch einige Akten des VEB Wollgarnspinnerei Leipzig vor der Angliederung.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang