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Beständeübersicht

Bestand

20203 Messeausschuss der Handelskammer Leipzig

Datierung1892 - 1917
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,23
Zur Geschichte des Messeausschusses der Handelskammer Leipzig
Ende des 19. Jahrhunderts vollzog sich der Übergang von der Waren- zur Mustermesse. Die in Leipzig vorhandenen Messehäuser waren für die Einrichtung von Musterlagern meist nicht geeignet und in einem schlechten baulichen Zustand. Mit hohen Vermietungs- und Bewirtungspreisen sowie geringen kulturellen Angeboten konnte Leipzig mit den neu aufstrebenden nationalen und internationalen Messestandorten auf längere Sicht nicht Schritt halten. Eine Modernisierung der Leipziger Messe war deshalb unbedingt notwendig.
Der Rat der Stadt Leipzig erkannte die Situation und suchte Unterstützer für die Förderung der Leipziger Messen. Gemeinsam mit der Handelskammer Leipzig wurde am 29. Oktober 1892 der "Meß-Ausschuss"[01] gegründet und Kommerzienrat Carl Gustav Herrmann zum ersten Vorsitzenden gewählt.[02] Der Messeausschuss der Handelskammer Leipzig beriet mit Vertretern des Rates der Stadt Leipzig, mit dem am 3. Februar 1893 gebildeten Leipziger (Fremden-) Verkehrsverein und dem Leipziger Hausbesitzerverein, wie die Rahmenbedingungen der Messen verbessert werden konnten. Eine der ersten Maßnahmen waren die Schaffung von modernen Ausstellungsräumen im alten Gewandhaus (Städtisches Kaufhaus), die Verlegung von Messeterminen und die Einführung einer speziellen Ostervormesse für den Musterlagerverkehr.
Zu den Aufgaben des Messeausschusses gehörte alles, was die Förderung der Messen und die Erleichterung des Messverkehrs betraf, beispielsweise die Organisation besserer und zusätzlicher Eisenbahnverbindungen, die Einrichtung des Postverkehrs an den Messesonntagen, vor allem aber die Beantwortung der Anfragen von Ausstellern, die die Messen erstmalig besuchen wollten und Informationen erbaten. Der Ausschuss übernahm die Herausgabe des Messeadressbuches und des Einkäufer-Verzeichnisses sowie anderer Werbematerialien, klärte Beschwerden über zu hohe Hotel- und Vermietungspreise und organisierte kulturelle Angebote für die Gäste.
Nach dem Tod von Gustav Herrmann wurde im Januar 1895 Heinrich Dodel zum Vorsitzenden gewählt.[03] Dessen Nachfolge trat im Januar 1902 Theodor Habenicht an. Vom Januar 1908 bis zur Gründung des Messeamtes übte Georg Becker das Amt des Vorsitzenden aus.
Infolge des kriegsbedingten Rückganges der Messebeteiligung und den damit verbundenen wirtschaftlichen Verlusten ab 1914 nahmen die Vertreter der Wirtschaft stärkeren Einfluss auf die Messeangelegenheiten in Leipzig. Am 6. Januar 1915 gründete sich in Berlin der Verein "Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Musterlagermesse e. V." mit dem Ziel, alle Kräfte und Mittel für die Unterstützung der Leipziger Messe zu bündeln. Vereinsvorsitzender wurde der Porzellanfabrikant Philipp Rosenthal. Auf der Initiative des Vereins und unter Mitwirkung des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig Rudolf Dittrich und Vertretern der Handelskammer Leipzig wurde am 23. Juni 1916 das "Meßamt für die Mustermessen in Leipzig" gegründet und Raimund Köhler zum Direktor berufen. Der Messeausschuss der Handelskammer Leipzig übergab Ende Januar 1917 die Geschäfte an das Leipziger Messeamt.[04]

Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Akten mit einem Umfang von 2,23 lfm (60 Verzeichnungseinheiten) sowie eine maschinenschriftlich ausgefertigte Findkartei wurden vom Leipziger Messeamt 1977 an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die Archivalien sind im Zusammenhang mit der Gründung des Leipziger Messeamtes in dessen Registratur gelangt und ein Bestand gebildet.
In der überlieferten "Neu-Ordnung des Aktenwesens" von 1900[05] waren folgende Aktenplanpositionen zur dauernden Aufbewahrung bestimmt:
I. Hebung der Messen
II. Mess-Ordnung
III. Mess-Preise
IV. Mess-Ausschuss-Sitzungen
V. Mess-Adressbuch, Organisation
VI. Mess-Adressbuch, Korrespondenz
VII. Einkäufer-Verzeichnis
VIII. Kaufhaus und Messlokale
IX. Serbe betr.[06]
Nur zu I. (Hebung der Messen) und zu IV. (Mess-Ausschuss-Sitzungen) sind Unterlagen im Bestand überliefert. Einige vom Nachfolger weitergeführte Akten befinden sich im Bestand 20202 Leipziger Messeamt (I).
Die Neuerschließung der vorhandenen Unterlagen erfolgte 2016. Der ursprünglich überlieferte Aktentitel "Hebung der Messen" wurde in den heute besser verständlichen Begriff "Förderung der Messe" umbenannt. Bedeutende Zeitungsartikel und Bekanntmachungen über die Leipziger Messe wurden erfasst. Bei einigen nicht in den Akten zu vermutenden Dokumenten erfolgte eine Erwähnung im Enthält auch-Vermerk.
Grundlage für die Verzeichnung waren die Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs und der Bearbeitungsplan.
Da lediglich zwei Bandreihen überliefert sind, wurde auf eine Klassifikation verzichtet.

Überlieferungsschwerpunkte

Vorhanden ist eine relativ umfangreiche Korrespondenz mit den Behörden, Ausstellern, Besuchern, Vermietern, Gastwirten, Verlagen und Zeitschriften. Alles diente der Aufgabe, die möglichst besten Bedingungen für die Leipziger Messen zu schaffen und den Handelsplatz in der ganzen Welt bekannt zu machen. Das Letztere belegen auch die Bemühungen Artikel über die Messe in fremdsprachigen Zeitungen zu veröffentlichen. Die Aussteller und Messeinteressenten legten Ihren Schreiben manchmal Werbeprospekte, Postkarten oder Materialproben bei.
An Hand der Überlieferung kann nachvollzogen werden, wie sich der Übergang von der Waren- zur Mustermesse vollzog und wie dafür in Leipzig neue Messehäuser gebaut und alte modernisiert wurden.
In den Bänden Nr. 1 bis 8 sind die Verhandlungen zur Verlegung der Messetermine überliefert. Diese waren sehr langwierig, da sie nicht nur mit den Messeausstellern, sondern vor allem mit den Behörden, wie dem Rat der Stadt Leipzig, der Kreishauptmannschaft Leipzig, dem Sächsischen Ministerium des Innern und nicht zuletzt durch die Mitgliedschaft Sachsens im Deutschen Zollverein von 1833 abgestimmt werden mussten.

Hinweise für die Benutzung
Bei der Bestellung von Archivgut müssen neben der Bestandssignatur 20203 die Aktenbestellnummer angegeben werden.

Verweise auf korrespondierende Bestände
20202 Leipziger Messeamt (I)
20205 Wirtschaftskammer Leipzig

Quellen und Literatur
Liebert, Thomas: Messe Leipzig als Mustermesse bis zum Ersten Weltkrieg, im August 2013 und Januar 2014, http://www.pr-museum.de
Märkte, Muster, Menschen - 850 Jahre Leipziger Messen, hrsg. von der Leipziger Messe GmbH, 1. Auflage, Dezember 2014.
StA-L, 20203 Messeausschuss, Nrn. 1 und 7

Marion Fechner
August 2016


[01] Die zeitgenössische Schreibweise war "Meß-Ausschuss". Im Folgenden wird die Schreibweise mit Messeausschuss modernisiert.
[02] StA-L, 20203 Messeausschuss, Nr. 1, S. 3f.
[03] StA-L, 20203 Messeausschuss, Nr. 17, S. 54f.
[04] Liebert, Thomas: Messe Leipzig als Mustermesse bis zum Ersten Weltkrieg, im August 2013 und Januar 2014, http: //www.pr-museum.de, S. 11. Genauere Information über die Auflösung des Ausschusses konnten nicht ermittelt werden.
[05] StA-L, 20203 Messeausschuss, Nr. 17, S. 1
[06] Die Fa. Serbe ist eine Verlagsbuchhandlung in Leipzig, die vor dem Messeausschuss das Messeadressbuch herausgab.
Liebert, Thomas: Messe Leipzig als Mustermesse bis zum ersten Weltkrieg, im August 2013 und Januar 2014, http://www.pr-museum.de
Organisation der Messen.- Sitzungen.
Der Messeausschuss war einer von mehreren Ausschüssen der Handelskammer Leipzig. Er organisierte zusammen mit dem Rat der Stadt Leipzig die stattfindenden Messen und setzte sich 1916 für die Bildung des Messeamtes ein, welches diese Aufgabe sowie die Förderung und den Schutz der Leipziger Messe übernahm. Der Messeausschuss der Handelskammer löste sich nach der Etablierung des Leipziger Messeamtes auf.
  • 2016 | Findbuch / Datenbank
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