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Beständeübersicht

Bestand

33191 Spinnstoffwerk Glauchau AG, Glauchau

Datierung1920 - 2000
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)9,37

Bestand enthält auch 119 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Spinnstoffwerk Glauchau AG
Die Aktiengesellschaft mit Sitz in Glauchau wurde 1923 begründet. Sie war zunächst im Handelsregister unter Blatt 928 und seit 1938 unter HRB 2 beim Amtsgerichts Glauchau eingetragen.[01]
Ursprünglich produzierte das Werk Kunstseide nach dem Viskoseverfahren versandfertig zur Weiterverarbeitung in Webereien, Wirkereien und Zwirnereien. Nach anfänglich guten Betriebsergebnissen musste infolge der weltwirtschaftlichen Absatzbedingungen im Juni 1929 die Produktion eingestellt werden. Die Betriebsanlagen wurden lediglich in einem betriebsfähigen Zustand erhalten. Ein Verkauf der gesamten Produktionsanlagen ins Ausland scheiterte.
1935 wurde die Produktion von Kunstseide, die 5 Jahre still gelegen hatte, nach eingehender Überholung und Modernisierung der Werksanlagen wieder aufgenommen. Der Aufbau einer Anlage zur Herstellung von Zellwolle wurde 1935 geplant. In diesem Zusammenhang beteiligte sich das Unternehmen an der Zellwolle-Arbeitsgemeinschaft GmbH, Berlin. 1936 erfuhr das Geschäft in Kunstseide allgemein einen großen Aufschwung. Die neue Zellwollanlage wurde im Mai 1936 in Betrieb genommen. Das Spinnstoffwerk Glauchau konnte in dem Jahr erstmals wieder einen Betriebsgewinn erzielen. 1937 wurde eine weitere erhebliche Erweiterung der Kunstseide- und Zellwolle-Anlage beschlossen, die 1939 abgeschlossen werden konnte. In den Folgejahren erzielte das Unternehmen stetig steigende Gewinne. Die Beschäftigtenzahl stieg stark an. 1938 schloss es sich mit anderen Erzeugern zum Deutschen Zellwoll-Ring e. V., Berlin zusammen. Diese Vereinigung gründete die Deutsche Zellwoll-Ring-Verkaufsgemeinschaft GmbH, Berlin, die mit Beginn des Jahres 1939 für die angeschlossenen Firmen den Verkauf der Zellwolle durchführte. Kapitalerhöhungen wurde durchgeführt, um die Fabrikationsanlagen weiter ausbauen zu können. Das Werk war nunmehr der größte Betrieb in Glauchau.
Die seit 1941 im Betrieb beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte wurden in verschiedenen betriebseigenen Lagern untergebracht. Es bestanden 3 Gemeinschaftslager am Schafteich in Glauchau; jeweils für männliche Ost- und Zivilarbeiter, französische und russische Kriegsgefangene. Die Ostarbeiterinnen waren im Gasthof Lipprandis untergebracht.[02]
Nach Ende des 2. Weltkrieges lag das Werk 5 Monate still, bevor die Produktion Anfang August 1945 wieder anlaufen konnte. 1946 wurde es sequestriert. Der Betrieb stand auf der A-Liste des Landes Sachsen (Betriebsliste), Kreis Glauchau, Nr. 69 und wurde durch SMAD-Befehl 64 in das Eigentum des Volkes überführt. Er firmierte seither als VEB Spinnstoffwerk Glauchau, seit 1951 als VEB Spinnstoffwerk Otto Buchwitz, Glauchau. 1952 unterstand er zunächst dem Staatssekretariat für Chemie, Steine und Erden und seit 1958 der Vereinigung Volkseigener Betriebe Chemiefaser und Fotochemie, Wolfen. Zum 1. Jan. 1970 ist der Betrieb VEB Spinnstoffwerke "Otto Buchwitz" Glauchau dem neu gegründeten VEB Chemiekombinat Schwarza "Wilhelm Pieck", Rudolstadt-Schwarza eingegliedert worden. Das Kombinat unterstand dem Ministerium für Chemische Industrie. Zum 13. Juni 1990 wurde die Spinnstoffwerk GmbH Glauchau/Sa. Rechtsnachfolger. [03]

2. Bestandsgeschichte
Das Archivgut über die Beschäftigung der ausländischen Arbeitskräfte stammte ursprünglich aus dem Betriebsarchiv des Betriebes. Es befand sich zuletzt in der Überlieferung des NS-Archivs des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und wurde dem Hauptstaatsarchiv Dresden vom Bundesarchiv Berlin übergeben. Zuständigkeitshalber erfolgte Mitte 2006 die Abgabe dieser Überlieferung an das Staatsarchiv Chemnitz.
Durch Viola Dörffeldt erfolgte im August 2006 die Bearbeitung der inhaltlich unerschlossenen Akten. In diesem Zusammenhang wurden die in der Bibliothek des Staatsarchivs Chemnitz unsigniert verwahrten Geschäftsberichte der Aktiengesellschaft und die beiden veröffentlichten Betriebschroniken in diesen Bestand eingearbeitet. 2014 konnte die Überlieferung durch eine Akteneinheit mit Personalunterlagen zu Mitarbeitern des Betriebes im Jahr 1948 aus dem Bestand 30894 Personal- und Gehaltsunterlagen von VVB (zusammengefasster Bestand) ergänzt werden.
Im Zuge der Abwicklung des Unternehmens sind betriebliche Unterlagen unter der THA-Nr. 4015 an das DISOS-Landesdepot Sachsen gelangt. Ein Großteil der zwischenzeitlich vom Sächsischen Staatsarchiv als archivwürdig bewerteten Akten wurde im Jahr 2017 im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben von der Rhenus Office Systems GmbH an das Staatsarchiv Chemnitz übergeben und dem Bestand unter den lfd. Nr. 67 bis 543 hinzugefügt. Eine - fachlich wünschenswerte - Überarbeitung kann derzeit aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen.


3. Bestandsanalyse
Überliefert sind v. a. Geschäftsberichte der Aktiengesellschaft und des VEB, Bilanzen und Wirtschaftprüfberichte ab 1990, die Gründungs- und Liquidationsunterlagen der GmbH, Unterlagen der Geschäftsleitung ab 1990, Personalunterlagen der seit 1941 im Betrieb beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte (sogen. Ost- und Zivilarbeiter sowie Kriegsgefangene), des Stammpersonals sowie von kubanischen und mosambikanischen Arbeitskräften im VEB, Funktions- und Stellenpläne, Unterlagen der Finanz- und Vermögensverwaltung, über Reprivatisierungen und Restitutionsansprüche, Gutachten über Altlasten, Nachweise über Produktion und Absatz einschließlich Exporte sowie eine kleine betriebsgeschichtliche Sammlung und die Betriebschroniken des VEB Spinnstoffwerk Otto Buchwitz, Glauchau von 1960 und 1976 mit Ausführungen zur Betriebsgeschichte der Spinnstoffwerk Glauchau Aktiengesellschaft.
Weitere Unterlagen über die Betriebstätigkeit des VEB Spinnstoffwerk Glauchau ab 1948 befinden sich im Bestand 30903 VVB (Z) Kunstfaser Glauchau.


4. Quellen und Literatur
Betriebsgeschichte des VEB Spinnstoffwerk "Otto Buchwitz" Glauchau / Roßmeier, Bernd. - Glauchau, 1976. - 82 S. mit Abb.

Das Spinnstoffwerk "Otto Buchwitz" Glauchau einst und jetzt / Hochholzer, Kurt ; VEB Spinnstoffwerk Glauchau (Hrsg.). - Glauchau, 1960. - 63 S. mit Abb.

Unverhau, Dagmar: Das "NS-Archiv" des Ministeriums für Staatssicherheit: Stationen einer Entwicklung / Dagmar Unverhau. - Münster: LIT, 1998. - 241 S. - (Archiv zur DDR-Staatssicherheit; Bd. 1)

Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 3/2001 ("NS-Archiv" des MfS) und Heft 2/2004 (Aufarbeitung des "NS-Archivs" des MfS)

http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/con-tent/abteilungen/abtr./4.pdf
http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/abteilungen/abtr./7.pdf


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz (im Folgenden: StA-C), 30111 Amtsgericht Glauchau, Nr. 134, Nachtrag 299 bis 301, 9894
[02] StA-C, 33191 Spinnstoffwerk Glauchau AG, Glauchau und Nachfolger, Nr. 51 – 62, 64
[03] StA-C, 33191 Spinnstoffwerk Glauchau AG, Glauchau und Nachfolger, Nr. 64; StA-C, 30464 Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt, Nr. 5682, 6279 (Registernummer 110-14-163) (Der Betrieb war im VEB-Register des Bezirkes Karl-Marx-Stadt bis zum 31.12.1969 eingetragen. Rechtsnachfolger war der VEB Chemiekombinat Schwarza "Wilhelm Pieck", Rudolstadt.)
Betriebsgeschichte des VEB Spinnstoffwerk "Otto Buchwitz" Glauchau / Roßmeier, Bernd. - Glauchau, 1976. - 82 S. mit Abb.

Das Spinnstoffwerk "Otto Buchwitz" Glauchau einst und jetzt / Hochholzer, Kurt ; VEB Spinnstoffwerk Glauchau (Hrsg.). - Glauchau, 1960. - 63 S. mit Abb.

Unverhau, Dagmar: Das "NS-Archiv" des Ministeriums für Staatssicherheit: Stationen einer Entwicklung / Dagmar Unverhau. - Münster: LIT, 1998. - 241 S. - (Archiv zur DDR-Staatssicherheit; Bd. 1)

Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 3/2001 ("NS-Archiv" des MfS) und Heft 2/2004 (Aufarbeitung des "NS-Archivs" des MfS)

http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/con-tent/abteilungen/abtr./4.pdf
http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/abteilungen/abtr./7.pdf
Geschäftsberichte.- Personal- und Lohnunterlagen der seit 1941 im Betrieb beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte (sogen. Ost- und Zivilarbeiter sowie Kriegsgefangene).- Personalunterlagen der 1948 beschäftigten Mitarbeiter.- Personalakten deutscher, kubanischer und mosambikanischer Arbeitskräfte.- Funktionspläne.- Stellenpläne.- Export.- Jahresabschlüsse.- Löhne und Gehälter.- Nutzungsbverträge.- Unfallgeschehen.- Vermögen.- Arbeits-, Gesundheits- und Brandschutz.- Wissenschaftliche Arbeitsorganisation.- Qualität.- GmbH-Gründung 1990.- Bilanzen.- Kollektionen.- Betriebsrat.- Betriebsrenten.- Privatisierungen von Grundstücken und Gebäuden.- Sanierungskonzeption.- Sozialplan.- Versicherungen.- Zusammenarbeit mit der Treuhandanstalt.- Altlastengutachten.- Liquidation.- Betriebschroniken des VEB Spinnstoffwerk „Otto Buchwitz“ Glauchau, 1960, 1976 (mit Betriebsgeschichte der Spinnstoffwerk Glauchau AG) und betriebsgeschichtliche Sammlungen.
Die Aktiengesellschaft mit Sitz in Glauchau wurde 1923 begründet. Ursprünglich produzierte das Werk Kunstseide nach dem Viskoseverfahren versandfertig zur Weiterverarbeitung in Webereien, Wirkereien und Zwirnereien. Nach anfänglich guten Betriebsergebnissen musste infolge der weltwirtschaftlichen Absatzbedingungen im Juni 1929 die Produktion eingestellt werden. 1935 wurde die Produktion von Kunstseide nach eingehender Überholung und Modernisierung der Werksanlagen wieder aufgenommen. 1936 erfuhr das Geschäft in Kunstseide allgemein einen großen Aufschwung. Das Spinnstoffwerk Glauchau konnte in dem Jahr erstmals wieder einen Betriebsgewinn erzielen. 1937 wurde eine weitere erhebliche Erweiterung der Kunstseide- und Zellwolle-Anlage beschlossen, die 1939 abgeschlossen werden konnte. In den Folgejahren erzielte das Unternehmen stetig steigende Gewinne. Die Beschäftigtenzahl stieg stark an. Kapitalerhöhungen wurde durchgeführt, um die Fabrikationsanlagen weiter ausbauen zu können. Das Werk war nunmehr der größte Betrieb in Glauchau. Nach Ende des 2. Weltkrieges lag das Werk 5 Monate still, bevor die Produktion Anfang August 1945 wieder anlaufen konnte. 1946 wurde es sequestriert und 1948 in Eigentum des Volkes überführt. Der Betrieb firmierte seither als VEB Spinnstoffwerk Glauchau, seit 1951 als VEB Spinnstoffwerk "Otto Buchwitz", Glauchau. Zum 13. Juni 1990 wurde die Spinnstoffwerk GmbH Glauchau/Sa. Rechtsnachfolger.
Bis 2021 trug der Bestand den Namen: Spinnstoffwerk Glauchau AG, Glauchau und Nachfolger.
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