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Beständeübersicht

Bestand

21808 Nachlass Christian Gottlob Lorenz

Datierung1815 - 1864
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,00
Zur Biografie von Christian Gottlob Lorenz

Christian Gottlob Immanuel Lorenz stammte aus dem Erzgebirge. Am 25. Januar 1804 wurde er in Hüttengrund bei Marienberg geboren. Sein Vater besaß dort die Mühle. Nach dem Besuch des Lyzeums in Marienberg war er Schüler der Fürstenschule Grimma. An der Universität Leipzig studierte er Theologie und klassische Philologie. Er schloss sein Studium im Februar 1828 mit der Promotion zum Dr. phil. ab, war aber zunächst Vesperprediger an der Universitätskirche Leipzig. 1831 erhielt er die damals viel begehrte Anstellung als Lehrer an der Fürstenschule in Grimma und stieg 1843 zum Rektor auf.
Sein Vorgänger war Eduard Wunder (1800 – 1869), der aus Wittenberg kam. Schon seit 1823 unterrichtete er an der Grimmaer Fürstenschule. Beide hatten wohl ein gutes Verhältnis gehabt, da Manuskripte des 1869 verstorbenen Wunder im Nachlass von Lorenz vorzufinden sind. Außerdem widmete Lorenz ihm die Werke "Series praeceptorum Illustris apud Grimam Moldani" (1849) und "Series ministeriorum ecclesiae evangelico-Lutheranae Grimensis" (1854).
C. G. Lorenz hatte zunächst Arbeiten über Altertumskunde – in lateinischer Sprache – veröffentlicht, bevor er sich der Erforschung der Stadtgeschichte Grimmas zuwandte, die ihn mehr als zwei Jahrzehnte beschäftigte. In dieser Phase sind die Monographien: "De dictatoribus latinis et municipalibus" (1841), "De praetoribus municipalibus commentation" (1843) und "Nonnulla de aeditibus municiprum" (1848) entstanden.
Als Lorenz begann, die Grimmaer Stadtgeschichte zu schreiben, gab es noch nicht einmal die ersten Bände der Editionen des sächsischen Codex. Auch im Stadtarchiv Grimma waren die Voraussetzungen alles andere als günstig, denn die entscheidende Erschließung des Gesamtbestandes vollzog sich – durch A. Tille – erst nach der Jahrhundertwende. So war Lorenz darauf angewiesen, für das Mittelalter wie für die neuere Zeit die Quellen an Ort und Stelle und im Original zu benutzen. Durch Nachforschungen im Stadtarchiv Grimma, in den Staatsarchiven Dresden und Weimar sowie in der Landesbibliothek erhielt er viele neue Erkenntnisse über die Stadtgeschichte. Von großer Wichtigkeit sind Abschriften, die er von den gefundenen Dokumenten anfertigte, welche heute unter Umständen verlorene Originale ersetzen könnten.
Seine Veröffentlichungen zur Grimmaer Stadtgeschichte sind wissenschaftlich herausragend und markieren die Zäsur zur älteren Stadtchronistik. Hierbei kamen ihm seine souveränen philologischen Kompetenzen zugute. Daneben veröffentlichte er auch das "Grimmenser Album. Verzeichnis sämtlicher Schüler der königlichen Landesschule zu Grimma" (1850), den "Bericht über die Gründung und Eröffnung der Landesschule zu Grimma im Jahre 1550" (1850), "Ein Blatt aus Grimma Chronik" (1853) und "Zur Erinnerung an Georg Joachim Göschen" (1861).
Als er am 31. Juli 1873 starb, hatte er auch schon viel für die Vorbereitung des Urkundenbuches von Grimma geleistet.
Durch seine drei Bände der "Stadt Grimma im Königreich Sachsen historisch beschrieben" (1856 – 1870) und die Vorarbeiten zum Urkundenbuch der Stadt Grimma und der Klöster gehört C. G. Lorenz zu den namhaften Regionalhistorikern des 19. Jahrhunderts. Er wurde für seine Verdienste zum Ehrenbürger von Grimma berufen und am Haus Nr. 15 in der ehemaligen Rittergasse, heute Lorenzstraße, befindet sich eine Gedenktafel für ihn.[01]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Nachlass von Christian Gottlob Lorenz ist für die Grimmaer Geschichte, aber auch für die Schulgeschichte und Historiographie aussagefähig. 1988 gelangte er mit den Unterlagen des Amtsgerichtes Grimma in das Staatsarchiv Leipzig.
Es handelt sich offenbar um eine Teilüberlieferung. Ludwig Schmidt, der die Bearbeitung des Urkundenbuches fortsetzte, gibt zu erkennen, dass die Lorenz'schen Erben ihm die Manuskripte für das Urkundenbuch übergeben hatten. Wahrscheinlich ist von diesen Dokumenten nicht alles zurückgekommen, sondern in den redaktionellen Unterlagen des Staatsarchivs Dresden verblieben. Im Kreismuseum Grimma ist außer einem Bild nichts über Lorenz vorhanden. Ob sich noch etwas in der ehemaligen Fürstenschule befindet, wo die Unterlagen zeitweilig gelegen haben müssen, ließ sich nicht genau klären.
Der Nachlass ist schon deshalb bemerkenswert, weil von vergleichbaren Historikern, beispielsweise von Gustav Wustmann, dergleichen nicht vorhanden ist. Er hat biographischen wie historischen Wert und dürfte nicht zuletzt auch für die Schulgeschichte zu beachten sein, zumal im Jahre 1850 Lorenz über die Geschichte der Fürstenschule, anlässlich ihres Jubiläums, publiziert hatte.
Eine Sonderstellung kommt den im Nachlass überlieferten Handschriften bzw. Archivalien zu. Sie sind wesentlicher Bestandteil, denn Lorenz dürfte sie privat erworben haben in einer historischen Phase, in der eine große Menge Archivgut verloren gegangen ist.
Der zeitliche Umfang erstreckt sich über die Jahre 1841 bis 1873. Die Abschriften, welche er in diesen Jahren anfertigte, behandeln den Zeitraum vom 13. bis zum 19. Jahrhundert.
1988 erfolgte die Erschließung, im gleichen Jahr auch die Revision des Bestandes. 2014 wurde das Findbuch durch die Praktikantin S. Rother in die Erschließungsdatenbank übertragen und bearbeitet. Dabei wurden neue Systematikgruppen festgelegt und vereinzelt Zeitangaben korrigiert. Die Findbucheinleitung wurde geringfügig überarbeitet und aktualisiert.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand lässt sich thematisch in zwei Teile, Werke und wissenschaftliche Unterlagen, untergliedern. Dies wurde auch in der Systematik des Findbuchs umgesetzt. Unter den Punkt Werke fällt lediglich ein Manuskript, welches einen Korrekturabzug mit kirchengeschichtlichen Notizen darstellt. Die andere Systematikgruppe beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Unterlagen von Lorenz selbst. Darunter fallen zum größten Teil Abschriften von Dokumenten über die Stadt Grimma und Umgebung, die er für seine Forschungen zur Grimmaer Stadtgeschichte anfertigte. Außerdem umfasst dieser Punkt geschichtliche Dokumente zur Fürstenschule Grimma. Zu dieser Kategorie werden auch die persönlichen Dokumente von Eduard Wunder, dem ehemaligen Rektor der Fürstenschule von 1843 bis 1866, gezählt. Die dort enthaltenen Dokumente von Eduard Wunder beinhalten Schul- und Studienhefte sowie beispielsweise Dokumente zur Unterrichtsvorbereitungen.
Im zweiten Teil, welcher unter wissenschaftliche Dokumente fällt, wurden Abschriften und Notizen über die sächsische Geschichte erfasst, u. a. Verzeichnisse der Prediger in der Ober- und Niederlausitz, aber auch ein Namensverzeichnis der einquartierten preußischen und österreichischen Offiziere.

Quellen

Jahresbericht der K. S. Fürsten- und Landesschule zu Grimma über das Schuljahr 1873/74, S. XIII ff., UB Leipzig Hist. Sax. 1034 mh (z. Z. vermisst)

Schmidt, L.: Vorbericht zu: UB der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, Leipzig 1895.

Übersichten über die Bestände der Stadtarchive des Bezirkes Leipzig, Teil 1, Leipzig 1967

Hinweise zur Benutzung

Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21808, Nachlass Christian Gottlob Lorenz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Normdaten zu Christian Gottlob Lorenz: GND: 117215163 / VIAF: 49997245

M. Unger / L. Herfurth / S. Rother

1988 / 2014


[01] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Gottlob_Lorenz [Zugriffsdatum: 22.08.2014]
Publikationen.- Manuskripte.- Quellenabschriften und Regesten zu Grimma und zum Kloster Nimbschen für die Zeit bis zum 18. Jahrhundert.- Fürstenschule (Entwicklung der Schule vom 16. bis 19. Jahrhundert, Schulfeste).- Bericht über Gründung und Eröffnung der Landesschule 1550.- Chronik-Manuskripte (von Ermel).- Dokumente von Eduard Wunder (Schule, Studienhefte).- Namensverzeichnis einquartierter preußischer und österreichischer Offiziere 1756 bis 1763.- Verzeichnis der Prediger in der Oberlausitz und Niederlausitz.
Christian Gottlob Lorenz wurde am 25. Januar 1804 in Hüttengrund (Erzgebirge) geboren. 1828 schloss er sein Studium mit der Promotion an der Universität Leipzig ab. Er war zunächst Prediger an der Universitätskirche, 1831 erhielt er die sehr begehrte Anstellung als Professor an der Grimmaer Fürstenschule und wurde 1843 ihr Rektor. Lorenz beschäftigte sich anfangs mit altertumskundlichen Arbeiten und widmete sich dann über 20 Jahre der Grimmaer Stadtgeschichte. Seine Veröffentlichungen zur Grimmaer Stadtgeschichte sind wissenschaftlich herausragend und markieren die Zäsur zur älteren Stadtchronistik, hierbei kamen ihm seine souveränen philologischen Kompetenzen zugute. Er starb am 31. Juli 1873 in Grimma.
Der für die Grimmaer Geschichte, aber auch für Schulgeschichte und Historiographie aussagefähige Nachlass gelangte mit Unterlagen des Amtsgerichts Grimma 1988 in das Staatsarchiv Leipzig. Er enthält auch Unterlagen von Eduard Wunder (1800 - 1869), dem Amtsvorgänger von Lorenz.
  • 2017 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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