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Beständeübersicht

Bestand

22229 Volkspolizeikreisamt Altenburg

Datierung1945 - 1991
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,82

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Zur Geschichte des Registraturbildners
Auf der 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 wurden der Aufbau des Sozialismus in der DDR und die Durchführung einer Verwaltungsreform beschlossen. Mit dem "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR" vom 23. Juli 1952[01] und der "Ordnung für den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe der Bezirke" vom 24. Juli 1952[02] gingen die Aufgaben der Landesregierungen und Landtage auf die 14 Bezirke über.
Analog dem neuen Staatsaufbau in der DDR wurden entsprechend des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung DVP vom 23. Juli 1952 anstelle der bisherigen Landesbehörden der Deutschen Volkspolizei (DVP) 14 Bezirksbehörden der Deutschen Volkspolizei (BDVP) sowie deren nachgeordnete Dienststellen gebildet.
Das Volkspolizeiamt Altenburg wurde vom Land Thüringen übernommen und in Volkspolizeikreisamt (VPKA) Altenburg umbenannt. Außerdem wurde im Zuständigkeitsbereich des ehemaligen Volkspolizeiamtes Altenburg das VPKA Schmölln neugebildet.[03]
Das VPKA Altenburg war eine der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig unmittelbar nachgeordnete Dienststelle des Ministeriums des Innern, die die konkrete polizeiliche Arbeit im Kreis zu organisieren und durchzuführen hatte. Als erster Leiter wurde VP-Oberrat Kayser berufen. Weitere Leiter waren:
Bose (1954-1955)
Fabian, Hauptmann der Volkspolizei (ca. Sept. 1955-Mitte 1958)
Prautsch, Hauptmann der Volkspolizei (Vertretung ab Mitte 1958, Leiter von Jan. 1959-Dez. 1968)
Junck, Hauptmann der Volkspolizei (Vertretung 1969)
Kreissl, Oberstleutnant der VP (Jan. 1970-1988)
Brandt, Volkspolizei-Rat (1989-Mai 1990)[04]
Das VPKA Altenburg gliederte sich nach Stabs- und Fachabteilungen. Der Dienststelle nachgeordnet waren Reviere, Gruppenposten und Betriebsschutzkommandos.[05]

Die wichtigsten Bereiche und deren Aufgaben waren:
Schutzpolizei
Hauptaufgabe der Schutzpolizei war die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Die Schutzpolizei wurde dabei ab 1952 von den Abschnittsbevollmächtigten (ABV)[06] und "freiwilligen Helfern der VP" unterstützt. Zu den Arbeitsaufgaben gehörten der Streifendienst, die Aufnahme und Bearbeitung von Strafanzeigen, die Überwachung von Veranstaltungen, Fahndungen und Festnahme von Verdächtigten sowie in Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei Verkehrskontrollen und die Aufnahme von Unfällen. Bei der Absicherung von Großveranstaltungen wurden sie von VP-Angehörigen aus anderen Abteilungen und der BDVP Leipzig unterstützt. Zur Schutzpolizei der Volkspolizeikreisämter gehörten von 1951 bis 1967 sogenannte Schnellkommandos, später Zentrale Kräfte Schutzpolizei mit einer Diensthundestaffel. Bei Notrufen konnten diese kleineren Einheiten schnell eingesetzt werden.
Ab 1959 gehörte auch die Abteilung Betriebsschutz zur Schutzpolizei. Sie war für die Ordnung und Sicherheit von bedeutenden volkseigenen Betrieben und Einrichtungen verantwortlich.
Kriminalpolizei
Die Kriminalpolizei hatte die Aufgabe Straftaten zu verhindern und aufzuklären. Schwere Verbrechen wie Mord oder gegen den Staat gerichtete Vergehen wurden an die BDVP Leipzig zur Bearbeitung abgegeben.
Die Kriminalpolizei arbeitete mit anderen Abteilungen des VPKA, mit staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, dem Kreisstaatsanwalt Altenburg und den Leitern von größeren Betrieben des Kreises eng zusammen.
Feuerwehr
Der Bereich war hauptsächlich für den vorbeugenden Brandschutz und die Anleitung der örtlichen und betrieblichen Brandschutzorgane einschließlich Feuerwehren verantwortlich. Die VP-Angehörigen kontrollierten regelmäßig Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe und Wohnungen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Feuerungsanlagen fachgerecht eingerichtet und betrieben, brennbares Material sachgerecht gelagert und die Brandbekämpfungseinrichtungen und -geräte funktionstüchtig waren. Außerdem wurde die Erziehung und Ausbildung des Nachwuchses in Jugendfeuerwehren und Arbeitsgemeinschaften "Junge Brandschutzhelfer" unterstützt.
Die Berufsfeuerwehren, Freiwilligen Feuerwehren und Betriebsfeuerwehren übernahmen die Brandbekämpfung und Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzes.
Pass- und Meldewesen
In den Dienststellen der Volkspolizei wurden von Zivilbeschäftigten die Meldeangelegenheiten, die Ausstellung von Personalausweisen und Reisepässen sowie Anträge auf Reisen ins Ausland bearbeitet. Die VP-Angehörigen arbeiteten eng mit den Hausbuchbeauftragten (Mieter oder Hauseigentümer) zusammen. In das Hausbuch mussten Besucher aus dem Ausland in der Regel innerhalb von 24 Stunden, aus der DDR von innerhalb 3 Tagen eingetragen werden.
Verkehrspolizei
Die Verkehrspolizei überwachte den fließenden und ruhenden Verkehr. In Zusammenarbeit mit der Schutzpolizei wurden Verkehrsordnungswidrigkeiten und Verkehrsstraftaten verfolgt und bearbeitet, notwendige Regelungen des Verkehrs durchgeführt, Verkehrsunfälle aufgenommen und bearbeitet und insbesondere Kindergärten und Schulen bei der Verkehrserziehung von Kindern und Jugendlichen unterstützt.
Das VPKA Altenburg war ab 1990 der Bezirkspolizeibehörde Leipzig zugeordnet. Mit dem Beitritt der DDR in die Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 gehört das VPKA Altenburg zum Land Thüringen.

Bestandsgeschichte und -inhalt
Die Unterlagen wurden nach 1990 in mehreren Etappen übernommen. Von den Beständen 24 BDVP Leipzig von 1952-1960, und 24.1 BDVP Leipzig von 1961-1975, die das Staatsarchiv Leipzig vom Bundesminister des Innern, Außenstelle Berlin, erhielt, wurden 29 Akten mit der Provenienz/Pertinenz VPKA Altenburg zugeordnet[07] . Die Sicherungsfilme dieser Akten wurden vom Bundesarchiv, Abteilung DDR, 1999 übergeben. Weiteres Schriftgut wurde 1996 von der Staatsanwaltschaft Gera (Ermittlungsakten der Kriminalpolizeistation Altenburg) und von der Polizeiinspektion Altenburg 1998 übergeben. Die letztgenannten Unterlagen wurden 2015 bewertet und erschlossen. Die Ermittlungsakten der Kriminalpolizeistation Altenburg wurden im Rahmen eines Praktikums der Ausbildung Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste von Sarah Heinicke bearbeitet.
Alle Verzeichnungseinheiten wurden im Programm AUGIAS erfasst. Grundlage ist die Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs. Es wurde die Erschließungsmaske Sachakten genutzt. Erfasst wurden: Aktentitel, alte Signatur, Archivsignatur, Datierung, Enthält-Vermerke, Darin-Vermerk, Band, Schadensklasse, Strukturteil und die Filmsignatur.

Die Akten dokumentieren die Organisation, Arbeitsweise und Geschichte des VPKA Altenburg nur unvollständig. Die Überlieferung von Unterlagen der Leitung ist ab 1976 fragmentarisch. So gibt es keine Unterlagen aus der Zeit von 1989/90. Rapporte und Lagefilme von 1976, 1981 bis 1989 geben Auskunft zu den verschiedenen Straftaten, Unglücken und anderen Ereignissen in der Stadt und im Kreis Altenburg.
Die Kriminaldienstbücher von 1970-1985 geben einen guten Einblick über die Straftaten in diesem Zeitraum. Sehr detailliert wurden die einzelnen Delikte aufgenommen. Darunter sind auch politisch motivierte Straftaten, wie Versuche von ungesetzlichen Grenzübertritten, öffentliche Herabwürdigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, die zum Teil zur weiteren Bearbeitung an das Dezernat II der Kriminalpolizei der BDVP Leipzig abgegeben wurden. Mordfälle, schwere Körperverletzungen, tödliche Unfälle, einige Selbstmorde und unnatürliche Todesfälle wurden registriert und meist an die Morduntersuchungskommission der BDVP Leipzig abgegeben.
Relativ umfangreich überliefert sind Ermittlungsakten zu Strafverfahren aus der Zeit von 1988 bis 1990. Es handelt sich um Verfahren, die meist eingestellt wurden, da Täter nicht ermittelt werden konnten oder sich der Verdacht auf eine Straftat nicht bestätigte. Neben den Delikten wie Diebstahl, Betrug, ungesetzliches Verlassen der DDR und Körperverletzung sind auch Ermittlungsakten zu Straftaten mit politischem Hintergrund, beispielsweise "öffentliche Herabwürdigung" (Beschriftungen von Hauswänden mit Losungen, die gegen die Organe der DDR gerichtet waren) oder Bedrohungen von Personen im Zusammenhang mit den ersten freien Wahlen 1990 überliefert. Etwa 10 % der ursprünglich überlieferten Unterlagen wurden archiviert.

Verweise auf andere Bestände
20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig
21124 SED-Kreisleitung Altenburg

Hinweise für die Benutzung

Bei der Bestellung von Archivgut müssen die Bestandssignatur 20229, die Aktenbestell- und die Filmnummer angegeben werden.
Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Es gelten die im § 10 des Sächsischen Archivgesetzes[08] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen sind in der Online-Version des Findbuchs nicht sichtbar


Quellen und Literatur

Behördengeschichtliche Einleitung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums des Innern - Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei - 1952 bis 1960 vom 19.01.1983 (Bestandsakte)
Behördengeschichtliche Einleitung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24.1 des Ministeriums des Innern - Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei - 1961 bis 1975 vom 08.09.1988 (Bestandsakte)
GBl. der DDR, 1952, Nr. 99
GBl. der DDR, 1952, Nr. 101
Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Band 1 1945-1961. Hrsg. Ministerium des Innern, VEB Verlag der Wissenschaften Berlin, 1987.
Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Band 2 1961-1985. Hrsg. Ministerium des Innern, VEB Verlag der Wissenschaften Berlin, 1987.
Schulze, Dieter: Das große Buch der Deutschen Volkspolizei. Geschichte-Aufgaben-Uniformen, Verlag Das Neue Berlin, Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 2006.

Marion Fechner
Juli 2015

Abkürzungsverzeichnis

ABV
Abschnittsbevollmächtigter
BDVP
Bezirksbehörde
BRD
Bundesrepublik Deutschland
BS
Betriebsschutz
CDU
Christlich Demokratische Union
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DVP
Deutsche Volkspolizei
FDJ
Freie Deutsche Jugend
GBl
Gesetzblatt
GO
Grundorganisation
Kfz
Kraftfahrzeug
LPG
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
LPG (T)
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (Tierproduktion)
LVZ
Leipziger Volkszeitung
MAS
Maschinen-Ausleih-Station
MDN
Mark der Deutschen Notenbank
MfS
Ministerium für Staatssicherheit
PCK
Petrolchemisches Kombinat (Schwedt)
PDS
Partei des Demokratischen Sozialismus
PGH
Produktionsgenossenschaft des Handwerks
PKW
Personenkraftwagen
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
StVE
Strafvollzugseinrichtung
TGA
Technische Gebäudeausrüstung (VEB Kombinat TGA)
TPA
Transportpolizeiamt
TM
Tausend Mark
VEB
Volkseigener Betrieb
VP
Volkspolizei
VR
Volksrepublik
VPKA/VPKÄ
Volkspolizeikreisamt/Volkspolizeikreisämter
ZK
Zentralkomitee






[01] GBl der DDR, 1952, Nr. 99, S. 613ff.
[02] GBl der DDR, 1952, Nr. 101, S. 621ff.
[03] StA-L, 2229 VPKA Altenburg, Nr. 3, S. 63.
[04] Die Dienstzeit der Leiter konnte meist nur anhand von Unterschriften überlieferter Leitungsdokumente ermittelt werden. Aus den sehr fragmentarisch überlieferten Unterlagen aus der Zeit von 1989/90 kann nur vermutet werden, dass Volkspolizei-Rat Brandt der letzte Leiter des VPKA Altenburg war, vgl. 22229 VPKA Altenburg, Nr. 203.
[05] Vgl. Anlage, 20250 BDVP Leipzig, Nr. 292
[06] VP-Angehöriger, der für die polizeilichen Aufgaben in Gemeinden, Stadtbezirken und auf Streckenabschnitten der Reichsbahn zuständig war. In seinem Abschnitt war er Ansprechpartner für die Bewohner und versah Streifendienst.
[07] Vgl. Einleitung zum Bestand 20250 BDVP Leipzig. Die Akten wurden in der Altregistratur der BDVP Leipzig nach dem Pertinenzprinzip und ohne Beachtung der unterschiedlichen Provenienzen BDVP Leipzig und VPKA Altenburg formiert.
[08] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl. S. 449).
Leitung und Organisation.- Anleitung durch die BDVP Leipzig.- Arbeitsplanung.- Analysen, Berichte und Statistiken der Abteilungen und Referate.- Rapporte und Lagebeurteilungen.- Kriminalpolizei.
Analog dem neuen Staatsaufbau in der DDR wurden entsprechend des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung DVP vom 23. Juli 1952 anstelle der bisherigen Landesbehörden der Deutschen Volkspolizei (DVP) 14 Bezirksbehörden der Deutschen Volkspolizei (BDVP) sowie deren nachgeordnete Dienststellen gebildet. Das Volkspolizeiamt Altenburg wurde vom Land Thüringen übernommen und in Volkspolizeikreisamt (VPKA) Altenburg umbenannt. Das VPKA Altenburg war eine der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig unmittelbar nachgeordnete Dienststelle des Ministeriums des Innern, die die konkrete polizeiliche Arbeit im Kreis zu organisieren und durchzuführen hatte. Es war gegliedert in Stabs- und Fachabteilungen. Der Dienststelle nachgeordnet waren Reviere, Gruppenposten und Betriebsschutzkommandos. Das VPKA Altenburg war ab 1990 der Bezirkspolizeibehörde Leipzig zugeordnet. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 gehörten die Polizeidienststellen Polizeiinspektion Altenburg und Kriminalpolizeistation Altenburg zum Land Thüringen.
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