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Beständeübersicht

Bestand

22242 Transportpolizeiamt Leipzig

Datierung1946 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)38,89

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Zur Geschichte des Transportpolizeiamtes (TPA) Leipzig


Bis zur Bildung der Transportpolizei[01] Ende 1949 verwaltete das Bahnpolizeiamt Halle das Territorium Leipzig.[02] Daraufhin übernahm bis Mitte 1952 auf diesem Territorium die dem Volkspolizei-Amt (Transport) Halle nachgeordnete Inspektion Leipzig mit einer Kriminalstelle und (ab 1950) einem Zugbegleitkommando (ZBK) die Aufgaben der Transportpolizei. Nachdem durch Befehl Nr. 50/52 des Chefs der DVP vom 26. Juni 1952 39, den Grenzen der Reichsbahnämter angepasste Volkspolizei-Ämter (Transport) gebildet worden waren, entstanden auf dem Territorium des späteren TPA Leipzig das Volkspolizei-Amt (Transport) Leipzig und das VPA (T) Altenburg, die über die Abteilungen Kriminalpolizei, Transport (mit ZBK und Transportbegleitung) sowie Schutzpolizei (einschließlich Betriebsschutz) verfügten und deren Einsatzkräfte in Internaten in Leipzig, Altenburg, Geithain und Böhlen untergebracht waren. Ihre zentrale Aufgabe war der Schutz von ökonomisch und militärstrategisch bedeutenden Objekten. Beiden Ämtern waren Gruppenposten, aber keine Reviere oder Wachen nachgeordnet, das VPA (T) Leipzig verfügte zudem über ein Einsatzkommando am Hauptbahnhof.[03]

Im Zuge des Militarisierungsprozesses der Polizei nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 wurden die 39 VPÄ (T) Anfang 1954 aufgelöst und durch 14, ab 1955 nur noch 8 Transportpolizeiabschnitte abgelöst, deren Dienstbereiche den Grenzen der Reichsbahndirektionen (Rbd) entsprachen. Auf dem Gebiet des Reichsbahnamtes Leipzig wurde der Volkspolizei-Abschnitt (Transport) Leipzig gebildet, für den die Abschnittsverwaltung der Transportpolizei (AVT) in Halle zuständig war.

Auf Befehl Nr. 35/59 des Ministers des Innern und Chefs der DVP wurden 1959 auf dem Gebiet jedes Reichsbahnamtes unter Beibehaltung der 8 Transportpolizeiabschnitte Transportpolizeiämter (TPÄ) mit nachgeordneten Revieren, Gruppenposten und Wachen gebildet. Für das Gebiet des Reichsbahnamtes Leipzig war das der AVT Halle nachgeordnete Transportpolizeiamt Leipzig mit der Abt. Kriminalpolizei, dem Transportbegleitkommando, der 12. Kompanie des ZBK[04] , den Transportpolizeirevieren (TPR) Leipzig-Hbf., Engelsdorf, Wahren und Altenburg sowie dem Gruppenposten Zeitz zuständig.

Auf Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR und auf Befehl Nr. 0024/69 des Ministers des Innern und Chefs der DVP erfolgte zum 1. Januar 1970 die Auflösung der AVT und der ihnen nachgeordneten TPÄ, stattdessen wurden neue, von den Zuständigkeitsbereichen der Rbd unabhängige TPÄ in den Bezirken gebildet. Dem Transportpolizeiamt Leipzig, das mit Wirkung vom 1. Juli 1970 eine der BDVP Leipzig nachgeordnete Dienststelle der Kategorie I war, oblag die Lösung der volkspolizeilichen Aufgaben auf dem Reichsbahngelände im Bezirk Leipzig. Dazu zählten v. a. der Schutz wichtiger Betriebe und Objekte, die Sicherung des grenznahen Hinterlandes, die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung in den Reisezügen zwischen DDR und BRD, des Transitverkehrs zwischen DDR und Westberlin sowie des Militärverkehrs, die Vorbeugung, Aufdeckung und Aufklärung von Straftaten in den Zentren des Eisenbahnwesens, Personenkontrollen, die Verhinderung von "Republikfluchten", die Sicherung der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen sowie die Abwehr von Gefahren und Störungen, die sich im Transportprozess der Deutschen Reichsbahn, der Produktion im Eisenbahn- und Fahrzeugbau, der Lagerung und dem Transport wichtiger Güter und der Verwendung volkswirtschaftlicher Erzeugnisse ergaben.

Im Stab der BDVP Leipzig wurde ein Referat "Transportpolizei" zur Planung und Koordinierung der spezifischen Aufgaben der Transportpolizei gebildet. Die Organisation und Gewährleistung der Zusammenarbeit zwischen dem TPA Leipzig und den Rbd wurde durch Koordinierungsgruppen der Transportpolizei am Sitz der Rbd in Halle und Dresden wahrgenommen. Dem Amtsleiter des TPA Leipzig, dessen unmittelbarer Vorgesetzter der Chef der BDVP Leipzig war, waren die TPR Altenburg, Leipzig Hbf., Leipzig-Engelsdorf (ab 1978 mit ehemaligem Gruppenposten Torgau) und Leipzig-Wahren (bis 1976), die Abt. Kriminalpolizei und weitere Fachabteilungen und Referate sowie das ZBK unterstellt[05] , zudem führte er unmittelbar die 7. Kompanie der Transportpolizei der BDVP Leipzig mit Sitz in Spröda, die als Wehrersatzdienst diente.

Zur Umsetzung der Transportaufgaben standen der Deutschen Reichsbahn im Bezirk Leipzig rund 11 % des Streckennetzes der DDR (darunter die Militäreisenbahnlinien Torgau-Eilenburg-Delitzsch-Eisleben und Oschatz-Wurzen-Leipzig-Weißenfels für die Bewegung der Streitkräfte in Spannungsperioden und im Verteidigungsfall sowie zur Sicherung und Verteidigung vorbereitete kategorisierte Objekte) zur Verfügung. Zudem verfügte das TPA Leipzig über selbstständige Kampfgruppenzüge und -hundertschaften sowie über freiwillige Helfer unter den Beschäftigten der Reichsbahn.[06]

Leiter des TPA Leipzig und seiner Rechtsvorgänger waren u. a.:[07]

Raack[08] , VP-Rat (spätestens 1950 bis ca. Juni/Juli 1953)

Silz, Oberstleutnant der VP (ab 1959 bis mindestens Februar 1970)

Rautenberger, Günter, Major der VP (1. Juli 1970 bis 31. Mai 1972)

Prüfer, Klaus, Oberstleutnant der VP (1. Juni 1972 bis 31. Dezember 1973)

Blazek, Erich, VP-Direktor (1. Januar 1974 bis 30. September 1990)

Am 30. September 1990 wurden die Transportpolizei und das TPA Leipzig aufgelöst, Angehörige wurden z. T. in die Bahnpolizei des Bundesgrenzschutzes übernommen.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Die Übernahme der Unterlagen erfolgte nach 1990 in mehreren Etappen. 22 Akten vom Bundesminister des Innern, Außenstelle Berlin, wurden dem Bestand TPA Leipzig zugeordnet.[09] Im Jahre 1999 erfolgte die Übergabe der Sicherungsfilme dieser Akten vom Bundesarchiv, Abt. DDR. Die Verzeichnung erfolgte im Jahre 2013. Im Jahre 2018 wurden 42 Personalakten aus dem Bestand 22125 Polizeidirektion Leipzig herausgelöst, dem Bestand TPA Leipzig zugeordnet und verzeichnet. Zu Beginn des Jahres 2020 erfolgte die Erschließung und Bewertung der übrigen Unterlagen im Umfang von 6,8 lfm, von denen ein Teil als kassabel bewertet wurde. Die Verzeichnung in AUGIAS erfolgte auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs.


Überlieferungsschwerpunkte


Rapporte und Lagefilme sind für den Zeitraum 1981 bis 1989, Anzeigentagebücher für den Zeitraum 1969 bis 1988 vollständig überliefert. Sie enthalten Informationen über Straftaten und Unglücksfälle im Verantwortungsbereich des TPA Leipzig und sind sozialgeschichtlich von Interesse.


Hinweise für die Benutzung


Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 des Sächsischen Archivgesetzes[10] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sind in der Online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.


Verweise auf korrespondierende Bestände


20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig


Quellen und Literatur


Behördengeschichtliche Einführungen zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1952 bis 1960 vom 19.01.1983 bzw. 1961 bis 1975 vom 08.09.1988 (Bestandsakten).

Der Aufbau und die Entwicklung der Transportpolizei in der Zeit von 1945-1955, hrsg. v. Ministerium des Innern, Hauptabteilung Transportpolizei, Berlin 1968.

Geschichte der Transportpolizei 1945-1961, verfasst von der Kommission zur Erforschung historischer Probleme der Transportpolizei, hrsg. v. Ministerium des Innern, Hauptabteilung Transportpolizei, Berlin 1969.

Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Bd. 1-2, hrsg. v. Ministerium des Innern, VEB Verlag der Wissenschaften, Berlin 1987.

Mittmann, Wolfgang: Die Transportpolizei (1945-1990), in: Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR, hrsg. im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes von Diedrich, Torsten, Ehlert, Hans Gotthard, Wenzke, Rüdiger, Berlin 1998, S. 537-549.


Andreas Nebelung
Februar 2020


Abkürzungsverzeichnis


Abs.Absatz
Abt.Abteilung
ABVAbschnittsbevollmächtigte/r
Art.Artikel
AVTAbschnittsverwaltung Transportpolizei
Bd.Band
Bde.Bände
BDVPBezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei
BRDBundesrepublik Deutschland
DDRDeutsche Demokratische Republik
DVdIDeutsche Verwaltung des Innern
DVPDeutsche Volkspolizei
FCFußballclub
FDJFreie Deutsche Jugend
HAHauptabteilung
Hbf.Hauptbahnhof
KPDKommunistische Partei Deutschlands
lfmlaufende Meter
MdIMinisterium des Innern
MfSMinisterium für Staatssicherheit
MITROPAMitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft
POSPolytechnische Oberschule
RbdReichsbahndirektion
SächsArchivGSächsisches Archivgesetz
SächsGVBl.Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt
SächsStASächsisches Staatsarchiv
SBZSowjetische Besatzungszone
SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands
SGSportgemeinschaft
SMADSowjetische Militäradministration in Deutschland
StA-LStaatsarchiv Leipzig
TPA/TPÄTransportpolizeiamt/Transportpolizeiämter
TPRTransportpolizeirevier
VEB Volkseigener Betrieb
VPVolkspolizei
VPÄVolkspolizeiämter
VPKÄVolkspolizeikreisämter
ZKZentralkomitee





[01] Zur Geschichte der Transportpolizei siehe Der Aufbau und die Entwicklung der Transportpolizei in der Zeit von 1945-1955, aaO.; Geschichte der Transportpolizei 1945-1961, aaO.; Konzeption zu historischen Problemen der Bildung und Entwicklung der Transportpolizei von 1945 bis 1968, hrsg. v. Ministerium des Innern, Hauptabteilung Transportpolizei, Berlin 1968 oder später; Mittmann, aaO.
[02] SächsStA, StA-L, 22242 TPA Leipzig, Nr. 258.
[03] SächsStA, StA-L, 22242 TPA Leipzig, Nr. 259.
[04] Die Einsatzkräfte konnten auch überregional eingesetzt werden. So sicherte das Zugbegleitkommando am 13. August 1961 zwei Streckenbereiche, zudem war eine 84-köpfige Einheit des TPA Leipzig vor Ort in Berlin an den Sicherheitsmaßnahmen infolge der Grenzschließung beteiligt; SächsStA, StA-L, 22242 TPA Leipzig, Nr. 258.
[05] Zur Struktur des TPA Leipzig um 1975 und 1988 siehe unten die beiden Anlagen nach S. V.
[06] SächsStA, StA-L, 22242 TPA Leipzig, Nr. 1, Bl. 102ff., Bl. 151ff.
[07] Für den Zeitraum zwischen 1953 und 1959 waren Namen und Dienstzeiten der Dienststellenleiter anhand des Bestandes nicht ermittelbar. Der angegebene Dienstgrad ist der jeweils letzte ermittelbare vor dem Ausscheiden als Amtsleiter des TPA Leipzig. Die Dienstgradbezeichnungen in der DVP wurden auf Befehl des MdI ab Mai 1990 entmilitarisiert. Oberst der VP Blazek wurde VP-Direktor.
[08] VP-Rat Raack wurde aufgrund seines Verhaltens am 17. Juni 1953 "wegen Feigheit vor dem Feind" seines Amtes enthoben. Er hatte mit den Aufständischen verhandeln wollen und Waffen verstecken lassen; SächsStA, StA-L, 22242 TPA Leipzig, Nr. 258 und 259.
[09] Vgl. die Einleitung zum Bestand 20250 BDVP Leipzig. Die Akten wurden in der Altregistratur der BDVP Leipzig nach dem Pertinenzprinzip ohne Beachtung der beiden verschiedenen Provenienzen BDVP Leipzig und TPA Leipzig formiert.
[10] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl. S. 449).
Leiter des TPA.- Arbeitsplanung.- Kampfgruppen.- Kader mit Personalakten.- Stabschef mit Rapporten und Lagefilmen.- Stellvertreter für Politische Arbeit.- Kriminalpolizei.- SED-Grundorganisation.- Sammlungen mit Chroniken, Fotodokumentationen und historischen Abhandlungen.
Nachdem sich die Verwaltungsstruktur im Hinblick auf bahnpolizeiliche Aufgaben seit 1945 mehrfach geändert hatte, erfolgte 1970 die Bildung von Transportpolizeiämtern in den DDR-Bezirken. Dem Transportpolizeiamt Leipzig, das mit Wirkung vom 1. Juli 1970 eine der BDVP Leipzig nachgeordnete Dienststelle der Kategorie I war, oblag die Lösung der volkspolizeilichen Aufgaben auf dem Reichsbahngelände im Bezirk Leipzig. Dazu zählten v. a. der Schutz wichtiger Betriebe und Objekte, die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung in den Reisezügen zwischen DDR und BRD, des Transitverkehrs zwischen DDR und Westberlin sowie des Militärverkehrs, die Aufklärung von Straftaten in den Zentren des Eisenbahnwesens, Personenkontrollen, die Verhinderung von "Republikfluchten", die Sicherung der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen sowie die Abwehr von Gefahren und Störungen, die sich im Transportprozess der Deutschen Reichsbahn, der Lagerung und dem Transport wichtiger Güter. Dem Amtsleiter des TPA Leipzig waren die Transportpolizeireviere Altenburg, Leipzig Hbf., Leipzig-Engelsdorf (ab 1978 mit ehemaligem Gruppenposten Torgau) und Leipzig-Wahren (bis 1976), die Abt. Kriminalpolizei und weitere Fachabteilungen und Referate sowie das Zugbegleitkommando unterstellt, zudem führte er unmittelbar die 7. Kompanie der Transportpolizei der BDVP Leipzig mit Sitz in Spröda. Am 30. September 1990 wurden die Transportpolizei und das TPA Leipzig aufgelöst, Angehörige wurden z. T. in die Bahnpolizei des Bundesgrenzschutzes übernommen.
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