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Bestand

11872 SED-Stadtleitung Dresden

Datierung1946 - 1989
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)59,10
Nachdem sich KPD und SPD im April 1946 in Sachsen zur SED zusammengeschlossen hatten, etablierte sich in der Landeshauptstadt Dresden ein paritätisch besetzter SED-Kreisvorstand Dresden-Stadt. Die im Stadtgebiet gebildeten Stadtbezirksgruppen der SED deckten sich hinsichtlich ihrer Organisationsstruktur allerdings nicht mit der kommunalen territorialen Gliederung Dresdens. Bis Ende März 1948 existierten 7 Bezirksverwaltungen der SED als mittlere Verwaltungsebene für die insgesamt 26 Stadtbezirke. Die Stadtbezirksgruppen der Partei unterstanden so genannten Stadteilleitungen. Parallel dazu existierten Arbeitsgebietsleitungen für außerhalb des damaligen Stadtgebietes tätige Ortsgruppen in angrenzenden Kommunen wie Cossebaude, Freital, Klotzsche, Niederpoyritz, Niedersedlitz, Radeberg und Radebeul, die ebenfalls vom SED-Kreisvorstand Dresden angeleitet wurden.

Mehrmalige Umstrukturierungen der Stadtbezirke sowie die umfangreichen Eingemeindungen des Jahres 1950 führten zur Veränderung der städtischen Verwaltungsgliederung. Die Zentralisierung der kommunalen Verwaltung wurde mit einem Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 24.03.1952 eingeleitet, in dem Vorgaben für die Bildung von Stadtbezirken in den Großstädten sowie die Struktur und den Aufbau der Kreissekretariate unterbreitet wurden. Am 18.04.1952 beschloss die Dresdner Stadtverordnetenversammlung die Bildung von 9 Stadtbezirken zum 01.05.1952, was zu einer Halbierung der bisherigen Anzahl führte. Die Gliederungen der SED in der Stadt Dresden folgten diesen kommunalen Strukturen mittels Etablierung von 9 Stadtbezirksparteiorganisationen. Der ZK-Beschluss vom 04.11.1953 über die Bildung von Stadtleitungen und Kreisleitungen in den Stadtbezirken von Großstädten rundete die Veränderungen des Parteiaufbaus und der Organisationsstruktur ab. Die bisherige Stadt-Kreisleitung Dresden wurde in die Stadtleitung Dresden umgewandelt und die 9 Stadtbezirksleitungen in Kreisleitungen und gleichzeitig mit den Rechten von Kreisleitungen ausgestattet, die wiederum der Stadtleitung unterstanden. Die Kreisleitung 1 war danach zuständig für den Stadtbezirk I mit den Gebieten Altstadt, Großer Garten und Innere Neustadt im Zentrum Dresdens. Zum Stadtbezirk II zählten die Gebiete Weißer Hirsch, Bühlau, Rochwitz, Loschwitz, Blasewitz, Teile von Striesen, Wachwitz und Niederpoyritz im Nordosten. Im Osten der Stadt schloss sich der Stadtbezirk III mit den Gebieten Tolkewitz, Laubegast, Hosterwitz, Pillnitz, Oberpoyritz, Söbrigen, Zschieren, Klein- und Großzschachwitz, Niedersedlitz, Lockwitz und Leuben an. Die Gebiete Gruna, Seidnitz, Dobritz, Reick, Prohlis, Nickern, Torna, Leubnitz-Neuostra und Strehlen bildeten den Stadtbezirk IV im Südosten. Der Stadtbezirk V bestand aus den Gebieten Zschertnitz, Räcknitz, Mockritz, Kaitz, Gostritz, Gittersee, Coschütz und Plauen sowie der Altstadt südlich des Hauptbahnhofs. Die südwestlichen Teile Dresdens bildeten den Stadtbezirk VI mit den Gebieten Dölzschen, Roßthal, Gorbitz, Wölfnitz, Naußlitz und Löbtau. Zusammengeschlossen im Stadtbezirk VII waren die Gebiete Friedrichstadt, Cotta, Omsewitz, Leutewitz, Briesnitz, Kemnitz und Stetzsch im Westen. Die Gebiete Pieschen, Mickten, Übigau, Kaditz, Trachau und Trachenberge auf der rechten Elbseite fanden sich im Stadtbezirk VIII vereint. Ganz im Norden waren das Gebiet der Äußeren Neustadt, Wilschdorf, Hellerau und Klotzsche im Stadtbezirk IX unter parteimäßiger Führung der Kreisleitung 9 vereint.

Ein erneuter Beschluss des ZK der SED vom 07.07.1955 zur „Veränderung der Struktur der Stadtleitungen“ sorgte in Dresden für die Bildung der Abteilungen Industrie, Verkehr Handel, Kultur und Allgemeinbildende Schulen. Zentrale staatliche Entscheidungen der DDR (Gesetz über die örtlichen Organe der Staatsmacht vom 18.01.1957) veranlassten die Dresdner Stadtverordnetenversammlung zu einer territorialen Neugliederung des Stadtgebietes. Von ursprünglich 9 blieben nach den Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen am 23.06.1957 nur noch 5 Stadtbezirke in Dresden übrig. Diese territoriale Gliederung der Stadt Dresden bestand bis Mai 1990 fort. Mittels ZK-Beschluss vom 29.05.1957 über die „Veränderungen der territorialen Einteilung der Kreisparteiorganisationen in den Großstädten“ hatte die SED rechtzeitig die Weichen zur Anpassung der Organisationsstrukturen der Partei an die veränderte kommunale Verwaltungsgliederung gestellt. Die Anzahl der Dresdner SED-Stadtbezirksleitungen wurde deshalb ebenfalls auf 5 reduziert und bezüglich der Bezeichnung analog verfahren. Nur der Stadtbezirk Mitte entsprach hinsichtlich seines Territoriums dem vormaligen Stadtbezirk I. Die bisherigen Stadtbezirke VIII und IX bildeten seit 1957 den Stadtbezirk Nord. Der Stadtbezirk Ost vereinigte die früheren Stadtbezirke II und III sowie die Gebiete Gruna, Seidnitz und Dobritz aus dem ehemaligen Stadtbezirk IV. Der neue Stadtbezirk Süd umfasste nunmehr die ehemaligen Stadtbezirke IV und V einschließlich der Gebiete Luga und Lockwitz (bis 1957 Stadtbezirk III). Die alten Stadtbezirke VI und VII fanden sich seitdem im Stadtbezirk West vereint.

Obwohl die Verwaltungsgliederung der Stadt Dresden seit 1957 bis zum Ende der DDR stabil blieb, änderte sich der Parteiaufbau gemäß ZK-Beschluss vom 20.03.1963 in den Großstädten Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Halle, Magdeburg und Erfurt erneut. Der nach dem VI. Parteitag eingeleitete Übergang zur Leitung nach dem Produktionsprinzip führte zu einer Umstrukturierung des Apparates der Dresdner SED-Parteiorganisation. Das am 04.04.1963 neu gewählte Sekretariat trat an die Stelle des bisherigen Büros der Stadtleitung und fungierte als verantwortliches Organ zwischen den Tagungen der Stadtleitung. Zur Erfüllung der Aufgaben standen die neu gebildeten und von jeweils einem Sekretär geführten Organisationseinheiten „Büro für Industrie und Bauwesen“ sowie die „Ideologische Kommission“ zur Verfügung, die analog zu anderen Stadt- und Kreisleitungen auch für zwei Jahre zu den eigentlichen Führungsorganen der Stadtleitung Dresden avancierten und zu deren Aufgaben gleichfalls die unmittelbare Anleitung der Grundorganisationen gehörte. Ein Büro für Landwirtschaft (und Gartenbau) wurde in der Dresdner Stadtparteiorganisation nicht gebildet, da die Landwirtschaft der Stadt Dresden den angrenzenden Landkreisen unterstellt wurde. Die 5 Stadtbezirksleitungen mussten daraufhin im Mai 1963 ihre Tätigkeit einstellen und die gesamte Verantwortung für die Parteiarbeit der SED ging in Dresden auf die Stadtleitung über.

Tendenzen der Dezentralisierung sowie der allgemeine Kurswechsel nach der 7. Tagung des ZK der SED sorgten im Verlauf des Jahres 1965 zur Auflösung der Büros und Rückkehr zu den traditionellen Strukturen. Im Mai 1965 kam es deshalb erneut zur Bildung von 5 Stadtbezirksleitungen entsprechend der seit 1957 bestehenden territorialen Gliederung der Stadt Dresden. Ihnen wurde gleichzeitig die Verantwortung für die Anleitung zahlreicher Grundorganisationen innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches (vorwiegend Wohngebietsparteiorganisationen und Schulparteiorganisationen, vereinzelte Parteiorganisationen von Kleinbetrieben) übertragen. Daraufhin definierten sich die Aufgaben der SED-Stadtleitung Dresden neu. Zu den Schwerpunktaufgaben der Stadtleitung gehörten demnach die Anleitung und Kontrolle der 5 Dresdner Stadtbezirksleitungen und ihrer Sekretariate sowie der direkt unterstellten Grundorganisationen von gesamtstädtischer Bedeutung. In diesem Zusammenhang erhielten die bestehenden Stadtbezirksleitungen auf Grundlage eines Beschlusses des Sekretariats der SED-Bezirksleitung Dresden vom 02.05.1966 erweiterte Rechte und Pflichten einer Kreisleitung übertragen, die sich zugleich durch eine kadermäßige Verstärkung bemerkbar machte (jeweils 1 Sekretär für Organisations- und Kaderfragen, Vorsitzender der Kommission Jugend und Sport, Vorsitzende der Frauenkommission, Vorsitzender der Parteikontrollkommission). Mit der weiteren Unterstellung von Grundorganisationen aus dem Wirtschaftsbereich versprach man sich zudem eine Entlastung der Stadtleitung, die Verbesserung des Führungsniveaus gegenüber den staatlichen Organen und Massenorganisationen sowie darüber hinaus auch einen größeren Einfluss der SED auf die noch bestehenden Privatbetriebe. Im Oktober 1966 waren bereits mehrere Grundorganisationen von Großbetrieben, Industrieinstituten und Hochschulen aus der unmittelbaren Zuständigkeit der Bezirksleitung in das direkte Unterstellungsverhältnis der Stadtleitung gelangt. Die unter direkter Kontrolle der Stadtleitung verbliebenen Schwerpunktbetriebe und Institutionen wurden schließlich mit Ausnahme des Volkspolizeikreisamtes (VPKA) und der eigenen Grundorganisation Stadtleitung mit Wirkung vom 01.09.1967 in die volle Verantwortung der Stadtbezirksleitungen übergeben. Damit fand der Prozess der Zuordnung der Grundorganisationen einen zwischenzeitlichen Abschluss.

Ende der 1960er Jahre bestand die Stadtleitung Dresden aus dem Sekretariat mit 5 Sekretären (1. und 2. Sekretär, Sekretär für Wirtschaftspolitik, Sekretär für Agitation und Propaganda, Sekretär für Kultur und Volksbildung), den 5 Abteilungen Parteiorgane, Prognostik und Perspektivplanung, Wirtschaftspolitik, Agitation und Propaganda sowie Kultur und Volksbildung. Innerhalb einzelner Abteilungen existierten auf der nachgeordneten Hierarchieebene wiederum Sektoren für bestimmte Aufgabengebiete (zum Beispiel Kader, Sicherheit) und politische Mitarbeiter für einzelne Fachgebiete. Hinzu kam die Stadtparteikontrollkommission mit einer besonders herausgehobenen Stellung innerhalb der Stadtleitung. Zu den beratenden Organen zählten die Kommission für Jugend und Sport, die Frauenkommission sowie zahlreiche ehrenamtlich besetzte Arbeitsgruppen und Kommissionen für bestimmte Aufgabengebiete (zum Beispiel Kommission zur Betreuung alter verdienter Parteimitglieder, Kaderkommission, Kommission zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung). Die Stadtleitung Dresden verfügte entsprechend dem Struktur- und Stellenplan im Jahre 1970 neben den 5 Sekretären über 53 politische und 36 technische Mitarbeiter.

Die Stadtbezirksleitungen besaßen einen ähnlichen Organisationsaufbau. Das Sekretariat mit 4 Sekretären verzichtete lediglich auf den Sekretär für Kultur und Volksbildung. Die Kommissionen und verschiedenen Arbeitsgruppen waren zum großen Teil ehrenamtlich tätig. Der Apparat der hauptamtlichen politischen und technischen Mitarbeiter konzentrierte sich in den 3 Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda sowie Wirtschaftspolitik. Einen vorläufigen Abschluss der organisatorischen Entwicklung erreichte man erst mit dem Beschluss des Sekretariats des ZK der SED vom 28.01.1971. Die Stadtbezirksleitungen in den Bezirksstädten Leipzig, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Halle, Magdeburg und Erfurt erhielten den vollen Status einer Kreisleitung übertragen. Nachdem sich die 5 Stadtbezirksleitungen (Kreisleitungen) im Verlauf des Jahres neu konstituiert hatten, wurden die Aufgaben zwischen ihnen und der Stadtleitung Dresden neu abgegrenzt und die Apparate dieser neuen Kreisleitungen auch zahlenmäßig verstärkt. Diese Organisationsstruktur blieb in ihren Grundzügen bis zur politischen Wende 1989 stabil.

Die Namensänderung und Neukonstituierung eines Stadtvorstandes Dresden der SED / PDS Anfang Januar 1990 konnte den raschen Machtverlust der einst allmächtigen Staatspartei in allen kommunalen Angelegenheiten nicht mehr verhindern.

Weitere Angaben siehe 10.1.5 SED
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
  • o. D. | Findkartei
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