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Beständeübersicht

Bestand

12597 Nachlass Familie von Loeben

Datierung1525 - 2005
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)17,45

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1.1. Familiengeschichte

Die Familie von Loeben zählt zu den ältesten Adelsgeschlechtern in Sachsen, Schlesien, der Ober- und Niederlausitz, der Mark Brandenburg sowie im Magdeburger Raum.

Heute führt die Familie das auf Seite III abgebildete Wappen. Es zeigt einen nach links geneigten, quer geteilten Schild mit einer Afrikanerin vor blauem Hintergrund im oberen Teil. Der Wappensage zufolge handelt es sich um eine afrikanische Königin. Im Jahr 723 soll sich Daniel Lost der Legende nach auf ein Schachspiel mit jener Königin eingelassen und dabei sein Leben gegen eine große Geldsumme gesetzt haben. Lost gewann das Spiel und wurde wegen seiner Tapferkeit, die er in zahlreichen Kriegen bewiesen hatte, zum Feldherrn ernannt. Er erhielte den Namen "Löwen" bzw. "Löben" verliehen und die Erlaubnis, das Bildnis der Königin mit Krone und Schachspiel im Wappen zu führen. [01]

Im Familienwappen trägt die Königin eine rot-silberne Kopfbinde sowie goldene Hals- und Oberarmringe. Der untere Teil des Schildes ist ebenfalls geschachtet in den Farben Silber und rot wie auch die Helmdecke, auf der über einer goldenen Maske die Grafenkrone dargestellt ist. Hinter der Krone ist noch einmal die afrikanische Königin gezeigt.

Über den Ursprung der Familie gibt es mehrere Theorien. [02] Die Verfasser der Familienchronik, vertraten den Standpunkt, dass ihre Vorfahren im 12. Jahrhundert im Zuge der Ostkolonisation aus den Niederlanden in das Erzbistum Magdeburg einwanderten. Sie ließen sich an einem befestigten Übergang über die Schwarze Elster nördlich von Annaburg nieder und gaben dem Ort den Namen "Löben”, der heute als Stammsitz gilt. In dieser Gegend war die Familie bis ins 18. Jahrhundert durch das Haus Bollensdorf-Freywalde vertreten. [03]

Einzelne Vertreter zogen von dort aus nach Schlesien. Das Haus Kurtschow spielte in der Verbreitung der Familie seit Beginn des 15. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle. Es verzweigte sich in zahlreiche Linien, von denen die Häuser Nickern-Kalzig-Palzig, die später freiherrliche Linie Schönfeld und das Haus Drehnow in Schlesien blieben. Andere Vertreter wanderten nach der Niederlausitz ab und gründeten dort das Haus Krieschow-Wiesendorf und das von ihm abzweigende Haus Papitz-Limberg. Auch das Haus Döbbern mit seinen Nachfolgehäusern Mengelsdorf, der gräflichen Linie und dem Haus Rüsseina stammen mit großer Gewissheit vom Haus Kurtschow ab. Für sieben andere Häuser lässt sich der Zusammenhang mit dem Haus Kurtschow nicht mit Sicherheit nachweisen. Für die in Ostschlesien ansässigen Häuser Korschlitz-Dieban-Schottgau, Dammitsch-Pronzendorf-Buschen und Kontopp liegt die Vermutung durch ihre örtliche Nachbarschaft jedoch nahe. Aber auch für die Häuser Murzig-Ziebingen und Baudach-Döbbernitz ist ein Zusammenhang wahrscheinlich. Für die Häuser Trebitz-Frauendorf-Neuhausen und Geisendorf-Briesnigk-Bohrau ist ein Zusammenhang zwar nicht ausgeschlossen, doch besteht hinsichtlich dieser beiden letzteren auch die Möglichkeit, dass sie ihre Entstehung der Zuwanderung von Angehörigen des Bollensdorfer Stammhauses nach der benachbarten Niederlausitz verdanken. [04]

Die Linie in der Oberlausitz, wo das Städtchen Schönberg und die Güter Ober- und Niederhalbendorf u. a. lange Zeit im Familienbesitz waren, stammt von der schlesischen Hauptlinie ab und beginnt mit dem Kursächsischen Rat und Landvogt der Oberlausitz Georg von Loeben auf Schönberg (gest. 1615).

Die Niederlausitzer Linie wurde vom Landvogt der Niederlausitz Melchior von Loeben abgeleitet und besaß die Güter Amtitz, Krieschow, Wiesendorf u. a.

Im Brandenburgischen gehörten die Güter Blumberg, Dalewitz und Falkenberg zum Familienbesitz. Hier trat 1587 Johann von Loeben (1561 - 1636) in brandenburgische Dienste und wurde Geheimer Rat und Kanzler des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. [05]

Aus der schlesischen Linie wurde Johann Friedrich von Loeben (1595 – 1667) am 8. August 1642 von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrenstand erhoben. Er hatte unter Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg wichtige Gesandtschaftsposten bekleidet. [06] Der Reichsgrafenstand kam 1790 in die Familie. Aus der oberlausitzer Linie wurde am 10. Juli 1790 der kursächsische Reichsvikar Otto Ferdinand von Loeben (1741 – 1804) in den Grafenstand erhoben. [07]


1.2. Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung

Das im Hauptstaatsarchiv Dresden als Depositum verwahrte Archiv der Familie von Loeben umfasst mehrere Abgaben aus dem ursprünglich eigenständigen Archiv des Familienverbandes, von einzelnen Mitgliedern der Familie sowie dem nach der deutschen Teilung im Gut Kemmern bei Hildesheim gelagerten Familienarchiv West.

Am 10. Dezember 1941 wurde der Hinterlegungsvertrag zwischen dem Familienverband, vertreten durch den Senior Eckart von Loeben und dem Hauptstaatsarchiv geschlossen. Damals wurden vor allem Urkunden, Bücher und Stiftungsunterlagen hinterlegt. [08] Am 23. November 1945 und am 23. Januar 1946 folgten weitere Bücher, Periodika und Schriftstücke.

Am 18. August 1969 übergab Inge-Marie von Loeben den schriftlichen Nachlass ihres am 12. Juli 1958 verstorbenen Vaters Max Georg von Loeben dem Hauptstaatsarchiv. Am 28. November 1970 hinterlegte sie eine Fotografie von Emilie von Loeben sowie die Abhandlung ihres Vaters "Sparsame Verwaltung". Am 15. September 1975 wurden wiederum durch Inge-Marie von Loeben Tauf-, Heirats- und Sterbeurkunden der Familien von Loeben, Ginsberg, von Kiel, Grammann u. a. dem Depositum hinzugefügt. Am 2. Februar 1976 brachte Inge-Marie von Loeben noch einmal Schriften ihres Vaters Max Georg zur Aufbewahrung ins Hauptstaatsarchiv.

Am 20. Juli 1981 wurde der Nachlass von Paul Ludwig von Loeben dem Bestand hinzugefügt. Darunter waren Fotoalben, Schriften, Dokumente, Tagebücher, Briefe und Bücher.

Am 25. Juli 1993 wurde durch Monika von Loeben ein Fotoalbum dem Bestand hinzugefügt. Die von Bernd von Loeben erstellten "Stammtafeln der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben, Bd. 1 u. 2." wurden am 11. Dezember 1993 hinterlegt.

Mathilde von Loeben fügte am 10. Juli 1993 Dokumente und Materialsammlungen zu verschiedenen Familienmitgliedern dem Familiennachlass hinzu. Im Jahr 2005 brachten die Herren Bernd und Wolf von Loeben das bisher in Hannover gelagerte "Familien-Archiv West" ins Hauptstaatsarchiv nach Dresden. Es handelte sich hauptsächlich um Unterlagen zur Familienforschung, Dokumente zu verschiedenen Familienmitgliedern und Bücher.

Mit der Erschließung des Bestandes wurde im September 2005 begonnen. Während einer zweimonatigen Tätigkeit wurde zunächst der zuletzt eingelieferte Teilbestand erfasst. Die vorgefundene Ordnung wurde beibehalten. Fotografien wurden den Einheiten entnommen und separat erschlossen.

Im Zeitraum von Juni bis August 2006 erfolgte die technische Bearbeitung des gesamten Bestandes (Verpackung, Etikettierung etc.). Die dabei durchgeführte Revision ließ erkennen, dass für den unerschlossenen Teil keinerlei Systematik mehr vorhanden war. Herkunftszusammenhänge konnten oft nicht mehr zweifelsfrei zugeordnet werden. Es erfolgte eine grobe Vorordnung als Vorbereitung auf die Erschließung im Jahr 2007, die sich auf vorhandene Abgabelisten stützte. Die Erschließung des Bestandes erfolgte von Februar bis Juni 2007. Dabei wurde der Bestand neu nummeriert. Die Nummern 332 bis 350 wurden aufgrund von Doppelungen dabei nicht belegt.


1.3. Bestandsinhalt

Im Bestand sind die Forschungsarbeiten zur Familiengeschichte in verschiedenen Stadien und von verschiedenen Urhebern gesammelt. Die Materialsammlungen, Abschriften und Manuskripte mündeten letztendlich in die von Bernd von Loeben 1990 herausgegebenen "Stammtafeln der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben" sowie in den dazugehörigen Erläuterungsband "700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben" [09] . Letzterer beruht auf einem bereits 1953 von Paul Ludwig von Loeben (1877 - 1962) abgeschlossenem Manuskript. Der Verfasser stützte sich auf die Vorarbeiten seiner Vettern Eckhart Eberhard von Loeben (1868 - 1947) und Curt Wolf Otto Moritz von Loeben (1870 – 1930). Das Kapitel 9 des schrieb Paul Karl Kurt Ewald von Loeben (1881 - 1969).

Unter den Forschungsunterlagen zur Familiengeschichte fanden sich zahlreiche Urkunden, wie z. B. das Freiherrendiplom von 1642 oder die Urkunde über die Erhebung in den Grafenstand von 1790. Die Belehnung mit Rittersitz und Vorwerk Jahna ist von 1525 bis 1703 anhand der überlieferten Lehnbriefe nachvollziehbar. Andere Besitzungen werden ebenfalls durch Originale und Abschriften dokumentiert. Darüber hinaus finden sich Ausarbeitungen zu einzelnen Kapiteln und Stammtafeln, Manuskriptteile und Materialsammlungen zu zahlreichen Familienmitgliedern. Auch ist die zur Aufarbeitung der Familiengeschichte benutzte Literatur im Bestand hinterlegt, wie auch Briefe, Tagebücher und Bilder.

Der größte Teil des Bestandes geht auf Paul Ludwig von Loeben, dessen jüngsten Bruder Max Georg von Loeben und Paul Karl Kurt Ewald von Loeben zurück. Für das bessere Verständnis des Bestandes sind im Folgenden deren Biografien geschildert.


Paul Ludwig von Loeben [10]

Paul Ludwig von Loeben trat am 18. März 1897 in das Königlich Sächsische 1. (Leib) Grenadier-Regiment Nr. 100 ein. Er besuchte die Kriegsschule in Kassel. Nach vierjährigem Frontdienst wurde er zum Adjutanten beim II. Bataillon seines Regiments ernannt. Im Jahr 1904 wurde er nach China zum 2. Ostasiatischen Infanterieregiment entsandt. Zunächst war er ein Jahr in Tongku an der Peiho-Mündung und dann in Seyfang bei Tsingtau stationiert. Gelegentliche Ausflüge und Reisen führten ihn u. a. nach Tientsin, Peking, Paotingfu, an die Große Mauer und nach Japan. Auf der Rückreise sah er Kairo, Athen, Konstantinopel und Bukarest. Im Jahr 1906 trat er als Oberstleutnant wieder in ins Königlich Sächsische 1. (Leib) Grenadier-Regiment Nr. 100 ein. Im Herbst 1907 wurde er für 3 Jahre an die Kriegsakademie nach Berlin entsandt. Dort erlangte er die Qualifikation zum Generalstab. Im Herbst 1910 trat er wieder zum Frontdienst bei seinem alten Regiment an und wurde im Frühjahr 1911 auf zwei Jahre in den großen Generalstab abkommandiert. Am 22. Mai 1912 erfolgte die Beförderung zum Hauptmann. Nach einer erneuten halbjährigen Dienstleistung beim Königlich Sächsischen 1. (Leib) Grenadier-Regiment Nr. 100 wurde er im Herbst 1913 erneut zum Großen Generalstab abkommandiert.

Als 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, war er im Generalstab des XII. Armeekorps beim Vormarsch bis zur Marneschlacht und anschließend beim Stellungskrieg an der Aisne beteiligt. Im Frühjahr 1915 vertraute man ihm das Ressort der rückwärtigen Verbindungen an. Am 11. November 1915 wurde er als 1. Generalstabsoffizier zur 32. Infanterie Division versetzt. Aber schon 14 Tage später erfolgte seine Abkommandierung zum Stab von Feldmarschall Colmar von der Goltz nach Mesopotamien. Er reiste mit anderen Offizieren über Konstantinopel nach Bagdad. Im Herbst 1917 wurde er beim II. Bataillon des Königlich Sächsischen 1. (Leib) Grenadier-Regiment Nr. 100 in der Champagne eingesetzt. Nach einem Vierteljahr wurde er als l. Generalstabsoffizier zur 212. Infanterie Division versetzt. Im April 1918 erfolgte die Versetzung zur 53. Reserve-Division nach Frankreich. Nach Auflösung der Division wenig später erfolgte die Versetzung als 1. Generalstabsoffizier zur aktiven 23. Infanterie Division, die bei Abwehrkämpfen an der Schelde eingesetzt war.

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges kehrte Paul zurück nach Dresden und wurde als Generalstabsoffizier bei der Stadtverwaltung eingesetzt. Im Frühjahr 1920 trat er als Oberregierungsrat in den sächsischen Staatsdienst ein. Er arbeitete als Dezernent in militärischen und Polizeifragen und wurde 1928 zum Ministerialrat ernannt.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 entließ man ihn wegen seiner nicht reinarischen Abstammung aus diesem Amt. Er war zunächst noch als Staatsfinanzrat am Staatsrechnungshof tätig. Im Jahr 1937 wurde er jedoch vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Er begann sich, mit der Geschichte seiner Vorfahren zu beschäftigen. Die Chronik der Familie von Loeben stammt aus seiner Feder.Während der Bombenangriffe 1945 über Dresden wurde das Wohnhaus seiner Familie schwer beschädigt. Ein Großteil des Besitzes, der bei einem Schwager in Niederreinsberg ausgelagert war, wurde fast restlos geplündert.


Max Georg von Loeben[11]

Max Georg war der jüngste Bruder von Paul Ludwig von Loeben. Er studierte von 1898 bis 1902 in Kiel, Berlin, München und Leipzig Rechts- und Staatswissenschaften und bestand die erste juristische Staatsprüfung in Leipzig. Von 1902 bis 1906 war als Referendar in der sächsischen Justiz und inneren Verwaltung tätig. Er promovierte 1904 zum Doktor oeconomiae publicae (der Staatswirtschaft) in München. Ab 1906 war er als Hilfsarbeiter, Bezirksassessor, Regierungsassessor und Regierungsamtmann bei den Amtshauptmannschaften Rochlitz und Dresden sowie im Ministerium des Inneren beschäftigt. Im Jahr 1913 wurde er zum Vorstand der amtshauptmannschaftlichen Delegation Sayda/Erzgebirge ernannt.

Während des 1. Weltkrieges war er seit Oktober 1914 auch mit der kommissarischen Verwaltung der Amtshauptmannschaft Freiberg beauftragt. Im Jahr 1915 wurde er zum Regierungsrat ernannt. Im April 1918 erfolgte schließlich die Bestallung zum Amtshauptmann in Freiberg.

Im Februar 1919 berief man ihn als Geheimen Regierungsrat ins Ministerium des Inneren. Zu seinen Aufgaben zählte die Durchführung der Gemeindereform, die Leitung des Dezernats für Gemeindefinanzen und -steuern für Spar- und Girokassen, die Staatsvertretung bei der Girozentrale Sachsen und der Kreditanstalt sächsischer Gemeinden sowie Anregung und Errichtung eines Lastenausgleichstocks für die sächsischen Gemeinden. Im Jahr 1922 schied er aus dem Staatsdienst aus und trat in das Direktorium der Girozentrale Sachsen ein. In dieser Eigenschaft wurde er zu zwei Bankenquêten des Reichs als Sachverständiger hinzugezogen.

Im Jahr 1935 schied er wegen seiner nicht reinarischen Abstammung aus der Girozentrale aus. Der Ruhestand mit hoher Pension ermöglichte es ihm, sich mit religiösen, philosophischen und politischen Arbeiten und Studien zu beschäftigen. Die finanzielle Betreuung seines gerade erst mündig gewordenen Neffen, Hans Graf Finck von Finckenstein, bei der Verwaltung des Dominiums Niederschönbrunn, Kreis Lauban erforderte seine tätige Unterstützung. Am 13. Februar 1945 wurde sein Wohnhaus in der Rugestraße 1 in Dresden stark zerstört. Die Familie verlor ihren gesamten Besitz. Von 1938 bis 1945 hatte Max auf Veranlassung der Bekennenden Evangelisch-Lutherischen Kirche die Betreuung der Glaubensgenossen jüdischer Abstammung übernommen. Die Unterlagen dazu sind ebenfalls dem Brand zum Opfer gefallen.

Seit September l945 arbeitete Max einige Monate als wissenschaftlicher Beirat der Sächsischen Landesbank. Er erarbeitete Konzepte für die Finanzierung des Wiederaufbaus. Als Vorsitzender des Verfassungsausschusses der CDU legte er den Entwurf einer neuen Reichsverfassung vor. Seit dem 1. Januar 1946 war er zunächst aushilfsweise, dann ständig als Referent für Gemeindefinanzen im Ministerium der Finanzen tätig. Am 1. Mai 1947 wurde er zum Leiter der 7. Abteilung (Banken, Sparkassen, Genossenschaften) und vorübergehend der 6. Abteilung (Staatsrechnungswesen, Landeshauptkasse, Landeslotterie) ernannt. Aufgrund seines Eintretens für die christlich-nationale Arbeiterbewegung seit 1911 erwählte ihn 1948 die Evangelische Lutherische Landessynode zum weltlichen Mitglied des Landeskirchenausschusses bei der Neukonstituierung der Landeskirche.

Nachdem sich Finanzminister Rohner, sein direkter Vorgesetzter im Ministerium, nach Westdeutschland abgesetzt hatte, wurde ihm zum 31. März 1950 gekündigt. Als ihm in diesem Zusammenhang seine Partei nahe legte, sein seit 1946 innegehabtes Stadtverordneten-Mandat niederzulegen, folgte er dieser Anregung und trat zudem aus der Partei aus.


Paul Karl Kurt Ewald von Loeben [12]

Paul Karl Kurt Ewald von Loeben trat am 18. März 1900 ins Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 ein. Am 18. Oktober 1900 erhielt er das Fähnrichpatent und besuchte im Anschluss die Kriegsschule in Metz. Im Juni 1901 bestand er das Offiziersexamen und trat Anfang Juli wieder in sein Regiment ein. Am 30. August 1901 erfolgte die Beförderung zum Leutnant. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste Paul im Februar 1902 seine militärische Laufbahn zunächst beenden. Er begab sich für zwei Jahre zur Genesung ins Lungensanatorium St. Blasien im Schwarzwald. Im Mai 1904 schrieb er sich bei der juristischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau ein. Dort studierte er vier Semester, drei weitere folgten 1906 und 1907 in Bonn. Am 19. November 1907 bestand er das Referendarexamen und arbeitete seither beim Amtsgericht Königswinter. Am l9. November 1912 bestand er die große Staatsprüfung. Nachdem er 1913 als Präsidialassessor dem Landgerichtspräsidenten in Bonn zugeteilt worden war, wurde er zum 1. April 1914 als Hilfsarbeiter zur Königlichen Hofkammer in Charlottenburg einberufen.

Obwohl Paul als nicht "kriegsverwendungsfähig" galt, hatte seine Meldung zum Heeresdienst bei Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 dennoch Erfolg. Von der Hofkammer beurlaubt, bekam er nach kurzer Dienstleistung beim Rekruten-Depot den Befehl, sich bei der Zentral-Abteilung des Stellvertretenden Großen Generalstabs zu melden. Er wurde der 2. Operationsabteilung zugeteilt. Zu seinem Arbeitsgebiet gehörte die Versorgung des Heeres mit den von der kartographischen Abteilung bereitgestellten Kriegskarten. Unter seiner Leitung entstanden zudem geographische Werke und Sprachführer in Bulgarisch, Griechisch, Rumänisch, Estnisch und Finnisch. Am 13. Oktober 1915 wurde er zum Hauptmann befördert.

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges 1918 war Paul noch bis zum 30. April 1919 als Hilfsreferent im Großen Generalstab mit Auflösungsarbeiten beschäftigt. Im Oktober 1919 trat er wieder in den staatsanwaltlichen Dienst in Köln ein. Am 1. März 1920 wurde er zum Landrichter (später Landgerichtsrat) in Koblenz ernannt. Im März 1924 wurde er neben dieser Tätigkeit noch zum Amtsgerichtsrat in Bad Kreuznach für das gemeinsame große Schöffengericht der 5 Nahe-Hunsrück-Amtsgerichte bestellt. In den Jahren 1925 und 1926 war er Beauftragter des Justizministers in Gnadensachen und später häufig mit dem Vorsitz im Schwurgericht betraut. Im Jahr 1930 wurde er zum Landgerichtsdirektor in Köln bestellt.

Im Januar 1940 erfolgte auf seine Meldung zur Wehrmacht die Einberufung als Leiter des Wehrmeldeamtes Köln I. Während der Bombenangriffe über Köln im Februar 1943 verlor die Familie nahezu ihren gesamten Besitz. Ab Januar 1944 war Paul als Kriegsrichter der Außenstelle Bonn der 406. Division z. b. V. in Münster zugeteilt, der die Kriegsgefangenenlager, die Dienststellen im Westen und die Bewachungsbataillone unterstanden. Am 12. April 1945 wurde Paul aus dem Militärdienst entlassen. Er verzichtete auf das Entnazifizierungsverfahren und ging in den Ruhestand. Er betätigte sich aktiv in der evangelischen Gemeinde, als Kreissynodaler in Köln und Landessynodaler in Düsseldorf, als Berater und Vertreter eines Anwalts und Notars sowie als Familienforscher. Er schrieb das Kapitell 9 zu "700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben".


1.4. Benutzungsbeschränkungen

Die Verzeichnungseinheit Nr. 002 ist aus datenschutzrechtlichen Gründen für die öffentliche Benutzung gesperrt. Es handelt sich um eine CD, auf der u. a. die Installationssoftware für GENprofi-Stammbaum 2.62 abgespeichert ist. Diese Software dient zur Erstellung von Genealogien und ist mit zahlreichen personenbezogenen Daten der Familie von Loeben versehen. Die Archivalie unterliegt daher Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 3 f. SächsArchivG. Die Vorlage ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen und nach schriftlicher Genehmigung durch die Familie möglich.

Die Archivalien Nr. 245, 247, 249, 250, 251, 252, 253, 255, 258, 259, 262 und 263 wurden aus erhaltungstechnischen Gründen gesperrt und können erst nach einer Restaurierung nutzbar gemacht werden.


1.5. Verweis auf weitere Bestände

* 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Kap. IX, Nr. 30

* Staatsarchiv Leipzig, 20393 - Rittergut Goldhausen (Patrimonialgericht). [13]


1.6. Literatur

Boetticher, Walter von: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter von 1635 bis 1815. Dresden 1913, Band 2, S. 54 – 77, (Nr. 504, 505)

Gauhe, Johann Friedrich: Genealogisch-historisches Adelslexikon. Leipzig 1719, Sp. 942 – 947, (Nr. 507)

Hesekiel, George: Wappensagen. Halle 1865, S. 197 – 198, (Nr. 540)

Ledebur, Leopold von: Adelslexikon der Preussischen Monarchie. Berlin 1835, Band 2, S. 44 – 45, (Nr. 510)

Loeben, Bernd von: Stammtafeln der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben, Bd. 1 u. 2. o. O. 1990, (Nr. 674)

Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben (Nr. 049, 331)


Loeben, Richard von: Die Familie von Loeben aus dem Hause Pulsberg bei Spremberg/Niederlausitz. Berlin 1922 (Manuskript), (Nr. 456)

Neues Preussisches Adels-Lexikon oder genealogische und diplomatische Nachrichten. Bearbeitet von einem Vereine von Gelehrten und Freunden der vaterländischen Geschichte unter dem Vorstande des Freiherrn L. v. Zedlitz-Neukirch. Leipzig 1837, 3. Band, S. 286 – 289, (Nr. 625)

Otto Hupp: Münchener Kalender 1927. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1927, (Nr. 015, 546)

Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels [...] ausgefertigt von Johanne Sinapio [...] Leipzig, gedruckt in der Fleischerischen Druckery, 1720, Band 1, S. 603 - 606

Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 18, 1732-1754, Sp. 150 – 152 (Online-Ausgabe: http://www.zedler-lexikon.de, 25.04.2007)




[01] Neues Preussisches Adels-Lexikon oder genealogische und diplomatische Nachrichten. Bearbeitet von einem Vereine von Gelehrten und Freunden der vaterländischen Geschichte unter dem Vorstande des Freiherrn L. v. Zedlitz-Neukirch. 3. Bd. Leipzig 1837, S. 286
[02] Siehe Boetticher, Felitzsch, Gauhe, Ledebur, Sinapius, Zedlitz-Neukirch und Zedler
[03] Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 6 (Nr. 331)
[04] Detaillierte Angaben über Linien und Häuser siehe: Stammtafeln der Herren, Freiherren und Grafen v. Loeben, Band I. Zusammengestellt und bearbeitet von Bernd v. Loeben. o. O. 1990, S. 14 (Nr. 674); Angaben zu Gütern siehe: Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 389 (Nr. 331)
[05] Siehe Nr. 424, S. 14 des Findbuches, Urkunde mit Unterschrift des Kanzlers
[06] Siehe Nr. 426, S. 1 des Findbuches
[07] Siehe Nr. 427, S. 2 des Findbuches
[08] Vgl. Bestand 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Kap. IX, Nr. 30
[09] Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 389 (Nr. 331)
[10] Geboren: 20.09.1877 in Zittau; gestorben: 22.10.1962 in Dresden; Eltern: Paul Wolf von Loeben (*30. März 1831, +24. Juni 1907), Johanna Emilie Hermine, geb. Ginsberg (*5. Juli 1849, +3. Juli 1908); Geschwister: Wolf Ludwig (*18. August 1869, +23. Mai 1913), Ernst Karl (*22. April 1872, +13. Dezember 1953), Hans Eduard (*17. Juni 1873, +27. Juli 1881), Anna (*1874, +1874), Helene Marie (*17. März 1876, +5. Juli 1895), Max Georg (*10. August 1879, +12. Juli 1958); 1. Ehe: Mathilde Emilie von Schönberg aus dem Haus Wasserjentsch (*18. Juni 1884, +8. Februar 1921), Hochzeit am 19. April 1909 in Wasserjentsch bei Breslau, Kinder: Marie Emilie Lucie (*11. Februar 1910, +6. Dezember 1932), Wolf August Paul Ludwig (*28. Juni 1911, +27. Oktober 1987), Helene Johanna Ottilie (14. August 1912, +8. Januar 2000), Kaspar Otto Max (*3. Oktober 1919, +26. April 1942), Mathilde Agnes Elisabeth (*5. Januar 1921); 2. Ehe: Klara Emma (Emmy) von Tettenborn (*9. Juli 1886, +22. Oktober 1959), Hochzeit am 9. Mai 1925 in Dresden; vgl. Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 219 – 223, (Nr. 331)
[11] Geboren: 10.08.1879 in Zittau; gestorben: 12.07.1958 in Dresden; Eltern und Geschwister siehe Paul Ludwig von Loeben; Ehe: Marie–Feodora von Kiel (*9. März 1888, +15. Oktober 1974), Hochzeit am 28. Oktober 1908 in Dresden; Kinder: Inge–Marie Frieda Emilie (*27. Juli 1909, +22. Oktober 1976), Johanna–Charlotte (*2. April 1911, +2. November 1985), Andrea Feodora (Feo), (*14. Mai 1913, +10. April 1975); vgl. Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 227 – 227 (Nr. 331)
[12] Geboren 24.06.1881 in Metz; gestorben: 30.05.1960 in Bergisch Gladbach; Eltern: Ewald Richard Curt von Loeben (*1. Januar 1856, +24. September 1912), Sophie Emilie, geb. Kupfer (*15. November 1859, +14. November 1939); Geschwister: Else Pauline Johanne Sophie (*24. März 1883, +5. November 1970), Hildegard Käthe Elisabeth, *1. Juli 1891, +2. April 1970; Ehe: Helene Merkel (*20. September 1888, +13. Mai 1985), Hochzeit am 3. November 1923 in Bonn; Kind: Joachim Curt Luis Paul von Loeben–de Vivanco (*26. September 1913, +2. August 1944; adoptiert, um ein Aussterben des Hauses Papitz-Limberg zu verhindern); vgl. Loeben, Paul Ludwig von; Loeben, Paul Karl Kurt Ewald von: 700 Jahre Geschichte der Herren, Freiherren und Grafen von Loeben. o. O. 1953 und 1975, S. 154 – 159 (Nr. 331)
[13] Es handelt sich um den Rittersitz bzw. das Vorwerk Jahna
Familienzeitung des von Loebenschen Geschlechts. Jg. 1. Nr. 1, 1920
Familienkorrespondenz.- Personengeschichtliche und familiengeschichtliche Ausarbeitungen.- Veröffentlichungen.- Fotos von Reisen und Familienmitgliedern (nach 1990).- Gemälde und Zeichnungen.
Die Familie gehört zum alten sächsischen Adel mit Besitzungen in der Oberlausitz. Zahlreiche Familienmitglieder waren im Staatsdienst tätig. Bedeutende Persönlichkeiten waren u. a. Johann von Loeben (1561 - 1636), bis 1609 kurfürstlicher Kanzler der Mark Brandenburg vor allem unter Kurfürst Joachim Friedrich und seinem Nachfolger sowie Eigentümer diverser Güter um Berlin (Blumberg, Hellersdorf, Ahrensfelde, Neuenhagen, Dahlwitz) sowie Otto Heinrich Graf von Loeben (1786 - 1825), Dichter der Romantik, bekannt unter dem Pseudonym Isidorus Orientalis, Freund und Wegbereiter von Joseph von Eichendorff. Teil Depositum, Vertrag vom 30.07.2004.
  • 2007, Nachträge 2009; 2013 | Findbuch / Datenbank
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