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Beständeübersicht

Bestand

20353 Rittergut Breitingen

Datierung1548 - 1900
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)25,00
Geschichte des Ritterguts Breitingen

Breitingen liegt südwestlich von Borna, im heutigen Landkreis Leipzig. Es befand sich ursprünglich im Territorium des Bistums und späteren Stifts Naumburg-Zeitz und kam nach 1815 zum Justizamt Borna.
Das Dorf Breitingen mit seinem Rittergut wurde 1265 erstmals urkundlich erwähnt. [01] Im 14. Jahrhundert wurde Breitingen als Amt bezeichnet. Es verwaltete den Besitz des Bistums im nördlichen Pleißenland und umfasste lediglich die Dörfer Breitingen, Regis und Blumroda. Bis Ende des 17. Jh. verschwand die Bezeichnung Amt nach und nach aus den Quellen, ab 1590 wurde Breitingen als Teil des Amtes Zeitz geführt. Einige Strukturen einer Amtsverwaltung blieben jedoch bis ins 18. Jh. erhalten. So gab es z. B. noch um 1750 einen Amtsschösser und auch die Bestallung von Personal folgt den Gepflogenheiten sächsischer Ämter. [02] Nach den Gebietsabtretungen in Folge des Wiener Friedens von 1815 kam Breitingen zum Amtsbezirk Borna.
Im Jahr 1592 wurde Heinrich von Bünau mit dem Rittergut Breitingen belehnt. Drei Jahre später erhielt das zugehörige Dorf Regis das Recht, einen Jahrmarkt und Wochenmärkte abzuhalten und galt fortan als Marktflecken, der sich in den folgenden Jahren zur Stadt entwickeln sollte.
Seit dem Beginn des Jahres 1651 war der Obrist Carl Bose [03] im Besitz des Rittergutes mit den dazu gehörigen Dörfern Breitingen und Blumroda sowie dem Flecken Regis. Er hatte es von Haubold Heinrich von Starschedel erkauft, der es nach Heinrich von Bünau besessen hatte.
Carl Bose folgte 1657 sein damals erst acht Jahre alter Sohn Carl Haubold. Nach dessen Tod 1721 übernahm zunächst seine Witwe Christiane Hedwig geb. von Bünau das Rittergut. Das war möglich, da Breitingen zu dieser Zeit sowohl Mann- als auch Weiberlehn war. Als sie am 3. Mai 1726 verstarb, kaufte ihr ältester Sohn Carl Alexander das Gut aus dem Nachlass für 84.000 Gulden. Sein Nachfolger war sein einziger Sohn mit dem gleichen Namen. Im Jahr 1789, nach dessen Tod, erbten die hinterbliebenen fünf Söhne Breitingen. Am 3. Oktober 1821 wurde es dann von der Familie Bose an den Kaufmann Friedrich Gottlob Hertwig für 137.000 Taler verkauft.
Im Dreißigjährigen Krieg fiel die Stadt Regis mehrfach Plünderungen zum Opfer. Während des Siebenjährigen Krieges wurden die Dörfer von preußischen Truppen besetzt, 1761 wurde Regis in Brand gesteckt. Schon 1806 lagerten wiederum Truppen in der Stadt, diesmal französische Einheiten.
Im Jahr 1810 wurde nachweislich erstmals in der Gegend Braunkohle abgebaut. Dieser Industriezweig sollte in den nächsten Jahrhunderten die Entwicklung der Stadt beeinflussen. Nachdem Breitingen vorübergehend in Staatsbesitz war, kaufte es 1913 ein Vorgänger der Aktiengesellschaft Sächsische Werke, ein Unternehmen in Sachsen, dessen Betriebe auf dem Gebiet der Gewinnung von Braunkohle und deren Verwertung arbeiteten. 1920 vereinigte sich Breitingen mit Regis zur Stadt Regis-Breitingen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Land des ehemaligen Ritterguts an Neubauern aufgeteilt.
Die Gemeinde Blumroda musste in den Jahren 1952 bis 1957 einem Braunkohltagebau weichen, es blieben nur noch wenige Resthäuser erhalten.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Schriftgut des Ritterguts Breitingen ist aus zwei verschiedenen Überlieferungslinien hervorgegangen.
Als schriftsässiges Rittergut stellte Breitingen einen eigenständigen Gerichts- und Verwaltungsbezirk dar. Bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung entstand ein wesentlicher Teil des überlieferten Schriftgutes. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Dieser Teil der Überlieferung wurde bei der Wiederherstellung der Urprovenienzen aus den Nachfolgebehörden herausgelöst und vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden an das Staatsarchiv Leipzig übergeben.
Der zweite Teil der Überlieferung, das Schriftgut der Rittergutswirtschaft und des Familienarchivs, blieb zunächst Eigentum der Rittergutsbesitzer, zu denen im Fall Breitingen seit Ende des 19. Jh. der sächsische Staat gehörte. Nach dem Verkauf des Rittergutes an die Aktiengesellschaft Sächsische Werke gelangte das bis dahin in Breitingen verbliebene Schriftgut 1924 ins Hauptstaatsarchiv Dresden und wurde dort 1927 durch ein handschriftliches Repertorium mit Registratursignaturen erschlossen. Auch dieser Teil des Bestandes wurde 1962 an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Bereits 1957 war ein Aktenpaket mit Unterlagen von diesem Rittergut vom Rat der Stadt Regis-Breitingen übernommen wurden. In Leipzig wurde aus all diesen Teilen ein Bestand formiert und 1968 im Rahmen eines Praktikums durch ein maschinenschriftliches Findbuch erschlossen. 1999 wurden 13 Akten aus dem Bestand herausgelöst und provenienzgerecht den Beständen Kgl. Landgericht Borna und Gerichtsamt Borna zugeordnet.
Im Jahr 2010 erfolgte die Retrokonversion des Bestandes. Dabei wurden die Verzeichnungseinheiten aus dem maschinenschriftlichen Findbuch in eine Augias-Datenbank übertragen. Die Titelangaben wurden sprachlich modifiziert, gegebenenfalls Enthältvermerke hinzugefügt und die Gliederung grundlegend überarbeitet. Arbeitsgrundlage für diese Überarbeitung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge. Die neuen Archivsignaturen wurden fortlaufend nach dem Bär'schen Prinzip vergeben.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht.
Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Breitingen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Borna" befinden.
Der mit dem vorliegenden Findbuch nun vollständig erschlossene Bestand "Rittergut Breitingen" besteht aus 1218 Akteneinheiten, hat einen Umfang von rund 24 lfm und umfasst den Zeitraum von 1548 bis 1900.

Überlieferungsschwerpunkte
Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit. In sehr großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben. Von regional- und heimatgeschichtlichen Interesse dürften die aus verschiedenen Jahren überlieferten Unterlagen zur Kirchen- und Schulgeschichte sowie der Lokalverwaltung sein.
In geringerem Maße sind Archivalien über die Gutswirtschaft vorhanden, wobei es sich vor allem um Material handelt, welches die Einnahmen aus herrschaftlichen Rechten dokumentiert. Eine Besonderheit der Überlieferung des Rittergutes Breitingen sind die zahlreichen Akten, die von der Einnahme des Lehngeldes nach dem Tod des Gerichtsherrn und den Widerstand der Untertanen gegen diese Abgabe handeln.
Das Familienarchiv enthält Unterlagen der Familien Bose und Hertwig. Hierbei ist besonders das Schriftgut der Familien Bose umfangreich und aussagekräftig. Die Archivalien umfassen neben allgemeinem Familienschriftgut auch Nachrichten des vogtländischen Zweiges der Familie sowie verschwägerter Familien, besonders des Geschlechts von Bünau. Besonders reichhaltiges Material findet man über die Zeit der vormundschaftlichen Vertretung des Rittergutsbesitzers Carl Alexander Bose (1741-1789).

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20353, Rittergut Breitingen Nr. (fettgedruckte Zahl).



Verweise auf korrespondierende Bestände
Staatsarchiv Leipzig
20006 Amt Borna
20025 Amtshauptmannschaft Borna
20058 Kgl. Landgericht Borna
20084 Gerichtsamt Borna
10116 Amtsgericht Borna
20632 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen
20640 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain

Hauptstaatsarchiv Dresden
11605 AG Sächsische Werke (ASW)
12613 Gerichtsbücher

Jens Kunze
Oktober 2010



[01] Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Teil I (962–1357), bearb. von Paul Kehr (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 36), Halle 1899, S. 318.
[02] Siehe Gliederungspunkt "01.02.03 Personalangelegenheiten der Amts- und Gerichtsverwaltung".
[03] Zu Breitingen unter der Familie Bose vgl. Bose, Carl Emil von, Die Familie von Bose. Beiträge zu einer Familiengeschichte. Dresden o. J., S. 55 f. Vgl. auch Zimmermann, Paul, Chronik von Regis mit Blumroda. Zugl. ein Beitrag zur Geschichte des Zeitzer Stiftes, Regis 1909.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Gerichtsbücher.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Bünau, von Bose und Hertwig.
Das schriftsässige Rittergut Breitingen südwestlich von Borna befand sich ursprünglich im Territorium des Amts Zeitz und kam nach 1815 zum Justizamt Borna. Als Rittergutsbesitzer sind die Familien Reiche, von Bünau, von Bose und Hertwig bekannt. Die Patrimonialgerichtsbarkeit des Ritterguts erstreckte sich über Breitingen, Blumroda und Regis. Am 19. Dezember 1855 ging diese Gerichtsbarkeit nach Abtretung an den Staat auf das Königliche Landgericht Borna über.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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