Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

21028 Ländliche Spar- und Darlehenskassen GmbH

Datierung1896 - 1953
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,86
Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1987. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nicht. Das vorliegende Findbuch spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1987 wider.

Geschichte der Ländlichen Spar- und Darlehenskassen GmbH

Die Begründer der deutschen Genossenschaftsbewegung, Schulze-Delitzsch und Raiffeisen, haben vor allem Kreditgenossenschaften des ländlichen und gewerblichen Mittelstandes ins Leben gerufen. Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) gründete 1860 in Heddersdorf den ersten ländlichen Darlehnskassenverein. Mit seinem Werk "Die Darlehnskassenvereine" (1866) legte er auch das Statut für die Kreditgenossenschaften vor.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" von kleinen Landwirten, Gewerbetreibenden des Dorfes und Grundbesitzern im Territorium Sachsen-Anhalt gegründet. Die Hauptaufgabe dieser Kreditgenossenschaften bestand darin, ihren Mitgliedern mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes die für die Förderung ihres Erwerbs und ihrer Wirtschaft notwendigen Kredite zur Verfügung zu stellen. Die Mitglieder der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" wollten sich mit Hilfe der Genossenschaften besser vor den Wirtschaftskrisen schützen. Doch die Selbsthilfeorganisation konnten von den armen Hofbesitzern kaum in Anspruch genommen werden. Um Mitglied einer "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskasse GmbH" zu werden, mussten Geschäftsanteile bezahlt oder eingebracht werden. Dann erst wurden Kredite gewährt. Diese mussten nach einem Jahr zurückgezahlt werden, unabhängig davon, ob die Ernte von Naturkatastrophen vernichtet wurde oder die Aufkaufpreise für die landwirtschaftlichen Produkte niedrig waren. So standen die Bestimmungen des Statuts im Widerspruch zu Raiffeisens eigentlichem Ziel, besonders den kleineren und mittleren Landwirten mit den Kreditgenossenschaften Unterstützung zu gewähren und machen deutlich, dass es letztendlich kleinbürgerliche "Ländliche Spar- und Darlehnskassen GmbH" waren. Bald wurden die Kreditgenossenschaften von den großen Geschäftsbanken abhängig, betrieben neben dem Geld- und Kreditgeschäft auch das Warengeschäft (z. B. Bezug und Verkauf landwirtschaftlicher Bedarfsartikel) und wandten sich Kapitalmarkttransaktionen zu. Das ging mit der Konzentration der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" und der Bildung von Dachorganisationen einher. Nach der Zulassung von Zentralgenossenschaften 1895 kam es zu zahlreichen Neugründungen von "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" um die Jahrhundertwende. Um diese zusammenzufassen, gründete die Raiffeisenorganisation den "Generalverband ländlicher Genossenschaften" in Neuwied. Später wurden innerhalb dieses Verbandes Unterverbände gebildet, die vor allem die Revision in den Kreditgenossenschaften durchführten. Der Unterverband der Provinz Sachsen-Anhalt war der "Verband ländlicher Genossenschaften, Halle a. S.", der für die überlieferten Registraturbildner zuständig war.

Die "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" wurden meist von ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern ohne bankmäßige Vorbildung geleitet. Der Vorstand und der Aufsichtsrat wurden von den Mitgliedern gewählt. Die für die Einräumung von Krediten notwendigen Betriebsmittel verschafften sich die Genossenschaften:
1. Aus ihrem eigenen Vermögen; dieses wurde gebildet aus den Einzahlungen der Mitglieder auf die Geschäftsanteile und aus den im Laufe der Jahre gebildeten Reserven.
2. Aus den anvertrauten Geldern, teils Spareinlagen, teils Kontokorrenteinlagen. Das Spargeschäft bildete bei allen Kreditgenossenschaften die notwendige Ergänzung ihrer Zweckaufgaben. Diese Tätigkeit der Genossenschaft wurde daher vielfach auch bereits in der Firmenbezeichnung zum Ausdruck gebracht.
3. Aus den Bankkrediten, den die Genossenschaften im Allgemeinen von den für sie geschaffenen Wirtschaftszentralen erhalten.

Die Krediteinräumung seitens der Kreditgenossenschaften erfolgte im Allgemeinen kurzfristig, an die wirtschaftlichen Umschlagzeiten des Kreditnehmers angepasst (bei Landwirten 1 Jahr.)

Auf Grund eines Befehls der SMAD vom 20. November 1945 wurden die "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" demokratisiert. Ihre Aufgaben waren jetzt u. a. die Unterstützung der Neubauern mit Krediten, die Beschaffung landwirtschaftlicher Bedarfsgüter und der Absatz der Produkte. 1949 erfolgte die Umbenennung in "Landwirtschaftliche Dorfgenossenschaft". Um die Ergebnisse der demokratischen Bodenreform noch wirksamer festigen zu können, erfolgte 1950 die Verschmelzung der "Landwirtschaftlichen Dorfgenossenschaften" mit den Ausschüssen der VdgB zur VdgB (BHG), die bis zum 1. Januar 1952 abgeschlossen war.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Da nur Reste des Schriftgutes überliefert worden sind, sind Aussagen über die Registraturverhältnisse kaum möglich. Erhalten sind einige Akten des "Verbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften, Halle a. S." der Provinz Sachsen-Anhalt, die wesentliche Funktionen und Aufgaben der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" dokumentieren. Nach der Verschmelzung der "Landwirtschaftlichen Dorfgenossenschaften" mit den Ausschüssen der VdgB zur VdgB (BHG) wurden 1952 VdgB-Bezirksvorstände gebildet. Der ehemalige Registraturbildner, der "Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften, Halle a. S." gab die Akten an die zuständigen Bezirksvorstände ab. So gelangte das Schriftgut der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" auf dem Territorium der heutigen Kreise Eilenburg, Delitzsch, Torgau und Leipzig in die Registratur des VdgB-Bezirksvorstandes Leipzig. Von dem Verwaltungsarchiv dieses Registraturbildners wurden die Akten 1969 in das Staatsarchiv Leipzig übernommen.

Da der Bestand nicht erschlossen und das Schriftgut der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH" überwiegend vor 1945 gebildet wurde, wurden die Akten im Staatsarchiv Leipzig aus dem Bestand herausgelöst. Das Archivgut dokumentiert die Vorgeschichte einiger, auf dem Territorium des heutigen Bezirkes Leipzig befindlichen, VdgB bzw. BHG. Deshalb wurde der Bestand im Staatsarchiv Leipzig bearbeitet. Das Schriftgut der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskasse, Sitzenroda GmbH" verblieb nach 1945 im Ort und wurde 1952 von der VdgB (BHG), später BHG, Sitzenroda übernommen. Von der BHG Sitzenroda übernahm das Staatsarchiv Leipzig das Schriftgut 1983. Während der Bearbeitung des Bestandes 1987 im Staatsarchiv Leipzig wurde die vorwiegend kaufmännische Ablage beibehalten. Es erfolgte keine Kassation.

Einbezogen sind ebenso die Außenstellen der Bezirke Torgau, Eilenburg, Delitzsch und Leipzig. Gemäß § 21 der OVG handelt es sich um einen zusammengefassten Bestand, denn die Registraturbildner stehen in einem sachlichen und funktionalen Zusammenhang. Der Schwerpunkt des Bestandes liegt vor 1945, er geht aber deutlich darüber hinaus. Im Interesse der Einheitlichkeit des Bestandes und der zugrundeliegenden Registraturverhältnisse wurde davon abgesehen, die Unterlagen aus dem Abschnitt von 1945 - 1953 in einem eigenen Bestand zu erfassen. Auf eine Gliederung wurde verzichtet, da meist nur eine Akte einer "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskasse GmbH" überliefert wurde. Es wurde eine Ordnung nach alphabetischer Folge vorgenommen.

Überlieferungsschwerpunkte

Besonders hinzuweisen ist auf die Gründungsprotokolle bzw. Statuten der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskassen GmbH". Daraus und aus den Unterlagen der Geschäftstätigkeit lassen sich Aussagen über die Organisation und den Aufgabenbereich der Kreditgenossenschaften entnehmen. Die überlieferten Akten der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskasse, Sitzenroda GmbH", insbesondere die Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen von 1899 - 1953, vermitteln einen Einblick in die Geschäftspolitik. Die Jahresbilanzen geben Aufschlüsse über die Rentabilität der Kreditgenossenschaften. Anhand dieses Bestandes lassen sich die Veränderungen in der Organisationsstruktur und im Aufgabenbereich nach 1945 nachvollziehen, einige Aspekte der Entwicklung der Landwirtschaft und der Unterstützung der Neubauern und der anderen werktätigen Bauern werden deutlich. Besonders aussagekräftig dazu sind die Akten, die Rundschreiben und Geschäftsunterlagen enthalten. Allerdings muss darauf verwiesen werden, dass die Überlieferung lückenhaft ist und dass überwiegend Zahlenmaterial erhalten geblieben ist.

Schriftgut der "Ländliche(n) Spar- und Darlehnskasse, Laußig-Gruna GmbH" befindet sich im Bestand "Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR, Bezirksdirektion Leipzig". Weitere Akten zur Entwicklung des ländlichen Genossenschafts- und Kreditwesens sind im Bestand "VdgB-Bezirksvorstand Leipzig".

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.3. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21028, Ländliche Spar- und Darlehenskassen, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

21042
Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR, Bezirksdirektion Leipzig


M. Külow
1987

Gründungsprotokolle.- Statuten.- Bilanzen.- Geschäftsunterlagen.
Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit der Ausbreitung des Genossenschaftswesens die ersten ländlichen Spar- und Darlehnskassen GmbH mit dem Ziel, besonders kleineren und mittleren Landwirten die für die Förderung ihres Erwerbs und ihrer Wirtschaft notwendigen Kredite zur Verfügung zu stellen. Bald betrieben die Kreditgenossenschaften neben dem Geld- und Kreditgeschäft auch das Warengeschäft und wandten sich Kapitalmarkttransaktionen zu. Nach der Jahrhundertwende fasste man die Kassen im Verband ländlicher Genossenschaften auf Provinzialebene zusammen. Auf Grund eines Befehls der SMAD vom 20.11.1945 wurden die Ländlichen Spar- und Darlehnskassen GmbH umgestaltet. Ihre Aufgaben waren jetzt u. a. die Unterstützung der Neubauern mit Krediten, die Beschaffung landwirtschaftlicher Bedarfsgüter und der Absatz der Produkte. 1949 erfolgte die Umbenennung in Landwirtschaftliche Dorfgenossenschaft. Diese Dorfgenossenschaften verschmolzen zwischen 1950 und 1952 mit den Ausschüssen der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) zur VdgB-Bäuerliche Handelsgenossenschaft.
  • 1987 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang