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Beständeübersicht

Bestand

21103 VVB Industriezweigleitung Druck, Leipzig

Datierung1944 - 1958
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)9,53

Geschichte der Verwaltung Volkseigener Betriebe Industriezweigleitung Druck, Leipzig

Die Einrichtung der ,,Verwaltung Volkseigener Betriebe Industriezweigleitung Druck, Leipzig (Verw. VB IZL Druck) im Jahr 1955 bildete den vorläufigen Abschluss einer Vielzahl von strukturellen Veränderungen im Wirtschaftsbereich Papier, Druck und Verlag. Ihren organisatorischen Ursprung hat sie in den verschiedenen VVB auf Länderebene. Das traf besonders auf die VVB Land Sachsen Papier und Druck, die im September 1948 in die VVB Land Sachsen Druck und Verlag umbenannt wurde, zu. So wurden mehr als 20 Betriebe dieser VVB in die, auf Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 76 vom 23. Februar 1948 gegründete, zonale VVB Druck und Papierverarbeitung mit Sitz in Leipzig eingegliedert.

Die VVB (Z) Druck und Papierverarbeitung war eine zentralgeleitete VVB und unterstand direkt der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), deren Befugnisse im Februar 1948 beträchtlich erweitert wurden. Nun hatte sie das Recht, auf dem Gebiet der Wiederherstellung der Wirtschaft für alle deutschen Organe verbindliche Verfügungen und Instruktionen zu erlassen. Um eine bessere Abgrenzung und Durchführung der Produktionsaufgaben im Druck- und Verlagswesen sowie der Papierverarbeitung zu erreichen, erfolgte 1950 eine Aufspaltung in die VVB (Z) Papierverarbeitung Dresden und die VVB (Z) Druck und Verlag Leipzig, der sich eine weitere Aufgliederung der letztgenannten VVB in die VVB Druck Leipzig und die VVB Verlage (VVV) Leipzig anschloss. Nach der Gründung der DDR bis 1950 unterstanden diese VVB der Hauptabteilung Leichtindustrie des Ministeriums für Industrie. 1950 wurden die VVB Druck und die VVV der Hauptverwaltung Polygraphische Industrie des neu geschaffenen Ministeriums für Leichtindustrie zugeordnet.

Die VVB bestand aus der Hauptdirektion und den zugehörigen Zweigbetrieben. Die Hauptdirektion gliederte sich in die Leitung, zu welcher der Hauptdirektor, der technische Direktor, der kaufmännische Direktor und der Personalleiter gehörten, und die einzelnen Abteilungen. Der Hauptdirektion war ein Verwaltungsrat beigeordnet, der aber später abgeschafft wurde. Die Leitung der VVB Druck erfolgte durch den Hauptdirektor nach dem Prinzip der Einzelleitung. Er handelte auf Grund einer Vollmacht der jeweils übergeordneten Stelle. Dem technischen und kaufmännischen Direktor sowie dem Personalleiter waren die entsprechenden Aufgabengebiete der Vereinigungsleitung und der Betriebe unterstellt. Von Beginn an wurde versucht, eine straffe, zentralisierte Organisation durchzusetzen. Diese VVB galt wie alle diese Vereinigungen als Anstalt des öffentlichen Rechts und war selbständige juristische Person mit eigenem Statut. Dagegen waren die zugeordneten VEB juristisch nicht souverän. Die Werkleiter konnten nach außen nur im Rahmen der ihnen erteilten Vollmacht auftreten, durch die der Umfang ihrer Befugnisse festgelegt war.

Den verschiedenen VVB gehörten zwischen 20 und 40 Betriebe an. Diese hatten mit Stichtag 1. Juli 1948 eine Eröffnungsbilanz zu erstellen. Es erfolgte eine Neubewertung des gesamten Anlagevermögens auf der Grundlage eines imaginären Anschaffungswertes. Dabei wurden die einzelnen Anlagewerte (Gebäude, Maschinen usw.) durch überhöhte Restlaufzeiten überbewertet, um einen vermehrten Abfluss von Kapital buchhalterisch zu rechtfertigen. Unter anderem wurde mit diesem Trick die Umverteilung von Kapital zwischen Betrieben und ganzen Zweigen der Volkswirtschaft, die in den folgenden Jahren zur Entwicklung der Grundstoffindustrie nötig war, erst möglich.

Die Anzahl der zugeordneten Betriebe veränderte sich ständig und durch den immer wieder durchgeführten Strukturwandel fand auch ein häufiger Wechsel der Betriebe statt. Gemäß der Verordnung über die Reorganisation der volkseigenen Industrie vom 22. Dezember 1950 wurde die am 1. März 1951 gegründete VVB Druck angewiesen,12 VEB aus der kommunalen und 5 aus Länderebene sowie 11 Treuhandbetriebe zu übernehmen. Diese für die VVB-Leitung bisher unbekannten Betriebe wurden durch 6 Instrukteurgruppen überprüft. Dabei entstanden große Bedenken, was die Eingliederung der oft sehr kleinen KWU-Betriebe anbelangte, und es wurde darauf hingewiesen, dass ein effektives Arbeit kaum möglich sei, was aber nur wenig Einfluss auf die Gründung und Organisation der VVB Druck hatte.

Mit dem Ansinnen der weiteren Durchsetzung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Volkseigenen Betrieben wurde jeder VEB ab 1. Januar 1952 selbständige juristische Person und Rechtsträger von Volkseigentum. Damit entfiel die Existenzberechtigung der bisherigen VVB und so folgte am 10. April 1952 die Auflösung der VVB auf dem Gebiet des Druck- und Verlagswesens sowie der Papierverarbeitung. An ihrer Stelle entstanden folgende Verwaltungen Volkseigener Betriebe:
- Verw. VB Papierverarbeitung Dresden,
- Verw. VB Druck Leipzig,
- Verw. VB Verlag Leipzig,
- Verw. VB Druck und Papierverarbeitung, Berlin.
Letztere wurde 1953 aufgelöst, die Betriebe wurden der Verw. VB Druck zugeordnet. Die Verw. VB waren nicht mehr Rechtsträger für die ihnen zugeordneten Betriebe, sondern übten anleitende und kontrollierende Funktion im Auftrag der Hauptverwaltung Polygraphische Industrie des Ministeriums für Leichtindustrie aus. Die Verw. VB Druck existierte bis 1954. Die wirtschaftsleitenden Aufgaben des Druckereiwesens gingen 1955 auf die Verw. VB IZL Druck Leipzig über, die nach deren Auflösung 1956 von der HV Polygraphische Industrie des Ministeriums für Kultur wahrgenommen wurden.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand Verw. VB IZL Druck bildet einen zusammengefassten Bestand. Er besteht in erster Linie aus dem nicht von den Nachfolgern der IZL übernommenen Schriftgut der Hauptdirektion der Verw. VB Druck bzw. der Verw. VB IZL Druck. Weitere Registraturbildner sind die Vorgänger:
- VVB auf Länderebene,
- VVB (Z) Druck und Papierverarbeitung,
- VVB (Z) Papierverarbeitung,
- VVB (Z) Druck und Verlag,
- VVB Druck,
- VVB Verlag
sowie einzelne untergeordnete volkseigene und Treuhandbetriebe. Der Bestand "VVB Land Sachsen Druck und Verlag" existierte bisher als gesonderter Bestand (Umfang: 0,5 lfm) mit einer Findkartei. Er wurde ebenfalls in den zusammengefassten Bestand einbezogen. Da diese Registraturbildner in einem untrennbaren organisatorischen Zusammenhang stehen und die Übergänge häufig fließend sind, war die Zusammenfassung zu einem Bestand gerechtfertigt. Die Provenienz der einzelnen Akten ist in der Verzeichnungseinheit des Computerprogramms "Augias" im entsprechendem Feld vermerkt und somit jeder Zeit abrufbar. Der Umfang dieses zusammengefassten Bestandes belief sich ursprünglich auf 16 lfm und umfasst den Zeitraum von 1948 - 1958. Am 11. Juni 1963 wurden dem Deutschen Zentralarchiv, Dienststelle Coswig, die Akten der ehemaligen HV Polygraphische Industrie von der VVB Polygraphische Industrie, Leipzig übergeben. Nach kurzer Zwischenlagerung wurden die in Bündeln zusammengefassten Akteneinheiten einer ersten Bearbeitung unterzogen. Es wurde eine Revision durchgeführt und der Verlust eines .Aktenbündels festgestellt. Kaderunterlagen kamen in die Extrasammlung der Kaderakten und Gehaltsunterlagen. Druckschriften, besonders Gesetzblätter, übergab man der Bibliothek des Archivs. Akten mit nicht archivwürdigem Inhalt wurden kassiert. Nach dieser Bearbeitung belief sich der Umfang des Bestandes auf 13,5 lfm, war ordnungsgemäß eingelagert und, wie Benutzerlisten beweisen, der Benutzung zugänglich. Am 18. Juni 1996 übergab das Bundesarchiv, Außenstelle Coswig, dem StA Leipzig zuständigkeitshalber den Bestand ,,Verwaltung Volkseigene Betriebe Industriezweigleitung Druck, Leipzig" in einem Umfang von 119 Bündeln mit ca. 10 lfm. Mit übernommen wurden eine Bestandsakte, eine Bündelliste sowie ein Ablieferungsverzeichnis. Diese Findhilfsmittel und damit die Ordnung der Akten folgten weitgehend der Institutionsgeschichte und den Strukturplänen der verschiedenen VVB. Das Schriftgut befand sich in den meisten Fällen in Ordnern und Mappen abgeheftet. Die Akten waren bis auf wenige Ausnahmen sauber und unter Berücksichtigung der Papierqualität der Nachkriegszeit in einem erstaunlich guten Zustand. Nur etwa 50% der Akten besaßen ein Deckblatt mit einem Aktentitel und einer Datierung. Die Bestimmung der aktenführenden Stelle war häufig nur mit Hilfe des Akteninhalts möglich. Die Bearbeitung des Bestandes begann am 3. März 1997. Dabei waren folgende Arbeitsschritte zu erledigen:
- Erstellen einer Grobsystematik nach den bewerten Richtlinien und neuen Erkenntnissen,
- Vorordnung der Akten nach dieser Grobsystematik,
- Bewertung des Schriftgutes und Verzeichnen des Archivgutes mit Hilfe des Computerprogrammes Augias; gleichzeitiges Verfeinern der Systematik und Schaffen einer inneren Ordnung,
- Redaktionelle Überarbeitung der Computereintragungen,
- Ausfertigung eines Findbuches,
- Erarbeitung einer Findbucheinleitung,
- Technische Bearbeitung sowie Einlagerung im Magazin.

Zur Bewertung wurden die Erkenntnisse von Theodore R. Schellenberg herangezogen. Die geforderten Spezialkenntnisse für wirtschaftliche Tatbestände lieferte die moderne Fachliteratur zur DDR-Wirtschaftsgeschichte' ' sowie das für das Verständnis der DDR-Wirtschaftsstruktur und die benutzte Terminologie sehr hilfreiche "Lexikon der Wirtschaft, Industrie''. Bei der Verzeichnung galten die "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR" als Orientierungshilfe. Sie erfolgte in der Regel in einfacher und wenn nötig in erweiterter Form. Die Schreibweise der einzelnen Betriebe wurde so belassen, wie sie zur Zeit der Aktenbildung üblich war, nur im Index ist sie vereinheitlicht wurden. Akteneinheiten, die offensichtlich durch Zusammenfassung verschiedener Vorgängerakten entstanden waren, wurden wieder getrennt. Protokolle von Sitzungen der verschiedenen Leitungsebenen wurden in mehrfacher Form archiviert, wenn sie sich durch Korrekturen der entsprechenden Leiter oder durch unterschiedliche Marginalien auszeichneten. Bei besonders umfangreichen Akten erfolgte eine Teilung in einzelne Bände. Während der Bewertung des Schriftgutes fiel etwa 1,30 lfm Kassationsgut an. Kassiert wurden Mehrfachüberlieferung, leere Formulare und Zettel, kurze Notizblätter ohne historischen oder juristischen Wert.

Die technische Bearbeitung und die Einlagerung im Magazin übernahmen Mitarbeiter im Rahmen einer ABM.


Überlieferungsschwerpunkte


Der Gesamtbestand der Verw. VB IZL Druck umfasst den Zeitraum von Oktober 1947 bis Juli 1958 und hat einen Umfang von 9,50 lfm Archivgut bzw. 800 Akteneinheiten. Am umfangreichsten ist das Material der namengebenden VVB überliefert. Die übrigen Registraturbildner werden nur gering und sehr lückenhaft repräsentiert. Einen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die sehr umfangreich vorhandenen Plan- und Bilanzunterlagen.
Akten über betriebliche Organisationen der SED, anderer Parteien oder der FDJ sind nicht vorhanden. Der Einfluss der von staatlicher Seite besonders auf das Verlagswesen genommen wurde, kann über die Unterlagen der Leitungsebene sowie aus solchen Schriftstücken, die Auskunft über das Verhältnis zur Zentrag geben, erschlossen werden. Für die historische Forschung von großem Interesse sind die Dokumente der Leitung der VVB, Materialien mit Aussagen über die Struktur der VVB und der Briefverkehr zwischen der VVB und dem Ministerium bzw. zwischen der VVB und den einzelnen Betrieben.

Da nach 1950 einige Jahre das Druck- und Verlagswesen organisatorisch verbunden waren, enthält der Bestand auch eine Vielzahl von Quellen zur Geschichte einiger bedeutender Verlage der DDR, wie z. B.: Breitkopf & Härtel, Leipzig, F. A. Brockhaus, Leipzig oder Philipp Reclam jun., Leipzig, die als Treuhandbetriebe der VVB Druck und Verlag zugeordnet waren. Die entsprechenden Akten können eine Ergänzung für die im StA Leipzig vorhandenen Verlagsbestände darstellen.


Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21103, VVB IZL Druck, Nr. (fettgedruckte Zahl). Das Archivgut unterliegt zum Teil personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 3 SächsArchivG. Die Vorlage von Archivalien ist dann nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.

Verweise auf korrespondierende Bestände

21081
Breitkopf & Härtel, Leipzig
21083
F. A. Brockhaus, Leipzig
21088
Philipp Reclam jun., Leipzig
21104
VVB Polygraphische Industrie, Leipzig





Leipzig 1997

Jens Kunze
Werkleitertagungen.- Prüfungsberichte.- Betriebslisten.- Strukturänderungen.- Enteignungen.- Verträge und Prozesse.- Planung.- Produktion.- Absatz.- Wettbewerb.- Arbeitsbedingungen.- Personal.- Lohn.
Die Verwaltung Volkseigener Betriebe Industriezweigleitung Druck wurde 1955 in Leipzig als wirtschaftsleitende Einrichtung des Druckereiwesens gebildet. Ihre organisatorischen Ursprünge lagen in den VVB der Länder, der VVB (Z) Druck und Papierverarbeitung, der VVB (Z) Papierverarbeitung, der VVB (Z) Druck und Verlag, der VVB Druck sowie der VVB Verlag. Von diesen Vorgängern sind auch Unterlagen im Bestand enthalten. Der ständige Strukturwandel war mit einem häufigen Wechsel der zugehörigen Betriebe verbunden. Anstelle der VVB entstanden 1952 Verwaltungen Volkseigener Betriebe, die bis 1954 existierten. Nach Auflösung der Verwaltung Volkseigener Betriebe Industriezweigleitung Druck Leipzig 1956 wurden die Aufgaben von der Hauptverwaltung Polygraphische Industrie des Ministeriums für Kultur der DDR mit wahrgenommen.
  • 1997 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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