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Beständeübersicht

Bestand

22237 Volkspolizeiamt Leipzig

Datierung1948 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,36

Bestand enthält auch 171 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Zur Geschichte des Volkspolizeiamtes Leipzig

Nachdem auf der 2. Parteikonferenz der SED im Juli 1952 der "planmäßige Aufbau des Sozialismus" in der DDR und die Durchführung einer Verwaltungsreform beschlossen worden waren, wurde kraft "Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR"[01] vom 23. Juli 1952 das föderale Prinzip zugunsten des zentralistischen aufgegeben. Die fünf Länder wurden im Zuge einer Gebietsreform abgeschafft, an ihre Stelle traten 14 Bezirke. Die Aufgaben der Landesregierungen und Landtage gingen kraft "Ordnung für den Aufbau und die Arbeitsweise der staatlichen Organe der Bezirke" [02] vom 24. Juli 1952 auf die zuständigen Bezirke über.

Auf der Grundlage des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung der DVP vom 23. Juli 1952 wurden, dem neuen Staatsaufbau entsprechend, anstelle der bisherigen Landesbehörden der DVP 14 Bezirksbehörden der DVP (BDVP) gebildet. Diesen unmittelbar nachgeordnet waren 217 Volkspolizeikreisämter als Dienststellen des Ministeriums des Innern. Entsprechend dem Beschluss der Bezirkseinsatzleitung vom 20. April 1966 wurde ein Struktur- und Stellenplanvorschlag[03] zur Bildung einer VP-Dienststelle für den Kreis Leipzig-Land erarbeitet, der am 5. Juli 1966 in endgültiger Form beim Minister des Innern und Chef der DVP eingereicht und von diesem mit Wirkung vom 1. August 1966 bestätigt wurde. Dadurch wurde beabsichtigt, dass die als Volkspolizeiamt (VPA) Leipzig bezeichnete selbstständige Dienststelle "die Führung der Kräfte und Mittel bei der Erfüllung der volkspolizeilichen Aufgaben besser gewährleistet und die Zusammenarbeit mit den bereits bestehenden Partei- und Staatsorganen wesentlich erleichtern würde."[04] Das VPA Leipzig war der BDVP Leipzig unmittelbar nachgeordnet und für die Organisation und Durchführung der konkreten polizeilichen Arbeit in dem im Zuge der obengenannten Verwaltungsreform gebildeten Kreis Leipzig-Land zuständig. Das VPKA Leipzig, das bis zu diesem Zeitpunkt für diese Aufgaben sowohl im Stadtkreis Leipzig als auch im Kreis Leipzig-Land zuständig gewesen war, war in der Folge nur noch für den Stadtkreis zuständig.

Leiter des VPA Leipzig waren u. a.:[05]

Kertscher, (Heinz?), Major der VP (August 1966 bis mindestens November 1966)

Schwerdtfeger, Emil, Oberstleutnant der VP (1. April 1967 bis 30. September 1980)

Heymann, Rolf, Polizeioberrat (1. November 1980 bis mindestens Dezember 1990)

Das VPA Leipzig gliederte sich nach Stabs- und Fachabteilungen. Der Dienststelle nachgeordnet waren Reviere und Betriebsschutzkommandos.[06]

Am 4. Oktober 1990 wurden das VPA Leipzig und das VPKA Leipzig zur Polizeidirektion Leipzig zusammengefasst, die dem Polizeipräsidium unterstellt wurde.[07]


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Übernahme der Unterlagen erfolgte nach 1990 in mehreren Etappen. 11 Akten im Umfang von 0,3 lfm, die das Staatsarchiv Leipzig vom Bundesminister des Innern, Außenstelle Berlin, erhielt, wurden dem Bestand 22237 zugeordnet und 2014 verzeichnet.[08] Im Jahr 1999 erfolgte die Übergabe der Sicherungsfilme dieser 11 Akten vom Bundesarchiv, Abt. DDR. 2018 wurden 0,2 lfm Personalakten aus dem Bestand 22125 Polizeidirektion Leipzig herausgelöst und dem Bestand 22237 zugeordnet. Im Jahr 2019 wurden auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs Unterlagen im Umfang von 6,36 lfm vollständig erschlossen und der Bestand abschließend bearbeitet. Darin enthalten sind die Einwohnermeldekarteien von Bösdorf und Eythra im Umfang von 0,1 lfm, die dem Bestand zugeordnet wurden.


Überlieferungsschwerpunkte

Arbeits- und Diensttagebücher von ABV, Tätigkeitsbücher der Funkstreifenwagen-Einsätze der VP-Reviere Markkleeberg und Schkeuditz sowie Streifenbücher der Schutzpolizei enthalten Tätigkeitsnachweise sowie Informationen über Straftaten (z. T. unter Nennung von Straftätern, Zeugen und Geschädigten) und Unglücksfälle im Kreis Leipzig-Land Für sozialgeschichtliche Fragestellungen interessant sind Akten über Rückkehrer und Zuzüge, darunter über "Besondere Personengruppen", die eine kriminelle Vergangenheit besaßen, einen "unmoralischen Lebenswandel" führten etc., sowie über Personen unter Ausländerkontrolle.


Hinweise für die Benutzung

Bei der Bestellung von Archivgut müssen in jedem Fall die Bestandssignatur 22237 und die Aktenbestellnummer sowie, falls vorhanden, die Filmnummer angegeben werden.

Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes[09] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach §§ 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1, Nr. 3b SächsArchivG sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.


Verweise auf korrespondierende Bestände

20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig


Quellen und Literatur

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1952 bis 1960 vom 19.01.1983 (Bestandsakte).

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1961 bis 1975 vom 08.09.1988 (Bestandsakte).

Gesetzblatt der DDR, 1952, Nr. 99 und 101.

Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Band 1-2, hrsg. v. Ministerium des Innern, VEB Verlag der Wissenschaften Berlin, 1987.

Schulze, Dieter: Das große Buch der Deutschen Volkspolizei. Geschichte – Aufgaben –Uniformen, Verlag Das Neue Berlin, Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 2006.



Andreas Nebelung

Oktober 2019


Abkürzungsverzeichnis


Abt.Abteilung
ABVAbschnittsbevollmächtigter
AIDSAcquired Immune Deficiency Syndrome
Bde.Bände
BDVPBezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei
BRDBundesrepublik Deutschland
CSSRTschechoslowakische Sozialistische Republik
DDRDeutsche Demokratische Republik
DVPDeutsche Volkspolizei
FDJFreie Deutsche Jugend
GBl.Gesetzblatt
geb.geborene
gesch.geschiedene
HWGhäufig wechselnde Geschlechtsverkehrspartner
lfmlaufende Meter
o. J.ohne Jahr
(R)Rückkehrer/in
SächsArchivGSächsisches Archivgesetz
SächsGVBlSächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt
SächsStASächsisches Staatsarchiv
SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands
SGSportgemeinschaft
StA-LStaatsarchiv Leipzig
VEB Volkseigener Betrieb
verw.verwitwete
VPVolkspolizei
VPAVolkspolizeiamt
VPKA Volkspolizeikreisamt
(Z)Zuzug; Zuziehende/r





[01] GBl. der DDR, 1952, Nr. 99, S.613ff.
[02] GBl. der DDR, 1952, Nr. 101, S. 621ff.
[03] SächsStA, StA-L, 22237 VPA Leipzig, Nr.6, Bl. 182-195
[04] SächsStA, StA-L, 22237 VPA Leipzig, Nr.6, Bl. 235.
[05] Bei den angegebenen Funktionszeiträumen der Amtsleiter, sofern nicht mit Datum angegeben, handelt es sich um Angaben der frühesten und spätesten ermittelten Zeiten, da anhand des Bestandes die genauen Daten (z. T. auch Vornamen) nicht bzw. nicht unter angemessenem Zeitaufwand ermittelt werden konnten. So beansprucht die Namensliste keine Vollständigkeit, da nicht auszuschließen ist, dass in dem vakanten Funktionszeitraum 1966/1967 weitere Amtsleiter amtierten. Der angegebene Dienstgrad ist der jeweils letzte vor dem Ausscheiden. Die Dienstgradbezeichnungen in der DVP wurden auf Befehl des MdI ab Mai 1990 entmilitarisiert. Ab Oktober 1990 fielen die Dienstgradbezeichnungen der DVP weg, stattdessen wurden die Amtsbezeichnungen für Polizeibeamte der BRD übernommen. Polizeioberrat entsprach dem Oberstleutnant der VP.
[06] Siehe unten S. VII das Strukturschema des VPA Leipzig. Die Aufgaben der einzelnen Bereiche werden in der Einleitung des Bestandes 22229 VPKA Altenburg näher erläutert.
[07] https://www.polizei.sachsen.de/de/16270.htm
[08] Vgl. Einleitung zum Bestand 20250 BDVP Leipzig. Die Akten wurden in der Altregistratur der BDVP Leipzig nach dem Pertinenzprinzip und ohne Beachtung der beiden verschiedenen Provenienzen BDVP Leipzig und VPA Leipzig formiert.
[09] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl S. 449).
Leiter des VPA.- Anleitung durch die BDVP.- Arbeitsplanung.- Kampfgruppen.- Kader mit Personalakten.- Stabschef mit Feuerwehr.- Stellvertreter für Politische Arbeit.- Schutzpolizei mit Erlaubniswesen und Lagefilmen.- Verkehrspolizei.- Kriminalpolizei.- Pass- und Meldewesen mit Rückkehrern und Zuziehenden sowie den Einwohnermeldekarteien von Bösdorf und Eythra.
Auf der Grundlage des Befehls Nr. 53/52 der Hauptverwaltung der DVP vom 23. Juli 1952 wurden, dem neuen Staatsaufbau entsprechend, anstelle der bisherigen Landesbehörden der DVP 14 Bezirksbehörden der DVP (BDVP) gebildet. Diesen unmittelbar nachgeordnet waren 217 Volkspolizeikreisämter als Dienststellen des Ministeriums des Innern. Entsprechend dem Beschluss der Bezirkseinsatzleitung vom 20. April 1966 wurde ein Struktur- und Stellenplanvorschlag zur Bildung einer VP-Dienststelle für den Kreis Leipzig-Land erarbeitet, der am 5. Juli 1966 in endgültiger Form beim Minister des Innern und Chef der DVP eingereicht und von diesem mit Wirkung vom 1. August 1966 bestätigt wurde. Dadurch wurde beabsichtigt, dass die als Volkspolizeiamt (VPA) Leipzig bezeichnete selbstständige Dienststelle "die Führung der Kräfte und Mittel bei der Erfüllung der volkspolizeilichen Aufgaben besser gewährleistet und die Zusammenarbeit mit den bereits bestehenden Partei- und Staatsorganen wesentlich erleichtern würde." Das VPA Leipzig war der BDVP Leipzig unmittelbar nachgeordnet und für die Organisation und Durchführung der konkreten polizeilichen Arbeit in dem im Zuge der obengenannten Verwaltungsreform gebildeten Kreis Leipzig-Land zuständig. Das VPKA Leipzig, das bis zu diesem Zeitpunkt für diese Aufgaben sowohl im Stadtkreis Leipzig als auch im Kreis Leipzig-Land zuständig gewesen war, war in der Folge nur noch für den Stadtkreis zuständig.
  • 2019 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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