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Beständeübersicht

Bestand

40162 Nachlass Wolfgang Jobst

Datierungab ca. 1960
Benutzung im Bergarchiv Freiberg
Umfang (nur lfm)2,40

Bestand enthält auch 7 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorwort
Biographie und Bestandsgeschichte

Wolfgang Jobst wurde am 29.01.1916 in Leipzig geboren. Nach dem Besuch der Volkshochschule und des König-Albert-Gymnasiums in Leipzig bestand er bereits 1935 seine Reifeprüfung mit "vorzüglich".
Um die Vorraussetzungen für ein Hochschulstudium zu schaffen, leistete er anschließend "freiwilligen Arbeitsdienst". Während seiner zweijährigen Wehrpflicht wurde er u.a. im spanischen Bürgerkrieg eingesetzt.
1937 begann er seine bergmännische Ausbildung als Bergbaubeflissener und arbeitete im Steinkohlenwerk (Freital-)Zauckerode sowie in Zinnwald. Im Sommer 1938 nahm er an der Bergakademie Freiberg sein Studium in der Fachrichtung Bergbau auf.
Während des 2. Weltkrieges wurde er in einer Flakbatterie in Nordwestfrankreich und Polen eingesetzt. Während eines Urlaubssemesters legte er im Februar 1943 einen Teil der Diplomvorprüfung ab. Im Mai 1945 begab er sich bei Olmütz in sowjetische Kriegsgefangenschaft und arbeitete zwei Jahre in Kischinew (Moldawien) in einem Steinkohlenwerk im Donbass.

Wieder in die Heimat zurück gekehrt, heiratete er 1944 und bewarb sich anschließend bei der SAG Wismut in Brand-Erbisdorf. Gleichzeitig reichte er seine Immatrikulation an der Bergakademie Freiberg ein, an der er auf Grund seines Dienstgrades während des Krieges abgelehnt wurde. Seine bergmännischen Praktika hatte er bereits in mitteldeutschen- und lausitzer Braunkohlengruben und im nordböhmischen Tiefbau geleistet.

Wolfgang Jobst arbeitete zunächst als Markscheidegehilfe im Objekt 15 der SAG Wismut auf dem Davidschacht und wurde 1949 als "Reviermarkscheider" auf der Reichen Zeche in Freiberg eingesetzt. Danach wurde er Obermarkscheider auf Schacht 209 des Objektes 15 der SAG Wismut in Bärenhecke bei Glashütte. Ab Frühjahr 1951 nutzte er die Möglichkeit, über das neu eingerichtete Fernstudium an der Bergakademie Freiberg das Diplom zu erwerben.

Ab Juni 1951 arbeitete er dann als Leiter der Arbeitsgruppe Brand der VEB Bleierzgruben Freiberg. 1955 bestand er die Diplomvorprüfung für die Fachgruppe Markscheidewesen und 1958 die Diplomprüfung. Während der "Markscheideranwärterzeit" wurde er in Oelsnitz, Knappenrode, Eisleben und an der Obersten Bergbehörde der DDR in Leipzig eingesetzt.

Seit der Bildung des Verbundbetriebes Grube Freiberg im VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" im Oktober 1963 leitete er die Markscheiderei, ab 1964 auch die des Betriebes Halsbrücke. Nach Betriebseinstellung am 30.06.1969 dokumentierte er als Leiter der Gruppe Territorialanalyse bergmännische Verwahrungsaufgaben risslich. Daneben wurde ihm die Anfertigung "Bergschadenkundlicher Analysen" für den Großraum Freiberg, für das Gebiet Ehrenfriedersdorf/Geyer/Thum und für Altenberg übertragen.
Danach arbeitete er im Direktionsbereich Wissenschaft und Technik, Abteilung Perspektiventwicklung. Wolfgang Jobst wurde während seiner beruflichen Karriere mit mehreren Auszeichnungen geehrt, u.a. zweimal als Aktivist und er erhielt den betrieblichen Titel "Arbeiterforscher".

Im April 1980 bat er aus gesundheitlichen Gründen um Auflösung seines Arbeitsverhältnisses. Als Rentner fand er jetzt Zeit, sein umfangreiches Wissen für die Erforschung der Geschichte des sächsischen Bergbaus einzusetzen. Seit 1981 gehörte er der Fachgruppe Bergbaugeschichte des Kulturbundes Freiberg an. Seine Forschungsarbeiten stellte er häufiger als vorher in Vorträgen, Presseartikeln und Büchern vor. Dabei konnte er auf sein jahrzehntelanges erworbenes Wissen als Markscheider zurückgreifen. Durch seine Beschäftigung mit dem ersten Seiger-Riss von Sachsen aus dem Jahre 1592, durch seine Chronik der Freiberger Gruben und das zusammen mit Walter Schellhas verfasste Werk über Abraham von Schönberg, wurde er weit über die Grenzen Freibergs hinaus bekannt. Als spezielle Themen seiner Forschungstätigkeit sind auch seine Arbeiten über die Wünschelrutengänger, über die Bergglocke in Brand-Erbisdorf und über Bergschäden zu nennen.
Engagiert setzt er sich auch für denkmalpflegerische Belange in Freiberg ein, wobei er sich auch aktiv an Denkmalpflegemaßnahmen beteiligt.
Der Freiberger Altertumsverein verlieh ihm 1992 die Ehrenmitgliedschaft. Die Verleihung des Bürgerpreises 2001 der Stadt Freiberg empfand er als ganz besondere Ehre.

Wolfgang Jobst übergab seine über Jahrzehnte zusammengetragenen Studien- und Forschungsergebnisse im Dezember 1997 und Oktober 2001 dem Sächsischen Bergarchiv zur Aufbewahrung. Ein Abgabeverzeichnis existierte nicht. Die Unterlagen werden unter der Bezeichnung "Nachlass Jobst" als eigener Bestand verwahrt. Der Bestand stellt eine gute Ausgangsbasis für zukünftige historische Forschungen dar.

Um die cirka 2,0 lfm übergebenen historiographische Bemerkungen, Manuskripte, bergschadenkundliche Untersuchungen der Benutzung zuzuführen, erfolgte im Dezember 2002 eine Verzeichnung der Unterlagen in der Datenbank Augias Archiv. Eine Bewertung der Unterlagen erfolgte nicht. Über den Enthält - Vermerk wurde der umfangreiche Akteninhalt voll, zum Teil auch nur auswahlweise erschlossen. Im Darin - Vermerk wurden vorhandene Zeichnungen, Risse und Fotos hervorgehoben. Das Feld "Gesperrt" vermerkt Akten, die gemäß § 10 Abs. 1 Satz 3 des SächsArchG einer Schutzfrist unterliegen. Im Feld Bemerkungen wurde die teilweise überlieferte alte Seitenzählung vermerkt. Die im Klassifikationspunkt 05. unter der laufenden Nummer 88 -110 erschlossenen bergschadenkundlichen Analysen wurden 1997 durch Herrn Miele im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch Einzelblatterschließung in Augias-Dos aufgenommen. Bei gewünschter Einsicht in diese Datei wenden Sie sich bitte an die diensthabende Benutzeraufsicht.
Zum jetzigen Zeitpunkt umfasst der Bestand "Nachlass Jobst" 111 Akteneinheiten/2,3 lfm.
Im Anschluss an die Erschließung erfolgt die abschließende technische Bearbeitung.

Freiberg, 09.01.2003

Christa Unger

Verwendete Literatur:

NL - Jobst 111 Autobiographie
Amtsblatt der Stadt Freiberg vom 19. Dez. 2001

Auswahl Bibliographie:

1. Jobst, Wolfgang; Schellhas, Walter: Abraham von Schönberg : Leben und Werk ; die Wiederbelebung des erzgebirgischen Bergbaus nach dem Dreißigjährigen Krieg durch Oberberghauptmann Abraham von Schönberg. - Leipzig : Dt. Verl. f. Grundstoffind., 1994. - 192, 24 S. (Freiberger Forschungsheft : Reihe D ; 198) (XVI 1142)
2. Jobst, Wolfgang: Der Bergbau auf dem Thurmhof Stehenden in der Freiberger Bertholdstadt. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 73=N.S.2(1993). - S. 5-20 (XI 709 a)
3. Jobst, Wolfgang: Der Freiberger Donatsfriedhof - erster außerhalb der Ringmauern angelegter städtischer Friedhof Sachsens. - In: Freiberger Blick (1995) v. 12. u. 26.7. (XVI 4054)
4. Jobst, Wolfgang: Das Freiberger Kornhaus. - In: Das Jahrbuch 1994 für die Region Freiberg. - S. 85-88 (XVI 3634)
5. Jobst, Wolfgang: Frühe Grubenrisse aus dem Freiberger Revier : der älteste wurde im Jahre 1592 gezeichnet. - In: Der Anschnitt 45(1993). - S. 159-161 (XVI 1444)
6. Jobst, Wolfgang: Letzter Zeuge eines bedeutenden Vorwerks : ABC - auf Baurissen wichtiger Orientierungspunkt. - In: Freiberger Anzeiger 3(1993)2, S. 13 (XVI 3118)
7. Jobst, Wolfgang: Der Münzbach - Thurmhof und das Vorwerk ABC in der Freiberger Bertholdstadt. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 80=N.S.9(1998). - S. 98-111 (XI 709 a)
8. Jobst, Wolfgang: St. Donatus - Patron einer ehemaligen Freiberger Parochie. - In: Beiträge zur Geschichte von Bergbau, Geologie und Denkmalschutz : Festschr. zum 70. Geburtstag von Otfried Wagenbreth. - Freiberg : TU Bergakademie, 1998, S. 90-95 (98.6054/2 4. LS-WA/Einzelbiogr.)
9. Jobst, Wolfgang: Wernerstolln. - In: Internationales Symposium "Abraham Gottlob Werner und seine Zeit", 19. bis 24. September 1999 in Freiberg/Sachsen, Deutschland (Tagungsband). - Teil II: Auf Werners Spuren (99.7073 8. LS-WA/Einzelbiographien)
10. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 73=N.S.2(1993). - S. 41-52 (XI 709 a)
11. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben : T. 2. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 74=N.S.3(1994). - S. 25-40 (XI 709 a)
12. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben : T. 3. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 76=N.S.5(1995). - S. 73-89 (XI 709 a)
13. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben : T. 4. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 77=N.S.6(1996). - S. 48-60 (XI 709 a)
14. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben : T. 5. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 80=N.S.9(1998). - S. 133-150 (XI 709 a)
15. Jobst, Wolfgang; Lauterbach, Werner; Reuß, Dieter: Woher unsere Straßen ihre Namen haben : T. 5. - In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 82=N.S.11(1999). - S. 156-64 (XI 709 a)
Historiographische Bemerkungen.- Bergschadenskundliche Untersuchungen.- Geschichte des Markscheidewesens in Freiberg.
Wolfgang Jobst wurde am 29.01.1916 in Leipzig geboren. Nach dem Besuch der Volkshochschule und des König-Albert-Gymnasiums in Leipzig bestand er bereits 1935 seine Reifeprüfung mit vorzüglich.
Um die Vorraussetzungen für ein Hochschulstudium zu schaffen, leistete er anschließend „freiwilligen Arbeitsdienst. Während seiner zweijährigen Wehrpflicht wurde er u.a. im spanischen Bürgerkrieg eingesetzt.
1937 begann er seine bergmännische Ausbildung als Bergbaubeflissener und arbeitete im Steinkohlenwerk (Freital-)Zauckerode sowie in Zinnwald. Im Sommer 1938 nahm er an der Bergakademie Freiberg sein Studium in der Fachrichtung Bergbau auf.
Während des 2. Weltkrieges wurde er in einer Flakbatterie in Nordwestfrankreich und Polen eingesetzt. Während eines Urlaubssemesters legte er im Februar 1943 einen Teil der Diplomvorprüfung ab. Im Mai 1945 begab er sich bei Olmütz in sowjetische Kriegsgefangenschaft und arbeitete zwei Jahre in Kischinew (Moldawien) in einem Steinkohlenwerk im Donbass.

Wieder in die Heimat zurück gekehrt, heiratete er 1944 und bewarb sich anschließend bei der SAG Wismut in Brand-Erbisdorf. Gleichzeitig reichte er seine Immatrikulation an der Bergakademie Freiberg ein, an der er auf Grund seines Dienstgrades während des Krieges abgelehnt wurde. Seine bergmännischen Praktika hatte er bereits in mitteldeutschen und lausitzer Braunkohlengruben und im nordböhmischen Tiefbau geleistet.

Wolfgang Jobst arbeitete zunächst als Markscheidegehilfe im Objekt 15 der SAG Wismut auf dem Davidschacht und wurde 1949 als Reviermarkscheider auf der Reichen Zeche in Freiberg eingesetzt. Danach wurde er Obermarkscheider auf Schacht 209 des Objektes 15 der SAG Wismut in Bärenhecke bei Glashütte. Ab Frühjahr 1951 nutzte er die Möglichkeit, über das neu eingerichtete Fernstudium an der Bergakademie Freiberg das Diplom zu erwerben.

Ab Juni 1951 arbeitete er dann als Leiter der Arbeitsgruppe Brand der VEB Bleierzgruben Freiberg. 1955 bestand er die Diplomvorprüfung für die Fachgruppe Markscheidewesen und 1958 die Diplomprüfung. Während der Markscheideranwärterzeit wurde er in Oelsnitz, Knappenrode, Eisleben und an der Obersten Bergbehörde der DDR in Leipzig eingesetzt.

Seit der Bildung des Verbundbetriebes Grube Freiberg im VEB Bergbau- und Hüttenkombinat "Albert Funk" im Oktober 1963 leitete er die Markscheiderei, ab 1964 auch die des Betriebes Halsbrücke. Nach Betriebseinstellung am 30.06.1969 dokumentierte er als Leiter der Gruppe Territorialanalyse bergmännische Verwahrungsaufgaben risslich. Daneben wurde ihm die Anfertigung der "Bergschadenkundlichen Analysen" für den Großraum Freiberg, für das Gebiet Ehrenfriedersdorf/Geyer/Thum und für Altenberg übertragen.
Danach arbeitete er im Direktionsbereich Wissenschaft und Technik, Abteilung Perspektiventwicklung. Wolfgang Jobst wurde während seiner beruflichen Karriere mit mehreren Auszeichnungen geehrt, u.a. zweimal als Aktivist und er erhielt den betrieblichen Titel "Arbeiterforscher".

Im April 1980 bat er aus gesundheitlichen Gründen um Auflösung seines Arbeitsverhältnisses. Als Rentner fand er jetzt Zeit, sein umfangreiches Wissen für die Erforschung der Geschichte des sächsischen Bergbaus einzusetzen. Seit 1981 gehörte er der Fachgruppe Bergbaugeschichte des Kulturbundes Freiberg an. Seine Forschungsarbeiten stellte er häufiger als vorher in Vorträgen, Presseartikeln und Büchern vor. Dabei konnte er auf sein jahrzehntelanges erworbenes Wissen als Markscheider zurückgreifen. Durch seine Beschäftigung mit dem ersten Seiger-Riss von Sachsen aus dem Jahre 1592, durch seine Chronik der Freiberger Gruben und das zusammen mit Walter Schellhas verfasste Werk über Abraham von Schönberg, wurde er weit über die Grenzen Freibergs hinaus bekannt. Als spezielle Themen seiner Forschungstätigkeit sind auch seine Arbeiten über die Wünschelrutengänger, über die Bergglocke in Brand-Erbisdorf und über Bergschäden zu nennen.
Engagiert setzt er sich auch für denkmalpflegerische Belange in Freiberg ein, wobei er sich auch aktiv an Denkmalpflegemaßnahmen beteiligt.
Der Freiberger Altertumsverein verlieh ihm 1992 die Ehrenmitgliedschaft. Die Verleihung des Bürgerpreises 2001 der Stadt Freiberg empfand er als ganz besondere Ehre.
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