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Beständeübersicht

Bestand

12705 Nachlass Grafen von Hohenthal und Bergen

Datierung1610 - 1914
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)2,50
Herkunft und Bedeutung der Grafen von Hohenthal und Bergen

Die Grafen von Hohenthal und Bergen entstammt einer in Sachsen reich begüterten und im sächsischen Staatsdienste zu hohen Ämtern gelangten Familie. Ihre Ahnenreihe lässt sich bis 1580 zurückverfolgen. Als erster nachweisbarer Vorfahre wird der Medicus Hans Hohmann [Hormann] genannt, der 1611 in Könnern oder Gönnern an der Saale an der Pest starb.

Die Nobilation erhielt 1771 dessen Nachfahre der Leipziger Kaufmann Peter Hohmann (1662 – 1732). Die Hohmanns zählten bereits zu dieser Zeit zu den wohlhabendsten Familien in Kursachsen. Man bezeichnete sie als die "Sächsischen Fugger". Sie bezogen ihren Reichtum aus elf Rittergütern (Hohen-Prießnitz, Oberglaucha, Groß- und Kleinstädeln, Oetzsch, Groß- und Probst-Deuben, Krostewitz, Kröben, Söhren, Sestewitz, Wallendorf und Möckern), Häusern in Leipzig, einem Weinberg sowie Anteilen am Mannsfelder Bergbau. Peter Hohmann unterstützte mehrfach Kaiser Karl V. mit großen Geldsummen, was ihm den Beinamen "Sächsischer Fugger" einbrachte. Am 02.03.1717 erhob ihn der Kaiser in den Adels- und Ritterstand mit dem Prädikat "Edler und Panner von Hohenthal".

Auch andere Vorfahren erlangten hohe Ehren und Ämter. Der Agrarwissenschaftler und Schulreformer Peter Graf von Hohenthal (1726 - 1794), Herr auf Döbernitz usw., war Sächsischer Oberkonsistorialrat sowie Vizepräsident und Vizedirektor der Landesökonomie, Manufaktur- und Kommerzdeputation. Peter Friedrich Graf von Hohenthal (+ 1819), Herr auf Püchau, war Königlich Sächsischer Konferenzminister und Gesandter der allgemeinen Reichsversammlung in Regensburg. Er besaß das Großkreuz des Königlich Sächsischen Verdienstordens und des Danebrogs. Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal (+ 1825), Herr auf Königsbrück, bekleidete ebenfalls das Amt eines Königlich Sächsischer Wirklichen Geheimen Rates und Konferenzministers. Auf ihn geht auch die Gründung des sogenannten "Hohenthal-Hauses" zurück. Er hatte 1797 ein Grundstück in der Dresdner Friedrichstadt erworben und auf diesem eine Krankenanstalt errichtet, die später durch eine Versorgungsanstalt für pflegebedürftige Frauen erweitert wurde.

Nachlassgeber Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen (1811 – 1875) schließlich war der Sohn von Karl Ludwig August Graf von Hohenthal und Ehrengarde Gräfin von Hohenthal. Aus dem Nachlass wird deutlich, dass er einen Bruder namens Emil hatte, der Herr auf Schloss Dölkau war. Karl Adolf Graf von Hohenthal wurde am 27.11.1811 auf Dölkau geboren. Bis 1828 besuchte er die Fürstenschule in Grimma. Danach studierte er in Heidelberg, Berlin und Leipzig Rechts- und Cameralwissenschaften. Die juristische Staatsprüfung legte er 1832 ab und arbeitete danach bei der Kreisdirektion Dresden und im Königlich Sächsischen Auswärtigen Amt. 1846 wurde er zum Geschäftsträger in München ernannt. Er war Mitunterzeichner des sogenannten "Münchner Verfassungsvertrages" am 27.02.1850, dessen Tendenz dahin ging, das förderative Prinzip für Deutschland zu erhalten und den bereits damals von Preußen beabsichtigten Ausschluss Österreichs zu bekämpfen. Danach wurde er mit der Aushandlung des Ehevertrages für Prinzessin Elisabeth, Herzogin zu Sachsen und dem Herzog zu Genua betraut. Nach seiner Rückkehr übertrug man ihm den Gesandtschaftsposten in Paris, den er bis 1851 bekleidete. Von 1852 bis 1866 war er Gesandter in Berlin und Hannover sowie danach Bevollmächtigter in Berlin. Gemeinsam mit Minister von Friesen und dem dortigen Kabinett handelte er den zwischen Preußen und Sachsen abzuschließenden Friedensvertrag aus, der am 21.10.1866 zur Unterzeichnung kam. Danach verließ von Hohenthal und Bergen den Staatsdienst. König Johann von Sachsen ernannte ihn unmittelbar darauf zum Mitglied der Ersten Kammer. Seine politischen Ansichten waren im wesentlichen förderativ-konservative. In einzelnen Fragen, wie in Bezug auf das allgemeine Wahlrecht und die Abschaffung der Todesstrafe, vertrat er jedoch auch eine fortschrittliche Meinung.

Nachdem dem Tod König Johanns von Sachsen (29.10.1873) beauftragte man ihn, dem Britischen Königshaus die Thronbesteigung König Alberts anzuzeigen. Das war von Hohenthal und Bergens letzte Amtshandlung. Ein Sturz vom Pferd und daraus resultierende Verletzungen zwangen ihn, sich auf Schloss Knautheim bei Leipzig zur Ruhe zu setzen. Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen verstarb am 09.10.1875.

Der Namenszusatz "von Bergen" geht auf von Hohenthals Ehefrau Caroline Christiane Albine Albertine Gräfin von Bergen, geb. Freiin von Berlepsch (1820 – 1877), zurück. Sie heiratete (morganatisch) am 28.08.1843 den Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen (1777 – 1847) in Wilhelmsbad bei Hanau. 1844 erfolgte ihre Erhebung in den Freiherrenstand als "von Bergen" und 1846 die Erhebung in den österreichischen Grafenstand. Nach dem Tod des Kurfürsten heiratete sie am 28.10.1851 in Frankfurt Karl Adolf Graf von Hohenthal.

Aus der Ehe gingen Karl Adolph Philipp Wilhelm Graf von Hohenthal und Bergen (1853 – 1909) sowie Adolph Graf von Hohenthal und Bergen hervor (* 1857). Über letzteren ist bekannt, dass er Besitzer von Schloss Egg bei Deggendorf in Niederbayern und Königlich Bayrischer Kämmerer war. Wilhelm Graf von Hohenthal und Bergen studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Er war Königlich Sächsischer Kammerherr, von 1885 bis 1906 Sächsischer Staatsminister des Inneren und Äußeren und von 1906 bis 1909 Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin sowie Bevollmächtigter zum Bundesrat. 1882 heiratete er Therese Gräfin Vitzthum von Eckstädt, verw. von Haugk, die Schwester des Präsidenten der Ersten Kammer, Oberhofmarschall Vitzthum von Eckstädt.



Herkunft und Bedeutung der Familie von Wiedebach

Die Familie von Wiedebach [oder Wiedenbach] gehört zum alten sächsischen Adel. Als ältester Vertreter sind Conrad "Helmhoffe" von Wi[e]denbach und Degnhard von Wiedebach bekannt. Letzterer wird als Zeuge in einer Urkunde des Burggrafen Meinhers von Meißen von 1344 genannt. Helmhoffe von Wiedebach erhielt 1229 einen Lehnbrief des Bischofs Heinrich von Eichstädt.

Die Besitzungen der von Wiedachs lagen in der Lausitz und Schlesien. Unter anderem besaßen sie in der Oberlausitz die Güter Rietschen und Neuliebeln sowie in der Niederlausitz Kamichen, Guhlen und Beitzsch.

Zahlreiche Abkömmliche der Familie befanden sich in kurfürstlichen Bestallungen in Dresden und Freiberg, wie Heinrich von Wiedebach, der 1469 vom Papst Paulus II. die Erlaubnis erhielt, in seinem Haus in Freiberg einen Altar aufzustellen. Sein Sohn George wurde 1495 "Zehender" zu Freiberg, 1505 herzoglich sächsischer Rentmeister und 1519 zugleich Amtshauptmann in Freiberg. George von Wiedebach war Hauptmann auf der Festung Pleißenburg und Rentmeister zu Leipzig. Als einer von drei Kommissaren nahm er 1519 an der Disputation zwischen Luther und Eccius teil. Hanns von Wiedebach auf Gosda wurde 1609 zum Kaiserlichen Rat und Landeshauptmann in der Niederlausitz ernannt. Friedrich von Wiedebach und Zwippendorff war seit 1656 Kaiserlicher Obrist-Wachtmeister. Georg von Wiedebach gekleidete 1690 die Rolle eines Kammerjunkers beim Sächsichen Kurfürsten Johann Georg III.

Die zum Bestand 12705 gehörenden Akten sind auf Otto Gottlob von Wiedebach und dessen Nachlommen zurückzuführen. Im Jahr 1748 wurde Otto Gottlob von Wiedebach, Herr auf Beitzsch, Grötzsch und Seebijau, Landrichter der Niederlausitz.


Bestandsgeschichte

Der Bestand 12705 Personennachlass Graf Karl Adolf von Hohenthal-Bergen kam ... in grober chronologischer Ordnung und nach Provenienzen geordnet ins damalige Landeshauptarchiv. Im Zuge der Verzeichnung im September 2005 wurde der Bestand umbenannt in Nachlass Familie von Hohenthal und Bergen, da der Bestand neben der privaten Korrespondenz von Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen, auch die von dessen Ehefrau und den Söhnen sowie deren Familien umfasst.

Zum Bestand gehören außerdem 59 Verzeichnungseinheiten, die dem Umkreis der Familie von Wiedebach zuzuordnen sind. Zwischen dem in der Oberlausitz ansässigen Adelshaus und den Grafen von Hohenthal und Bergen konnte lediglich über Verzeichnungseinheit Nr. 3 eine Verbindung hergestellt werden. Dort wird eine Oberküchenmeisterin von Berlepsch genannt. Auch die Ehefrau von Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen war eine geborene Freiin von Berlepsch.

Außerdem gehören zum Bestand Druckschriften zur Geschichte Thüringens und Sachsen (17. und 18. Jahrhundert) sowie gedruckte Fassungen rechtswissenschaftliche Disputationen (18. – 1. Hälfte 19. Jahrhundert). Des weiteren gehören zum Bestand nurmismatische Druckschriften (17. und 18. Jahrhundert), die weder den Grafen von Hohenthal und Bergen noch der Familie von Wiedebach zweifelsfrei zu geordnet werden können.

Die vorgefundene Ordnung wurde soweit tauglich bei der Verzeichnung beibehalten. Großformatige Archivalien wurden den Verzeichnungseinheiten entnommen und separat gelagert. Nach der Verpackung umfasst der Bestand 9,1 Lfm.


Literatur

ADB, 12. Bd., Leipzig 1880, S. 695

Biographisches Jb. und Deutscher Nekrolog, Hrg. von Anton Bettelheim, XIV. Band (1909). Berlin 1912

NDB, 9. Bd, Berlin 1972, S. 494

O.A.: Lebenslauf, Heimgang und Beisetzung des Grafen Karl Adolph von Hohenthal. Leipzig 1875

Richter, Hubert: Aus kritischen Tagen. Berichte des Königlich sächsischen Gesandten in Berlin, Grafen Hohenthal und Bergen, aus den Jahren 1889 – 1892. In: Deutsche Rundschau, Jg. 48, 1922, S. 151 – 172

Schwennicke, Detlev: Europäische Stammtafeln. Neue Folge. Bd. I.2. Premysliden, Askanier, Herzoge von Lothringen, die Häuser Hessen, Württemberg und Zähringen. Frankfurt 199, Tafel 242

Uhlmann-Uhlmannsdorff, Arthur: Graf Wilhelm von Hohenthal und Bergen, der neuernannte Staatsminister. In: Unterhaltungsblatt der Zwickauer Neusten Nachrichten. 14. Jg. 1906, Nr. 20

Verwaltungsordnung für das Hohenthal-Haus in Dresden. Hrgg. vom Rat und den Stadtverordneten der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 15.02.1897, Nr. 293

Zedler, Johann Heinrich [Hrg.]: Großes Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 55. Halle, Leipzig 1741, Sp. 1860 - 1865
Schmidt, B.: Die Familie der Grafen von Hohenthal. 1896. - Als maschinenschriftliches Manuskript gedruckt

Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. 102. 1929, S. 227

Hohenthal, K. A. von: Lebenslauf, Heimgang und Beisetzung des Grafen Karl Adolf von Hohenthal, Herrn auf Knauthain, Knautnaundorf und Lauter. Leipzig, 1875
Private Korrespondenz über drei Generationen, vor allem Briefwechsel zwischen Caroline von Hohenthal und Bergen und ihrem Ehemann Karl Adolf während dessen Tätigkeit als sächsischer Gesandter.- Druckschriften zur Geschichte Thüringens und Sachsens, zur Rechtswissenschaft und Numismatik.
Die Grafen von Hohenthal und Bergen entstammen einer reich begüterten und im sächsischen Staatsdienst zu hohen Ämtern gelangten Familie. Der hier vorliegende Familiennachlass geht auf Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen, dessen Ehefrau Caroline von Bergen und beider Nachkommen zurück.

Karl Adolf Graf von Hohenthal und Bergen lebte von 1811 bis 1875. Von 1846 bis 1866 war er im sächsischen diplomatischen Dienst tätig. Er war Geschäftsträger in München, Paris und Berlin. Als sächsischer Gesandter war er von 1852 bis 1866 in Berlin. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst war er Mitglied der Ersten Kammer des sächsischen Landtages. Begütert war die Familie mit Knauthain, Knautnaundorf und Lauer.

Caroline Gräfin von Bergen, geb. Freiin von Berlepsch, lebte von 1820 bis 1877. Sie war die Tochter des kurfürstlich-hessischen Erbkämmerers und Generalmajors Ludwig Herrmann Freiherr von Berlepsch. Am 28.08.1843 ging sie mit Kurfürst Wilhelm II. von Hessen (1777 - 1847) in Wilhelmsbad bei Hanau eine morganatische Ehe ein. 1844 erfolgte ihre Erhebung in den Freiherrenstand als "von Bergen" und 1846 die Erhebung in den österreichischen Grafenstand. Nach dem Tod des Kurfürsten heiratete sie am 28.10.1851 in Frankfurt Karl Adolf Graf von Hohenthal. Aus der Ehe gingen die Söhne Wilhelm sowie Adolf hervor.

Wilhelm Graf von Hohenthal und Bergen lebte von 1853 bis 1909. Er trat 1881 als Legationssekretär in das sächsische Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten ein und fungierte 1882 mehrere Monate als Geschäftsträger in Berlin. Im Jahr darauf erfolgte die Berufung in die Erste Kammer des sächsischen Landtages. Mit der Vertretung des sächsischen Königs am Königlich Preußischen Hof wurde er 1885 betraut und gleichzeitig zum stimmenführenden Bevollmächtigten Sachsens im Bundesrat ernannt.

Adolf von Hohenthal und Bergen wurde 1857 geboren. Er war Königlich Bayerischer Kämmerer sowie preußischer Rittmeister und Reserveoffizier des Husarenregiments Wilhelm I., Nr. 7. Bis zum Frühjahr 1891 gehörte er dem Regiment als aktiver Offizier an. Er wählte Schloss Egg in Niederbayern als Wohnsitz.
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