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Beständeübersicht

Bestand

30633 Grundherrschaft Dorfstadt

Datierung1502 - 1945
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)10,50
1. Geschichte der Grundherrschaft Dorfstadt
Die Grundherrschaft Dorfstand befand sich nördlich von Falkenstein im Vogtland. Dorfstadt wurde 1460 als Vorwerk erstmals erwähnt. Mit 5899,10 Steuereinheiten (um 1840) gehörte das altschriftsässige Rittergut Dorfstadt zu den kleineren Gütern in Sachsen. Der Grundherr besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen. Die grundherrlichen Rechte des Ritterguts erstreckte sich über einen Teil des gleichnamigen Dorfes und Teile von Falkenstein, Ellefeld, Neustadt, Schreiersgrün, Siehdichführ, Siebenhitz, Neudorf, Werda Trieb und Bergen. Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde am 5. Oktober 1855 an die Königlichen Gerichte Falkenstein, Auerbach und Treuen abgegeben.
1901 gehörten zum Rittergut 930 Hektar Grundbesitz, davon waren 750 Hektar Wald. 1945 umfasste der Grundbesitz nur noch 210 Hektar mit 74 Hektar Wald. Zur Rittergutswirtschaft gehörte bis zum 19. Jahrhundert eine Schäferei.
Das Rittergut Dorfstadt blieb, ebenso wie die benachbarten Güter Falkenstein und Oberlauterbach, durchgängig in der Hand der adeligen Familie Trützschler / von Trützschler (das von wurde erst seit dem 19. Jahrhundert im Namen getragen). Die Trützschler waren eine der ältesten und bedeutendsten Adelsfamilien in Sachsen. Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten ihr zehn Rittergüter im Vogtland.
Die ersten namentlich bekannten Besitzer von Dorfstadt sind Georg Christoph Trützschler und sein Vetter Caspar Trützschler (? – 1596). Letzterer besaß auch die Rittergüter Falkenstein, Oberlauterbach, Bergen, Hermannsgrün, Unter-Reudnitz und Rothenhof. Der Enkel von Caspar Trützschler, Georg Abraham (1583 – 1630), ist der nächste bekannte namentliche Besitzer. Auf diesem folgen:
- Christoph Heinrich Trützschler (1611 – 1670) auf Falkenstein, Dorfstadt Mühlberg
- Hans Julius Trützschler (1650 – 1706) auf Falkenstein, Dorfstadt Mühlberg
- August Wil(l)ibald Trützschler (1687 – 1759) auf Dorfstadt, Oberlauterbach, Mechelgrün
- Philipp Ferdinand Trützschler (1734 – 1797) auf Dorfstadt und Oberlauterbach
- August Heinrich von Trützschler (1761 – 1813) auf Dorfstadt
- Han(n)s Julius Ferdinand von Trützschler (1792 – 1860) auf Dorfstadt
- Hans Dietrich Konrad (auch Conrad) von Trützschler (1830 – 1907) auf Dorfstadt
- Dr. Hans August Konrad von Trützschler (1882 – 1966) auf Dorfstadt
Die von Trützschler wurden 1945 enteignet.


2. Bestandsgeschichte
Mit der Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit übernahmen die Gerichtsämter Auerbach/V., Falkenstein sowie Treuen und später deren Nachfolgebehörden, die Amtsgerichte Auerbach/V., Falkenstein und Treuen, die Dorfstädter Gerichtsakten. Von dort gelangten sie in das Hauptstaatsarchiv Dresden, wo sie als sogenannte Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften aufbewahrt wurden. Das umfangreiche Rittergutsarchiv kam über die Schlossbergungen nach 1945 in das Hauptstaatsarchiv Dresden. Der Bestand wurde dort, wahrscheinlich in den 1960er Jahren, durch ein grobes Titelverzeichnis ohne Gliederung erfasst. Diesem realen Bestand wurden die Dorfstädter Gerichtsakten aus der Lagerungsgemeinschaft virtuell zugeordnet und durch eine ungegliederte Findkartei erschlossen (lfd. Nr. 1 – 33).
2002 erfolgte eine Neuordnung der Bestände gemäß ihrer Herkunftsregionen, in deren Ergebnis das für Südwestsachsen zuständige Staatsarchiv Chemnitz die Dorfstädter Akten unter der Signatur 30633 in seine Tektonik eingliederte. Im Zuge des Projektes "Auflösung der Lagerungsgemeinschaften" wurden 2006 die Akten aus der Lagerungsgemeinschaft mit dem Rittergutsarchiv zu einem realen Bestand zusammengeführt und zunächst die auf Karteikarten bereits vorläufig erschlossenen Akteneinheiten (AE) in Augias eingegeben. 2009 wurde eine Akte aus dem Bestand 30604 Grundherrschaft Auerbach/V. als lfd. Nr. 34 eingegliedert und in Augias verzeichnet. 2008 sind dem Staatsarchiv Chemnitz vom Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Eibenstock, 18 AE übergeben worden. Es handelt sich um Akten der Forstrevierwaltung (später: Forstamt) Dorfstadt in Grünbach/V. bzw. der Rittergutsverwaltung des Freiherrn von Trützschler zum Falkenstein in Dorfstadt, die 2010 erschlossen und in Augias eingegeben worden sind (lfd. Nr. 35 – 52). 2015/2016 erfolgte mit Hilfe von Augias 9.1 die Erschließung des Rittergutsarchivs (9,20 lfm, lfd. Nr. 53 – 989).


3. Bestandsanalyse
Dorfstadt ist einer der größeren Grundherrschaftsbestände im Staatsarchiv Chemnitz. Seine besondere Bedeutung liegt im Familienarchiv, welches nicht nur Quellen zum Rittergut Dorfstadt liefert, sondern zur Familie Trützschler mit Stammhaus Falkenstein /V. insgesamt. Dadurch sind zahlreiche Akten von anderen Grundherrschaften im Besitz der Familie Trützschler überliefert. Insbesondere trifft dies auf die benachbarten Grundherrschaften Oberlauterbach und Falkenstein zu.
Der Bestand enthält die Tätigkeit des Patrimonialgerichts, wobei der Schwerpunkt der Überlieferung auf der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit liegt. Während sich nur wenige Akten auf die Gutswirtschaft beziehen, dominiert das umfangreiche Familienarchiv die Überlieferung. Erb- und Lehnsangelegenheiten der gesamten Familie Trützschler sind breit dokumentiert. Ein besonders enger Zusammenhang sowohl durch gemeinsame Grenzen als auch durch die Belehnungen und Mitbelehnungen bestand zwischen Trützschlerschen Grundherrschaften in Dorfstadt, Falkenstein, Oberlauterbach, Bergen, Mühlberg /V. und Mechelgrün (oberer Teil).
Der umfangreichste Teil des Familienarchivs besteht aus Akten des Oberhofgerichts Leipzig mit Prozessen, in die die Familie Trützschler verwickelt war. Die größte Anzahl davon bezieht sich auf Streitigkeiten innerhalb der Familie Trützschler. Jedoch enthält die Überlieferung auch zahlreiche Prozesse gegen Angehörige anderer adelige Familien sowie Auseinandersetzungen mit den Untertanen der verschiedensten Grundherrschaften der Familie Trützschler. Thematisch dominieren dabei Streitigkeiten um Schuldforderungen oder Erbauseinandersetzungen sowohl innerhalb der Familie Trützschler als auch mit anderen adeligen Familien. In den Prozessen mit den Untertanen hingegen stehen die grundherrlichen Rechte im Vordergrund.
Eine breite Überlieferung zu einzelnen Familienmitgliedern ist vor allem zu August Willibald Trützschler und seinem Sohn und Erben auf Dorfstadt, Philipp Ferdinand Trützschler, vorhanden. Besonders von ersterem enthält der Bestand zahlreiche Korrespondenzen, die sich auf Gerichts- und Finanzangelegenheiten sowie Privates beziehen. Einige wenige Quellen beziehen sich auf die Kollatur, welche die gesamte Familie Trützschler über die Kirchen und Schulen in Bergen, Falkenstein und Werda inne hatte. Diese Kollatur ist über eine Senoritätsstiftung verwaltet worden. Kollator war jeweils der Familienälteste Trützschler, der nicht unbedingt im Vogtland ansässig war.
Eine weitere Besonderheit des Bestandes besteht darin, dass sich eine erhebliche Anzahl Akten von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945 auf die Grundherrschaft Falkenstein bezieht und auch Angelegenheiten der Stadt Falkenstein überliefert sind. Das ergibt sich einerseits aus der engen Verflechtung zwischen der Stadt und Grundherrschaft Falkenstein und anderseits aus der Stadtratstätigkeit der Trützschler auf Falkenstein, wodurch Akten des Stadtrats in das Familienarchiv gelangten.
Der zeitliche Umfang reicht von 1502 bis 1945. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt auf dem 18. Jahrhundert. Etwas eingeschränkt wird der Quellenwert des Bestandes dadurch, dass er aus zahlreichen Einzelschriftstücken besteht. Das betrifft besonders Gerichtsangelegenheiten, sowohl vor dem Oberhofgericht als auch vor dem Patrimonialgericht Dorfstadt.


4. Quellen und Literatur
Korrespondierende Bestände:
12613 Gerichtsbücher
30018 Amt Voigtsberg (Justiz- und Rentamt)
30609 Grundherrschaft Bergen bei Falkenstein
30639 Grundherrschaft Ellefeld
30647 Grundherrschaft Falkenstein bei Auerbach/V.
30701 Grundherrschaft Lauterbach bei Oelsnitz/V.
30714 Grundherrschaft Mechelgrün
33009 Grundherrschaft Schloditz
30833 Grundherrschaft Treuen

Hauptstaatsarchiv Dresden:
10139 Grundherrschaft Berbisdorf

Staatsarchiv Leipzig:
20435 Rittergut Kleinhermsdorf (Patrimonialgericht)

Literatur:
Album der Rittergüter und Schlösser des Königreiches Sachsen / nach der Natur neu aufgenommen von F. Heise…, herausgegeben von G. A. Poenicke , V. Sektion, Vogtländischer Kreis, Leipzig 1859, S. 78.

Groß, Reiner: Herrschaftliche Güter bis zur bürgerlichen Agrarreform: Beiheft zur Karte B II 1. Dresden/Leipzig, 2004, S. 29.

Müller, Tim Sebastian: Der Rittergutsbesitz im sächsischen Vogtland (1763-1945), Dresden 2005 (unveröffentlichte Magisterarbeit, Zugang über Bibliothek des Staatsarchivs Chemnitz).

Seffner, Wolfgang: Die Rittergüter des Vogtlandes, ihr Schicksal im 20. Jahrhundert, Plauen 2002, S. 21-24.

Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Bd. 1, Zwickau 1814, S. 775 und Bd. 15, Zwickau 1828, S. 280 f.

http://hov.isgv.de/Dorfstadt
Album der Rittergüter und Schlösser des Königreiches Sachsen / nach der Natur neu aufgenommen von F. Heise…, herausgegeben von G. A. Poenicke , V. Sektion, Vogtländischer Kreis, Leipzig 1859, S. 78.

Groß, Reiner: Herrschaftliche Güter bis zur bürgerlichen Agrarreform: Beiheft zur Karte B II 1. Dresden/Leipzig, 2004, S. 29.

Müller, Tim Sebastian: Der Rittergutsbesitz im sächsischen Vogtland (1763-1945), Dresden 2005 (unveröffentlichte Magisterarbeit, Zugang über Bibliothek des Staatsarchivs Chemnitz).

Seffner, Wolfgang: Die Rittergüter des Vogtlandes, ihr Schicksal im 20. Jahrhundert, Plauen 2002, S. 21-24.

Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Bd. 1, Zwickau 1814, S. 775 und Bd. 15, Zwickau 1828, S. 280 f.

http://hov.isgv.de/Dorfstadt
Belehnungen.- Grenzstreitigkeiten.- Dienste.- Nachlässe.- Grundstücksangelegenheiten.- Ablösung von Abgaben und Diensten.- Gerichtsprotokolle.- Schulwesen.- Grund- und Hypothekenbücher.
Die Grundherrschaft Dorfstadt befand sich nördlich von Falkenstein im Vogtland. Das Rittergut wurde 1460 als Vorwerk erstmals erwähnt und gehörte mit 5.899,10 Steuereinheiten zu den kleineren Gütern in Sachsen. Es war ein altschriftsässiges Rittergut. Der Grundherr besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen. Das Rittergut besaß die Gerichtsbarkeit über Güter in Dorfstadt, Ellefeld, Falkenstein (bei Auerbach), Grünbach (bei Falkenstein), Muldenberg, Neudorf (bei Falkenstein), Neustadt (bei Falkenstein), Reumtengrün, Schreiersgrün, Trieb (bei Falkenstein) und Werda (bei Falkenstein). Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde am 5. Oktober 1855 an das Königliche Gericht Auerbach/V. abgegeben.
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  • 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
  • o. D. [Konversion 2006] | Findkartei / Datenbank
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