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Beständeübersicht

Bestand

22247 Volkspolizeischule Leipzig, Dommitzsch

Datierung1947 - 1984
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,78

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Zur Geschichte der VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch

Die VP-Schule Leipzig und ihre Vorgänger waren auf dem Gelände der ehemaligen Geflügelfarm Schmiedchen in Dommitzsch untergebracht. Dieses Gelände (heute Weidenhainer Weg 16) hatte ab 1936 der WASAG Elsnig gehört, bis es ab 1945 u. a. als Flüchtlings- und Umsiedlerlager genutzt wurde. 1949 wurde das Objekt der Polizei des Landes Sachsen-Anhalts übergeben. Schon vor Bildung der VP-Schule Leipzig diente es schulischen Zwecken. Untergebracht waren hier ab April 1949 die Polizeibereitschaft Dommitzsch, ab September 1949 die Grenzpolizeischule Dommitzsch, ab November 1949 die Schulgrenzbereitschaft Dommitzsch, ab November 1951 die Landespolizeischule Dommitzsch, ab September 1952 die VP-Schule Dommitzsch, zuständig für die Ausbildung von VP-Angehörigen im Bezirk Leipzig, zudem die Zentralschule für ABV Dommitzsch und die Wacheinheit Dommitzsch sowie ab 1953 die VP-Bereitschaft Dommitzsch, die Schulungen in Allgemeinbildung und Marxismus-Leninismus, aber auch militärische und polizeitaktische Ausbildung inklusive Waffentraining durchführte und das politische Ziel hatte, alle Genossen Volkspolizisten "zu unbändigem Hass gegen alle Feinde" der DDR zu erziehen.[01]

In der Anfang 1957 entsprechend dem Befehl 17/56 des MdI zur Verstärkung der militärischen und polizeitaktischen Ausbildung von VP-Angehörigen gebildeten Ausbildungseinheit (später Ausbildungsabteilung) Dommitzsch erfolgte die Ausbildung in Dienstsportarten wie Judo und Nahkampf, in Topographie, Schutzdienst und Taktik, zudem gehörten Waffen- und Schießausbildung sowie Breitenausbildung dazu.[02]

Entsprechend dem Befehl 15/59 des Ministers des Innern und Chefs der DVP erfolgte am 15. September 1959 die Bildung der Bezirksschule der VP des Bezirkes Leipzig mit Außenstellen in Naunhof und Torgau und einer Kapazität von 8 Klassen je 30 Genossen. Ziel war eine allseitige und umfassendere Qualifizierung aller VP-Angehörigen in den Fachgebieten Unterricht und Ausbildung, darunter Waffen- und Schießausbildung, durch einen neuen Charakter der Schulung. Lehrgangsteilnehmer wurden durch Musik-, Film- und Theatervorführungen kulturell betreut. Die Schulleitung ergriff zur Beseitigung von Mängeln verschiedene Maßnahmen wie die Vervielfältigung und Ergänzung von Studienmaterialien, Anfertigung von Anschauungsmaterial zur weiteren Ausgestaltung der Lehrkabinette und bessere Verbindungsaufnahme mit den Fachabteilungen der BDVP Leipzig und mit den VPKÄ. Erfahrungsaustausche mit den Bezirksschulen anderer Bezirke wurden durchgeführt. Die weitere Qualifizierung der Lehrer erfolgte durch Delegierungen zu Pädagogiklehrgängen, Teilnahmen an Vorbereitungslehrgängen für Bezirksschulen und Besuche von Fachtagungen.[03] Neben dem von der HVDVP gefertigten Schulprogramm waren selbstgestellte Schwerpunktaufgaben der Partei- und Schulleitung u. a. die politische, polizeiliche und militärische Befähigung aller Genossen Volkspolizisten, die innere Sicherheit der DDR zu garantieren und ihnen die vermeintlichen Absichten, Pläne, Methoden und Argumente "des Feindes" zu vermitteln, um diese Argumente zerschlagen zu können.[04]

In Durchsetzung der "Grundsätze des Bildungsprogramms in den Organen des MdI" auf Befehl 4/65 des MdI wurde die Bezirksschule im Januar 1965 in VP-Schule Leipzig umbenannt und für die Dienstanfängerausbildung der Bezirke Leipzig, Halle und Cottbus sowie des Organs Strafvollzug verantwortlich gemacht. Dabei wurden allein im Zeitraum 1965-1972 jeweils rund 3.000 Dienstanfänger der Dienstzweige Schutzpolizei und Betriebsschutz sowie 700 Dienstanfänger des Organs Strafvollzug ausgebildet. Seit März 1966 wurden auch weibliche VP-Angehörige ausgebildet. Schulungen erfolgten etwa in den Fachgebieten Marxismus-Leninismus, Recht/Kriminalistik, Fachkunde und Einsatzausbildung.[05] Aufgabenbereiche waren auch operative Dienstdurchführungen wie Einsätze zur Sicherung der Leipziger Messen und des Kampfgruppenschießens.

Schulleiter der VP-Schule Leipzig und ihrer Vorgänger waren:[06]

Renkewitz, Werner, Hauptmann der VP (1. Februar 1958 bis mindestens Januar 1959)

Meißner, Walter, Major der VP (1. August 1959 bis 31. Juli 1963)

Tuczek, Benno, Major der VP (1. Januar 1964 bis 31. Dezember 1964)

Lampel, Wolfgang, Major der VP (1. Januar 1965 bis 31. Januar 1972)

Gabriel, Ernst, Oberstleutnant der VP (1. Februar 1972 bis 31. August 1984)

Mit Wirkung vom 31. August 1984 wurde die VP-Schule Leipzig wie auch alle übrigen VP-Schulen aufgelöst. Die Ausbildung von Dienstanfängern erfolgte seit September 1984 in der neugebildeten zentralen VP-Schule des MdI "Ernst Thälmann" in Neustrelitz. Ab 1. September 1984 diente das Objekt als Schule des Nachrichtenwesens des MdI, die im Oktober 1989 den Status einer Fachschule des Nachrichtenwesens des MdI erhielt, im Frühjahr 1990 in Fachschule des Ministeriums für Innere Angelegenheiten der DDR umbenannt und am 3. Oktober 1990 aufgelöst wurde. 1991 wurde Dommitzsch Außenstelle der neugebildeten Landes-Polizeischule des Freistaats Sachsen (Fachbereiche Fernmeldewesen, Datenverarbeitung und Sprachen) sowie zentrale Literaturbeschaffungsstelle und Medienzentrum der Polizei des Freistaates Sachsen.[07]




Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Übernahme der Unterlagen erfolgte nach 1990 in mehreren Etappen. 9 Akten vom Bundesminister des Innern, Außenstelle Berlin, wurden dem Bestand VP-Schule Leipzig zugeordnet.[08] Im Jahr 1999 erfolgte die Übergabe der Sicherungsfilme dieser Akten vom Bundesarchiv, Abt. DDR. Die Verzeichnung erfolgte im Jahr 2013. Im Jahr 2018 wurden 4 Personalakten aus dem Bestand 22125 Polizeidirektion Leipzig herausgelöst, dem Bestand VP-Schule Leipzig zugeordnet und verzeichnet.[09] Im Jahr 2020 erfolgte auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs die Erschließung der übrigen Unterlagen im Umfang von 0,69 lfm in AUGIAS. Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind zudem Lehr- und Ausbildungsfilme der VP-Schule überliefert.




Überlieferungsschwerpunkte

Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Sammlung von Urkunden und Chroniken aus dem Bereich Traditionskabinett sowie die Lehr- und Ausbildungsfilme.




Hinweise für die Benutzung

Bei der Bestellung von Archivgut müssen in jedem Fall die Bestandssignatur 22247 und die Aktenbestellnummer sowie, falls vorhanden, die Filmnummer angegeben werden.

Für die Einsichtnahme sind die Regelungen zum Datenschutz zu beachten. Dabei gelten die im § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 des Sächsischen Archivgesetzes (SächsArchivG)[10] festgelegten Schutzfristen. Aktentitel mit personenbezogenen Daten und laufenden Schutzfristen nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SächsArchivG sind in der online-Version des Findbuchs nicht einsehbar.




Verweise auf korrespondierende Bestände

20250 Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Leipzig

13786 Sammlung Lehr- und Ausbildungsfilme (überliefert im HStA Dresden)




Quellen und Literatur

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1952 bis 1960 vom 19.01.1983 (Bestandsakte).

Behördengeschichtliche Einführung zum Findbuch des Bestandes Nr. 24 des Ministeriums der Innern – Bezirksbehörde Deutsche Volkspolizei – 1961 bis 1975 vom 08.09.1988 (Bestandsakte).




Andreas Nebelung

September 2020





Abkürzungsverzeichnis

Abs.Absatz
Abt.Abteilung
ABVAbschnittsbevollmächtigter
Bde.Bände
BDVPBezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei
BGLBetriebsgewerkschaftsleitung
DDRDeutsche Demokratische Republik
DSF(Gesellschaft für) Deutsch-Sowjetische Freundschaft
DVPDeutsche Volkspolizei
FDJFreie Deutsche Jugend
GSSDGruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland
HStAHauptstaatsarchiv
HVDVPHauptverwaltung Deutsche Volkspolizei
lfmlaufende Meter
LPGLandwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MdIMinisterium des Innern der DDR
SächsArchivGSächsisches Archivgesetz
SächsGVBl.Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt
SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands
StA-LStaatsarchiv Leipzig
VEB Volkseigener Betrieb
VPVolkspolizei
VPKÄVolkspolizeikreisämter
WASAGWestfälisch-Anhaltische-Sprengstoff-Aktiengesellschaft





[01] 22247 VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch, Nr. 1, Bl. 41ff.
[02] 22247 VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch, Nr. 1, Bl. 96ff.
[03] 22247 VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch, Nr. 1, Bl. 120ff.
[04] 22247 VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch, Nr. 2, Bl. 86.
[05] 22247 VP-Schule Leipzig, Sitz Dommitzsch, Nr. 3, Bl. 85ff.
[06] Die Funktionszeiträume konnten anhand des Bestandes nicht in allen Fällen exakt ermittelt werden. Der angegebene Dienstgrad ist der jeweils letzte vor dem Ausscheiden. Kommissarische Leiter sind nicht angegeben. Die Ernennung des Majors der VP Meißner als Leiter der am 15. September 1959 gebildeten Bezirksschule der VP wurde bereits zum 1. August d. J. wirksam. 1963 wurde er wegen parteischädigenden Verhaltens entpflichtet.
[07] https://www.polizei.sachsen.de/de/8659.htm.
[08] Vgl. Einleitung zu 20250 BDVP Leipzig. Die Akten wurden in der Altregistratur der BDVP nach dem Pertinenzprinzip ohne Beachtung der beiden verschiedenen Provenienzen BDVP und VP-Schule Leipzig formiert.
[09] Bei Personalakten ist der jeweils letzte Dienstgrad jeder Person bei Ausscheiden aus dem Dienst angegeben.
[10] SächsArchivG vom 17. Mai 1993 (SächsGVBl. S. 449).
Leiter der VP-Schule mit Arbeitsplanung sowie Kader, Ausbildung und Schulung.- Stellvertreter für Politische Arbeit.- Sammlungen.
In Durchsetzung der "Grundsätze des Bildungsprogramms in den Organen des MdI" auf Befehl 4/65 des MdI wurde die Bezirksschule der VP des Bezirkes Leipzig im Januar 1965 in VP-Schule Leipzig umbenannt und für die Dienstanfängerausbildung der Bezirke Leipzig, Halle und Cottbus sowie des Organs Strafvollzug verantwortlich gemacht. Dabei wurden allein im Zeitraum 1965-1972 jeweils rund 3.000 Dienstanfänger der Dienstzweige Schutzpolizei und Betriebsschutz sowie 700 Dienstanfänger des Organs Strafvollzug ausgebildet. Seit März 1966 wurden auch weibliche VP-Angehörige ausgebildet. Schulungen erfolgten etwa in den Fachgebieten Marxismus-Leninismus, Recht/Kriminalistik, Fachkunde und Einsatzausbildung. Aufgabenbereiche waren auch operative Dienstdurchführungen wie Einsätze zur Sicherung der Leipziger Messen und des Kampfgruppenschießens.
Mit Wirkung vom 31. August 1984 wurde die VP-Schule Leipzig wie auch alle übrigen VP-Schulen aufgelöst. Die Ausbildung von Dienstanfängern erfolgte seit September 1984 in der neugebildeten zentralen VP-Schule des MdI "Ernst Thälmann" in Neustrelitz. Ab 1. September 1984 diente das Objekt als Schule des Nachrichtenwesens des MdI, die im Oktober 1989 den Status einer Fachschule des Nachrichtenwesens des MdI erhielt, im Frühjahr 1990 in Fachschule des Ministeriums für Innere Angelegenheiten der DDR umbenannt und am 3. Oktober 1990 aufgelöst wurde. 1991 wurde Dommitzsch Außenstelle der neugebildeten Landes-Polizeischule des Freistaats Sachsen (Fachbereiche Fernmeldewesen, Datenverarbeitung und Sprachen) sowie zentrale Literaturbeschaffungsstelle und Medienzentrum der Polizei des Freistaates Sachsen.
  • 2020 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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