Zeitenwende

»Acta, die Ausführung des Allgemeinen Berggesetzes betr[effend]« (SächsStA-F, 40001 Oberbergamt, Nr. 2426) 

Trotz des technischen Fortschritts im Bergbau war die Silbergewinnung zwischen den Jahren 1790 und 1815 wieder rückläufig. Erst mit den betriebswirtschaftlichen Reformen unter dem Oberberghauptmann Friedrich Heinrich von Trebra (1740-1819) und seinem Nachfolger Sigismund August von Herder (1776-1838) konnte die Wirtschaftlichkeit der Erzbergwerke ab den frühen 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wieder gesteigert werden.

Neben der Erstellung von Grubenbetriebsplänen und Fünfjahresplänen für den Bergbau führte Herder auch eine Bergbauhilfskasse ein.

Der Verwaltungsapparat vergrößerte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um den Amtsbereich der Maschinenbaudirektion. Grundlagen für die Herausbildung einer eigenständigen Verwaltung für das gesamte Maschinen- und Bauwesen legte bereits der Maschinendirektor Johann Friedrich Mende (1743-1798) ab 1789.

Unter Christian Friedrich Brendel (1776-1861), der ab 1817 die Funktion des Maschinendirektors mit Sitz und Stimme in sämtlichen Bergämtern innehatte, erlebte das Bergmaschinenwesen eine Blütezeit. Seine Befugnisse reichten weit über den Erzbergbau hinaus. Ihm unterstanden beispielsweise auch der Maschinenbereich der Porzellanmanufaktur in Meißen, der Steingutfabriken im Schloss Hubertusburg und der Steinkohlewerke im Plauenschen Grund.

Brendel revolutionierte durch seine Konstruktionen (z. B. Wassersäulenmaschinen, Turbinen und erste funktionstüchtige Dampfmaschinen) die Wasser- und Wetterführung sowie die Förderung von Rohstoffen in den Bergwerken. Er entwickelte zudem eine von Pferden gezogene Eisenschienenbahn, die eine jährliche Ersparnis von 400 Talern an Transportkosten erbrachte. Brendel errichtet auch das damals größte sächsische Hüttengebläse – ein Zylindergebläse, das Technikgeschichte schrieb. Für seine Leistungen erhielt der Bergingenieur 1842 den sächsischen Verdienstorden.

Zur Bewältigung der zahlreichen Aufgaben standen dem Maschinendirektor die Maschinengeschworenen, Maschinenbaugehilfen und Werkmeister zur Seite. Die Größe des Bergstaates erreichte im 19. Jahrhundert mit der Beschäftigung von 233 Beamten (1841) – die Bergakademie nicht inbegriffen – einen Höhepunkt. Der kostenintensive Bergverwaltungsaufbau geriet zunehmend in die Kritik. Das Regalbergbaugesetz von 1851 und das Allgemeine Berggesetz von 1868 beschnitten die Größe und Kompetenzen der staatlichen Bergverwaltung erheblich und ersetzten das Direktionsprinzip durch das Inspektionsprinzip.

Die Bergämter wurden in der Folge aufgelöst und durch so genannte Berginspektionen ersetzt. An die Stelle des Oberbergamtes trat das (Landes-)Bergamt in Freiberg, das fortan die Bergverwaltungsaufgaben unter der Leitung eines Bergamtsdirektors im Königreich Sachsen übernahm. Damit endete in Sachsen nach mehreren hundert Jahren die Ära des staatlich geleiteten Bergbaus.

Zunächst war der neu organisierte Erzbergbau in Sachsen sehr erfolgreich. Im Jahr 1884 wurde mit 35 Tonnen Silber die höchste je erreichte Jahresproduktion erzielt. Allerdings galt der Erzbergbau nur zwei Jahre später als unrentabel. Die Ursachen sind in der zunehmenden Erschöpfung der Lagerstätten, der Abschaffung der Silberwährung im Deutschen Reich (1873), mit der der Verfall des Silberpreises einherging, sowie in der Konzentration auf die Produktion anderer gewinnbringender Rohstoffe (z. B. Stein- und Braunkohle) zu suchen.

Auch die 1886 gegründete Oberdirektion, die die Leitung der staatlichen Erzbergwerke übernahm, konnte den Niedergang des Erzbergbaus nicht aufhalten. Ab 1893 wurde der Betrieb in vielen größeren Gruben des Freiberger Reviers eingestellt, bis schließlich die »Königlichen Erzbergwerke« bei Freiberg im Jahr 1913 planmäßig stillgelegt und die Oberdirektion aufgelöst wurde.

Literatur:

  • A. Erb: Die Bestände des Sächsischen Bergarchivs Freiberg, Halle 2003.
  • H.-H. Kasper – G. Martin: Die Bergstadt Freiberg und das Oberbergamt, in: 450 Jahre Sächsisches Oberbergamt Freiberg 1542 – 1992, Freiberg 1993, S. 32-46.
  • O. Wagenbreth: Christian Friedrich Brendel. Leben und Werk eines bedeutenden Ingenieurs der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Freiberg 2006.
  • O. Wagenbreth: Historische Bergbaureviere. Beiheft zur Karte F III 3, Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Leipzig 2006.
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