Die Rolle der Kunst in der Familie

Friedhof im Schnee, Gemälde von Caspar David Friedrich, 1826/27 

Seine Geschäftsreisen nutzte Maximilian Speck auch zur Besichtigung der wichtigsten Kunstsammlungen seiner Zeit. Der Aufbau einer eigenen Galerie, bestehend aus Gemälden, Kupferstichen, Zeichnungen und Plastiken, gehörte ab 1807 zu seinen mit viel Engagement betriebenen Vorhaben. Dies war in der Leipziger Kaufmannschaft kein Einzelfall, jedoch hatten andere Sammlungen wie die des Wollhändlers Heinrich Wilhelm Campe (1771 - 1862) keinen dauerhaften Bestand.

Die Kunstwerke befanden sich ursprünglich in Specks Leipziger Geschäftshaus, später in Lützschena in einem eigens errichteten Galeriegebäude und schließlich im 1864 erbauten Neubau des Schlosses. Die Kunstsammlung, eine der wertvollsten Privatsammlungen alter Meister Deutschlands, war für die Öffentlichkeit immer zugänglich. Maximilian beteiligte sich aktiv am internationalen Austausch zu Kunstfragen, Schriftwechsel ist mit Johann Wolfgang von Goethe, dem Weimarer Großherzog Carl Friedrich, der Berliner Akademie der Künste, zahlreichen Kunstvereinen und europäischen Fürstenhäusern überliefert. Ab 1827 erschienen gedruckte Kataloge und machten seine Sammlung in Fachkreisen bekannt. Der Kaufmann war 1836 einer der Gründer des Leipziger Kunstvereins und Ehrenmitglied mehrerer Akademien.

Die meisten Kunstwerke wurden entsprechend des 1846 verfassten Testaments Teil eines Fideikommiss. Mit dem Gesetz von 1928 begann in Sachsen die Auflösung der Familienanwartschaften, so dass Gustav Harry Speck von Sternburg (1887 - 1940) und seine Nachfolger den rechtlichen Status der Sammlung neu regeln mussten. Streitigkeiten zwischen der Stadt Leipzig, dem Land Sachsen und innerhalb der Familie dauerten bis 1945 an. Der Umsicht von Johanna Helene (1920 - 1995) und Ilse Speck von Sternburg (1910 - 2012) ist die Erhaltung der Bilder in den Kriegswirren zu verdanken. Die Kunstsammlung fiel wie der gesamte Besitz schließlich unter die Bodenreform. Im November 1945 wurden 210 Gemälde, mehrere hundert Grafiken und eine wertvolle Bibliothek in das Leipziger Bildermuseum überführt.

Wolf-Dietrich Speck von Sternburg bei der Stiftungsrede, 1996
Wolf-Dietrich Speck von Sternburg bei der Stiftungsrede, 1996  © Quelle: Privatbesitz

Nach 1990 gelang es den Erben nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen, eine für alle Seiten akzeptable Lösung zum Erhalt und zur öffentlichen Präsentation der Sammlung zu finden. Am 12. November 1996 wurde die »Maximilian Speck von Sternburg Stiftung« gegründet, die den dauerhaften Verbleib der Sammlung im Museum der bildenden Künste Leipzig vorsieht. Wolf-Dietrich Speck von Sternburg ist Präsident der Stiftung und begleitet gemeinsam mit seiner Nichte Judith die Entwicklung des Leipziger Bildermuseums.

Neben der Sammlungstätigkeit verfügen mehrere Familienmitglieder über beachtliche künstlerische Fähigkeiten. Maria (1813 - 1881), die spätere Baronin von Hormayr zu Hortenburg, dichtete und hatte großes Talent als Malerin. Auch ihr Bruder Hermann Maximilian (1814 - 1851) war vielfältig künstlerisch veranlagt. Überliefert sind seine mit zahlreichen Zeichnungen versehenen »Reise-Schnitzel« sowie die postum gedruckten Gedichte. Schließlich ist auf Therese Hertha Georgi (1883 - 1945), die Tochter von Maximilian Alexander Speck von Sternburg, zu verweisen, die eine künstlerische Laufbahn einschlug. Sie war Mitglied im Leipziger Kunstverein und machte sich einen Namen als Städte- und Landschaftsmalerin. Ihre Impressionen aus Rom sind leider verloren gegangen, Ansichten von Dresden und Umgebung sind heute noch bekannt.

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