Zur Geschichte des Volkspolizeikreisamtes Geithain

Nachdem auf der 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 der "planmäßige Aufbau des Sozialismus" in der DDR und die Durchführung einer Verwaltungsreform beschlossen worden waren, wurde kraft "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR"^[01] vom 23. Juli 1952 das föderale Prinzip zugunsten des zentralistischen aufgegeben. Die fünf Länder wurden im Zuge einer Gebietsreform abgeschafft, an ihre Stelle traten 14 Bezirke. Die Aufgaben der Landesregierungen und Landtage gingen kraft "Ordnung für den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe der Bezirke" ^[02] vom 24. Juli 1952 auf die zuständigen Bezirke über.

Auf der Grundlage des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung der DVP vom 23. Juli 1952 wurden, dem neuen Staatsaufbau entsprechend, anstelle der bisherigen Landesbehörden der DVP 14 Bezirksbehörden der DVP (BDVP) gebildet. Diesen unmittelbar nachgeordnet waren 217 Volkspolizeikreisämter als Dienststellen des Ministeriums des Innern. Das neu gebildete Volkspolizeikreisamt (VPKA) Geithain war der BDVP Leipzig unmittelbar nachgeordnet und war für die Organisation und Durchführung der konkreten polizeilichen Arbeit in dem im Zuge der obengenannten Verwaltungsreform neu gebildeten Kreis Geithain zuständig.

Leiter des VPKA Geithain waren u. a.:^[03]

Hähner, Otto Paul, VP-Oberkommissar (1. September 1952 bis Januar 1954)

Schramm, VP-Oberkommissar (Februar 1954 bis mindestens Mai 1954)

Proksch, Heinz, VP-Rat (1. Oktober 1954 bis 31. Dezember 1955)

Illgen, Horst, Hauptmann der VP (1. Januar 1956 bis mindestens 7. April 1959)

Lehmann, Herbert, Major der VP (1. September 1959 bis 31. Januar 1967)

Büchner, Gerhard, Major der VP (1. Februar 1967 bis 31. Dezember 1973)

Paul, Wolfgang, Oberstleutnant der VP (1. Januar 1974 bis 18. Juni 1981)

Rutkowski, Jürgen, Oberstleutnant der VP (1. August 1981 bis 31. August 1985)

Richter, Lothar, Oberstleutnant der VP (1. November 1985 bis 30. November 1988)

Würz, Manfred, Major der VP (1. Dezember 1988 bis 30. Juni 1989)

Gnant, Bernd, Polizeirat (1. Juli 1989 bis mindestens Oktober 1990)Das VPKA Geithain gliederte sich nach Stabs- und Fachabteilungen. Der Dienststelle nachgeordnet waren Reviere, Gruppenposten und Betriebsschutzkommandos.^[04]

Im Oktober 1990 wurde das VPKA Geithain in Kreisamt der Polizei Geithain umbenannt und der neuen Bezirkspolizeibehörde Leipzig unterstellt.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Übernahme der Unterlagen erfolgte nach 1990 in mehreren Etappen. 18 Akten im Umfang von 0,67 lfm der Bestände 24 BDVP Leipzig von 1952-1960 und 24.1 BDVP Leipzig von 1961-1975, die das Staatsarchiv Leipzig vom Bundesminister des Innern, Außenstelle Berlin, erhielt, wurden dem Bestand VPKA Geithain zugeordnet^[05] . Im Jahre 1999 erfolgte zudem die Übergabe der Sicherungsfilme dieser 18 Akten vom Bundesarchiv, Abt. DDR. Die Verzeichnung erfolgte im Jahre 2014. Im Jahre 2018 wurden auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs und des Bearbeitungsplanes weitere Unterlagen mit einem Umfang von 6,95 lfm sowie zusätzlich 0,25 lfm Personalakten, die aus dem Bestand 22125 Polizeidirektion Leipzig herausgelöst und dem Bestand 22234 VPKA Geithain zugeordnet wurden, vollständig erschlossen und (mit Ausnahme von als kassabel bewerteten Unterlagen) in AUGIAS verzeichnet.

Im Rahmen der Archivierung der Unterlagen wurde aufgrund des Überlieferungsumfanges besonders bei Unterlagen über Ordnungsstrafverfügungen der Verkehrspolizei, Zugjournalen und anderen Unterlagen der Kampfgruppen, Arbeitsbüchern von ABV sowie Maßnahmen zur Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit von Großveranstaltungen anhand der im Bearbeitungsplan festgelegten Kriterien eine Bewertung vorgenommen. Im Anschluss erfolgte eine entsprechende Auswahl. Bei den in geringem Umfang überlieferten Akten über Rückkehrer und Zuziehende wurden anhand der Bewertungskriterien, die auch bei anderen Beständen zugrunde gelegt wurden, nur einige wenige Vorgänge kassiert. Akten über Ausländer wurden aufgrund ihres sehr geringen Überlieferungsumfanges vollständig archiviert.


Überlieferungsschwerpunkte

Rapporte und Lagefilme sind für den Zeitraum 1979-1989 in großer Zahl und vollständig überliefert und enthalten Informationen über Straftaten (z. T. unter Nennung von Straftätern, Zeugen und/oder Geschädigten) und Unglücksfälle in der Stadt und im Kreis Geithain. Ebenso sind mehrere Anzeigentagebücher überliefert, welche u. a. Informationen zu Anzeigeerstattern, Geschädigten, Verdächtigen, Inhalt der Sachen, entsprechenden Vergehen laut Strafgesetzbuch der DDR, Tatort und Tatzeit sowie zum Wert von Sachen beinhalten.

Für sozialgeschichtliche Fragestellungen interessant sind Akten zum ungesetzlichen Verlassen der DDR und zum Reiseverkehr.

Überliefert ist zudem eine fünfbändige gebundene Chronik des VPKA Geithain 1960-1969.


Hinweise für die Benutzung

Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes^[06] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3b SächsArchivG sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.

Bei Ausländern ist in Klammern die Staatsangehörigkeit angegeben. Bei Personalakten ist der jeweils letzte Dienstgrad jeder Person bei Ausscheiden aus dem Dienst angegeben. Weitere Personalakten des VPKA Geithain (1945-1968; nur als Film) finden sich unter 20250 BDVP Leipzig, F 19074, zudem ist die zugehörige Namensliste unter 20250 BDVP Leipzig, Nr. 5591 zu finden.


Verweise auf korrespondierende Bestände

20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig


Quellen und Literatur

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1952 bis 1960 vom 19.01.1983 (Bestandsakte).

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1961 bis 1975 vom 08.09.1988 (Bestandsakte).

Gesetzblatt der DDR, 1952, Nr. 99 und 101.

Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Band 1-2, hrsg. v. Ministerium des Innern, VEB Verlag der Wissenschaften Berlin, 1987.

Schulze, Dieter: Das große Buch der Deutschen Volkspolizei. Geschichte – Aufgaben –Uniformen, Verlag Das Neue Berlin, Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 2006.



Andreas Nebelung
Juli 2018



Abkürzungsverzeichnis







^[01] GBl. der DDR, 1952, Nr. 99, S.613ff.
^[02] GBl. der DDR, 1952, Nr. 101, S. 621ff.
^[03] Bei den angegebenen Funktionszeiträumen der Amtsleiter, sofern nicht mit Datum angegeben, handelt es sich um Angaben der frühesten und spätesten ermittelten Zeiten, da anhand des Bestandes die genauen Daten (z. T. auch Vornamen) nicht bzw. nicht unter angemessenem Zeitaufwand ermittelt werden konnten. So beansprucht die Namensliste keine Vollständigkeit, da nicht auszuschließen ist, dass in den vakanten Funktionszeiträumen weitere Amtsleiter amtierten. Funktionszeiträume, in denen Leiter nur kommissarisch amtierten, wurden in die Liste nicht aufgenommen. Der angegebene Dienstgrad ist der jeweils letzte vor dem Ausscheiden. Die Dienstgradbezeichnungen in der DVP wurden auf Befehl des MdI ab Mai 1990 entmilitarisiert. VP-Rat entsprach dem Major der VP. Ab Oktober 1990 fiel der Zusatz "VP-" in allen Dienstgradbezeichnung weg, stattdessen wurden die Amtsbezeichnungen für Polizeibeamte der BRD übernommen.
^[04] Die Aufgaben der einzelnen Bereiche werden in der Einleitung des Bestandes 22229 VPKA Altenburg näher erläutert.
^[05] Vgl. Einleitung zum Bestand 20250 BDVP Leipzig. Die Akten wurden in der Altregistratur der BDVP Leipzig nach dem Pertinenzprinzip und ohne Beachtung der beiden verschiedenen Provenienzen BDVP Leipzig und VPKA Geithain formiert.
^[06] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl S. 449).

Leitung und Organisation.- Kampfgruppen.- Personalakten.- Versorgungsdiensten.- Stabschef mit Rapporten und Lagefilmen sowie Feuerwehr.- Stellvertreter für Politische Arbeit.- Schutzpolizei.- Verkehrspolizei.- Kriminalpolizei.- Pass- und Meldewesen.

Auf der Grundlage des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung der DVP vom 23. Juli 1952 wurden, dem neuen Staatsaufbau entsprechend, anstelle der bisherigen Landesbehörden der DVP 14 Bezirksbehörden der DVP (BDVP) gebildet. Diesen unmittelbar nachgeordnet waren 217 Volkspolizeikreisämter als Dienststellen des Ministeriums des Innern. Das neu gebildete Volkspolizeikreisamt (VPKA) Geithain war der BDVP Leipzig unmittelbar nachgeordnet und war für die Organisation und Durchführung der konkreten polizeilichen Arbeit in dem im Zuge der obengenannten Verwaltungsreform neu gebildeten Kreis Geithain zuständig. Das VPKA Geithain gliederte sich nach Stabs- und Fachabteilungen. Der Dienststelle nachgeordnet waren Reviere, Gruppenposten und Betriebsschutzkommandos. Im Oktober 1990 wurde das VPKA Geithain in Kreisamt der Polizei Geithain umbenannt und der Bezirkspolizeibehörde Leipzig zugeordnet.